Archäologen finden Artefakte aus der Eisenzeit

Im Wahrbrink-West

Noch ist auf dem Gewerbegebiet Wahrbrink-West nicht viel los. Ändern wird sich dies bald jedoch nicht nur wegen der Erweiterungspläne von Amazon. Archäologen haben auf dem Gelände Funde aus der Eisenzeit gemacht. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

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, 14.04.2016, 17:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Warum hat man an dieser Stelle überhaupt nach Artefakten gesucht? Aufgrund des von der Stadt 2011 entwickelten Flächennutzungsplans. Die Stadt hatte die Fläche damals als allgemeines Gewerbegebiet ausgeschrieben. Inzwischen will Amazon in diesem Bereich ein neues Warenverteilzentrum errichten. Die Archäologen des Landesverbands Westfalen-Lippe prüfen in solchen Fällen, ob durch das Bauvorhaben die Bebauung von Siedlungen und Bestattungsplätzen vergangener Epochen zerstört wird.

Wie groß ist die untersuchte Fläche? Bislang wurden 4000 Quadratmeter genauer untersucht. Zunächst hatten Mitarbeiter der LWL-Außenstelle Olpe sogenannte Oberflächenprospektionen auf der Ackerfläche durchgeführt. Nach ersten Funden nahm die Fachfirma Goldschmidt Archäologie und Denkmalpflege weitere Untersuchungen vor.

Was hat man gefunden? Zunächst konnten Feuersteingeräte und Keramikscherben an der Oberfläche geborgen werden. Bei weiteren Untersuchungen konnten schließlich auch mehrere Pfostengruben von ehemaligen Holzbauten und zahlreiche Materialentnahme-Gruben dokumentiert werden. Hieraus schöpften die Menschen aller Voraussicht nach Lehm für den Häuserbau.

Auf welchen Zeitraum lassen sich die Funde datieren? Laut Dr. Eva Cichy und Professor Dr. Michael Baales von der LWL-Archäologie stammen die Funde aus der vorrömischen Eisenzeit – etwa 500 vor Christus. Die Experten gehen davon aus, dass sich hier eine kleine Siedlung mit einer oder mehreren Hofanlagen befand. Die Grundrisse dieser Anlagen wollen die Forscher nun freilegen. Dazu müssen sie nicht allzu tief graben, da lediglich die Reste der Anlagen erhalten geblieben sind – voraussichtlich in 30 bis 50 Zentimetern Tiefe.

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Gab es in der Region bereits vergleichbare Funde? Ja. Beispielsweise im Bereich Hamm-Bönen. Auf dem Werner Stadtgebiet ist es jedoch bislang die älteste wiederentdeckte Siedlung. Historische Funde gab es hier allerdings bereits zuvor – unter anderem im Bereich Nierstenholz. Dort war im Rahmen einer Gastrassenverlegung vor einigen Jahren eine bronzezeitliche Keramiktasse aus der Zeit um 1500 v. Chr. gefunden worden.

Was geschieht nun auf der Fläche – und was bedeuten die Funde für die Amazon-Planungen? Ende April beginnen die Ärchäologen mit der so genannten Sicherung als „Sekundärquelle“. Das bedeutet, dass sie sämtliches Material, das zur Rekonstruktion benötigt wird, abtragen. Im Zuge der Arbeiten ist unter anderem die Installation eines Regenrückhaltebeckens erforderlich. Nötig ist dieser Aufwand, der wohl bis Ende Juli betrieben wird, auch aufgrund der Amazon-Pläne. Die Fundstelle würde nach jetzigem Planungsstand unter einem der Gebäude liegen. Ob sich das noch ändern lässt, ist fraglich. Der Planungsausschuss wird sich in seiner nächsten Sitzung allerdings mit diesem Thema befassen. Sind die Funde geborgen und umfassend untersucht, könnte ein Teil davon sogar im Werner Museum landen.

Wie hoch sind die Kosten? Laut Stadtplaner Ralf Bülte etwa 70.000 Euro. Die Stadt hat den Auftrag bereits ausgeschrieben, sich allerdings noch nicht auf eines der bislang sechs interessierten Unternehmen festgelegt.