Dieter Gerth, Bomben-Experte beim Ordnungsamt (orangene Weste) mit Einsatzkräften des THW am Einsatzort, wo die Bombe entschärft wurde.

© Thomas Schroeter

Englische Fliegerbombe musste in Matsch und Wasser entschärft werden

rnWestring

Am Westring in Castrop ist am frühen Dienstagabend eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich entschärft worden. Risikoreich war diesmal speziell die Lage des Sprengkörpers.

Castrop-Rauxel

, 05.04.2022, 19:52 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eine englische Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg hat am Dienstagnachmittag für Aufregung am Westring gesorgt. Die Bombe war bei Sondierungsarbeiten auf einer Baustelle bei einem metallverarbeitenden Betrieb hinter der Wendt-Waschanlage gefunden worden und musste rasch geräumt werden.

Viele Häuser und Bürogebäude sowie Supermärkte mussten in einem Radius um den Bombenfundort geräumt werden. Ab 16 Uhr wurde der Bereich durch die Stadt Castrop-Rauxel evakuiert. Auch der EUV-Betriebshof war betroffen. Wie Feuerwehr-Sprecher Heiner Holtkotte berichtete, war man dafür mit den Löschzügen Castrop und Rauxel-Dorf sowie dem Technischen Hilfswerk vor Ort, „insgesamt rund 30 Einsatzkräfte.“

Das besonders kitzlige an der Angelegenheit: Die Bombe war zwar schon vergangene Woche eruiert worden, lag aber in rund vier Metern Tiefe und war zunächst im Erdreich nicht auszumachen gewesen. Erst nach einer Grundwasserabsenkung in dem Gebiet kam man an den gefährlichen Fund heran, der trotzdem noch im Wasser lag, nun aber keine Verzögerung der Entschärfung mehr erlaubte.

Im 250-Meter-Radius wurden alle Anwohner und Anlieger darüber informiert, dass sie ihre Wohnungen, Betriebsstätten und Büros zu räumen hatten. Betroffen waren unter anderem Teile der Herner Straße, der Schlenkestraße und der Bladenhorster Straße sowie die komplette Daimlerstraße und die Großbaustelle Landwehrbach.

Kampfmittelräumer Andreas Brümmer (r.) mit seinem Team nach der Entschärfung mit der Bombe und dem entfernten Zünder.

Kampfmittelräumer Andreas Brümmer (r.) mit seinem Team nach der Entschärfung mit der Bombe und dem entfernten Zünder. © Thomas Schroeter

Dabei mussten Betriebe sowie Wohnhäuser evakuiert werden. Anwohnerinnen und Anwohner konnten für die Dauer der Entschärfung in der Mensa der Sekundarschule, Kleine Lönsstraße 60, unterkommen.

Die gesamte Evakuierung, so konnte Bombenexperte Dieter Gerth vom städtischen Ordnungsamt später sagen, klappte auch reibungslos, sodass der Kampfmittelbeseitiger der Bezirksregierung schließlich im nun menschenleeren Gebiet um 17.40 Uhr an die riskante Arbeit gehen konnte.

Die eigentliche Problematik, so der Mann, der die Bombe entschärfen musste, Andreas Brümmer vom Kampfmittelbeseitigungsdienst, „war diesmal tatsächlich gar nicht die Bombe oder der Zünder, sondern die Bergung der Bombe aus viereinhalb Meter Tiefe aus einem engen Schachtring und Matsch und Wasser.“

Die Bombe selbst war ein 250-Kilogramm-Exemplar der britischen Royal Air Force, deren Zünder das Herstellungsjahr 1944 trug. „Diese Zünder sind insoweit gefährlich, als die Detonatoren darin sowohl schlag- als auch reibungsempfindlich sind“, so Brümmers Einschätzung.

Dieter Gerth, der um 17.55 Uhr per Handy Entwarnung in alle Richtungen geben konnte, war mit dem Verlauf der Räumung sehr zufrieden: „Dafür, dass das heute eine Ad-hoc-Maßnahme war, ist das super verlaufen.“ Alle Beteiligten von Polizei bis zur Firma Schollenberger Kampfmittelräumung hätten wunderbar zusammen gearbeitet, sodass die Räumung für die Kurzfristigkeit bestens geklappt habe.

Aus diesem Schacht musste die Bombe gehoben und entschärft werden.

Aus diesem Schacht musste die Bombe gehoben und entschärft werden. © Thomas Schroeter

Es könnte allerdings nicht die letzte Räumung an dieser Stelle sein. Denn bei den Überprüfungen hatte sich ein zweiter Verdachtsort an gleicher Stelle ergeben. Der soll am Mittwoch, 6. April, angegangen werden. Es könnte also sein, dass man dann schon wieder zur Räumung des selben Gebiets schreiten muss. „Mal abwarten“, so Dieter Gerth.

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