Einsatz gegen Rechts als Lehre aus der Vergangenheit

Gedenkfeier in der Bittermark

Gut 3000 Menschen haben in der Bittermark den Opfern der so genannten Karfreitagsmorde durch die Gestapo vor genau 70 Jahren gedacht. Bei der Feierstunde an dem Mahnmal für NS-Opfer spielten aber auch die aktuellen Aktivitäten von Rechtsextremisten in Dortmund eine große Rolle.

BITTERMARK

, 03.04.2015, 17:16 Uhr / Lesedauer: 2 min
Zu Ehren der NS-Opfer wurden am Mahnmal in der Bittermark Kränze niedergelegt.

Zu Ehren der NS-Opfer wurden am Mahnmal in der Bittermark Kränze niedergelegt.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau erneuerte unter dem Beifall der Zuhörer die Forderung nach einem Verbot der Partei "Die Rechte". "Unsere Stadtgesellschaft wird sich von den braunen Umtrieben nicht einschüchtern lassen", betonte der OB.

Als unerträglich bezeichnete der Vorsitzende des Vereins Gedenkstätte Steinwache/Internationales Rombergpark-Komitee, Ernst Söder, die Aktionen der Rechten in den vergangenen Woche. Der Eindruck vieler Antifaschisten sei, dass eine kleine Clique die ganze Stadt terrorisiere und der Stadt hilflos zusehe, erklärte Söder.

Kritik an der Justiz

Er kritisierte nicht zuletzt auch die Justiz, die etwa nach den Auseinandersetzungen vor dem Rathaus am Abend der Kommunalwahl 2014 zahlreiche Verfahren gegen Rechte eingestellt hatte und das Verbot von rechtsextremen Veranstaltungen durch die Polizei aufgehoben hatte. "Es ist an der Zeit, dass auch einmal die Justiz beginnt, ihr Verhältnis zu Recht und Freiheit neu zu ordnen", sagte Söder.

 

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

Karfreitagsgedenken in der Bittermark

3000 Menschen gedachten am Karfreitag den vor 70 Jahren vor der Gestapo ermordeten Zwangsarbeitern und NS-Widerstandskämpfern. Dabei wurde auch der Bogen zum aktuellen Kampf gegen Rechtsextremismus geschlagen. Rund 600 Läufer und Wanderer waren mit dem Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf in die Bittermark gekommen.
03.04.2015
/
Jean Chaize (vorne 2.v.r.), Präsident der französischen Zwangsarbeiter-Vereinigung, war Ehrengast der Gedenkfeier und mit seiner Familie nach Dortmund gekommen. © Schaper
Jean Chaize war mit seiner Familie nach Dortmund gekommen. © Schaper
Vor der Gedenkfeier wurde neben dem Mahnmal ein Apfelbaum gefeiert, das als "lebendes Denkmal" an die NS-Opfer erinnern soll. © Schaper
Jean Chaize, Präsident der französischen Zwangsarbeiter-Vereinigung, bei seiner Rede in der Bittermark.© Schaper
Jean Chaize wurde bei seiner Rede von Wolfgang Asshoff (r.) assistiert, der die Gedenkfeiern mit französischer Beteiligung über Jahrzehnte mit organisiert hatte.© Schaper
Am Mahnmal wurden Kränze für die Opfer der Karfreitagsmorde niedergelegt. © Schaper
Am Mahnmal wurden Kränze für die Opfer der Karfreitagsmorde niedergelegt. © Schaper
Am Mahnmal wurden Kränze für die Opfer der Karfreitagsmorde niedergelegt. © Schaper
Auch ein Besuch in der Krypta des Mahnmals gehörte zur Gedenkfeier.© Schaper
Die Krypta im Innern des Mahnmals enthält das Grab eines unbekannten französischen Zwangsarbeiters. © Schaper
Ein Rundgang um das Mahnmal gehört alljährlich zur Gedenkfeier. © Schaper
Jean Chaize (93, Mitte) hatte schon in der 1950er Jahren an der Einweihung der Krypta teilgenommen. © Schaper
Am Mahnmal wurden Kränze für die Opfer der Karfreitagsmorde niedergelegt. © Schaper
Das Mahnmal mit den Reliefs des Künstlers Karel Niestrath war im vergangenen Jahr saniert worden. © Schaper
Rund 3000 Menschen nahmen an der Gedenkfeier teil.© Schaper
Lars Gutknecht und Carissa Wagner moderierten als "Botschafter der Erinnerung" die Gedenkveranstaltung. © Schaper
Oberbürgermeister Ullrich Sierau begrüßte rund 3000 Teilnehmer an der Gedenkveranstaltung.© Schaper
Jean Chaize (l.) mit Wolfgang Asshoff.© Schaper
Rund 3000 Menschen nahmen an der Gedenkfeier teil.© Schaper
Rund 3000 Menschen nahmen an der Gedenkfeier teil.© Schaper
Rund 3000 Menschen nahmen an der Gedenkfeier teil.© Schaper
Rund 3000 Menschen nahmen an der Gedenkfeier teil.© Schaper
Rund 3000 Menschen nahmen an der Gedenkfeier teil.© Schaper
Gut 3000 Menschen nahmen an der Gedenkfeier in der Bittermark teil.© Schaper
Der Kinderchor der Chorakademie begleitete neben einem Posaunenchor die Veranstaltung musikalisch. © Schaper
Zum Abschluss erinnerten die Botschafter der Erinnerung mit den Ehrengästen an die allgemeinen Menschenrechte. © Schaper
Im Schatten des Stadions begann der Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf. © Schaper
Rund 600 Wanderer und Läufer nahmen am Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf in die Bittermark teil.© Schaper
Rund 600 Wanderer und Läufer nahmen am Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf in die Bittermark teil.© Schaper
Rund 600 Wanderer und Läufer nahmen am Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf in die Bittermark teil.© Schaper
Rund 600 Wanderer und Läufer nahmen am Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf in die Bittermark teil.© Schaper
Rund 600 Wanderer und Läufer nahmen am Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf in die Bittermark teil.© Schaper
Rund 600 Wanderer und Läufer nahmen am Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf in die Bittermark teil.© Schaper
Rund 600 Wanderer und Läufer nahmen am Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf in die Bittermark teil.© Schaper
Schlagworte Dortmund

