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Im Herbst ihrer Karriere: Der BVB-Plan mit Marco Reus und Mats Hummels
Borussia Dortmund
2023 laufen etliche Verträge bei Borussia Dortmund aus, auch die von Marco Reus und Mats Hummels. Noch gibt es aber keine Vertragsgespräche. BVB-Boss Watzke erklärt, warum das so ist.
Viel ist im Fluss momentan bei Borussia Dortmund. Nach einer enttäuschenden Saison soll der Kader im Sommer umgebaut werden. Wie deutlich dieser Umbau ausfallen wird, hängt auch davon ab, welche Spieler mit einem gewissen Marktwert den Klub verlassen werden – es gilt die Formel: Je höher die Transfereinnahmen, desto größer der finanzielle Spielraum für den neuen Sportdirektor Sebastian Kehl.
BVB hat bei Routiniers Hummels und Reus keine Eile
Besonders im Fokus daher: Die Spieler, deren Verträge im Sommer 2023 auslaufen. Raphael Guerreiro, Manuel Akanji, auch Mahmoud Dahoud und BVB-Stürmer Youssoufa Moukoko fallen in diese Kategorie – sie alle würden dem BVB im Fall eines Verkaufs auch signifikante Einnahmen bringen. Aus diesem Grund selten genannt, obwohl auch ihre Verträge in gut 13 Monaten enden: Mats Hummels und Marco Reus. Der Abwehrchef und der BVB-Kapitän werden ihre Karrieren voraussichtlich bei Borussia Dortmund beenden. Die Frage ist, wann.
Der BVB gibt sich entspannt in diesen Personalien, sie zählen nicht zu den dringlichen Angelegenheiten, die Kehl schon in den kommenden Wochen zu klären hat. Man sei nicht weit in den Gesprächen, hat Hans-Joachim Watzke bei „19:09 – der schwarzgelbe Talk“ nun bestätigt. „Wir haben keine Eile!“ Die Sichtweise des Vereins ist verständlich: Reus feiert Ende Mai seinen 33. Geburtstag, Hummels im Dezember seinen 34. Zwölf weitere Monate kräftezehrender Profifußball werden hinzukommen.
Neue Konkurrenzsituation für Mats Hummels beim BVB
Im finalen Korridor von zwei Fußballern mit zwei außergewöhnlichen Karrieren im schwarzgelben Trikot wird das Leistungsprinzip nicht außer Kraft gesetzt. „Warum“, sagt BVB-Boss Watzke, „sollen wir mit beiden 18 Monate vor Vertragsende verlängern, wenn sich dann herausstellen könnte, dass sie ihre Leistung nicht mehr abrufen können?“ Reus und Hummels werden nachweisen müssen, dass sie das Niveau noch mitgehen können.
Für Hummels wird die neue Saison zur größten Herausforderung seit seiner Rückkehr aus München. Er war seither gesetzt, doch mit den Verpflichtungen von Niklas Süle und Nico Schlotterbeck wird sich der Weltmeister einer bislang in Dortmund nicht gekannten Konkurrenzsituation stellen müssen. Nach einer Saison, in der die Patellasehnen-Problematik Hummels‘ Leistungsfähigkeit über etliche Wochen einschränkte, er nur schwer zu seinem Rhythmus fand und selten konstant auf hohem Niveau agieren konnte, stellt sich auch aus seiner Sicht ohnehin die Frage, wie lange der eigene Körper Leistungssport auf höchstem Niveau noch zulässt.
BVB-Kapitän Marco Reus weiterhin ein wichtiger Faktor
Für Reus gilt ähnliches. Seine Krankenakte hat einen gewaltigen Umfang, allerdings ist der Kapitän seit gut zwei Jahren bis auf kleinere Blessuren mit entsprechend kurzer Ausfallzeit weitgehend verletzungsfrei durch die Spielzeiten gekommen – und Reus ist, was die nackten Zahlen angeht, immer noch ein wichtiger Faktor in der Offensive. 31 Torbeteiligungen (13 Treffer, 18 Assists) sind es über alle Wettbewerbe verteilt in dieser Spielzeit, diese Marke übertrifft nur Erling Haaland.
Doch auch gegen Reus läuft die Zeit. Sein Tempo hat messbar nachgelassen, eigentlich, gestand Trainer Marco Rose vor dem Spiel gegen Bochum, „ist Jamie Bynoe-Gittens der einzige echte Eins-gegen-Eins-Spieler bei uns im Kader.“ In Karim Adeyemi steht ein zweiter solcher Spieler vor der Tür, möglicherweise wird Sebastian Kehl noch einen weiteren verpflichten. Auch für die Offensive gilt die Maxime, die Qualität durch stärkere Konkurrenz zu steigern.
BVB-Routiniers werden finanzielle Abstriche machen müssen
Dass Reus als gebürtiger Dortmunder eine besondere Rolle im Klub innehat wie auch Hummels, der insgesamt dann zwölf Jahre BVB in den Beinen haben wird, verlangt Fingerspitzengefühl in den Verhandlungen, in denen Reus und Hummels aber auch die Bereitschaft erkennen lassen müssen, ihre Vorstellungen an die sportlichen Realitäten anzupassen.
Bislang zählen beide zu den Top-Verdienern. „Das Vertrauen zueinander ist groß“, sieht BVB-Boss Hans-Joachim Watzke den Gesprächen gelassen entgegen. „Jeder weiß, was sie geleistet haben. Wir werden uns das in Ruhe anschauen und irgendwann sprechen.“
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
