
© Victoria Garwer
Trockenheit im Zwillbrocker Venn: Biologische Station will handeln, darf aber nicht
Naturschutzgebiet
Der See im Zwillbrocker Venn ist zwei Jahre in Folge komplett ausgetrocknet. Die Biologische Station hat eine mögliche Lösung, doch die Bürokratie macht ihr einen Strich durch die Rechnung.
Der Regen der vergangenen Tage und Wochen hat Spuren im Zwillbrocker Venn hinterlassen. Im See bilden sich wieder die ersten Pfützen. Doch die Lage ist noch immer ernst, da sind sich alle einig. Der See ist im zweiten Jahr in Folge völlig ausgetrocknet. Die Brut der Flamingos war in diesem Jahr nicht erfolgreich, weil der Schutz des Wassers fehlte.
Deswegen suchen die Verantwortlichen jetzt nach Lösungen. Die aktuelle Idee: Man könnte Erde zur Seite schieben. In dem Boden unter dem See befindet sich eine Tonschicht, auf der sich Wasser im Untergrund sammelt. Wenn man also die Erde darüber wegnimmt, würde sich das Wasser nicht mehr im Boden stauen, sondern es entstünde wieder ein See. Nur die Wasseroberfläche läge tiefer.

Der Regen hat die ersten Spuren im See im Zwillbrocker Venn hinterlassen. © Victoria Garwer
Vor 50 Jahren wurde dieses Verfahren im Zwillbrocker Venn schon einmal angewendet. Und auch jetzt wäre das die perfekte Lösung, findet Dr. Dietmar Ikemeyer, Leiter der Biologischen Station Zwillbrock. Er würde sie gerne direkt umsetzen – darf aber nicht.
Gutachten muss erstellt werden – Das dauert Monate
Die Bürokratie macht der Biologischen Station einen Strich durch die Rechnung. „Erst müssen die wasserwirtschaftlichen Rahmenbedingungen untersucht werden“, erklärt Karlheinz Gördes, Pressesprecher beim Kreis Borken. Ein Fachbüro muss zum Beispiel untersuchen, wo es unter dem See Grundwasser gibt, wie tief das ist und so weiter. Es muss also erst ein Gutachten her, bevor es eine Genehmigung gibt. Das dauert einige Monate.
Dietmar Ikemeyer erklärt, was das in der Praxis bedeutet: „Eigentlich wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt, um die Maßnahme im See umzusetzen, weil er beinahe trocken ist. Aber wir dürfen nicht.“ Im Frühjahr und Sommer geht es ebenfalls nicht, weil dann die Vögel brüten. Frühestens nächstes Jahr im Herbst wäre es wieder möglich. Allerdings nur, wenn der See trocken ist, und darauf will eigentlich niemand hoffen.
Kritische Situation im Zwillbrocker Venn
Denn die Situation im Zwillbrocker Venn ist kritisch. „Naturschutzfachlich stellt das alles niemand infrage. Dass der Schritt notwendig ist, da herrscht Einigkeit“, sagt Dietmar Ikemeyer.
Der See im Venn ist im Sommer 2018 komplett ausgetrocknet. Auch im Winter hat er sich kaum wieder aufgefüllt. „Der See hat einen Überlauf. Wir sehen also, wenn er voll ist. Doch diesen Wasserstand haben wir seit mehr als zwei Jahren nicht mehr erreicht“, so Dietmar Ikemeyer. Im Sommer 2019 war der See wieder komplett trocken und zugewachsen.
Graben gebuddelt und Pflanzen gemäht
Im September hat die Biologische Station einen Graben um die Flamingo-Insel gezogen. Dort soll sich das Wasser sammeln und so den Brutvögeln auf der Insel Schutz vor Fuchs und Marder bieten. Außerdem wurden die Pflanzen, die wegen der Trockenheit im eigentlichen See gewachsen sind, abgemäht.

Noch immer ist der See im Zwillbrocker Venn viel zu trocken. Nur einige Pfützen haben sich gebildet. © Victoria Garwer
Das sind normale Unterhaltungsmaßnahmen, die auch ohne wasserrechtliches Gutachten möglich waren. Theoretisch könnte die Biologische Station nun 30 Zentimeter Boden vom See wegnnehmen. Auch das ginge ohne Gutachten – mehr nicht. Ob das allerdings sinnvoll ist, wird gerade geprüft.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
