Der kleine italienischen Vorspeisenteller war tatsächilch ganz schön groß. © Ann-Katrin Gumpert
Restaurant-Check
Bei Vicino gibt es Pizza und Pasta für den schmalen Geldbeutel
Ein Blick in die Speisekarte vorab bei Vicino zeigt: Das Essen ist unschlagbar günstig. Aber was kommt da auf den Teller? Wir haben den Test gemacht.
Mittwochabend bei Vicino an der Herner Straße: Der Laden ist gut gefüllt, wir bekommen aber zum Glück noch einen Tisch. Die Kellnerin macht dort noch einmal sauber und begleitet uns dann zu unserem Tisch. Immer wieder kommen auch Gäste, die bestelltes Essen abholen. Der Laden scheint beliebt zu sein. Wir bestellen erst mal ein Pils.
Das Essen
Bevor die Vorspeise an den Tisch gebracht wird, gibt es Pizzabrötchen mit Kräuterbutter. Die sind super lecker und machen Appetit auf das, was danach noch kommen soll. Die Brötchen sind knusprig und sogar noch warm. Auch die Kräuterbutter ist perfekt: ein bisschen Knoblauch, Kräuter und die Konsistenz genau, wie sie sein muss.
Noch vor der Vorspeise gab es Pizzabrötchen: Die waren noch warm. © Ann-Kathrin Gumpert
Mit der Vorspeise dauert es ein wenig. Das ist aber nicht schlimm. Wir lassen uns in Ruhe die Pizzabrötchen schmecken und haben Zeit. Die Kellnerin entschuldigt sich, dass es so lange gedauert hat.
Der Schafskäse ist eine echte Überraschung. Der Blattspinat ist frisch und super lecker. Die Tomaten passen perfekt, es ist nicht zu viel Öl und der Schafskäse ist lecker darüber gekrümelt. Die Vorspeise wird an diesem Abend mein Highlight sein. Häufig gibt es überbackenen Schafskäse am Stück und sehr fettig durch viel zu viel Öl. Das ist hier ganz und gar nicht der Fall. Schon bin ich gar nicht mehr traurig, dass das Carpaccio nicht verfügbar ist.
Vorspeise zwei: Schafskäse mit Blattspinat und Tomaten. © Ann-Kathrin Gumpert
Meine Begleitung wählt zur Vorspeise den italienischen Vorspeisenteller – davon die kleine Portion. Die ist allerdings gar nicht so klein. Ich muss ein paar Happen mitessen, damit meine Begleitung nicht schon nach der Vorspeise pappsatt ist. Auf dem Teller findet sich alles, was man erwarten würde. Champignons, Aubergine, Tomate/Mozzarella mit Balsamico, Tomaten, Rucola und Parmaschinken. Die Schinken-Käse-Röllchen sind nicht wirklich italienisch, aber trotzdem lecker. Tipp: Nicht alles mit Käse bestreuen, sondern den Käse getrennt servieren. Dann kann man selbst entscheiden, ob man Champignons und Co. so essen möchte, oder mit Käse.
Meine Begleitung wählte den kleinen italienischen Vorspeisenteller. So klein war der gar nicht. © Ann-Katrin Gumpert
Auf die Hauptspeise müssen wir dann auch gar nicht mehr lange warten. Meine Begleitung hat sich aus der umfangreichen Karte etwas ganz Besonderes ausgesucht: Die Pizza Sex on the Beach. Pizzaliebhaber halten Pizza Hawaii ja schon für Frevel. Wer Pizza Hawaii aber mag, wird die Sex on the Beach Variante bei Vicino lieben. Eine Hälfte der Pizza wird mit Bolognese-Soße, Hollandaise-Soße, Käse, Schinken und Ananas serviert, die andere Hälfte mit Bolognese-Soße, Hollandaise-Soße, Käse, Thunfisch und Zwiebeln. Da ist alles dabei, was der Körper braucht. Meiner Begleitung schmeckt es ausgezeichnet, doch die Pizza ist so mächtig, dass er sie nicht ganz schafft. Der Name Killer on the beach wäre da wohl passender. Macht aber nichts, das letzte Stückchen lässt sich mein Begleiter einfach einpacken.
Ganz schön deftig war die Pizza Sex on the beach. © Ann-Kathrin Gumpert
Ich habe mich nach langem Hin und Her für die Spaghetti auf der Extrakarte entschieden. Die Spaghetti mit Grillgemüse und Basilikum-Pesto sehen auf den ersten Blick aus, als kämen sie aus dem Asia-Imbiss. Gemüse ist viel dabei, leider jedoch vor allem Paprika und die kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Das kann natürlich der Koch nicht wissen, dennoch wäre es schön gewesen, ein bisschen mehr Gemüsevielfalt auf dem Teller zu haben. Der Rest der Nudeln ist ein bisschen trocken und könnte auch kräftiger gewürzt gewesen sein. Für 6 Euro kann man sich allerdings nicht wirklich beschweren.
Die Nudeln mit Grillgemüse und Basilikumpesto waren ok. © Ann-Kathrin Gumpert
Nach einem Dessert werden wir dann nicht mehr gefragt. Auf der Karte zu Beginn habe ich auch keins entdeckt. Geschafft hätten wir das sowieso nicht mehr. Unsere Bäuche sind mehr als voll. Meine Begleitung braucht ein Schnäpschen für den Magen. Auf die Frage, welche Spirituosen vorhanden sind, weiß die Kellnerin keine Antwort. Die Karte bringt sie aber auch nicht noch einmal. Wir fragen nach Averna. „Gibt es“, sagt sie und bringt kurz darauf ein Pinnchen. Leider ist der Inhalt lauwarm und daher nur mäßig genießbar. Punktabzug!
