Olfens Bürgermeister spricht über erstes Amtsjahr

Wilhelm Sendermann

Das erste Jahr der Amtszeit von Bürgermeister Wilhelm Sendermann ist vorbei. In unserem ausführlichen Interview lässt er das erste Jahr Revue passieren und spricht über künftige Themen und Projekte. Dabei berichtet er über Themen wie Haushaltspläne, Finanzierungen und Flüchtlinge.

OLFEN

, 13.11.2016, 05:07 Uhr / Lesedauer: 4 min
Bürgermeister Wilhelm Sendermann lässt sein erstes Jahr Revue passieren und blickt in die Zukunft.

Bürgermeister Wilhelm Sendermann lässt sein erstes Jahr Revue passieren und blickt in die Zukunft.

Ein Jahr ist Bürgermeister Wilhelm Sendermann mittlerweile im Amt. Unser Redaktuer Theo Wolters sprach mit ihm über das erste Jahr und die künftigen Themen und Projekte.

Wenn Sie das erste Jahr als Bürgermeister Revue passieren lassen, was fällt Ihnen spontan ein?

Die Zeit ist sehr schnell vergangen. Das Jahr war ab dem ersten Tag intensiv, weil in Olfen unheimlich viel los ist und viele Dinge ja bereits angestoßen waren. Wir haben immer mehr Projekte auf dem Zettel, als wir eigentlich schaffen können. Ich meine aber, wir haben die richtigen Prioritäten gesetzt. Die Aufgaben werden nicht weniger, weil immer neue Dinge dazukommen. Aber das habe ich ja gewusst, als ich mich um das Amt beworben hatte.

Was waren die wichtigsten Themen in den letzten zwölf Monaten?

Die Neuausrichtung der Verwaltung war sicherlich wichtig, auch wegen des Flüchtlingsthemas. Mir war klar, dass wir uns da neu aufstellen mussten, da die Schließung der Unterkunft in Vinnum absehbar war. Damit haben wir eine andere Aufgabe bekommen. Wir müssen uns mehr um die Integration der anerkannten Flüchtlinge kümmern. Für uns war es gut, dass wir die Veränderungen nicht unter Zeitdruck machen mussten, sondern uns vernünftig organisieren konnten. Es war die richtige Entscheidung, das Sozial- und Ordnungsamt in zwei Fachbereiche aufzuteilen.

Wichtig war auch, die Personalstruktur an die neuen Begebenheiten anzupassen. Wahrnehmbar für den Bürger ist sicherlich das neue Bürger- und Tourismusbüro. Es hat nicht nur räumliche Veränderungen, sondern eine neue Struktur gegeben. Ich hoffe, dass sich die Wartezeiten erheblich verbessern. Durch die Diskretionszonen haben wir sicherlich auch ein besseres Umfeld geschaffen. Das ist schon eine Form, die wir nach einer Erweiterung des Rathauses in allen Bereichen haben möchten. Es bleibt aber dabei, da passiert vor 2020 nichts.

In den letzten Wochen wurden Teile des Rathauses saniert. Sind diese Arbeiten nun abgeschlossen?

Wir werden nun noch das Erdgeschoss im gelben Haus für Büroräume umbauen. Unsere Mitarbeiter haben dann ordentliche Arbeitsbedingungen für die nächsten Jahre.

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Was hat Sie in den letzten Monaten besonders gefreut?

Schön war, dass alle Fraktionen die Einschätzung zum Haushalt einstimmig mittragen. Ich gehe auch davon aus, dass wir alles planmäßig erreichen können. Lassen wir mal das Programm „Gute Schule 2020“ außen vor, wollen wir auch 2020 keine Schulden haben. Dafür sind die Weichen gestellt.

Werfen Projekte wie der Bau einer Flüchtlingsunterkunft die Finanzplanung aus der Bahn?

Die 1,2 Millionen Euro für den Bau sind für uns machbar. Jedoch müssen wir schauen, wie wir mit der Landeserstattung in Höhe von 10.000 Euro pro Flüchtling unsere künftigen 250 Flüchtlinge vernünftig versorgen können. Da werden wir auch auf die finanziellen Mittel achten, denn die Gesellschaft möchte sehen, dass wir mit den Mitteln auskommen.

Ziel ist so weiterhin ein schuldenfreies Olfen?

Ein ganz klares Ja von mir. Dass wir für die Inanspruchnahme der Landesförderung für den Schulbereich wohl formell Kredite ausweisen müssen, ärgert mich. Aber wir können ja wohl die rund eine Million Euro für den Bildungsbereich nur aus Prinzipgründen nicht ausschlagen. Vielleicht fällt uns ja noch ein kreativer Weg ein oder das Land Nordrhein-Westfalen kommt zur Einsicht.

Wie ist das Verhältnis zu den einzelnen Fraktionen?

Aus meiner Sicht absolut positiv. Man kann sich sicherlich bei verschiedenen Themen streiten und das machen wir auch. Doch sehe ich keinen Punkt, wo ich sagen könnte, da haben wir das nicht im vernünftigen Miteinander getan und entschieden.

Welche Themen werden neben der Flüchtlingsproblematik in den nächsten Jahren wichtig sein?

