
Zitrusfrüchte sollen Fettkiller sein – aber ist das wirklich so? © Carolin West
Diät-Mythen im Check – alles Lügen oder ist was Wahres dran?
Teil 1
Abends essen und Kohlenhydrate machen dick, dafür darf es von Light-Produkten etwas mehr sein. Stimmt das wirklich? Wir haben den Fakten-Check für zehn der bekanntesten Diät-Mythen gemacht.
Gewicht verliert man grundsätzlich dann, wenn man dem Körper weniger Kalorien zuführt als er verbraucht. Aus Grundumsatz und PAL-Wert (Personal Activity Level) lässt sich recht einfach berechnen, wie hoch Leistungsumsatz und damit die Kalorienzahl ist, die der Körper verbraucht.
Isst man weniger oder steigert das Personal Activity Level, nimmt man automatisch ab. Als Kalorienzähler eignen sich verschiedene Apps, die sich jeder leicht im App Store herunterladen kann.
Dennoch ranken sich zahlreiche Mythen und schlaue Merksprüche rund um das Thema Abnehmen. Längst nicht an allen ist auch etwas Wahres dran. Zehn der bekanntesten Diät-Mythen stehen deshalb bei uns auf dem Prüfstand. Welche stimmen tatsächlich – und welche kann man getrost vergessen?
In diesem Teil überprüfen wir den Wahrheitsgehalt der ersten fünf Diät-Mythen – in Teil 2 folgt dann der Fakten-Check für die übrigen fünf.
1. Kohlenhydrate machen dick
Kohlenhydrate machen dick – nicht nur ein Mythos, sondern auch die Grundlage für die Low Carb-Diät, bei der man weitgehend auf kohlenhydratreiche Lebensmittel verzichtet.
Im Mittelpunkt stehen stattdessen eiweißreiche Lebensmittel, vor allem Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte. Dauerhaft glücklich wird man damit aber wohl nicht – und ausgewogen ist diese Ernährungsweise auch nicht.
Kohlenhydrate sind wichtige Energielieferanten für unseren Körper und sollten deshalb keinesfalls aus der Ernährung ausgeklammert werden. Zumal sie nicht grundsätzlich dick machen. Allerdings müssen wir hierbei zwischen kurzkettigen und langkettigen Kohlenhydraten unterscheiden.
Kurzkettige, beispielsweise in Weißmehl-Nudeln, weißem Reis, Weißbrot, Fruchtsäften und Süßigkeiten enthalten, geben uns schnelle Energie. Doch diese verfliegt auch ebenso schnell wieder und wir brauchen mehr. Ein Teufelskreis, der zur Gewichtszunahme führt.
Langkettige Kohlenhydrate wie in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Gemüse sind indes gute Energielieferanten und machen uns zudem länger satt. Das Fazit lautet also: Nicht alle Kohlenhydrate machen dick – aber auch nicht alle sollten regelmäßig in unserer Ernährung vorkommen.

Kohlenhydrate sind nicht grundsätzlich schlecht, wenn man abnehmen möchte. Vollkorn-Produkte beispielsweise sind sogar gut für unseren Körper. © picture alliance / dpa
2. Es gibt „negative Kalorien“
Es gibt „negative Kalorien“ – sogenannte „negative Lebensmittel“ sollen so wenige Kalorien enthalten, dass man beim Kauen und Verdauen mehr verbraucht als man zu sich nimmt. Salat, Sellerie und Gurken sollen diese Wirkung haben. Schön wäre es!
Doch es handelt sich hierbei leider um ein Gerücht: Bei der Kalorienangabe der Lebensmittel ist der Energieaufwand für die Verdauung bereits berücksichtigt. Auch bei kalorienarmen Lebensmitteln bleibt also immer etwas übrig, das der Körper aufnimmt.
3. Abends essen macht dick
Abends essen macht dick – sollte man Mitternachtssnacks also lieber weglassen und späte Mahlzeiten vermeiden? Die Studienergebnisse dazu sind nicht eindeutig. Forscher aus den USA und Italien beispielsweise wollen einen Zusammenhang zwischen der Essenszeit und einer Gewichtszunahme gefunden haben.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hält indes die über den Tag aufgenommene Kalorienmenge und deren Verbrauch für ausschlaggebend. Tatsächlich werden das auch die maßgeblichen Faktoren sein.
Allerdings schränkt der Körper während der nächtlichen Ruhephase Stoffwechsel- und Organfunktionen ein. Späte Mahlzeiten werden dementsprechend schlechter verdaut. Das Fazit lautet also: Es ist sinnvoll, nicht allzu spät zu essen. Im Idealfall sollte man mehrere Stunden vor dem Schlafengehen ein leichtes Abendessen zu sich nehmen.
4. Zitrusfrüchte sind Fettkiller
Zitrusfrüchte sind Fettkiller – so ganz stimmt das leider nicht. Allerdings schüttet der Körper beispielsweise nach dem Verzehr von Zitronen die Hormone Noradrenalin und Serotonin aus, die die Fettverbrennung anregen.
Das Fazit lautet also: Die Zitrone selbst ist kein Fettkiller, unterstützt die Fettverbrennung aber durch die ausgeschütteten Hormone. Die Frucht einfach so essen muss dafür allerdings niemand. Stattdessen kann man drei bis vier Zitronen in ein Liter lauwarmes – im Sommer aber auch in gekühltes – Wasser pressen und über den Tag verteilt trinken.
5. Von Light-Produkten darf man mehr essen
Von Light-Produkten darf man mehr essen – schließlich haben die ja weniger Kalorien als die vollwertigen. Oder? Nicht wirklich, denn es handelt sich nur um ein Gerücht. Ist ein Produkt Light, Balance, Zero, Diät oder Ähnliches bedeutet das weder, dass man davon automatisch abnimmt, noch dass man davon mehr essen sollte als von „normalen“ Produkten.
Im Vergleich dazu sind die Light-Versionen nämlich lediglich in mindestens einem Nährstoffbereich reduziert. Das kann neben Zucker oder Fett auch Salz sein. Zudem geben Werbesprüche wie „30 Prozent weniger Fett“ keine Auskunft darüber, inwieweit andere Nährstoffmengen erhöht wurden, um geschmackliche Veränderungen zu kompensieren.
Insbesondere fettarme Produkte haben oft einen erhöhten Zuckergehalt, der sie nicht unbedingt für eine angestrebte Gewichtsabnahme empfiehlt. Zumal Light-Produkte zum Erhalt von Konsistenz, Geschmack und Aussehen häufig zahlreiche Zusatzstoffe enthalten.
Zuckerarme Produkte enthalten oft Süßstoffe als Alternative, die nicht immer unbedenklich sind. Bei Light-Produkten empfiehlt sich also immer ein Blick auf die Zutatenliste und die Nährwertangaben. Oft sind kalorienreichere Produkte nicht nur gesünder und sättigender, sondern auch für den Körper besser zu verwerten.
Redakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
