In einer Ratssitzung brachten Kinder und Erwachsene ihren Unmut über die geplante Bebauung des Bolzplatzes am Alten Garten zum Ausdruck.

© Tobias Weckenbrock

Alter Garten: Wo alle Bauinteressenten weiter in die Röhre gucken

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In Henrichenburg sollte ein Baugebiet entstehen. Aber es gab Streit um einen Bolzplatz. Dann einen neuen Eigentümer. Seitdem herrscht eisernes Schweigen. Bauinteressenten gucken in die Röhre.

Henrichenburg

, 11.05.2021, 05:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Viele Menschen suchen in Castrop-Rauxel nach Immobilien oder nach Bauplätzen. Das zeigt die immense Nachfrage nach den Baugebieten, die gerade in Ickern, Dorf Rauxel und Habinghorst zur Realisierung anstehen. Auch in Henrichenburg wollte man eigentlich ein Baugebiet realisieren.

2016 nämlich beschloss der Bauausschuss für ein Gelände an der Grundschule Alter Garten in Henrichenburg die Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 248 „Alter Garten“. „Für eine Teilfläche“, so war damals zu lesen, war „ein Projektentwickler an die Stadt herangetreten“. Daher wollte man nun dieses Gebiet überplanen, um eine „moderate Siedlungsentwicklung in Henrichenburg“ zu ermöglichen.

30 bis 40 Wohneinheiten sollten hier entstehen

Auf einer Fläche bis zur Autobahnbrücke sollten Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut werden. Die Stadt rechne mit etwa 30 Wohneinheiten, erläuterte damals Bürgermeister Rajko Kravanja bei einem seiner Sommerspaziergänge. Im September 2017 war dann bei Heiko Dobrindt, dem damaligen Technischen Beigeordneten, von 30 bis 40 Wohneinheiten auf dem 18.000 Quadratmeter großen Areal, zu dem auch ein Bolzplatz an der Grundschule gehört, die Rede, verteilt auf Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Geschosswohnungsbau.

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Der Bolzplatz wurde nach und nach zum Knackpunkt der Planung. Man diskutierte hin und her, beschloss 2018 aber schließlich die Bebauung auch des Bolzplatzes. Die Henrichenburger aber spielten nicht mehr mit, die Bürgerinitiative „Hände weg vom Bolzplatz“ sammelte im Frühjahr 2018 genau 1658 Unterschriften gegen die Bolzplatz-Bebauung. Nun machten FWI, Linke und Grüne gemeinsam Front gegen die Stadt-Pläne, die von SPD, CDU und FDP getragen wurden.

Die Wende: Thomas Krämerkämper kauft das Gelände

Ende 2018 gab es dann auf einmal die von außen so überraschende Wende in der Geschichte. Thomas Krämerkämper kaufte mit der Alter Garten GmbH das Areal vom bisherigen Besitzer Ludwig Kloth, sprach weiter von einer Wohnbebauung am Alten Garten. Der Henrichenburger, der dem BUND-Landesvorstand angehört, erklärte, damit sei der Bolzplatz gerettet, er strebe eine stadtteilgerechte städtebauliche Entwicklung an – also weniger verdichtete Bebauung – und setze auf gute Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung.

Im Februar 2019 aber setzte ihm Stadt die Pistole auf die Brust und teilte Krämerkämper die Absicht mit, für zwei Flurstücke das Vorkaufsrecht auszuüben, um die Fläche mit mindestens 25 Wohnungen zu bebauen. Thomas Krämerkämper ging dagegen über eine Rechtsanwaltskanzlei vor. Tenor damals: Geplant sei, die stadtplanerische Idee aus dem Beschluss zum Bebauungsplan Nummer 248 „Alter Garten“ aufzugreifen und eine „aufgelockerte und gehobene Wohnbebauung“ umzusetzen.

Das Gelände in Henrichenburg, zu dem auch der Bolzplatz gehört, ist seit Ende 2018 im Besitz von Thomas Krämerkämper.

Das Gelände in Henrichenburg, zu dem auch der Bolzplatz gehört, ist seit Ende 2018 im Besitz von Thomas Krämerkämper. © Volker Engel

Und dann war auf einmal gar nichts mehr vom Alten Garten zu hören. Bis heute. Ähnlich wie beim projektierten Baugebiet Gleisdreieck Merklinde wird das Henrichenburger Baugebiet zumindest öffentlich komplett totgeschwiegen. Sowohl von der Stadt als auch von der Politik. Und, das ist entscheidend, auch von Thomas Krämerkämper.

Überall gibt es nur ausweichende Antworten

Egal, wo unsere Redaktion anfragt, es heißt stets: Nichts Neues zu berichten. Die aktuellen Antworten sind unverbindlich und belegen auf Seite der Parteien wenig Kenntnis der aktuellen Situation:

  • Die Stadtverwaltung teilt mit, es gebe „keine Weiterentwicklung, die die Stadtverwaltung öffentlich kommunizieren könnte“.
  • Daniel Molloisch, Fraktionsvorsitzender der SPD, teilt mit: „Es sind noch offene Fragen zu klären, aber ich gehe davon aus, dass hier in nächster Zeit etwas passieren muss.“
  • Bert Wagener, Chef der Grünen-Fraktion: „Die Stadtverwaltung ist sensibilisiert, hier intelligente Lösungen gemeinsam mit den Eigentümern zu finden.“
  • Yasemin Breilmann und Oliver Lind von der CDU schreiben: „Am Alten Garten ist zwischenzeitlich fraglich, ob der Vorhabenträger wirklich ein Interesse an der Entwicklung der Fläche hat.“
  • Margita Gudjons (Fraktion Die Linke): „Beim Bereich Alter Garten hat ein Eigentümerwechsel stattgefunden – über dessen konkrete Planungen ist uns nichts bekannt.“
  • Annette Korte, FWI-Fraktionsvorsitzende: „Zum Baugebiet Alter Garten ist der Investor nach dem Stand seiner Planungen zu befragen. Die seinerzeit vom neuen Eigentümer geäußerten Bebauungsvorstellungen hatten wir geteilt und stehen auch noch heute dazu. Der aktuelle Planungsstand ist uns nicht bekannt.“
  • Von FDP, UBP und der Partei kam gar keine Antwort.
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Und was sagt nun Thomas Krämerkämper dazu?

Und was sagt der Inhaber der Fläche, was sagt Thomas Krämerkämper, den wir natürlich auch gefragt haben? Von dem wir wissen wollten, was seine aktuellen Vorstellungen, Planungen sind, ob er als Eigentümer des Geländes noch Baupläne verfolgt, wie die aussehen und wie er sich einen möglichen Zeitplan vorstellt?

Nun, Krämerkämper, der sich laut eigener Vorstellung als Kandidat für die Grünen bei der Kommunalwahl 2020 beruflich „hauptsächlich um meinen forst- und landwirtschaftlichen Betrieb in Henrichenburg und als Investor um die Betreuung meiner Beteiligungen“ kümmert, gibt sich ebenso verschlossen: „Ich melde mich dazu gerne bei Ihnen, sobald etwas Berichtenswertes vorliegt.“

Die vielen Bauinteressenten, die es in Castrop-Rauxel und ringsum gibt, müssen sich also gedulden. Oder den Alten Garten als mögliches Baugebiet komplett abhaken.

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