Gigantische Einbußen in der Gastronomie: „Lockerungen helfen nur bedingt“

© Benjamin Trilling

Gigantische Einbußen in der Gastronomie: „Lockerungen helfen nur bedingt“

rnRestaurants und Co.

Restaurantbesuche sind schon lange wieder möglich. Trotzdem kämpfen viele Gastronomen ums Überleben. Der Grund für die anhaltende Krise sind nicht nur die Corona-Einschränkungen.

Dortmund

, 12.02.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Weniger Kunden, weniger Umsatz: Gastronomen beklagen „gigantische“ wirtschaftliche Einbußen, Industrie- und Handelskammer (IHK) wie auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) stoßen ins selbe Horn.

Fast zwei Drittel seien es unter den Gastronomen im Ruhrgebiet, die oft massiv verringerte Umsätze meldeten, die IHK bilanziert hier verlustreiche Monate für Restaurantbetreiber und Wirte: „Das hängt damit zusammen, dass das in früheren Jahren so einträgliche Weihnachts- und Silvestergeschäft zum zweiten Mal in Folge von massiven Corona-Einschränkungen geprägt waren“, erklärt Heinz-Herbert Dustmann, Präsident der IHK zu Dortmund.

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Wer sich unter Dortmunder Gastronomen umhört, erhält ähnliche Einschätzungen: Detlef Lotte betreibt deutschlandweit Restaurants, darunter zwei Adressen in Dortmund: das Dieckmann’s und das „Schönes Leben“ im Kreuzviertel. Er klingt nicht zufrieden, wenn er im Restaurant in der Liebigstraße auf die letzten Monate zurückblickt, vor allem auf den Dezember.

Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent

„Das ist eigentlich ein ertragreicher Monat für die Gastronomie“, sagt er über diese Zeit rund um Weihachten. Doch am Jahresende blickt er auf einen Umsatz, der weiterhin 50 Prozent geringer ausfiel als vor der Pandemie. „Daran lässt sich erkennen, dass man keinen Ertrag machen kann.“

Nach seiner Erfahrung seien 80 Prozent des Umsatzes von 2019 erforderlich, damit Gastronomen überhaupt in die Reichweite eines Ertrages kämen.

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Wie der auf Nachfrage beziffert, beklagten Gastronomen in den Jahren 2020 sowie 2021 Umsatzeinbußen von 40 Prozent. Blickt man auf das neue Jahr, falle die Bilanz noch negativer aus so Thorsten Hellwig vom DEHOGA NRW: „Im Januar 2022 hatten wir 47 Prozent Umsatzeinbußen.“

Viele blickten in eine ungewissen Zukunft, da die Rücklagen für eine Altersversorgung aufgebraucht seien. „Das sind gigantische Umsatzeinbußen“, sagt Hellwig, „und die treffen die Branche in mittlerweile drei Jahren.“

Auch die Unsicherheit in der Bevölkerung ist ein Faktor

Doch ausschließlich mit Lockerungen, wie sie vielfach gefordert werden, sei der Gastronomie nicht geholfen. Denn gerade rund um die Weihnachtszeit hätten für viele eher subjektive Vorsichtsmaßnahmen gegen einen Restaurantbesuch gesprochen, so Hellwig: „Solange die Menschen diese Unsicherheit haben, helfen Lockerungen nur bedingt.“

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Diese Unsicherheit betrachtet auch Lotte als Faktor der aktuellen Umsatzkrise. „Die Menschen befinden sich in der Schockstarre“, meint der Gastronom. Für viele stelle sich demnach die Frage: Bleibe ich Zuhause oder riskiere ich eine Infektion mit der hochansteckenden Omikron-Variante?

Eigentlich freuten sich die Menschen, durch den Restaurantbesuch am öffentlichen Leben teilzunehmen, meint Lotte: „Die Gastronomie ist das Wohnzimmer der Republik.“ Aus seiner Sicht schüre auch die mediale Berichterstattung über weiter steigende Inzidenzen die Unsicherheit.

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Keine Trendwende im Januar

Einlassbeschränkungen wie die 2Gplus-Regelung sieht der Gastronom jedoch nicht als ausschlaggebend für die Umsatzeinbußen. Indes beklagt er einen fehlenden Konsens bei Bund und Ländern: „Keiner weiß, wo es hingeht. Durch die Zankereien in der Politik wird es nicht besser für uns“, kritisiert Lotte. „Wir leiden als Gastronomen unter diesen Einflüssen.“

Auch der Januar habe den wirtschaftlichen Trend für ihn noch nicht umkehren können, „insbesondere durch die hohen Inzidenzen, die die Leute in nachdenklicher Stimmung halten.“

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Doch Lotte hofft, dass es ab März, spätestens aber im Mai wieder besser wird und mehr Kunden in die Restaurants kommen. „Das bedeutet, dass wir jetzt noch mal durchhalten müssen“, so Lotte.

Seine Tipps, um die Gastronomie durch die Coronakrise zu manövrieren: besonnen bleiben, positiv denken und ein respektvollen Umgang mit den Mitarbeitern bewahren. Und dann klingt Lotte fast philosophisch: „Wir Gastronomen sind die Botschafter der Zuversicht.“

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