Corona durch Reiserückkehrer: Gesundheitsamts-Chef kritisiert Bund und RKI

Coronavirus

Wieso ist die Corona-Inzidenz in Dortmund derart in die Höhe geschossen? Der Leiter des Gesundheitsamtes wird deutlich. Er wundert sich über das RKI sowie die Zahlen aus dem Ausland.

Dortmund

, 24.08.2021, 17:28 Uhr / Lesedauer: 2 min
Dr. Frank Renken ist Leiter des Dortmunder Gesundheitsamtes.

Dr. Frank Renken ist Leiter des Dortmunder Gesundheitsamtes. © Stephan Schuetze

Erst unmittelbar zum Ende der Sommerferien in NRW ist die Türkei zum Hochinzidenzgebiet geworden: am 17. August. Und die Folgen könne man nun in Dortmund sehen, sagt Dr. Frank Renken, der Leiter des städtischen Gesundheitsamts.

„NRW ist im Prinzip komplett rot. Und Dortmund hat es in besonderem Maße erwischt“, verdeutlichte Renken am Dienstag mit Blick auf die aktuelle Corona-Inzidenz. Der entscheidende Faktor: diejenigen, die aus dem Urlaub zurückgekehrt seien – „oder sozusagen aus dem Heimaturlaub“.

Kein Hochinzidenzgebiet? Keine Quarantäne

Warum es so wichtig ist, ob ein Land Hochinzidenzgebiet ist oder nicht: Ist es eins, muss man nach der Rückkehr nach Deutschland in Quarantäne. Ansonsten nicht.

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Man hätte die Türkei „auch schon eine Woche früher“ als Hochinzidenzgebiet festgelegen können, befand Renken, aber es sei die Entscheidung des Robert-Koch-Instituts und der Bundesregierung gewesen, das nicht zu tun.

„Kein dummer Zufall, sondern Absicht“

„Das ist sicherlich kein dummer Zufall, sondern Absicht gewesen für Nordrhein-Westfalen.“ Und eben diese Absicht sei „nicht besonders vorteilhaft“ gewesen und „schmerzlich“.

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Von den Mitarbeitern im Gesundheitsamt, die die Kontakte der Corona-Fälle nachverfolgen, bekomme er täglich Rückmeldungen. „Und die Türkei ist weit führend bei den Rückkehrern, wenn wir nachfragen: Wo sind Sie denn in den Sommerferien gewesen?“ Allerdings gehe es auch um andere Länder.

Viele Fälle aus Bulgarien und Rumänien

Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Serbien – alle weisen offiziell keine hohe Corona-Inzidenz auf. „Rätselhafterweise tauchen diese Länder ständig auf, wenn wir Fallaufklärung machen. Eigenartigerweise importieren wir von dort laufend Fälle.“

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Auch der Kosovo sei erst seit 22. August Hochinzidenzgebiet, seit nach den Sommerferien. Das Problem: Deutschland ist auf die Inzidenz-Zahlen angewiesen, die aus den anderen Ländern kommen.

Regelmäßige Tests in Schulen senken Dunkelziffer

Man könne ja nicht einfach ohne Zahlengrundlage ein fremdes Land als Hochinzidenzgebiet einstufen. „Wir können nur sagen, dass wir feststellen, dass Menschen von dort sehr häufig infiziert nach Dortmund kommen. Das ist alles.“

Seit Ende der Sommerferien gibt es in den Schulen wieder regelmäßige Tests für alle. Dort entdecke man eben auch die Corona-Infizierten, die nur geringe oder gar keine Symptome hätten.

„Übertragung innerhalb der gleichen Altersgruppe“

„Das zeigt dann, warum so viele Kinder betroffen sind“, verdeutlicht Renken. Ohnehin habe man derzeit eine Häufung an Fällen bei den Bis-20-Jährigen. „Das wird sich in den nächsten Wochen noch einmal massiv ausweiten. Dazu muss man kein Hellseher sein“, so Renken.

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Denn: „Übertragungen finden ganz überwiegend innerhalb der gleichen Altersgruppe statt. Das heißt: Die Noch-nicht-Betroffenen werden in den nächsten ein bis zwei Wochen betroffen sein. Und aus den Altersgruppen wird es dann auch an die anderen Altersgruppen weitergegeben.“

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