Wir müssen aktuell die Diskussion um die Skateranlage führen. Da sind Sorgen und Ängste unterwegs. Wir stehen aber nicht nur bei den Jugendlichen im Wort, sondern da ist auch die strukturelle Frage, wie gehe ich mit den Jugendlichen und deren Wünschen und Bedürfnissen um? Die Zielsetzung ist, die Jugendlichen nicht an den Rand zu drücken, sondern Lösungen im Stadtbereich zu finden.

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Könnte die Anlage im nächsten Jahr gebaut werden?

Wir werden es versuchen. Eine gute Vorbereitung wird schon einige Zeit dauern.

Kommen wir zum Ortsteil Vinnum. Bei der Feuerwehr muss sich etwas tun.

Wir haben vor, noch in diesem Jahr die Frage anzugehen, wie lösen wir das Thema des Feuerwehrgerätehauses in Vinnum? Wir beabsichtigen, die erforderlichen Mittel in den Haushalt 2017 einzustellen. Aktuell wird die Frage untersucht, entweder Umbau und Erweiterung oder Neubau. Noch in diesem Jahr werden wir der Politik Vorschläge unterbreiten. Zurzeit spreche ich zu diesem Thema mit der Feuerwehr, um fachlichen Rat zu einzuholen.

Wie sieht es beim Dorfentwicklungsplan Vinnum aus?

Den möchten wir bis zum Frühjahr erstellen. Beantworten möchten wir die Frage, wie es in den nächsten Jahren und vielleicht Jahrzehnten in Vinnum weitergeht. Themen sind insbesondere die Ortsdurchfahrt, der Kreisverkehr an der Kirche, barrierefreies Wohnen, um das Altwerden der Menschen in Vinnum zu ermöglichen und natürlich das Dorfgemeinschaftshaus.

Gibt es auch neue Themen?

Wir werden uns um den Olfener Westen kümmern. Es ist die Frage zu beantworten, wie wir den Bereich vom Naturbad über die Füchtelner Mühle bis zum Storchenhorst neu ordnen. In 2017 werden wir wissen, wie es mit einer Kooperation der Gesamtschule mit Datteln aussehen wird. Da sind wir auf einem guten Weg. Wir streben noch in diesem Jahr eine gemeinsame Schulausschusssitzung an. Ein großes Projekt wird die Erweiterung der Wieschhofschule sein. Dies ist das zweitgrößte Bauprojekt nach dem Bau der Gesamtschule. Die Arbeiten beginnen in den Osterferien. Wir werden in Kürze informieren, wie es mit den Stadtwerken Münsterland bei den Strom- und Gasnetzen weitergeht. Im Hintergrund ist viel geschehen, das wir bald vermelden können.

Es gibt nicht mehr viele Gewerbeflächen. Wann wird mit der Erweiterung Olfen-Ost begonnen?

Es stimmt, es gibt nicht mehr viele Gewerbeflächen. So gehe ich davon aus, dass wir noch in diesem Jahr den Bebauungsplan für die Erweiterung beschließen. Wir müssen die Flächenfragen klären und die Erschließung vorbereiten.

Bei Wohngebieten sieht es ähnlich aus. Es gibt nicht mehr viele Grundstücke. Wann wird man sich Gedanken zu einem neuen Baugebiet machen?

Ab dem nächsten Jahr werden wir uns mit dem Thema eines neuen Wohngebietes beschäftigen. Wenn es in den Jahren 2019/2020 ein neues Baugebiet geben soll, müssen wir mit der Vorbereitung bald beginnen. Es ist gut, dass wir uns als Stadt von den Grundstückserlösen unabhängiger gemacht haben.

Im Baugebiet Ächterheide sollen Mehrfamilienhäuser entstehen. Gibt es mögliche Investoren?

Die Frist zur Bewerbung ist abgelaufen. Es gibt Angebote, mit denen wir uns nun befassen. Wir haben keine Hast. Es muss nicht alles in einem Zug gebaut werden. Ich gehe aber davon aus, dass im nächsten Jahr Baubeginn sein wird.

Ein großes Projekt war das neue Leohaus. Dies ist jetzt fertiggestellt. Konnte der finanzielle Rahmen von 4 Millionen Euro eingehalten werden?

Ich gehe weiterhin davon aus, dass es so ist. Ende des Jahres wissen wir mehr, weil uns dann fast alle Rechnungen vorliegen.

Sie haben Bürgersprechstunden eingeführt. Wie sind sie angenommen worden?

Bei jeder Sprechstunde kommen mindestens zehn Bürger. Damit habe ich nicht gerechnet. Das freut mich sehr. Es geht dann um große und kleine Dinge. Die arbeiten wir sorgfältig ab.

Was wünschen Sie sich für die nächsten zwölf Monate?

Viele Entwicklungen in Deutschland und in dieser Welt machen mir und auch sicherlich vielen Olfenern große Sorgen. Ich hoffe und setze darauf, dass wir die anstehenden Dinge hier in Olfen weiterhin mit Bedacht und Überlegung und vor allem im größtmöglichen Konsens hinkriegen.

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