Das China-Restaurant Jade gilt als bestes seiner Art in Castrop-Rauxel. Ein Ruf, dem Küche und Gastgeber beim Restaurant-Check erst einmal gerecht werden müssen.
Wer heutzutage chinesisch essen gehen will, den zieht es nur allzu oft in eines der „All you can eat“-Büfetts, die im Laufe der vergangenen Jahre in vielen Städten den Markt der asiatischen Küche übernommen haben. Dass es sich lohnt, trotz dieses scheinbar endlosen Angebots noch chinesisch à la carte essen zu gehen, zeigt das China-Restaurant Jade an der Oberen Münsterstraße.
Von außen erscheint das Jade zunächst relativ unscheinbar. Der Blick durch die Glastüren lässt aber keinen Zweifel daran, dass man hier chinesisch schmausen geht. Das Interieur ist ganz wie man es bei einem klassischen chinesischen Restaurant erwartet.
Schnell werden wir, obwohl das Lokal bereits gut besucht ist, von einem Kellner begrüßt und zu unserem Tisch nahe der Theke begleitet. Es gibt einen kleinen, fruchtigen Aperitif, dazu die Speisekarte und die Getränkebestellung wird gleich mit aufgenommen.
Beim Blick in die Speisekarte sind wir, wie fast immer beim Chinesen, zunächst etwas überfordert. Die schiere Menge an verschiedenen Gerichten und Kombinationen von Fleischsorten, Beilagen und Soßen ist immens. Unsere Wahl fällt auf die Nr. 10 und die Kombinationsgerichte D 1 und D 2. Dahinter verbergen sich der „Jade“-Spezialitäten-Vorspeisenteller für zwei Personen, Gebratene Nudeln mit Hühnerfleisch und Ente nach Hong Kong Art und Gebackenes Hähnchen mit süß-saurer Soße und gebratene Nudeln mit Rindfleisch.

Die Einrichtung des China-Restaurants Jade ist klassisch und gepflegt. Viele Spiegelelemente vergrößern den Gastraum optisch. © Matthias Stachelhaus
Gedämpfte Dim-Sum, Saté-Spieße und göttliche Erdnuss-Soße
Auf unsere Nachfrage, was genau denn hinter den „Dim-Sum“ auf dem Vorspeisenteller steckt, hilft Chien Chegan, die Geschäftsführerin, von der Theke aus gerne weiter. Es handelt sich um kleine Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen. In diesem Fall mit Schwein und mit Garnelen. Zusätzlich empfiehlt die Chefin, diese gedämpft und nicht gebacken zu probieren. Das bringe noch etwas mehr Variation auf den Teller und sei mal was anderes. Weil der Vorspeisenteller zusätzlich mit Mini-Frühlingsrollen und gebackenen Garnelen aufwartet, folgen wir der Empfehlung. Zu knuspern gibt es schließlich genug. Außerdem gehören auch noch Saté-Spieße zum Vorspeisenteller. Dazu gibt es, süß-saure- und Erdnuss-Soße.

Der „Jade“-Spezialitäten Vorspeisenteller mit gedämpften Dim-Sum, Saté-Spießen, gebackenen Garnelen und Mini-Frühlingsrollen. Dazu gibt es süß-saure- und Erdnuss-Soße. Zusätzlich einen Soja-Dip für die Dim-Sum. © Matthias Stachelhaus
Schon kurz nach der Order steht der Vorspeisenteller vor uns. Um die gedämpften Dim-Sum noch etwas weiter abzurunden, gibt es zusätzlich einen Soja-Dip. Ganz im Sinne des Dips, stippe ich gleich das erste Dim-Sum hinein und erlebe eine Überraschung: Der Dip ist sehr, sehr salzig. Sofort springt mit Chien Chegan erneut zur Seite und zeigt mir, wie es richtig geht. Nur ein paar Tropfen werden mit dem Löffel über die kleinen Teigtaschen geträufelt. So geht der eigentliche Geschmack nicht unter. Zu unserer Lieblingsspeise werden die gedämpften Köstlichkeiten wohl dennoch nicht werden. Die Konsistenz ist relativ weich, das muss man schon mögen. Rein geschmacklich gibt es für unsere – an dieser Stelle zugegebenermaßen unerfahrenen – Gaumen aber nichts zu meckern.

