
© Kevin Kindel (Archivbild)
Inzidenz über 150: Im April gab es dafür noch eine Ausgangssperre
Coronavirus
Dortmunds Sieben-Tage-Inzidenz ist innerhalb kurzer Zeit auf über 150 geklettert. Vor vier Monaten war das zuletzt der Fall. Der Unterschied zu damals ist gewaltig.
Der Inzidenzwert, seit Monaten maßgebend für viele Regeln bezüglich der Corona-Pandemie und nun in der Diskussion, befindet sich in Dortmund im Steilflug nach oben.
Am 10. Juli lag die Zahl der Infektionen auf 100.000 Einwohner noch bei 5,8 – knapp sechs Wochen später hat sie 150 überschritten.
Infektionszahlen so hoch wie zu Beginn der dritten Welle
So hoch war der Wert zuletzt im April zu Beginn der dritten Welle. Doch im August 2021 ist alles anders.
Damals führte die dauerhaft hohe Inzidenz zu einer der ultimativsten Maßnahmen der gesamten Pandemie, einer Verhängung von Ausgangsbeschränkungen nach 22 Uhr.
Im April war kaum etwas erlaubt
Zudem galt eine Maskenpflicht in der Dortmunder Innenstadt sowie in öffentlichen Grünanlagen. Schulen waren im Wechselunterricht. Es galt ein Gebot, im Home Office zu bleiben.
Veranstaltungen waren untersagt, Gastronomie lahmgelegt und der Einzelhandel deutlich eingeschränkt. Hotels waren geschlossen, Reisen so gut unmöglich.
Bei vergleichbaren Zahlen gibt es nun deutlich mehr Freiheiten – wenn auch vieles noch längst nicht so läuft wie vor der Pandemie. Die 3-G-Regel ist in NRW am 20. August an die Stelle der (noch gar nicht so alten) Inzidenzstufen getreten.
Schulen in Präsenz, Nachtleben ist wieder möglich
Schulen sind in Präsenz gestartet. Es gibt wieder ein gastronomisches Geschehen und auch eine Art Nachtleben ist wieder möglich. Jeder war im Urlaub, die Büros sind wieder voller echter Menschen.
Viele fragen sich: Was hat sich in den vier Monaten verändert, dass wir hohe Inzidenzen wieder locker sehen können?
Den entscheidendsten Unterschied macht der Fortschritt bei den Impfungen im Vergleich zu April. Damals lag die Quote der Menschen mit mindestens einer Impfung noch bei rund 18 Prozent. Vollständig Geimpfte waren noch gar nicht erfasst.
Die Impfquote hat sich seit April fast vervierfacht
Im Spätsommer haben rund nach Berechnungen dieser Redaktion inklusive aller verfügbaren Quellen rund 64,5 Prozent der Dortmunderinnen und Dortmunder eine erste Impfdosis erhalten, etwa 59 Prozent sind vollständig immunisiert (Stand 25.8.).
Dies erlaubt es aus Sicht der politisch Verantwortlichen trotz steigender Zahlen wieder mehr zuzulassen, wenn entsprechende Kontroll- und Hygienebedingungen vorliegen. Erklärtes Ziel ist es, einen erneuten Lockdown zu verhindern.

Kulturveranstaltungen wie die Konzerte der Juicy Park Sessions sind seit Mitte Juni wieder möglich. © Oliver Schaper (Archivbild)
Künftig soll neben der Inzidenz auch die Belegung der Krankenhausbetten mit Sars-Cov2-infizierten Personen in einer Stadt von Bedeutung für die Einschätzung der Situation sein. Hier zeigt sich im Langzeitvergleich in Dortmund eine deutliche Entwicklung.
Situation in Krankenhäusern wird zum entscheidenden Faktor
Zwischen Oktober 2020 und Mai 2021 lag die Zahl der Covid-19-Patienten in den Dortmunder Krankenhäusern nahezu durchgängig bei über 100. Es gab nur vier Wochen im März, in denen die Zahlen kurz darunter sanken.
Am extremsten war die Situation am 27. April mit 171 Patientinnen und Patienten.
Ab Juni ging die Zahl der Krankenhauspatienten zuletzt bis auf 2 zurück (24. Juli). Allerdings ist seitdem auch wieder ein steigender Trend erkennbar. Am 20. August wurden 25 Personen wegen Covid-19 in einer Klinik behandelt, 8 davon auf der Intensivstation (6 beatmet).
Zuletzt gab es am 24. August einen Sprung von 19 Patienten auf 33. (Wir hatten an dieser Stelle zunächst auf Basis einer städtischen Info von 43 Patienten geschrieben - die Stadt hat diese Zahl aber im Nachhinein korrigiert.)
Warnungen vor einem Außerachtlassen der Inzidenz
Von dem Zustand aus dem Frühjahr, den Menschen aus dem aktiven Krankenhausbetrieb damals als äußerst belastend beschrieben, ist man noch weit entfernt.
Dennoch warnen Intensivmediziner bereits wieder vor einer drohenden Überlastung. Unter den schweren Verläufen insgesamt sind mit rund 30 Prozent deutlich mehr jüngere Menschen unter 40 als bei den vorherigen Infektionswellen.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
