
Der Rat der Stadt hat die Partnerschaft mit Ioannina beschlossen, der Geburtsstadt von Bürgermeister Dimitrios Axourgos. © DPA/Stadt Schwerte
Traum vom Direktflug ab Dortmund: Das müssen Sie über Schwertes neue Partnerstadt Ioannina wissen
Städtepartnerschaft
Ioannina in Griechenland wird die neue Partnerstadt Schwertes. Was ist das für eine Stadt? Sie hat viel mehr Einwohner als Schwerte, eine Universität und einen Flughafen.
Ohne Gegenstimmen mit einer Enthaltung beschloss der Rat der Stadt die Städtepartnerschaft mit Ioannina in Griechenland. Es ist die zehnte Partnerstadt Schwertes. Allerdings liegen vier Partnerstädte in Frankreich. Doch was ist das für eine Stadt, in die in naher Zukunft eine Delegation aus Schwerte reisen wird, um die Partnerschaft zu besiegeln? Was für eine Stadt ist es, deren Wappen demnächst im Bürgersaal des Schwerter Rathauses aufgehängt wird?
Flughafen, aber kein Bahnanschluss
Mit dem Auto ist sie nur schwer zu erreichen, denn der kürzeste Weg über Land ist 2200 Kilometer weit. Dabei hat die Stadt einen kleinen Flughafen. Ein Direktflug von Düsseldorf dorthin wird aktuell nicht angeboten. Und auch die Reise mit Bus und Bahn, Ioannina hat keinen Bahnanschluss, ist relativ beschwerlich.
Die Stadt liegt im Nordwesten Griechenlands. Es ist die Hauptstadt des Bezirks Epiros. Der wirbt in seinem Fremdenverkehrs-Angebot für die Hauptstadt mit einer Seepromenade, einer historischen Altstadt und einer historischen Festungsanlage mit vielen Museen.
480 Meter hoch an einem See
„Die Stadt befindet sich auf einer Höhe von rund 480 Metern am Westufer des Süßwasser-Sees Pamvotida. Das Stadtzentrum wird von kleinen Gassen und historischen Gebäuden aus osmanischer, türkischer Herrschaftszeit gesäumt. Insbesondere die Stadtviertel am Seeufer versetzen Urlauber in eine orientalische Atmosphäre“, ist auf der Seite des Fremdenverkehrsverbandes zu lesen.
Und weiter: „Ioannina verbindet Tradition mit Moderne gekonnt, sodass nicht nur Kulturinteressierte, sondern auch Genießer und Shoppingbegeisterte gut aufgehoben sind.“
Ioannina hat mehr als doppelt so viele Einwohner wie Schwerte. 112.486 wurden 2011 gezählt.
Uni mit 20.000 Studenten
Ioannina ist Sitz einer Universität mit knapp 20.000 Studenten, die in den 1960er-Jahren gegründet wurde. Die TWS in Schwerte (TechnoPark und Wirtschaftsförderung Schwerte GmbH) erhofft sich von einer Zusammenarbeit mit der Uni dort Unterstützung und Austausch bei der Digitalisierung. Denn die Stadt hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Zentrum für Digitalisierung entwickelt. Die Stadt ist übrigens auch die Geburtsstadt von Bürgermeister Dimitrios Axourgos.
Für die Schwerter erhofft sich die TWS, dass es vermehrt zum Austausch auch im Bereich von Tourismus und Veranstaltungen kommt. Zum Weinfest 2021 war eigentlich schon ein Wein und Spezialitätenanbieter aus Ioannina eingeplant, die Veranstaltung wurde dann aber wegen der Corona-Auflagen nur virtuell durchgeführt.
Partnerschaft eröffnet Fördertöpfe
Die neue Partnerschaft könne auch einige Fördertöpfe für Schwerte eröffnen, so die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage für den Rat. So unterstütze die Deutsch-Griechische Versammlung (DGV) die Zusammenarbeit zwischen deutschen und griechischen Städten.
Projekte auf den Gebieten Digitalisierung, Tourismus, Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Arbeit, Ausbildung und Abfall- u. Kreislaufwirtschaft würden finanziell unterstützt. Und auch das EU-Förderprogramm CERV könne Projekte im Rahmen dieser Partnerschaft fördern.
Näher an Dortmund heranrücken
Doch welche Interessen hat Ioannina an einer Partnerschaft mit Schwerte? Neben den gemeinsamen Interessen macht die griechische Kommune auch keinen Hehl daraus, dass man so auch ein wenig näher an Dortmund heranrückt.
„Wir glauben auch, dass die Partnerschaft der beiden Städte die touristische Entwicklung unserer Regionen und die Aussicht auf eine direkte Flugverbindung zwischen der Stadt Ioannina und der Nachbarstadt von Schwerte, Dortmund, stärken wird, wo eine große griechische Gemeinschaft lebt und prosperiert“, so Ioanninas Bürgermeister Moses Elisaf in dem Gemeinderatsbeschluss.
Auch ein dunkles Kapitel der Geschichte
Allerdings gibt es auch einiges aufzuarbeiten, denn Ioannina war auch Schauplatz des Holocaust. 1944 wurden 1700 Menschen aus den jüdischen Vierteln der Stadt deportiert und nach Auschwitz gebracht. Die an der Deportation beteiligten Angehörigen von SS, Polizei und Wehrmacht wurden nach 1945 von der westdeutschen Justiz nicht zur Rechenschaft gezogen. Alle Ermittlungsverfahren wurden eingestellt, obwohl es eine Fotodokumentation der Wehrmacht gab.
Ist mit Überzeugung Lokaljournalist. Denn wirklich wichtige Geschichten beginnen mit den Menschen vor Ort und enden auch dort. Seit 2007 leitet er die Redaktion in Schwerte.
