Als Bombenentschärfer Volker Lenz noch an Zünder, Detonator und Bombe herumfummelt, die Evakuierungszone noch Bestand hatte, da trat Bettina Liebig vor unsere Kamera. In unserem Livestream von der Entschärfungs-Aktion am Mittwochabend in den Ickerner Aapwiesen setzte die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung an zu einem rührenden Gruß. Ein Gruß, der an einen Mann ging, der sonst immer dabei gewesen ist. Aber diesmal nicht.
Es geht um Dieter Gerth, den die meisten Castrop-Rauxeler, vor allem die aus Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, EUV und dem Rathaus fast nur als Bomben-Dieter kennen. 20 Jahre lang war er derjenige, dessen Nachname „Gerth“ unter den Anordnungen des Ordnungsamtes stand, die eiligst ausgedruckt und dann in den Häusern verteilt wurden, wo Blindgänger gefunden wurden.
Auch wenn am Mittwochabend in Ickern alles reibungslos ablief, fast so, als wäre „Bomben-Dieter“ dabei gewesen: Es war doch anders für viele, die dabei waren. Denn Dieter Gerth vermochte es mit seiner Erfahrung, die Einsatzteams besonders anzusprechen und zu motivieren. Keine Bombe, die nicht auch von Dieter Gerth zumindest einmal in Augenschein genommen war. Kein Telefonat mit dem Kampfmittelräumdienst, das nicht von Dieter Gerth entgegen genommen wurde.
Nun ist Gerth erkrankt. Ob er jemals wieder bei einer Entschärfung die Aufgaben des Ordnungsamtes der Stadt in Händen halten wird, ist offen. Er sei auf einem guten Wege, aber jetzt habe Bettina Liebig die Aufgabe übernommen. Sie sei schon öfter bei den Entschärfungen im Team der Stadt dabei gewesen, aber erstmals war Bomben-Dieter nicht an ihrer Seite.

Sie kam also zur Kamera unserer Redaktion und sendete einen Gruß aus: Sie sei sehr zufrieden, danke allen, die bei der planmäßigen Durchführung und Vorbereitung geholfen hätten, sagte sie. „Die Entschärfung läuft gerade. An dieser Stelle gibt es aber noch eine persönliche Botschaft an einen Kollegen, der das 20 Jahre als Bomben-Dieter aus Castrop-Rauxel sehr erfolgreich gemacht hat“, sagte Liebig.
„Gute Besserung, Dieter, von allen, die hier vor Ort sind und an dich gedacht haben. Ganz oft habe ich gehört, dass sie gesagt haben: Der Dieter, der hat das immer sehr gut gemacht. Wenn also alles gut gelaufen ist, THW, Polizei, Feuerwehr und alle Einsatzkräfte gut mitgeholfen haben, das in deinem Sinne zu machen, wünschen wir dir alle zusammen gute Besserung.“
Ob das künftig auch mit Bettina Liebig geht, ob sie dann die Bomben-Bettina ist oder einfach nur „Liebig“ unter der Ordnungsverfügung steht? „Das sind Personalentscheidungen, die noch verfrüht sind. Erstmal hoffen wir auf eine baldige Genesung von Dieter. Alles weitere wird die Zukunft zeigen“, sagte Bettina Liebig im Interview.
Bettina Liebig im Interview auf rn.de/castrop
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