Keller in Selm unter Wasser - Folge der K44n?

Sorgen nach dem Unwetter

Erst der Sturzregen, dann eine überflutete Straße, ein überfluteter Garten, viel Wasser im Keller. Das waren für eine Familie aus Selm die Auswirkungen des Unwetters. Dass das Wasser sich staute und langsam abfloss, liegt wohl auch an der neuen Selmer Umgehungsstraße, der K44n.

SELM

, 02.06.2016, 17:22 Uhr / Lesedauer: 3 min

Für Astrid Uskow begann der Montag in Gummistiefeln. Als das Gewitter und der Sturzregen gegen 6 Uhr über Selm nieder ging, sah sie das Unheil kommen: Das Wasser staute sich auf der Straße, aber auch im Feld hinter ihrem Garten. Im Blickpunkt bei der Schuldfrage: Die Verlegung des Selmer Baches - für die neue K44.

So ein Hochwasser wie am Montag passiere häufiger, so Uskow. Ihr Garten stand stellenweise bis zu 20 Zentimeter unter Wasser – das dokumentieren Fotos. Im Keller des Zweifamilienhauses das nächste Unglück: „Es stand so hoch, dass es bis in die Gummistiefel schwappte“, so Astrid Uskow. Das hing auch mit dem Überlaufen des städtischen Kanalsystems zusammen: Eine Zulauf-Klappe zum neuen Regenrückhaltebecken, das genau solche Regenereignisse eigentlich abfedern soll, war geschlossen. Die Baufirma nahm diesen Fehler auf ihre Kappe.

Aber der Aspekt mit dem Wasserablauf auf den Feldern kommt für Familie Uskow zu kurz: „Wir verstehen nicht, warum kein Wasserabfluss zum Bach hergestellt ist. Jedesmal, wenn es mehr als gewöhnlich regnet, steigt der Wasserpegel schnell. Dass die Keller in der Nachbarschaft viel abbekommen haben, wissen alle. Das ist ein schlimmes Ausmaß, da es ja nicht hätte passieren dürfen. Aber auch die ganze Arbeit, die wir nach dem Winter in unsere Gärten gesteckt haben, ist nun hinüber. Eingepflanztes Obst und Gemüse“, so Uskow, „die ganzen Blumen, der Rindenmulch... das hat alles so viel Zeit, Kraft und Geld gekostet.“

Pumpe funktionierte nicht mehr

Um 6.30 Uhr habe sie an jenem Morgen die Feuerwehr alarmiert: „Unsere Pumpe im Kellerschacht funktionierte nicht mehr und der Wasserpegel stieg weiter.“ Die Rettungskräfte kamen und arbeiteten bis 10 Uhr vor Ort. Dann sammelten sie sich am Rückhaltebecken, schlossen die Arbeit mit einem kleinen Frühstück auf die Hand ab und fuhren davon. Es habe aber knapp zwei Stunden gedauert, bis das Wasser zurückwich, berichtet Astrid Uskow. „Am Mittag überprüfte mein Mann unsere zweite Pumpe im Garten zur Straße hin. Sie hat dem starkem Wasserdruck auch nicht mehr Stand gehalten.“ Das Wasser sei vom Feld und der Straße in den Garten geflossen. „Es war ein erschreckendes Bild“, so Astrid Uskow.