Schnitzerein aus Gemüse machen das Essen im Jade auch optisch zu einem Schmaus. © Matthias Stachelhaus
Die Mini-Frühlingsrollen, gebackenen Garnelen und Saté-Spieße in der klassischen Erdnuss-Soße treffen allesamt voll ins Schwarze. Die Frühlingsrollen und die gebackenen Garnelen sind mild und knusprig, die Saté-Spieße zart. Die Erdnuss-Soße schmeckt herrlich umami (zu deutsch: würzig oder schmackhaft). Zugegeben: Die Erdnuss-Stückchen in der Soße muss man wieder mögen. Für uns machen sie die Soße noch besser. Was für Menschen mit Erdnussallergie die Todesfalle par excellence sein dürfte, ist für uns geschmacklich einfach nur großartig. Um die Vorspeise auch für das Auge abzurunden, findet man in der Mitte des Tellers einen aus einer Karotte geschnitzten Fisch. Das ist schick, wertet den ansonsten optisch unauffälligen Teller auf.
Zarte Knusper-Kombinationen
Fast auf die Minute genau nach der Vorspeise kommen unsere Hauptgänge. Wie im beim Chinesen üblich auf beheizten Platten. Die Ente nach Hong Kong Art kommt mit einer dunklen Soja-Soße, die milder ist als der Dip der Vorspeise, aber nicht weniger schmackhaft. Die Ente selbst ist außen knusprig paniert, das Fleisch ist zart, in der Mitte fast noch ein wenig rosa. Sehnen oder Knorpel habe ich nicht gefunden. Das gebackene Hähnchen meiner Begleitung war genauso gut. Nur das Fleisch ist eben ein anderes.

Der Hauptgang mit gebratenen Nudeln mit Hühnerfleisch und Ente nach Hong Kong Art. © Matthias Stachelhaus
Meine gebratenen Nudeln mit Hähnchenfleisch mit Sojasprossen, Frühlingszwiebeln und Möhrenstreifen kämen geschmacklich auch ohne Soße hervorragend aus. Mit Soja- oder Erdnusssoße, schmeckt es aber auch sehr gut. Die gebratenen Nudeln meiner Begleitung kommen ohne Geflügelfleisch, dafür mit Rinderstreifen. Die könnten bei der Zubereitung schnell zäh werden, das ist hier nicht der Fall. Das Fleisch ist zart, lässt sich fast mit der Gabel teilen. Garniert sind unsere Teller mit Radieschen-, bzw. Möhrenrosen. Das muss natürlich nicht sein, bietet aber auch hier einen hübschen Blickfang.

Beim zweiten Hauptgang gibt es gebackenes Hähnchen mit süß-saurer-Soße und gebratene Nudeln mit Rindfleisch. © Matthias Stachelhaus
Unser einziges Problem: Die Vorspeise war schon reichlich, nach der Hälfte des Hauptgangs drohen unsere Hosenknöpfe mit Streik. Und weil das Dessert ja auch noch getestet werden will, beschließen wir, die Nudeln einen Tag später noch dem „Mikrowellen-Aufwärmtest“ zu unterziehen (Ergebnis am nächsten Tag: schmeckt immer noch gut).
Gebackenes Eis
Zum Dessert teilen wir uns das sogenannte gebackene Eis. Dahinter verbirgt sich eine schlichte frittierte Teigkugel. Was auf den ersten Blick nach einem frischen Krapfen aussieht und geschmacklich außenherum auch stark in die Richtung geht, versteckt in seinem Inneren eine noch gefrorene Kugel Vanilleeis. Viel besser lässt sich dieses heiß/kalt-Erlebnis nicht beschreiben. Sollte man auf jeden Fall mal probieren, aber Vorsicht: Suchtgefahr!