Der Service
Die Bedienung war nett, aber auch keine gelernte Fachkraft, wie es den Anschein machte. Sie hat den ganzen Laden alleine geschmissen und hatte ihn gut im Griff. Allerdings gab es auch Schwächen. Als wir für die Weinauswahl noch einen Blick in die Karte werfen wollten, sagte sie, wir sollen einfach den Hauswein nehmen, das würde reichen.
Wegen der Lautstärke im Saal (siehe Atmosphäre) hatte sie wohl Probleme, uns zu verstehen. Das machte das Ganze etwas anstrengend. Bei der Frage nach einem Absacker wusste sie nicht, was auf der Karte steht. Die Karte wollte sie aber auch nicht noch einmal bringen. Stattdessen gab es auf Nachfrage einen Averna (siehe oben).
Die Preise
Die Preise bei Vicino sind einfach unschlagbar. Bei den Vorspeisen kostet der Schafskäse 5,50 Euro und die kleine Portion des italienischen Vorspeisentellers 6,90 Euro. Beides war von der Portion schon recht üppig. Wenn man danach noch eine Hauptspeise möchte, kann man sich die Vorspeise auch gut teilen.
Bei den Hauptspeisen ist es ähnlich. Meine Nudeln kosteten 6 Euro, mehr wäre aber auch nicht fair gewesen. Die Pizza kostete 9 Euro, davon werden auch glatt zwei Leute satt. Also: für die angebotene Qualität und die Menge sind die Preise top - Preis-Leistung stimmt also.
Die Atmosphäre
Der Saal ist funktional eingerichtet, alles ist sauber. An dem Mittwochabend, an dem wir dort gegessen haben, war viel los. Das ist immer schön, wird allerdings bei Vicino recht laut, weil die Tische in einem großen Raum stehen. Deko gibt es wenig. Ein Tipp: Ein kleines Blümchen auf jeden Tisch macht den Raum schon viel gemütlicher. Allerdings muss bei den Preisen auch klar sein, dass man nicht im Gourmet-Restaurant mit weißen Tischdecken und Stoffservietten speist.
Der Gastraum im Vicino ist funktional eingerichtet, aber alles ist sauber. © Matthias Stachelhaus
Kinderfreundlichkeit
Für Kinder gibt es Spezialangebote. Im Set für 5,90 Euro enthalten sind eine Pizza in verschiedenen Variationen und ein Softdrink (Wasser, Limo, Cola, etc.). Die Nudelgerichte stehen zwar nicht auf der Kinderkarte, viele davon dürften aber auch den Kindern munden.
Barrierefreiheit
Um ins Restaurant zu gelangen, muss man vier Treppenstufen überwinden. Das Lokal selbst ist barrierefrei. Wer allerdings zur Toilette muss, hat ein Problem. Denn die liegt im Keller des Restaurants, zu dem eine steile Treppe hinab führt. Barrierefrei ist das Restaurant also nicht.
Anfahrt/Parken
Die Bushaltestelle Münsterplatz ist nur wenige Gehminuten entfernt. Parken kann man an den angrenzenden öffentlichen Parkplätzen in der Innenstadt gegen Gebühr.
Mein Fazit
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist wirklich unschlagbar. Für 6 bis 8 Euro pro Hauptgericht kann man eben keine Gourmet-Küche erwarten. Allerdings sollte man die Karte aufräumen und Speisen wie das Carpaccio, das es nicht gibt, streichen. Beim Service ist Luft nach oben. Für Familien oder große Gruppen mit schmalem Geldbeutel top – auf der Karte ist schließlich für jeden etwas dabei.
Das sagt das Netz zum Vicino
Bei den Google-Bewertungen kommt Vicino ziemlich gut weg. Die meisten User loben das leckere Essen und die freundliche Bedienung. Manche erwähnen auch die Kinderfreundlichkeit. „Hier darf ein Kind Kind sein“, schreibt beispielsweise ein Nutzer. Negative Kritiken gibt es aber auch. Bemängelt wird da vor allem, dass die Pizza zu fettig ist.
Ein Nutzer schreibt, er habe im Restaurant keine Pizzabrötchen vorab bekommen mit der Begründung, die gäbe es nur bei Pizzalieferungen. Das können wir so nicht bestätigen, wir haben Pizzabrötchen bekommen. Ein anderer Nutzer kritisiert den Lieferservice. Der habe wegen des zu weiten Wegs nicht kommen wollen, ein paar Tage zuvor sei das aber kein Problem gewesen. So kommt das Vicino bei 79 Bewertungen auf 4,5 Sterne.
Bei Facebook gibt es bei 42 Bewertungen insgesamt 4,1 Sterne. Inhaltlich zeigt sich dort ein ähnliches Bild. Allerdings kritisieren dort mehrere Nutzer den Lieferservice, der entweder sehr spät (nach zwei Stunden) oder sogar mehrfach gar nicht gekommen ist.
Restaurant-Infos
Vicino - Pizzeria/Trattoria, Herner Straße 46, 44575 Castrop-Rauxel, Tel. (02305) 25612, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag und Sonn- und Feiertage: 12 bis 22 Uhr, Freitag und Samstag: 12 bis 23 Uhr.
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