Pflanzen statt Wasser im Zwillbrocker Venn

© Victoria Thünte

Pflanzen statt Wasser im Zwillbrocker Venn

rnZwillbrocker Venn

Der See im Venn ist ausgetrocknet und zugewachsen. Noch ist das nicht so dramatisch, aber die Situation spitzt sich immer weiter zu.

Zwillbrock

, 29.09.2018, 05:05 Uhr / Lesedauer: 3 min

Zu Pfingsten hat Werner Pannewig im Zwillbrock Venn noch Flamingos im Wasser direkt vor dem Aussichtsturm fotografiert. In dieser Woche laufen ihm an genau derselben Stelle Rehe vor die Linse, nur die Köpfe schauen zwischen hohen Grünpflanzen hervor. Der See im Venn ist so gut wie ausgetrocknet. Und nicht nur das: Er ist inzwischen beinahe komplett zugewachsen.

„Das ist wirklich erschreckend“, sagt Werner Pannewig, Vogelfotograf aus Hamm. Regelmäßig kommt er nach Zwillbrock, um für einen Blog im Internet verschiedene Vogelarten zu fotografieren. Vor allem die Flamingos faszinieren ihn. Im Moment jedoch macht er sich Sorgen um die rosafarbenen Vögel. „Wo sollen die denn demnächst noch was zu fressen finden? Normalerweise fressen die doch Schnecken und Krebse aus dem Schlamm im See“, fragt er sich. Doch jetzt gibt es keinen See mehr und auch keinen Schlamm.

Flamingos hatten ausreichend Futter

Trotzdem hätten die Flamingos in diesem Jahr noch genug Futter gefunden, sagt Elke Happe, stellvertretende Geschäftsführerin der Biologischen Station Zwillbrock. Dass die rosafarbenen Vögel jetzt nicht mehr im Venn zu sehen sind, sei ganz normal. „Sobald die Jungen flügge sind, verlassen sie den See“, so Happe. Auch die Lachmöwen machen sich nach der Brut direkt auf den Weg in andere Gebiete. „Die haben von der Trockenheit noch nicht so viel mitbekommen, das kam erst später“, meint Elke Happe. Fische gebe es in dem See nicht, sodass es auch in diesem Bereich zu keinen Schäden gekommen sei. Dass Rehe im Venn unterwegs sind, sei ebenfalls keine Besonderheit. „Die laufen sonst auch durchs Wasser“, sagt Elke Happe.

Im Zwillbrocker Venn sollte und könnte es so aussehen.

Im Zwillbrocker Venn sollte und könnte es so aussehen. © Archiv


Verharmlosen möchte die Expertin die Situation aber dennoch nicht. „So trocken habe ich es in den letzten 20 Jahren hier nicht erlebt. In den 70er-Jahren soll es schonmal so gewesen sein, aber da war ich noch nicht hier.“ 33 Hektar groß und zwischen wenigen Zentimetern und maximal zwei Metern tief ist der See – normalerweise. Jetzt sind nur einige wenige Wasserstellen übrig.

In dem ausgetrockneten See wachsen sogenannte Schlammflure, die den Nährboden nutzen, wenn das Wasser weg ist. „Sie sind aber nicht lange haltbar. Sobald das Wasser wiederkommt, verschwinden sie auch wieder, weil sie damit nicht klarkommen“, erklärt Elke Happe. Man müsse jetzt jedoch aufpassen, dass es keinen Jungwuchs von Birken oder Heide gibt. „Dann hätten wir ein Problem. Das Gehölz müssten wir manuell bekämpfen.“

Wichtig sei jetzt, dass es möglichst bald möglichst viel Regen gibt. „Es ist immer noch ein See, der läuft wieder voll. Dafür braucht es aber mehr als ein Schauer“, meint Elke Happe. Selbst ein einzelner verregneter Tag wie am letzten Wochenende bringe nicht viel, da das Wasser im trockenen Boden schnell versacke.

Im Zwillbrocker Venn ist es aber extrem trocken

Im Zwillbrocker Venn ist es aber extrem trocken © Werner Berthues

Sobald das Wasser dann aber wieder da sei, gebe es auch schnell wieder Leben im See und im Schlamm. Zwar seien mit Sicherheit viele Krebse und Kleinlebewesen gestorben, das Plankton jedoch breite sich im Wasser schnell wieder aus. Dann hätten auch die Flamingos wieder genug Nahrung. „Schwierig wird es, wenn es auch über den Winter trocken bleibt und es dann im Frühjahr, wo sich viel entwickelt, kein Wasser gibt. Aber davon gehen wir im Moment erst einmal nicht aus“, hofft Elke Happe.

Auch positive Effekte

Auch die Flächen um den See herum brauchen dringend Regen. Die Trockenheit hatte aber in der Heide auch einen positiven Effekt. „Wir konnten dort sehr gut einige Maßnahmen umsetzen und zum Beispiel die Heide abtragen, damit sie verjüngt nachwachsen kann. Weil der Boden so trocken war, haben wir dabei weniger Schäden angerichtet als sonst“, erklärt Elke Happe.

Und noch eine positive Nachricht gibt es aus dem Venn. „Ich habe hier wahnsinnig viele Kiebitze entdeckt“, sagt Fotograf Werner Pannewig. Der Kiebitz steht auf der roten Liste der gefährdeten Vogelarten. Im Venn jedoch sammeln sich zu dieser Jahreszeit besonders viele der Vögel, um dann gemeinsam in die Wintergebiete zu fliegen, erklärt Elke Happe. Daran hindert sie auch das fehlende Wasser nicht.