365 Tage im Jahr sind Beamtinnen und Beamten der Kreispolizeibehörde Recklinghausen in Dorsten unterwegs. Und sie haben sich im Jahr 2023 mit einigen skurrilen, aufsehenerregenden und brutalen Fällen befassen müssen. Wir schauen deshalb auf die Verbrechen zurück, die in diesem Jahr die Menschen in Dorsten besonders beschäftigt haben.
Die Silvesternacht
Das Jahr startete in der Silvesternacht arbeitsreich für die Feuerwehr und Polizei. Gut ein halbes dutzend Mal mussten die Einsatzkräfte nach Mitternacht ausrücken - und wurden dabei teilweise sogar angegriffen. So suchte die Polizei ebenfalls nach zwei Männern, die einen Zigarettenautomaten an der Ecke Wischenstück/Eichenstück in Wulfen aufgesprengt hatten und mit Tabakwaren geflüchtet waren.

Drohung gegen die Vereinte Volksbank
Schreck für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbank-Hauptstelle am Südwall: Im Service-Center der Bank war am 9. Februar gegen 9 Uhr eine Bombendrohung eingegangen. Gut 30 Polizisten räumten in den folgenden Stunden einen Radius von 100 Metern um das Volksbank-Gebäude.
Betroffen waren auch die Sparkasse Vest, die Redaktion der Dorstener Zeitung sowie Teile des Seniorenzentrums am Südwall. Gleich fünf Spürhunde hatten die Volksbank nach einer möglichen Bombe durchsucht. Nach rund fünf Stunden dann die Gewissheit: Es ist keine Bombe gefunden worden.
Und auch die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft waren ins Leere gelaufen. Da kein Verdächtiger ermittelt werden konnte, sei das Verfahren bereits Anfang März eingestellt worden.
Blutige Messerattacke auf Ehefrau
An eine „Blutspur auf dem Parkplatz“ erinnerte sich Julian Kehrer am Tag nach der blutigen Messerattacke in Wulfen-Barkenberg. Ein 43-jähriger Mann aus Marl hatte am 6. Mai vor den Augen der Kinder seine Lebenspartnerin in einem Mehrfamilienhaus an der Talaue niedergestochen. Die Frau musste notoperiert werden. Noch vor Ort konnten die eintreffenden Polizisten den Täter festnehmen.
Der Mann steht mittlerweile seit dem 22. November vor Gericht in Essen. Dort wurden weitere Details bekannt. Demnach habe der Mann mehr als 20-mal mit einem Küchenmesser auf seine Partnerin eingestochen. Sein Verteidiger Burkhard Benecken: „Er bereut hochgradig, was passiert ist. Er hat total die Kontrolle verloren.“ Das Urteil soll voraussichtlich im Januar gesprochen werden.
Atlantis: Jugendlicher bricht Mann die Nase
Eine Prügelattacke im Freizeitbad Atlantis ist im Sommer zu einem Politikum geworden. Ein Jugendlicher hatte am 17. Juli einem 79-jährigen Dorstener die Nase gebrochen.
Die AfD griff den Fall via Facebook mit einem langen Fragenkatalog an Bürgermeister Tobias Stockhoff öffentlichkeitswirksam auf und auch eine Kleine Anfrage im NRW-Landtag stammte von der AfD. Das Justizministerium antwortete darauf, dass gegen einen „jugendlichen Beschuldigten mit deutscher Staatsangehörigkeit“ ermittelt werde. „Zu einem möglichen Migrationshintergrund des Beschuldigten“ lägen keine gesicherten Erkenntnisse vor.
Das jedoch weicht ab von dem, was die Dorstener AfD verbreitet hatte. Die Partei zitierte aus dem Schreiben des Anwalts, der das Opfer vertritt. Demnach habe „wohl ein 16-jähriger Badegast mit ausländischen Wurzeln“ die Tat begangen.

