Das große Schwerter Bürgermeister-Bingo
Suche nach einem Kandidaten
Die Stadt Schwerte sucht einen neuen Chef. Wie könnte der aussehen, was muss der können? Wir haben uns in den einzelnen für Bürgermeister wichtigen Kategorien umgesehen, nicht ganz ernst gemeinte Ranglisten erstellt sowie einige Überraschungen aufgedeckt.

Das Schwerter Rathaus gehört zu den Denkmälern der Stadt.
Gut, die SPD ist mit ihrer Kandidatensuche schon durch. Bei den anderen Parteien dauert es aber noch ein wenig, einen geeigneten Kandidaten für die Bürgermeisterwahl im Frühjahr auf den Schild zu heben. Da haben wir uns gedacht, es wäre doch schön, es gebe einen Bingoschein mit Bürgermeistertugenden, die man abhaken könnte. Wer eine ganze Reihe zusammenbekommt, ist dann quasi ein geborener Spitzenkandidat oder natürlich eine Kandidatin.
Schließlich ist Bürgermeister ein anständiger Beruf, mit einem Anforderungsprofil. Das ist allerdings weit gespannt. Ahnung von Verwaltung sollte der Kandidat haben. Möglichst wählbar sein. Er muss reden können, ein Teamplayer und ein Chef sein. Welche dieser Anforderungen man nach vorne stellt, ist Sache der Parteien. Wir haben jedenfalls einmal ein paar Eigenschaften näher untersucht und die jeweils Geeignetsten Kandidaten für diese Kategorie rausgesucht.
Ob jemand öfters vorkommt und wer überhaupt dabei ist, lesen Sie hier. Ob man sich daraus einen Bürgermeister backen kann, entscheiden Sie besser selbst. Vielleicht sieht Ihr Bürgermeister-Bingo-Schein ja auch ganz anders aus als unserer. Hier unsere Vorschläge für Kategorien.
Die Medienlieblinge
Wer schafft es am häufigsten in die Zeitung beziehungsweise ins Internet? Dazu haben wir die Namen prominenter Schwerter über unser Online-Archiv laufen lassen. Referenzzahl war 995. So oft tauchte der Name Heinrich Böckelühr auf. Für amtierende Ratspolitiker ist das selbst in gehobenen Positionen nahezu unerreichbar. Ganze 48 Mal wurde SPD-Fraktionschefin Angelika Schröder zitiert. Öfter tauchte da schon Rohrmeistereichef Tobias Bäcker (198) in der Berichterstattung auf. Und auch Stadtführer Uwe Fuhrmann ist mit 231 Einträgen noch auf einem hinteren Rang.
Weiter vorne liegt Hans-Georg Winkler (308), aber Spitzenreiter ist: Carsten Morgenthal. Klar, als Pressesprecher der Stadt wurde er 552 Mal zitiert. Sucht man allerdings nach dem häufigsten Schwerter Namen im Online-Archiv, landet man beim Kollegen Reinhard Schmitz. Über 2000 Treffer ergab die Suche nach ihm. Allerdings taucht sein Name zu 90 Prozent in der Autorenzeile des Berichts auf.
Die besten Redner
Ein Bürgermeister muss Reden halten können. Anlässe dazu gibt es genug. Was einen guten Redner ausmacht, liegt natürlich immer im Auge des Betrachters. Deshalb gibt es hier keine Rangliste, sondern nur Vorschläge: Wer den pastoralen Ton bevorzugt, wird vermutlich bei Pfarrer Peter Iwan fündig, der scheidet aber aus, weil er nach den Regeln der katholischen Kirche nicht auf die Transferliste kommt.
Unser zweiter Vorschlag: Stadtführer, Ex-Nachtwächter, Gelegenheitsshowmaster und Heimatvereinsvorsitzender Uwe Fuhrmann. Mit ihm würden Showgrößen wie Wim Thoelke und Lou van Burg wieder auferstehen und ins Rathaus einziehen. Wenn man allerdings jemanden braucht, der auch über die lange Distanz gehen kann: Dann empfiehlt die Expertenkommission eine Doppelspitze. Björn Thiele und Jörg Przystow moderieren, ohne Textkarten und Vorbereitung, souverän jährlich drei Tage Pannekaukenfest am Stück. Mit dieser Leistung liegen sie, zumindest was die Anzahl und Länge ihrer Redebeiträge betrifft, deutlich vor dem Amtsinhaber.
Die Wählbarsten
Ein Bürgermeister muss in allererster Linie gewählt werden. Und da hilft ein Blick auf die Wahlergebnisse der Vergangenheit. Welche Politiker holten die besten Werte in Schwerte. Mit 51,9 Prozent hatte sich Böckelühr bei der Wahl 2014 durchgesetzt. Der hatte aber nur zwei Gegenkandidaten. Die Ratsmitglieder mussten sich gegen eine ganze Reihe von Mitbewerbern durchsetzten.