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand aber das Gedenken an die knapp 300 Widerstandskämpfer und Zwangsarbeiter, die im März und April 1945 unmittelbar vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Dortmund noch von der Gestapo ermordet worden waren, viele von ihnen im Rombergpark und in der Bittermark. Dass die Täter in der Nachkriegszeit für diese Verbrechen nicht oder zumindest nicht angemessen bestraft worden seien, bezeichnete Oberbürgermeister Sierau als "historischen Makel".

Gast aus Frankreich

Zum ersten Mal nach mehreren Jahren Pause nahm mit Jean Chaize als Präsident der Nationalen Französischen Vereinigung der Opfer der Zwangsarbeit in Nazi-Deutschland erstmals wieder ein Vertreter französischer Zwangsarbeiter an der Gedenkfeier teil. Der 93-Jährige bezeichnete das Mahnmal in der Bittermark als "außergewöhnliches Symbol für ein Land, das den Mut hat, sich seiner Vergangenheit zu stellen und sich quer durch alle Generationen für einen dauerhaften Frieden einsetzt."

 

Für die Generationen übergreifende Wirkung des Gedenkens in der Bittermark sorgen nicht zuletzt die "Botschafter der Erinnerung", junge Schüler und Studenten, die seit einigen Jahren die Gedenkveranstaltung mitgestalten und Erinnerungsarbeit leisten. "Sie sind unsere Brücke in die Zukunft". lobte Oberbürgermeister Ullrich Sierau.

600 Teilnehmer an Gedächtnislauf

Im Vorfeld der Gedenkfeier hatten rund 600 Wanderer und Läufer am Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf teilgenommen, der vom Stadion Rote Erde in die Bittermark führte. Er erinnert an den früheren Platzwart des BVB Heinrich Czerkus, der zu den Opfern der sogenannten Karfreitagsmorde 1945 gehört.

 

 

Dortmund am Abend

Täglich um 18:30 Uhr berichten unsere Redakteure für Sie im Newsletter Über die wichtigsten Ereignisse des Tages.

Lesen Sie jetzt