Spielte als 19-Jähriger bereits 14 Mal für Tschechien: Adam Hlozek. © imago / Bildbyran

Borussia Dortmund

Torjäger-Jagd: BVB-Favoriten im Check – ein Kandidat ist Außenseiter

Topstürmer haben Tradition beim BVB. Das soll nach der Ära von Erling Haaland so bleiben. Allerdings anders als bisher. Eine Handvoll Kandidaten steht auf der Shortlist. Wir bewerten drei.

Dortmund

, 04.05.2022 / Lesedauer: 6 min

Manche benötigten Eingewöhnungszeit, andere nicht. Die einen überzeugten mit feinster Fußballtechnik, andere mit rasender Geschwindigkeit oder schlitzohriger Cleverness. Einige blieben viele Jahre, andere kurz. Verlassen konnten sich die BVB-Fans eigentlich immer darauf: Borussia Dortmund will offensiven Fußball spielen und hat zielsichere Stürmer in seinen Reihen.

So soll es auch nach der zum Ende hin turbulenten und irritierenden Zeit mit Erling Haaland weitergehen. Sein Aufschlag beim BVB verdutzte selbst die Fachmänner, als er gleich im ersten Kurzeinsatz mit einem Dreierpack beim FC Augsburg ein unverschämt geniales Debüt feierte. „Dafür habt ihr mich doch gekauft“, feixte der Norweger in Richtung BVB-Sportdirektor Michael Zorc, als der ihm zu diesem fabelhaften Einstand gratulierte.

Haaland reifte beim BVB zum Superstar – nun wird der nächste gesucht

Haaland wurde in Dortmund zum Superstar, manchmal übertrieben abgekultet und er prägte diese zweieinhalb Jahre, die er im Sommer bei den Westfalen angestellt sein wird. Stand er auf dem Platz, war das Spiel komplett auf seine Fähigkeiten ausgerichtet. Konnte er nicht auflaufen, was immer öfter der Fall war, klaffte eine große Lücke im Sturm.

Zweieinhalb Jahre mit vielen Toren - und Verletzungen: Der BVB möchte in Zukunft weniger abhängig sein von einem einzigen Topstürmer wie Erling Haaland. © imago / Revierfoto

All die Typen wie Robert Lewandowski, Pierre-Emerick Aubameyang oder Paco Alcacer, zuvor Jan Koller oder Alexander Frei, davor Stephane Chapuisat oder Karl-Heinz Riedle, sie passten zum BVB in der jeweiligen Zeit, und der BVB bot ihnen allen die passende Bühne für Erfolg und Ruhm, dem die oft sensibel veranlagten Torjäger ähnlich hinterherjagen wie Toren, Titeln und Triumphen. Dortmund kann Mittelstürmer.

BVB-Boss Watzke: „Es wird auch nach Erling Haaland weitergehen“

Klubchef Hans-Joachim Watzke gibt sich gelassen. „Es wird auch nach Erling Haaland weitergehen, sollte der uns verlassen. Robert Lewandowski war vier Jahre hier. Als der ging, kam Pierre-Emerick Aubameyang. Dann irgendwann Haaland.“ Und sollte der gehen, „kriegen wir den nächsten. Hundertprozentig! Wenn Borussia Dortmund eins kann, dann ist es, den Nächsten zu finden.“

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Wer soll die Lücke füllen, die der breitschultrige Haaland im Sommer aller Voraussicht nach reißen wird? Wie stellt sich der BVB auf, um in der nahen Zukunft verlässlich wie flexibel Tore am Fließband zu produzieren? Eins ist evident: Eine eindimensionale One-Man-Show, die zwar Spektakel garantiert, aber auch Abhängigkeiten schafft, soll es in dieser Form nicht geben. Für die Handvoll Superstars auf dem Markt fehlt den Dortmundern das ganz große Geld, einen fertig ausgebildeten Vollender hat die Borussia auch in den vergangenen Jahrzehnten äußerst selten eingekauft.

