Raubtiere fressen Flamingo-Eier – Verliert Zwillbrock sein Aushängeschild?

© Biologische Station Zwillbrock

Raubtiere fressen Flamingo-Eier – Verliert Zwillbrock sein Aushängeschild?

rnFlamingos in Zwillbrock

Die Rosaflamingos sind eines der Aushängeschilder Zwillbrocks. Doch weil Fuchs oder Marder ihrer Eier stahlen, haben sie das Zwillbrocker Venn verlassen. Die Sorgenfalten wachsen.

Vreden

, 29.06.2019, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Bericht des Norddeutschen Rundfunk sorgte in Vreden für sorgenvolle Mienen. Dort hieß es in einem Beitrag: „Bislang galt das Zwillbrocker Venn im Münsterland als nördlichster Flamingo-Brutplatz der Welt. Dies könnte sich bald ändern. Derzeit haben sich rund 15 Flamingos an der Unterweser bei Brake niedergelassen. Wenn die kleine Kolonie bleiben würde, dann wäre es das nördlichste Siedlungsgebiet von Rosaflamingos auf der Welt.“

Auf Anfrage der Redaktion bestätigt Elke Happe, stellvertretende Geschäftsführerin der Biologischen Station Zwillbrock, dass es sich bei den Flamingos in Brake um Teile der Zwillbrocker Kolonie handelt. Muss sich Zwillbrock Sorgen um eines seiner Aushängeschilder machen? „Nein“, betont Elke Happe, „das ist der ganz normale Lauf der Dinge.“ Doch ganz so normal ist die Situation nicht. In der Regel wäre jetzt die Zeit, in der sich die Flamingos im Zwillbrocker Venn um ihren Nachwuchs kümmern. Den hat es in diesem Jahr aber nicht geben.

Mehrere Eier gelegt – aber Fuchs und Mader sind unterwegs

„Wir hatten mehrere Brutversuche, allerdings waren die Eier immer nach zwei, drei Tagen wieder weg“, berichtet Elke Happe. Auf den Nachtsicht-Kameras der Biologischen Station ist zu erkennen, dass nachts mehrfach die Möwen aufgeschreckt wurden – aller Voraussicht nach von einem Marder oder einem Fuchs.

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„Wir können davon ausgehen, dass ein nachtaktives Tier die Eier von Möwen und Flamingos gestohlen hat, auch wenn unsere Kameras keinen direkten Beweis dafür liefern“, so Elke Happe. Denn bereits 2009 und 2010 erwischte die Kamera einen Fuchs auf frischer Tat beim Eierstehlen. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit haben Raubtiere aktuell leichtes Spiel. Der Wasserstand des Sees im Zwillbrocker Venn ist so niedrig, dass es für Tiere ein Leichtes ist, auf die Flamingo-Insel zu gelangen.

Kolonie hat keinen Grund mehr in Zwillbrock zu bleiben

Dass es in diesem Jahr noch zu weiteren Brutversuchen kommen wird, ist unwahrscheinlich. Das ist auch der Grund, warum nicht nur in Brake, sondern auch im niederländischen Veluwemeer Flamingos beobachten wurden. „Wenn es keinen Nachwuchs gibt, hat die Kolonie keinen Grund, hier zu bleiben. Sie vagabundieren von Zwillbrock bis zur Nordsee und lassen sich dort nieder, wo es Nahrung gibt“, erklärt Elke Happe und gibt Entwarnung: „Das wird aber nicht dazu führen, dass sie sich woanders ansiedeln.“

Die Flamingos sind eines der Aushängeschilder Zwillbrocks.

Die Flamingos sind eines der Aushängeschilder Zwillbrocks. © Hubert Stroetmann

Sie sei sehr zuversichtlich, dass die Flamingos im nächsten Jahr erneut ihre Eier ins Zwillbrocker Venn legen. Gleichzeitig sagt sie aber auch: „Wir machen uns große Sorgen.“ Damit meint sie die Trockenheit. Schon jetzt hat der See einen so niedrigen Pegelstand wie am Ende des Sommers 2018. „Der See wird nur aus Regenwasser gespeist, deshalb brauchen wir dringend Niederschlag.“ Falls der ausbleibt, hat es nicht nur für die Flamingo-Kolonie, sondern für den ganzen Seebereich verheerende Folgen.

Pflanzenwachstum sorgt für Verlandung des Sees

Auf den Flächen, wo ehemals Wasser stand, wachsen zahlreiche Pflanzen. Wenn das Wasser zurückkehren sollte, beschleunigen diese Pflanzen die Verlandung rasant, der See altert also schneller. „Wir machen uns Gedanken, wie wir den See entschlammen können. Aber das macht man nicht mal eben so, sondern es muss genau geplant und auch genehmigt werden“, erklärt Elke Happe.

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