„Große Füße sehr willkommen“: Die enthemmte Parallelwelt von Dortmunds Dating-Apps

Tinder, Lovoo und Co.

Tinder, Lovoo, Grindr: Wer in Dortmund auf Partnersuche ist, kann zwischen vielen verschiedenen Dating-Apps auswählen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein Blick in eine Parallelwelt.

Dortmund

, 11.07.2021, 15:00 Uhr / Lesedauer: 3 min
Auch in Dortmund suchen viele ihre Partner in Dating-Apps. Das nimmt teilweise kuriose Formen an.

Auch in Dortmund suchen viele ihre Partner in Dating-Apps. Das nimmt teilweise kuriose Formen an. © Markus Winkler/Unsplash

Die verrücktesten Menschen Dortmunds scheinen sich auf Tinder rumzutreiben. Zumindest, wenn man den Profilen glaubt, die Dortmunder Singles für sich in der Dating-App angelegt haben. „Ich bin eine sehr verstrahlte Person“, schreibt Vera* (25). Julian (38) ist der Meinung, er sei ein „liebenswerter Chaot mit nem gesunden Sprung in der Schüssel.“ Lea (25) ist „leicht crazy“ und Johannes vor allem gesellig, lustig und - halten Sie sich fest - manchmal komisch.

Sich selbst für möglichst verrückt und ausgeflippt zu halten, scheint auf Tinder gut anzukommen. Neben Fotos von nackter Haut, Sonnenuntergängen und dicken Autos.

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Dass die Tinder-Nutzer in Dortmund Teil einer Parallelwelt sind, in der ganz eigene Regeln gelten, hat sich während dieser Recherche schnell herausgestellt. Enthemmtes Flirten, unverblümte Angebote, detaillierte und seitenlange Anforderungskataloge an den zukünftigen Partner - was offline monatelanges Kennenlernen und Beschnüffeln voraussetzt, ist in Dating-Apps völlig enttabuisiert.

„Bitte nur melden, wer Sex möchte“

Das ist nicht nur bei einem Blick in die App Tinder festzustellen, sondern auch in den vielen anderen Smartphone-Partnerbörsen, die von Dortmunder Singles und anderen Suchenden genutzt werden.

„Bitte nur melden, wer Sex möchte, wir hassen dieses ganze Rumgeschreibe“, schreibt ein Paar auf 3Fun, einer App, die nur für Menschen ist, die auf der Suche nach Partnerinnen und Partnern für Dreier sind. Wer mit diesem Satz eine Bar betreten würde, müsste wahrscheinlich lange nach dem/der Dritten suchen.

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Auf 3Fun kommt diese direkte Art jedoch offenbar an. Was man sich von den Partnern wünscht, welche Erfahrungen und Vorlieben man mitbringt, welche Praktiken tabu sind, steht hier in der Regel ganz oben im Profil, direkt unter dem Foto der Nutzer. Vom Banker zum jungen Vater, von der Ärztin bis zur Studentin sind hier viele Dortmunder angemeldet, die - wie sie es häufig selbst bezeichnen - auf der Suche nach einem Abenteuer sind.

Lovoo und Bumble: Weniger nackte Haut, mehr Schnappschüsse

Diese Schamlosigkeit hat sich eine andere Dating-App sogar zum Motto gemacht. „Die schamlose App“ nennt sich die Plattform Pure, die über sich selbst schreibt „hier kannst du sein, wer immer du sein möchtest.“ Pure möchte offen für alle sexuellen Orientierungen und Vorlieben sein.

„Menschen, die mutig, lässig, aufgeschlossen und ehrlich sind, haben am meisten von Pure“, heißt es weiter. An diesen Menschen scheint es in Dortmund aber noch ein wenig zu mangeln: Nur drei Nutzer werden für Dortmund angezeigt - von denen aber eine direkt eine Ansage macht: „Ich suche nach einer unterwürfigen Frau, die meine Sklavin sein möchte“, schreibt die Nutzerin auf Englisch.

Ein bisschen zurückhaltender geht es bei Lovoo und Bumble zu: weniger nackte Haut, dafür mehr fröhliche Alltags-Schnappschüsse. Viele geben an, auf der Suche nach einer ernsten Beziehung zu sein. Kuriose Profile sucht man hier eher vergeblich.

Wer hier eine Beziehung sucht, hat die Kontrolle verloren

Anders sieht das wiederum aus, wenn man die App Grindr öffnet. In der Dating-App, die sich vorrangig an ein schwules Publikum richtet, geht es explizit zu. Fotos von nackten Oberkörpern und dem eigenen Schritt gehören hier wie selbstverständlich dazu. „Wer hier Freunde oder eine Beziehung sucht, hat doch die Kontrolle über sein Leben verloren“, schreibt ein Nutzer passend dazu in seinem Profil.

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Zwar finden sich auch hier Männer, die genau das angeben zu suchen. Die meisten Dortmunder Nutzer scheinen allerdings eher auf der Suche nach schnellem Sex zu sein. Und auch besondere Vorlieben werden hier offen kund getan: „Extrem große Füße sehr willkommen.“

Das genaue Gegenteil ist das lesbische Äquivalent zu Grindr: Auf Her posten die Nutzerinnen freundliche Fotos von sich, schreiben persönliche Zeilen über sich, ihre Haustiere, ihre Hobbys und ihr Coming-out. Viele geben an, auf der Suche nach einer monogamen Beziehung zu sein. Um Sex scheint es bei Her nur untergeordnet zu gehen.

*Alle Namen wurden von der Redaktion geändert.

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