Donyell Malen erlebt eine durchwachsene erste BVB-Saison

Vor der laufenden Spielzeit gönnten sich die BVB-Bosse den 30 Millionen Euro teuren Transfer von Donyell Malen. Ein Kickstarter mit superschnellen ersten Schritten und einer guten Quote im offensiven Eins-gegen-Eins. Aber auch einer mit viel Ausschuss in seinen Spielen und taktischem wie physischem Nachholbedarf. Durchbrechend erfolgreich ist der 23-jährige Niederländer bei neun Toren (fünf Vorlagen) aus vielerlei Gründen bisher nicht. Trainer Marco Rose spendierte mal Lob und mal Tadel, unterhielt individuelle Sondersitzungen und versicherte sinngemäß: Der Junge wird seinen Wert noch zeigen.

Kann schon viel - und kann noch besser werden: Karim Adeyemi von RB Salzburg soll bald für den BVB stürmen. © imago / MIS

In diesem Sommer nun soll sich Karim Adeyemi (20) von RB Salzburg für eine Ablöse von mehr als 30 Millionen Euro dem BVB anschließen. Der Jung-Nationalspieler hat über den Umweg in Österreich seinen Durchbruch geschafft. Auch Adeyemi ist extrem flink auf den Beinen, führt den Ball eng am Fuß und trifft für Salzburg auffällig konstant: 19 Tore kommen in dieser Saison in vier Wettbewerben zusammen, hinter jedem Treffer dämmert die Ahnung: Der ist schon gut, und da steckt noch viel mehr Entwicklungspotenzial. Auch deswegen ist die Borussia bereit, so viel Geld aufzuwenden für einen Spieler, der sich im Sturmzentrum genauso wie auf den Flügeln wohlfühlt und vor allem den direkten Weg in Richtung Strafraum sucht und findet.

Drei Spieler mit der Positionsbezeichnung Stürmer stehen bereits im schwarzgelben Aufgebot, mit unterschiedlichen Attributen und unterschiedlichen Perspektiven. Die Einsatzzeiten des früh als Wunderkind gefeierten Youssoufa Moukoko (17) haben sich, auch aufgrund einer Serie von Verletzungen, auf ein niedriges Niveau begrenzt. U23-Angreifer Steffen Tigges (23) kommt wohl eher für eine Reservisten-Rolle in Frage. Und beim hochveranlagten Jamie Bynoe-Gittens (17), der gerade seine ersten Minuten in der Bundesliga erlebt, lässt sich schwer prognostizieren, wie fix und fertig vorbereitet er sich im Profifußball zuhause fühlt, so vielversprechend die ersten Ansätze auch waren.

Wegen dieser Fragezeichen und weil Adeyemi nicht als klassischer Ersatz für Haaland gesehen wird, steht beim BVB ein weiteres Stürmerprojekt oben auf der Agenda. Sollte es der klassische Neuner werden, der als Wandspieler und im Strafraum überzeugt, wäre der willkommen. Sollte sich dieses Vorhaben nicht realisieren lassen, weil Angebot, Nachfrage und finanzielle Möglichkeiten nicht übereinpassen, könnte auch ein Spieler mit flexiblerem Profil geholt werden. Der FC Liverpool und Manchester City spielen schließlich auch ohne echten Mittelstürmer …

Kann ein Großer werden: der Slowene Benjamin Sesko von RB Salzburg. © imago / GEPA pictures

Ein Kandidat soll Benjamin Sesko (18) von RB Salzburg sein. Wie die Ruhr Nachrichten erfuhren, ist bislang geplant, dass der lange Angreifer noch eine weitere Saison bei RB spielt, wo er sich wohlfühlt und gerade Fahrt aufnimmt. Aber das könnte sich schnell ändern, durch die aufsehenerregende Saison in Österreich (33 Pflichtspiele, zehn Tore, sieben Vorlagen) gibt es aktuell „eine ganze Reihe von Anfragen aus ganz Europa“, wie diese Redaktion aus dem Umfeld des Slowenen erfahren hat. Sesko kommt trotz der Größe von 1,94 Metern auf eine hohe Geschwindigkeit beim Lauf in die Tiefe, seine ausgebildete Technik mit gutem ersten Ballkontakt macht ihn zu einem gesuchten Mitspieler, sein Torriecher ist bereits ausgeprägt.

