"Die Rechte der Frauen sind unantastbar"

Interview mit Kenan Kücük

Nach den sexuellen Übergriffen in Köln, Dortmund und anderen Städten fordert der Geschäftsführer des Multikulturellen Forums, Kenan Kücük, dazu auf, die hart erkämpften Frauenrechte zu akzeptieren. Vier Fragen an den 55-jährigen Sozialpädagogen.

DORTMUND

, 12.01.2016, 17:21 Uhr / Lesedauer: 2 min
Kenan Kücük, Geschäftsführer des Multikulturellen Forums.

Kenan Kücük, Geschäftsführer des Multikulturellen Forums.

Kenan Kücük ist 55 Jahre alt. Der gebürtige Türke ist Geschäftsführer des vor 30 Jahren in Lünen gegründeten Multikulturellen Forums. Seit vielen Jahren ist das Forum auch in Dortmund aktiv. Seit dem 1. Oktober 2015 betreibt es eine Geschäftsstelle auch in Dortmund. Kücük ist Sprecher des Facharbeitskreises Migration sowie Landes- und Bundessprecher des Paritätischen Wohlfahrtverbandes.

Herr Kücük, sexuelle Übergriffe in Köln, Dortmund und anderen Städten: Männer meist mit Migrationshintergrund bedrängten in der Silvesternacht Frauen, berührten sie unsittlich an und versuchten dabei, Wertgegenstände zu erbeuten - was sagen Sie als Landes- und Bundessprecher des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes dazu?

Kücük: Wie viele andere Menschen auch verurteile ich diese Taten. Wir können so etwas nicht tolerieren. Klipp und klar sage ich: Frauen haben jahrelang für ihre Rechte gekämpft. Sie sind nicht die Objekte anderer. Nur sie selbst dürfen über ihren Körper entscheiden. Niemand - egal aus welchem Kulturkreis - hat das Recht über sie zu bestimmen. Das ist ein Grundsatz, den alle akzeptieren müssen.

Was sagen Sie denen, die sich über Recht und Gesetz hinwegsetzen und Frauen sexuell belästigen?

Kücük:  Die Rechte der Frauen sind unantastbar. Wer meint, dass das anders ist, hat in diesem Land nichts zu suchen.

Die Vorfälle in Köln, Dortmund und anderen Städten haben großen Einfluss auf die Atmosphäre in Deutschland. Besorgt Sie das?

Kücük: Diese Vorfälle haben die Atmosphäre in Deutschland nachhaltig beeinflusst. Das bedaure ich sehr. Denn gerade in Deutschland gibt es eine große Bereitschaft und Offenheit für die Integration. Und es sind vor allem auch Frauen, die Flüchtlingen und anderen bei der Integration helfen. Ich verurteilte diese Taten auch deshalb aufs Schärfste.

Wenn Sie die Gelegenheit dazu hätten: Was würden Sie den Tätern sagen?

Kücük: Dass sie froh sein müssen, dass ein Land sie mit offenen Armen und mit Willkommenskultur aufgenommen hat. In diesem Land - und in keinem anderen Land - darf es solche Übergriffe auf Frauen nicht geben. In den Niederlanden nicht, in England und in Russland nicht, in Afghanistan nicht und in Deutschland nicht - nirgendwo. Wir haben es jetzt mit einem veralteten Umgang mit Frauen zu tun. Wir dürfen nicht zulassen, dass die von Frauen hart erkämpften Frauenrechte rückgängig gemacht werden.

 

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