Erinnerung an Pogromnacht soll Corona nicht zum Opfer fallen
Gedenkfeier
Corona hin oder her - es gibt Dinge, die dürfen trotz der Pandemie nicht in Vergessenheit geraten. Dazu gehören die Schrecken der Pogromnacht im Jahre 1938. Wickede erinnert daran.

Als dieses Archivfoto entstanden ist, gab‘s noch kein Corona und auch keine Maskenpflicht: Schüler erinnern an die Schrecken der Pogromnacht 1938. © Oliver Schaper (Archiv)
Die Erinnerung an die Pogromnacht des Jahres 1938 hat in Wickede schon eine lange Tradition. Im Laufe der Jahre hat sich hier ein ganz eigenes Veranstaltungsformat entwickelt.
Es gibt keine Reden von Erwachsenen, es sind die Kinder von Steinbrink- und Bach-Grundschule sowie der Katholischen Hauptschule Husen, die über das Schicksal der Juden in diesen Dörfern berichten.
In den vergangenen Jahren haben sich die Lehrer der teilnehmenden Schulen in den Archiven auf Spurensuche begeben, schauten, wo Juden in Wickede lebten und wie in ihre Leben eingegriffen wurde.
Die Schüler erzählten davon, dass Wickede früher eine große jüdische Gemeinde hatte, und davon, dass das Leben fast aller jüdischer Wickeder im KZ endete.
Oft über 100 Teilnehmer
Mit oftmals weit über 100 Teilnehmern gehört dieser Termin in Wickede darüber hinaus zu den großen Gedenkveranstaltungen in Dortmund. Auf das Treffen auf dem Levi-Cohen-Platz folgte stets die Kranzniederlegung am Gedenkstein auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofes der jüdischen Gemeinde Wickedes. Abschließend wärmten sich die Teilnehmer im evangelischen Begegnungszentrum an der Johannes-Kirche am Wickeder Hellweg auf. Dort gab es neben Gesprächen auch Kakao und Plätzchen, die Frauen der Frauenhilfe haben über Jahrzehnte hier stets für einen schönen Ausklang gesorgt.
Kranzniederlegung im kleinen Kreis
Angesichts der Corona-Situation hat noch die alte Bezirksvertretung entschieden, dass die Veranstaltung in dieser Form 2020 nicht durchführbar ist. Aber so ganz kampflos soll das Gedenken nicht dem Corona-Virus geopfert werden.
Daher liegt der neuen Bezirksvertretung zur konstituierenden Sitzung ein gemeinsamer Antrag von SPD, CDU, Bündnis 90 Die Grünen sowie den Einzelmitgliedern der Parteien Die Linke, Die Partei und der FDP vor. Die Unterzeichner wollen beschließen, auf jeden Fall die Kranzniederlegung in kleinem Kreis durchzuführen.
Noch-Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka freut sich über den von ihm initiierten Antrag: „Dass es hier schon vor der ersten Sitzung so ein starkes Signal gegen jeden Rassismus, gegen jede Ausgrenzung gibt, stimmt mich froh. Das ist ein sehr guter Auftakt! Dazu kommt, dass sich damit auch der Wille der demokratischen Parteien zur Zusammenarbeit abzeichnet, auch das ist ein wichtiges Zeichen für die Zukunft und ein prima Einstieg in die gemeinsame Arbeit für den Stadtbezirk Brackel.“
Die erste Sitzung der Bezirksvertretung Brackel, in der auch der Bezirksbürgermeister gewählt wird, findet am Donnerstag (5.11.), 16 Uhr, in der Aula der Geschwister-Scholl-Gesamtschule unter Corona-Bedingungen statt.