K44n: Das sagt der Keis Unna zur Überschwemmung
Nach Hochwasser in Selm
Familie Uskow ärgert sich seit Montag, die Stadt Selm verweist auf den Kreis Unna: Nach dem Unwetter, vollgelaufenen Kellern und einer Wiese mit Hochwasser bleibt eine vertrackte Situation. Kann man für die Anwohner der Straße „Im Grünen Winkel“ an der K44n, die schon lange über Stauwasserprobleme klagen, Abhilfe schaffen?

Astrid Uskow bei der Gartenarbeit: Die Familie hatte ihren Garten mit Blumen, Gemüse und Obst bepflanzt - vieles davon ist hinweggeschwemmt .
In einer Presseerklärung verwiesen Stadtverwaltung und Stadtwerke in dreierlei Hinsicht auf den Kreis Unna: als Baulastträger der Kreisstraße Zeche-Hermann-Wall, die im September vergangenen Jahres freigegeben wurde, als Untere Wasserbehörde und damit zuständig für Bäche sowie Untere Landschaftsbehörde. Die Stadt sagte, sie habe den Kreis mehrfach auf die Probleme mit der Staunässe auf der Wiese hingewiesen.
„Wir sind im Gespräch mit der Stadt und unseren Leuten aus der Landschaftsschutz-Behörde sowie denen aus der Baubehörde“, bestätigte Constanze Rauert, Sprecherin des Kreises Unna, am Freitag auf Anfrage. Alles drehe sich dabei um die zentrale Frage der Abwägung: „Dort ist eine Feuchtwiese, die als Biotop ein geschützter Landschaftsteil ist“, so Rauert. „Wir wollen die Natur dort befördern.“
Nun habe man das Problem einer extremen Wetterlage gehabt – „und dagegen ist niemand gefeit“. Darauf könne man sich aber in der Planung nicht kaprizieren, „da diese Ereignisse ja fast nie vorkommen“, so Rauert. „Wenn diese Regenereignisse Grundlage von Planung wären, müssten wir unglaublich viel Geld ausgeben.“
Hintergrund des Feuchtbiotops
Der Zweck des Feuchtbiotops sei, einer bestimmten Tier und Pflanzenwelt Raum zur Entwicklung zu geben. „Das gibt es auch an anderen Stellen im Kreis – aber gerade Selm hat ja viele Naturfreunde, die darauf Wert legen.“ Viele wollten die Natur erhalten, zugleich aber nicht, dass ihnen selbst so etwas passiert. „Da muss man abwägen“, so Rauert. Laut ihrer Aussage liegt in der Wiese ein Abwasserrohr. Wenn man den Ablauf verbessern wolle, könne man einen Graben durch die Wiese ziehen – „aber dann wäre das Biotop zerstört. Es läuft auf den Abwägungsprozess heraus.“
Die Stadt Selm hatte bestätigt, dass die erwähnte Wiese schon früher immer mal unter Wasser stand. Über drückendes Grundwasser hätten sich die Anwohner bereits im ersten Planungsgespräch für die Umgehungsstraße circa 1994 beklagt und damals Befürchtungen über möglicherweise weiter steigendes Wasser nach dem Bau der Straße geäußert.
Straße verschlechtert Ablauf
Nun ist die Straße da. „Die Situation hat sich dadurch insoweit geändert, dass das Wasser aus der Wiese seit dem Bau nicht mehr so ablaufen kann, wie früher. Es steht höher und länger in der Wiese. Seit der Verlegung des Selmer Baches für den Brückenbau wird das Wasser parallel zum Straßenkörper in die Altarme im Busch geleitet. Aus diesen kann es aber nicht mehr komplett in den Bach abfließen.“
Constanze Rauert dementiert das nicht, aber verweist auf die gewollte Feuchte und die Abwägung. Die betroffene Familie Uskow hatte diese Woche derweil einen Sachverständigen im Haus. Astrid Uskow berichtete Donnerstag: „Nach dem Regen Mittwoch kam noch Wasser aus den Böden und Wänden. Mittlerweile liegt ein muffiger Geruch im Treppenhaus und wir haben Sorge, wie es die nächsten Tage weiter geht.“
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