Eine Bombenentschärfung kann nie zur Routine werden, darf sie wohl auch nicht. Denn auch wenn die Entschärfung von Weltkriegsbomben in Castrop-Rauxel in der Nachkriegszeit bis heute zum immer wiederkehrenden Ereignis geworden ist: Zu viel Routine würde die Konzentration auf die wahrlich kitzlige Arbeit beeinträchtigen, die die Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Bezirksregierung Arnsberg immer wieder erledigen müssen.
In Castrop-Rauxel waren die Entschärfer im Jahr 2022 vier Mal gefordert. Und mit ihnen die Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW, Rettungsdienst, Polizei und natürlich vom Ordnungsamt. Und wir als Berichterstatter auch, in diesem Jahr sogar mit einigen Live-Streams.
Los ging es im April am Westring. Dort wurde am 5. April eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich entschärft. Risikoreich war diesmal speziell die Lage des Sprengkörpers.
Die Bombe war nämlich bei Sondierungsarbeiten auf einer Baustelle bei einem metallverarbeitenden Betrieb hinter der Wendt-Waschanlage gefunden worden und musste rasch entschärft werden. Viele Häuser und Bürogebäude sowie Supermärkte mussten in einem Radius um den Bombenfundort geräumt werden.
Die eigentliche Problematik, so der Mann, der die Bombe entschärfen musste, Andreas Brümmer vom Kampfmittelbeseitigungsdienst, „war diesmal tatsächlich gar nicht die Bombe oder der Zünder, sondern die Bergung der Bombe aus viereinhalb Meter Tiefe aus einem engen Schachtring und Matsch und Wasser.“
Die Bombe selbst war ein 250-Kilogramm-Exemplar der britischen Royal Air Force, deren Zünder das Herstellungsjahr 1944 trug. „Diese Zünder sind insoweit gefährlich, als die Detonatoren darin sowohl schlag- als auch reibungsempfindlich sind“, lautete Brümmers Einschätzung.

Weiter im Entschärfungsgeschäft ging es am 24. Mai im Norden der Stadt. In Ickern wurde eine weitere Fliegerbombe bei privaten Bauarbeiten an der Waldenburger Straße entdeckt. Um sie zu entschärfen, mussten in den Aapwiesen an diesem Tag gut 1300 Anwohner aus 440 Haushalten ihre Wohnungen verlassen.
Unter der Aufsicht von Uwe Pawlowski entschärfte Munitionsfachräumarbeiterin Patricia Heyne diese Zweieinhalb-Zentner-Bombe. Für Pawlowski, und das ist schon eine wirklich beeindruckende Zahl, war der Blindgänger in Ickern die 286. Bombe, die er entschärfte.
Viel los in den Aapwiesen
Bei Bauarbeiten im selben Ickerner Wohnviertel wurde am 1. September die nächste Bombe an der Kolberger Straße entdeckt. Rund 600 bis 800 Bewohner waren diesmal von der Evakuierung betroffen. Bei dem Blindgänger handelte es sich wieder um eine 250-Kilogramm-Bombe.
Anfang November dann waren wieder die Aapwiesen Schauplatz der vierten Entschärfung des Jahres. Am 2. November wurden die Menschen aus 400 Haushalten aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen. Die Bombe war diesmal bei Straßenbauarbeiten am Rande eines Gartens in 5,50 Metern Tiefe entdeckt worden.

Die britische Fliegerbombe mit Heckaufschlagzünder musste dabei teilweise kontrolliert gesprengt werden. Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes begruben den Zünder unter Sandsäcken, ehe das gefährliche Geschäft abgewickelt werden konnte.
Die nächste Bombe wird wohl nur eine Frage der Zeit sein. Gerade in den Aapwiesen, wo die große Wohnsiedlung erst nach dem Krieg in einem ursprünglichen Sumpfgebiet entstand, in dem so manche Flieger-Bombe beim Abwurf ohne Detonation im weichen Boden versank. Und dort bis jetzt unbemerkt liegt.
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