
© Lea Daume (Archiv)
OGS und VHTS stoßen an Grenzen – Personal wird zur „Riesenbaustelle“
Offener Ganztag
Der Raumbedarf ist das eine, die Personalausstattung das andere Problem. In Sachen OGS/VHTS steht die Gemeinde Südlohn vor einer Herausforderung. Nun gibt es gar eine Sondersitzung zum Thema.
Sicher noch nicht dramatisch, aber angespannt: So oder ähnlich könnte man die aktuelle und vor allem künftige OGS/VHTS-Betreuungssituation deuten. Dieser Eindruck zu Offenem Ganztag und Verlässlichem Halbtag an den Grundschulen entstand zumindest im jüngsten Schulausschuss. Insbesondere Raumbedarf und Personalausstattung sind an Grenzen gestoßen, finanzielle Kostensteigerungen kommen zwangsläufig hinzu.
Denn: Die Anmeldezahlen sind weiter hoch, wie die Gemeinde mitteilt. Und: Den Rechtsanspruch ab 2026 müssen die Verantwortlichen nun im Hinterkopf behalten.
Viktoria Keller-Flinks von der ausführenden K.i.d.S. gGmbH aus Bocholt sowie Sarah Dechering, Koordinatorin am Standort Oeding, richteten einen eindringlichen Appell an Verwaltung und Politik. Die Betreuung der Kinder sei ihnen eine „Herzensangelegenheit“. Es gelte auch in Zukunft dem Vertrauensvorschuss der Eltern gerecht werden zu können.
Seit Sommer unterschiedliche Konzepte in Südlohn und Oeding
Sarah Dechering erklärte die zwei unterschiedlichen Konzepte: In der St.-Vitus-Schule Südlohn werden Offener Ganztag (OGS) und Verlässlicher Halbtag (VHTS) im gleichen Raum angeboten. Während man dort auf das teiloffene Raumkonzept setzt, habe man an der von-Galen-Grundschule in Oeding im Sommer 2021 auf das Gruppenkonzept umgestellt. Als Gründe nannte sie unterschiedliche pädagogische Konzepte und räumliche Verhältnisse.
Beispiel Oeding: Insgesamt 89 Kinder sind bis jetzt für das Schuljahr 2022/23 angemeldet. „Da werden noch welche hinzukommen“, verwies Sarah Dechering auf unterjährige Nachrücker oder auch Flüchtlingskinder. Aktuell würde in Südlohn 105 Kinder betreut, in Oeding derer 102.
Das kommende Schuljahr werde zu einem echten Problem. „Mit derzeit elf Mitarbeitern haben wir zu wenig Personal“, betonte Viktoria Keller-Flinks am Beispiel Oeding. In Südlohn sei unter den Voraussetzungen die Betreuung in einem großen Raum kaum mehr zu bewältigen. Es fehlten einfach die wichtigen Rückzugsorte. Für diese werde es nun auch in Oeding eng, was dort natürlich bei der Planung des Neubaus noch mitberücksichtigt werden könne. In Südlohn nicht mehr.
Keine 40-Stunden-Stellen und Erhöhung des Mindestlohns
„Ein großes Problem ist es, dass wir keine 40-Stunden-Stellen anbieten können“, erklärte Viktoria Keller-Flinks. Das mache die Stellen weniger attraktiv. Dazu wirke sich unter anderem auch die Anhebung des Mindestlohns aus. Mit Blick auf das Schuljahr 2022/23 plane man mit über 50.000 Euro mehr allein an Personalkosten.
In der Diskussion wurde unter anderem die Frage aufgeworfen, ob man sich beide Betreuungsformen noch leisten könne. Unterschiede würden kaum gemacht, die Beitragssätze für die Eltern wichen aber gravierend voneinander ab. Marco Becker (CDU) warf die Frage auf, warum man beim Neubau in Südlohn nicht gleich anders gedacht habe: „War die Schule nicht mit im Boot?“
„Durchaus. Letztlich gab es einen Kostendeckel. Zudem ging der Schulentwicklungsplan seinerzeit von sinkenden Schülerzahlen aus, die Zweizügigkeit passt bekanntlich nicht mehr“, berichtete Bürgermeister Werner Stödtke.
„Wir sollten das erstmal sacken lassen“
Letztendlich vertagte der Ausschuss einen Beschluss, um den Faden in einer Sondersitzung am 25. April wieder aufzunehmen. So wichtig und dringlich ist das Thema. „Wir brauchen in Sachen Räume bis Sommer eine Lösung“, meinte Werner Stödtke. Schwerer gestalte sich die Lösung in Sachen Personal. „Das ist eine Riesenbaustelle“, betonte Viktoria Keller-Flinks noch einmal.
Die Finanzierung ist dabei noch ganz außen vor. „Über wie viel Geld sprechen wir letztlich?“, fragte Sabrina Späker (SPD).