
Fabian Tilling (l.), Pfarrer der St. Martin-Gemeinde in Raesfeld und Erle, und Xavier Muppala, Pastor der St. Ludgerus-Gemeinde in Schermbeck, müssen mit ihrem Gemeinden Energie sparen. © Archiv / Montage Berkel
Energiekrise: In den Kirchen in Raesfeld und Schermbeck wird es kalt
Kirche
Die Energiekrise zwingt auch die Kirchen, Energie zu sparen. In einigen Kirchen bleiben die Heizungen sogar ganz aus. Gibt es die Radikallösung auch in Schermbeck und Raesfeld?
Wer im Winter in Gelsenkirchen eine katholische Messe besuchen möchte, wird frieren. Der Kirchenvorstand der Gemeinde Sankt Augustinus hat beschlossen, alle Kirchheizungen im Stadtsüden bis auf Weiteres abzuschalten. Gas und Strom sparen aufgrund der Energiekrise in Deutschland müssen auch die Kirchen in Raesfeld und Schermbeck.
„Wir haben vom Bistum Münster ein Schreiben erhalten, worin steht, dass wir Energie sparen sollen“, sagt Xavier Muppala, Pastor der katholischen St. Ludgerus-Gemeinde in Schermbeck. Von der Radikallösung, die Heizung ganz auszulassen, sieht er aber ab. „Die Temperatur muss so sein, dass die Orgel und wertvolle Figuren bewahrt werden können.“
Damit setzt die Gemeinde in Schermbeck das um, was das Bistum Münster empfiehlt. In einem Schreiben an die Kirchen rechnete das Bistum aus: „In der Summe ergeben sich (für eine Kirche, Anm. d. Red.) Energiekosten, die durchaus denen eines Kindergartens oder eines Gemeindehauses entsprechen.“ Da viele Kirchen nur wenige Male in der Woche genutzt werden, soll der benötigte Energieverbrauch gesenkt werden.
Außerhalb der Gottesdienste soll es in der großen St. Ludgerus-Kirche in Schermbeck fünf Grad warm sein, sagt Muppala. Während der Gottesdienste sollen es ungefähr zehn Grad sein. „Es kommen viele ältere Menschen“, so der Pastor. Ihnen soll die Temperatur so erträglich wie möglich sein.
Ohne Jacke und ohne zu frieren in einer Messe sitzen, wird also wohl nicht möglich sein. Auch in Raesfeld und Erle nicht. „Wir temperieren die Kirchen auf ein niedrigeres Niveau als sonst“, sagt Fabian Tilling, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Martin in Raesfeld und Erle.
Luftfeuchtigkeit ist für die Kirchen entscheidend
Wichtig sei vor allem die Luftfeuchtigkeit, sagt Tilling. „Wir haben Messgeräte angeschafft. Der Küster kontrolliert den Wert regelmäßig.“ Hintergrund ist, dass die Luftfeuchtigkeit nicht auf über 70 Prozent steigen darf. Besonders die Orgel, Textilien oder wertvolle Figuren wären dann gefährdet, erklärt der Pfarrer.
Auch hier hält sich die Gemeinde an die Empfehlungen des Bistums Münster. Das empfiehlt eine Luftfeuchtigkeit zwischen 45 bis 70 Prozent. Je nach Luftfeuchtigkeit kann die Temperatur weiter abgesenkt werden. Ziel sei die „maximal mögliche Temperaturabsenkung“, ohne dass es zu Schäden komme.
Um Energie zu sparen, hat die Pfarrei die Werktaggottesdienste in Erle (montags und freitags) aus der Kirche ins Silvesterhaus verlegt. Zum Wochenende wolle man die Temperatur in den Kirchen etwas anheben. Wärmer anziehen sollten sich die Messbesucher trotzdem. Wolldecken beispielsweise legt die Pfarrei aber nicht in den Kirchen aus - obwohl es die Empfehlung vom Bistum Münster gibt.
Auch die evangelischen Gemeinden sparen Energie
Decken dagegen gibt es in der St. Georgskirche der Evangelischen Gemeinde in Schermbeck, bestätigt die Gemeindesekretärin. Dort allerdings soll es mit am Wärmsten sein. Aufgrund der Orgel und des Altarbildes, die sonst beschädigt werden könnten, ist es in der Kirche 14 Grad warm, sagt sie. „Wem es trotzdem zu kalt ist, kann die Decken nutzen“, erklärt die Gemeindesekretärin.

Um das Altarbild zu schützen, wird es in der Evangelischen Kirche in Schermbeck 14 Grad warm sein. © Evangelische Kirche Schermbeck
Auch für die evangelischen Gottesdienste in Raesfeld gibt es Maßnahmen gegen die Kälte und fürs Energiesparen. Pfarrerin Barbara Werschkull erklärt, man wolle im Lukaszentrum, wo die Gottesdienste stattfinden, den Raum mittels Schiebewenden verkleinern. Die Temperatur werde im Pfarrheim zudem nicht mehr wohnzimmermäßig sein. Mit einer Jacke oder einem Mantel solle es aber möglich sein, dem Gottesdienst gut zu folgen.
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