Traditionell gute Werte erzielen dabei eigentlich die Sozialdemokraten auf dem Kreinberg. Doch deren dortiger Spitzenkandidat muss halt auch im Wahllokal Albert-Schweitzer-Schule antreten. Und so kommt SPD-Ratsherr Bernd Droll nur auf den enttäuschenden Platz 8 mit durchschnittlich 40,45 Prozent. Vor ihm lagen bei der Kommunalwahl 2014 Bianca Dausend (CDU/40,9), Reinhild Hoffmann (SPD/41,7), Hans Haberschuss (SPD/41,9), Ralf Haarmann (SPD/42,12), Natascha Baumeister (SPD/42,9) und Ellen Hentschel (CDU/42,3). Sieger in dieser Kategorie ist allerdings der CDU-Ratsherr Hans Georg Rehage. Mit 43 Prozent aller Stimmen in seinem Bezirk holte er 2014 stadtweit das beste Wahlergebnis - zumindest prozentual.
Die mit Menschenkenntnis
Natürlich sollte ein Bürgermeister über ausreichend Menschenkenntnis verfügen. Lernen könnte er das in der Kneipe – allerdings besser hinterm Tresen als davor. Deshalb haben wir mal die am längsten amtierenden Gastwirte in Schwerte rausgesucht. Dabei handelt es sich aber um Gastwirtinnen, wie Kollege Reinhard Schmitz weiß.
Zu den Urgesteinen gehören auf jeden Fall: Bernhard Bay aus der Feuerteichschänke und Anton Bubenzer vom Kreuzeck. Über noch mehr Erfahrung verfügt Milica Mihelj vom Haus Pferdekämper, die alle nur kurz Cica nennen. Ganz vorne in Sachen Menschenkenntnis und dienstälteste Gastwirtin in Schwerte ist aber Regina Fromme von der Kutscherstube. Sie steht seit 48 Jahren hinter dem Tresen.
Die mit Ahnung
Schön wäre es natürlich auch, wenn der Chef der Verwaltung Ahnung von Verwaltung hätte. Nun ist es nicht einfach, da eine Rangliste zu erstellen. Wenn es nach Dienstgrad geht, wäre natürlich der Erste Beigeordnete der Stadt, Hans-Georg Winkler, vorne auf der Liste.
Geht es nach Dienstjahren in der Verwaltung, hat man relativ große Auswahl. Ob KuWeBe-Vize Matthias Hein (42 Dienstjahre) oder Fachdienstleiterin Ulrike Schulte (45 Dienstjahre) – bei der Verwaltung werden traditionell auch langjährige Dienstjubiläen gefeiert. Der Spitzenreiter in dieser Kategorie ist aber der jüngst in den Ruhestand getretene Stadtamtsrat Karl Ernst Röller. Mit 51 Dienstjahren führt er unsere Tabelle in der Rubrik „kann Verwaltung“ an.
Die mit Erfahrung
Politische Erfahrung ist auch ein Kriterium für einen Bürgermeister. Und da reicht ein Blick auf die Wahlperioden des Stadtrates. In dieser Kategorie führt der amtierende Bürgermeister, der 1988 in den Stadtrat nachrutschte. Derzeit am längsten an einem Stück ist Ellen Hentschel (CDU) im Stadtrat vertreten. Sie wurde das erste Mal 1999 in den Rat gewählt. Nimmt man allerdings die Zeit im Rat insgesamt, dann führt Herbert Dieckmann die Liste an. Bereits 1994 wurde der Tischlermeister für die CDU in den Stadtrat gewählt. Nur in der Wahlperiode ab 2009 war er nicht von Anfang an dabei. Da rückte er erst im Herbst 2012 für den ausgeschiedenen Thomas Keuthen nach.
Die auf der Transferliste
Wer Bürgermeister werden will, sollte kurzfristig ausreichend Zeit haben. Im Fußball würde man sagen, er müsste bereits auf der Transferliste stehen. Und die ist aktuell nur deshalb ausreichend lang, weil es anders als bei anderen Berufen kein Alterslimit gibt.
Auf dieser Transferliste stehen (nach einheitlicher Expertenmeinung der Redaktion) derzeit: Die (zurückgetretene oder gekündigte – auf jeden Fall aber ehemalige KuWeBe-Chefin) Dr. Christine Mast, der ehemalige Fotograf der Ruhr Nachrichten und Schwerte-Kenner Oskar C. Neubauer, wobei wir nicht sicher sind, ob letzterer tatsächlich ein neues Betätigungsfeld sucht und erstere noch mal in die Ruhrstadt zurück möchte. Bei der Nummer eins waren wir uns aber einig: Der ehemalige Chef des Unternehmerverbandes und Unternehmer-Urgestein Karl-Willi Demgen. Der ist zwar schon 80, das hat Adenauer seinerzeit aber auch nicht stoppen können. Und der Willi hat bislang immer noch alles geregelt.