Bleibt die Frage, ob der BVB und die Bundesliga für den bald 19-Jährigen bereits jetzt der richtige nächste Schritt wären? Da ist man in Dortmund eher skeptisch, Sesko steht wohl nicht ganz oben auf der Shortlist. Kontakt ist aber da: Sein Berater hat jedenfalls jüngst zwei BVB-Spiele live vor Ort verfolgt.

Gefragt, gehypt, verletzt: Hugo Ekitike von Stade Reims. © imago / PanoramiC

Eine rasante Entwicklung vor allem beim Marktwert hat Hugo Ekitike (19, Vertrag bis 2024) von Stade Reims erfahren, seit bekannt wurde, dass Newcastle United im Winter 30 Millionen Euro für den Mittelstürmer geboten haben soll. Neun Tore und drei Assists in 1340 Pflichtspielminuten in Frankreichs Ligue 1 sind ein klasse Wert für einen so jungen Angreifer und erregen Aufsehen. Technisch stark, durchsetzungsfähig, flott unterwegs, torhungrig und effizient – so einen Stürmer suchen viele Klubs.

BVB auf Torjäger-Jagd: Hugo Ekitike gilt als „Mbappe 2.0“

Ob der Hype um den „Mbappe 2.0“ gerechtfertigt ist, konnte Ekitike noch nicht beweisen. Er fehlt Reims seit Ende Februar wegen einer Oberschenkelverletzung, und weil er erst in dieser Saison seinen Durchbruch erlebt und als junger Spieler wenig vorzuweisen hat, gibt es auch wenig belastbares Anschauungsmaterial. Es gebe keinen großen Klub in Europa, der nicht nach Ekitike schaue, ließ sich Stades Klubboss Jean-Pierre Caillot zitieren. Ob Hype und Preis dann mit dem Leistungspotenzial in Einklang bringen lassen? Da sei Vorsicht geboten, ist zu hören.

Bestens kennt der BVB hingegen Adam Hlozek (19, Vertrag bis 2024) von Sparta Prag. Den jungen Tschechen beobachten die Borussen seit Jahren, zu einer Verpflichtung kam es aus verschiedenen Gründen bisher nicht. Ein reiner Mittelstürmer ist der 1,88 Meter große Klient von Berater-Legende Pavel Paska (Tomas Rosicky, Milan Baros, Tomas Soucek) allerdings nicht, eher eine Neuneinhalb oder ein Flügelstürmer. In seiner Entwicklung ist Hlozek erstaunlich weit für sein Alter: In 139 Partien bei den Profis hat er 47 Tore erzielt, 36 Mal assistiert. Selbst für die international zweitklassige tschechische Fortuna Liga eine phänomenale Quote, auch für die Nationalmannschaft lief der wendige, kaltschnäuzige Rechtsfuß bereits 14 Mal auf.

BVB-Kandidat Adam Hlozek darf Prag im Sommer verlassen

Hlozek habe die Erlaubnis, seinen Klub Sparta Prag im Sommer verlassen zu dürfen, heißt es. Borussia Dortmund dürfte sich Chancen ausrechnen, weil man den Spieler, den Berater und Spartas Sportdirektor Rosicky wirklich gut kennt und lange im Gespräch ist. Und mit laut „transfermarkt.de“ 19 Millionen Euro Marktwert müsste sich die Borussia zwar strecken, aber keineswegs überheben.

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Mit Hlozek, Adeyemi, Malen, dazu Bynoe-Gittens in der vorderen Reihe und Giovanni Reyna und Marco Reus dahinter ließe sich eine angsteinflößende und variable Offensivpower auf den Rasen bringen, im Spielsystem vielseitig, für Gegner schwer ausrechenbar. Flexibilität macht unabhängig. Hauptsache, die Tore fallen.

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