Gebackenes Eis: sieht schlicht aus, hat es geschmacklich aber in sich. © Matthias Stachelhaus
Der Service
Obwohl das Restaurant während unseres gesamten Besuchs gut besucht ist, nebenbei auch immer noch Gäste ihre Bestellung zum Mitnehmen abholen, werden wir freundlich und schnell bedient. Gerade einmal zwei Kellner haben den Gastraum fest im Griff, Chien Chegan hat als Chefin hinter der Theke das Sagen und die Küche liefert zügig, reichlich und gutes Essen.
Die Preise
Das komplette Ensemble an diesem Abend kostet uns inklusive einem Getränk pro Nase, etwa 55 Euro. Wir fanden das absolut in Ordnung, hatten vorab mit mehr gerechnet.
Barrierefreiheit
Zum Restaurant muss man drei Stufen hinabgehen. Im Restaurant gibt es keine weiteren Barrieren.
Anfahrt/Parken
Das Jade hat einen eigenen Parkplatz, direkt auf der anderen Straßenseite. Der Bahnhof Castrop-Rauxel Süd liegt nur wenige hundert Meter entfernt. Genauso wie die Bushaltestellen am Engelsburgplatz oder der Münsterplatz.
Das sagt das Netz zum Jade
Auf 4,8 von 5 möglichen Sternen schafft es das Jade bei den Google-Rezensionen. 260 Nutzer haben hier ihre Bewertung abgegeben. „Bestes Chinarestaurant im Umkreis“, heißt es mehrfach. Auch der freundliche und schnelle Service wird gelobt. Eine Tischreservierung vorab wird ebenfalls empfohlen. Bei den wenigen schlechten Bewertungen bemängelt ein Nutzer: „Ambiente und Sauberkeit durchschnittlich. Preise viel zu hoch. Geschmacklich wirklich grenzwertig. Sehr fad wässrig und teils billig synthetisch.“
Bei Tripadvisor erhält das Jade 4,5 von 5 möglichen Punkten, abgegeben von 24 Nutzern. Exemplarisch sei hier die „schlechteste“ Bewertung genannt. 3 Punke vergibt nur ein einziger Nutzer mit dem Kommentar: „Essen war in Ordnung. Dekoration mit Gemüse auf dem Teller gibt es auch. Nachspeise Gebackene Ananas mit Eis war gut.“
Die 19 Bewerter auf der Facebookseite des Jades sind sich einig: Mit 5 von 5 möglichen Sternen gibt es hier nur Bestnoten.
Mein Fazit
Das Jade gilt als bestes chinesisches Restaurant von Castrop-Rauxel. Manche sagen, sogar in der ganzen Umgebung. Da weder meine Begleitung noch ich alle China-Restaurants der Stadt oder der Umgebung ausprobiert haben, können wir diese Behauptung nicht serös bestätigen. Gut hinkommen kann es aber schon. Wir haben uns im Jade jedenfalls ausgesprochen wohl gefühlt. Das Essen war lecker, die Gastgeber freundlich und aufmerksam, die Preise angemessen. Da kommen wir gerne mal wieder vorbei.
Restaurant-Infos
China-Restaurant Jade, Obere Münsterstraße 17, 44575 Castrop-Rauxel. Öffnungszeiten: Mo bis Fr von 11.30 bis 15 Uhr (Mittagstisch) und 17.30 bis 23 Uhr. Sa, So und an Feiertagen von 11.30 bis 23 Uhr. Reservierungen unter Tel. (02305) 549090. Weitere Infos und die Speisekarte findet man auf der Homepage oder Facebookseite des Jade.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