Macheten-Angriff am Kanal
Dariusz Daniszewski ist am 26. August nur knapp einer schweren Verletzung entgangen. Ein Unbekannter hatte ihn mit einer Machte am Dorstener Kanalufer rechts der B224-Brücke bedroht. „Er hat die Machete hinter sich her über den Boden geschleift“, erinnerte sich der 26-Jährige an die Situation am Rande des Altstadtschützenfestes.
Weiter erzählte Daniszewski: „Und dann hat er mit der Machete ausgeholt und auf das Metallgeländer geschlagen.“
Die Polizei nahm in der Folge die Personalien eines 24-jährigen Syrers und eines 33-jährigen Marokkaners auf. Bei der Durchsuchung fanden die Beamtinnen und Beamten ein weiteres Messer. Die Machete lag hingegen in einem Gebüsch, so die Polizei. Der Fall sorgte vor allem bei Facebook für viel Aufsehen. Ein entsprechender Beitrag war augenscheinlich auch in rechtspopulistischen Kreisen geteilt worden.
Vorausgegangen war eine handgreifliche Auseinandersetzung zwischen Daniszewskis einigen seiner Verwandten und einer größeren Gruppe. Mehrfach seien sie gegen 22 Uhr angepöbelt worden, sagte Daniszewski, ehe die Machete gezogen worden sei.

Überfall-Serie auf Tankstelle
Tankstelleninhaber Marcus Farr hatte es nicht leicht im Jahr 2023. Gleich dreimal ist die Westfalen-Tankstelle an der Gahlener Straße überfallen worden. Zunächst am 27. Juni, dann am 22. August und zuletzt am 28. August. Alle drei Taten wiesen auffällige Ähnlichkeiten auf. Beobachtet worden war jeweils ein Mann mit Maske bzw. Sturmhaube, teilweise auch mit Handschuhen und Schusswaffe. Doch die Beute war jedes Mal vergleichsweise niedrig.
Mehrere Wochen nach den Taten meldete die Polizei dann einen Ermittlungserfolg: Der Verdacht, dass es sich wegen der ähnlichen Beschreibung um ein und denselben Täter handeln könnte, habe sich nicht bestätigt. Stattdessen seien wohl vier junge Männer aus Dorsten zwischen 18 und 19 Jahren in wechselnder Besetzung für die Überfälle verantwortlich gewesen.

Bombendrohung gegen die Gesamtschule Wulfen
Ein Großaufgebot der Polizei war notwendig, um die Gesamtschule Wulfen am 6. November zu räumen. Gut 1.500 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte und andere Schulangestellte mussten das Gebäude verlassen. Vorausgegangen war eine Mail mit einer Bombendrohung. Die war bereits einige Tage zuvor im Postfach der Schule eingegangen.
Sinngemäß habe in dem Text gestanden, dass man Ungläubige töten wolle. Die Polizei ordnete die Drohung in den aktuellen Konflikt zwischen Hamas und Israel ein. Etwas Verdächtiges hatten die Ermittler im Schulgebäude allerdings nicht gefunden. Schulleiter Herrmann Twittenhoff bilanzierte nach dem Einsatz: Alles sei „ruhig und professionell“ verlaufen. Den Kindern und Jugendlichen sprach er ein großes Kompliment aus.

Amokdrohung an der Neuen Schule Dorsten
Zahlreiche Spezialkräfte der Polizei waren am 22. November zur Neuen Schule Dorsten geeilt. Eine 14-Jährige wird verdächtigt, telefonisch mit computerveränderter Stimme eine Amokdrohung ausgesprochen zu haben. Mehr als 700 Schülerinnen und Schüler mussten deshalb zunächst in ihren Unterrichtsräumen bleiben, bis die schwer bewaffneten Polizisten die Schule durchsucht hatten.
Nach stundenlangem Ausharren waren die Kinder und Jugendlichen zunächst in die Turnhalle geführt und von dort aus zum Treffpunkt Altstadt gebracht worden. Dort hatte die Stadt Dorsten eine Sammelstelle eingerichtet, wo die Angehörigen gewartet hatten.
Serie von Autoaufbrüchen
Zahlreiche Autos sind seit Mai in unregelmäßigen Abständen aufgebrochen worden. Mindestens fünf Serien dieser Art hat es im Mai, Juni, Juli, Oktober und November gegeben. Mehr als 100 Taten hat die Polizei gezählt. Ein 37-jähriger und ein 32-jähriger Tatverdächtiger säßen aufgrund dessen in Untersuchungshaft, berichtete Polizeisprecher Andreas Lesch. Des Weiteren befinde sich ein 24-Jähriger im Fokus der Polizei.
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