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

Hochwasser bei Familie Uskow

Das Unwetter am Montag, 30. Mai, sorgte in einigen Selmer Häusern für Überschwemmungen und vollgelaufene Keller. Familie Uskow hat uns einen Erfahrungsbericht gegeben und Fotos der Verwüstung zur Verfügung gestellt.
01.06.2016
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So sah es im Garten / Vorgarten der Uskows und auf der Straße "Im Grünen Winkel" am Montag im Morgengrauen aus.© Foto: Astrid Uskow
Astrid Uskow bei der Gartenarbeit: Die Familie hatte ihren Garten mit Blumen, Gemüse und Obst bepflanzt - vieles davon ist hinweggeschwemmt .© Foto: Astrid Uskow
So sah es im Garten / Vorgarten der Uskows und auf der Straße "Im Grünen Winkel" am Montag im Morgengrauen aus.© Foto: Astrid Uskow
So sah es im Garten / Vorgarten der Uskows und auf der Straße "Im Grünen Winkel" am Montag im Morgengrauen aus.© Foto: Astrid Uskow
So sah es im Garten / Vorgarten der Uskows und auf der Straße "Im Grünen Winkel" am Montag im Morgengrauen aus.© Foto: Astrid Uskow
Der Keller der Uskows lief voll mit Wasser. Bis zu 30 Zentimeter hoch stand das Wasser in den Räumen. Die alarmierte Feuerwehr pumpte den Keller leer. Das Wasser ergoss sich im benachbarten Feld am Zeche-Hermann-Wall.© Foto: Astrid Uskow
Der Keller der Uskows lief voll mit Wasser. Bis zu 30 Zentimeter hoch stand das Wasser in den Räumen. Die alarmierte Feuerwehr pumpte den Keller leer. Das Wasser ergoss sich im benachbarten Feld am Zeche-Hermann-Wall.© Foto: Astrid Uskow
Hinten sieht man, wo sich das Wasser im Garten staute.© Foto: Astrid Uskow
Der Keller der Uskows lief voll mit Wasser. Bis zu 30 Zentimeter hoch stand das Wasser in den Räumen. Die alarmierte Feuerwehr pumpte den Keller leer. Das Wasser ergoss sich im benachbarten Feld am Zeche-Hermann-Wall.© Foto: Astrid Uskow
Der Keller der Uskows lief voll mit Wasser. Bis zu 30 Zentimeter hoch stand das Wasser in den Räumen. Die alarmierte Feuerwehr pumpte den Keller leer. Das Wasser ergoss sich im benachbarten Feld am Zeche-Hermann-Wall.© Foto: Astrid Uskow
Der Keller der Uskows lief voll mit Wasser. Bis zu 30 Zentimeter hoch stand das Wasser in den Räumen. Die alarmierte Feuerwehr pumpte den Keller leer. Das Wasser ergoss sich im benachbarten Feld am Zeche-Hermann-Wall.© Foto: Astrid Uskow
So sah es auf dem Gelände zwischen der Bebauung "Im Grünen Winkel" und Zeche-Hermann-Wall aus: Das Oberflächenwasser konnte nicht so schnell versickern, wie neuer Regen nachkam.© Foto: Astrid Uskow
So sah es auf dem Gelände zwischen der Bebauung "Im Grünen Winkel" und Zeche-Hermann-Wall aus: Das Oberflächenwasser konnte nicht so schnell versickern, wie neuer Regen nachkam.© Foto: Astrid Uskow
So sah es auf dem Gelände zwischen der Bebauung "Im Grünen Winkel" und Zeche-Hermann-Wall aus: Das Oberflächenwasser konnte nicht so schnell versickern, wie neuer Regen nachkam.© Foto: Astrid Uskow
Astrid Uskow wohnt mit ihrer Familie im Grünen Winkel. Dort überflutete der Garten wegen der Wassermassen beim Gewitterregen am Morgen des 30. Mai.© Foto: Astrid Uskow
Astrid Uskow wohnt mit ihrer Familie im Grünen Winkel. Dort überflutete der Garten wegen der Wassermassen beim Gewitterregen am Morgen des 30. Mai.© Foto: Astrid Uskow
An diesen Bildern sieht man gut, wie es im Garten ausgesehen hat: Das Wasser stand knapp 20 Zentimeter hoch. Es lief erst langsam wieder ab. Die Uskows wollen das nun mit ihrer Versicherung klären.© Foto: Astrid Uskow
An diesen Bildern sieht man gut, wie es im Garten ausgesehen hat: Das Wasser stand knapp 20 Zentimeter hoch. Es lief erst langsam wieder ab. Die Uskows wollen das nun mit ihrer Versicherung klären.© Foto: Astrid Uskow
An diesen Bildern sieht man gut, wie es im Garten ausgesehen hat: Das Wasser stand knapp 20 Zentimeter hoch. Es lief erst langsam wieder ab. Die Uskows wollen das nun mit ihrer Versicherung klären.© Foto: Astrid Uskow
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Man habe viel Geld in die eigenen Pumpen, die Trocknung des Hauses an dieser Stelle insgesamt, die Sicherung des Gebäudes investiert. Denn der Grundwasserspiegel, so beschreibt es Astrid Uskow, habe hier schon immer Sorgen gemacht. Zehn Jahre blieb der Keller trocken, berichtet sie – bis Montag eben. „Mein Schwiegervater sagt: Solch eine Menge gab es hier noch nie. Seit die K44 gebaut wurde, ist die Angst vor dem Wasser wieder gewachsen“, meint sie. „Naturkatastrophe ist das eine, aber baulich nicht an alles gedacht – das ist eine andere Sache.“

Wasser kann nicht mehr so ablaufen wie früher

Wir befragten die Stadt. Sie erläuterte am Donnerstag: „Die Wiese stand schon früher immer mal unter Wasser. Über drückendes Grundwasser haben sich die Anwohner im ersten Planungsgespräch für die Umgehungsstraße 1994 beklagt und Befürchtungen für nach dem Bau der Straße geäußert“, so Lothar Unrast und Sprecher Malte Woesmann.

Die Situation habe sich insoweit geändert, dass das Wasser aus der Wiese seit dem Bau nicht mehr so ablaufen kann wie früher. „Es steht höher und länger in der Wiese. Seit der Verlegung des Selmer Baches für den Brückenbau wird es parallel zum Straßenkörper in die Altarme im Busch geleitet. Aus diesen kann es nicht mehr komplett in den Bach abfließen“, so die Stadt. Das Problem sei beim Kreis Unna, Baulastträger des Zeche-Hermann-Walls, und der Unteren Wasserbehörde bekannt.

Wiese ist von Landschaftsbehörde geschützt

„Es soll in Zukunft wieder eine Verbindung geschaffen werden, sodass das Wasser langsam wieder abfließen kann“, so die Stadt weiter. Problem: Die Untere Landschaftsbehörde schütze die Wiese als Feuchtwiese und damit als gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteil. „Die Stadtwerke haben die Beteiligten mehrmals, auch jetzt wieder, auf das Problem aufmerksam gemacht und um eine Lösung gebeten“, sagte Lothar Unrast.

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