Rück- und Ausblick
Das sind die Pläne für Tourismus in Nordkirchen
Maike Teetz ist seit einem Jahr Tourismusmanagerin in Nordkirchen. In einem langen Gespräch blickt sie auf das vergangene Jahr zurück und spricht über Ideen für die Zukunft für die Schlossgemeinde.
Tourismusmanagerin Maike Teetz ist seit einem Jahr für die Gemeinde tätig. Mit uns hat sie ein Fazit für das Jahr 2016 gezogen.
Sie sind jetzt seit einem Jahr als Tourismusmanagerin für die Gemeinde tätig. Wie lief das erste Jahr?
Das erste Jahr lief sehr positiv und war durch die, ich sage mal, „Kennenlernphase“ auch sehr intensiv. Die Nordkirchener haben mich kennengelernt und ich habe die Nordkirchener kennengelernt. Zunächst musste ich mich erst einmal mit den Angeboten, die es hier vor Ort gibt, vertraut machen – an Veranstaltungen teilnehmen und die Produkte und die Dienstleister vor Ort kennenlernen. Im Laufe des Jahres haben wir das Team um zwei Ergänzungskräfte erweitert. Eine Kollegin spricht sogar etwas Niederländisch, was von Vorteil für unsere Gäste ist.
Inwiefern?
Wir haben viele niederländische Besucher hier vor Ort. Teilweise liegt das auch an dem neuen Wohnmobilstellplatz und auch daran, dass wir relativ nah an der Grenze liegen. Die Niederländer machen generell einen sehr hohen Anteil an ausländischen Besuchern in Deutschland aus.
Wie ist denn die Tourist-Information grundsätzlich angenommen worden von den Besuchern?
Seit Anfang des Jahres bis etwa Mitte November hatten wir über 3500 Kundenkontakte – die uns entweder persönlich besucht haben oder uns per Telefon, Post oder E-Mail kontaktiert haben. Aus unserer Statistik wird deutlich, dass, wie zu erwarten, die Frühlings- und Sommermonate die Spitzenmonate sind, gefolgt vom November, weil der Vorverkauf für das Open-Air-Konzert gestartet ist.
Welche Anfragen kommen besonders häufig?
Mit 856 Anfragen lag das Schloss- und der Schlosspark am weitesten vorne. Wir führen genau Buch, um ein Gespür dafür zu bekommen, was die Gäste überhaupt wollen. Auffällig ist zum Beispiel, dass viele nicht nur in die Tourist-Information kommen, um sich umzuschauen, sondern auch gezielt fragen und Beratung suchen – zum Beispiel nach Konzert-Tipps, nach Freizeitangeboten. „Wir besuchen den Ort, was können wir hier und in der Umgebung noch machen?“, ist eine typische Frage, die häufig vorkommt.
Was macht der typische Tourist in Nordkirchen?
Die Frage nach dem typischen Touristen ist schwer zu beantworten. Es sind aber zum Beispiel auffallend viele Fahrradfahrer, die nach Nordkirchen kommen. In der Regel sind es Tagesbesucher, die meistens aus NRW stammen, die Schloss- und Parkanlage besuchen und anschließend noch ihren Kaffee hier trinken.
Wir haben auch viele Besuchergruppen, die mit dem Bus einen Halt in Nordkirchen einlegen und uns besuchen, auch viele Familien mit Kindern. Davon abgesehen kontaktieren uns viele Hochzeitspaare, die zum Beispiel wissen wollen, wo sie ihre Feier ausrichten oder eine Hochzeitstorte bestellen können.
Eines Ihrer Ziele ist es, die Tagesbesucher auch für zwei Tage oder mehr nach Nordkirchen zu locken. Wie knüpfen Sie an das Angebot, das sie hier haben – also zum Beispiel Schloss und Fahrrad- oder Wanderrouten – an, um dieses Ziel zu erreichen?
Wir müssen den Besuchern hier vor Ort weitere Angebote anbieten, die sie interessieren und die dazu führen, länger hier zu verweilen. Hierzu arbeiten wir zum Beispiel sehr eng mit der Touristischen Arbeitsgemeinschaft (gemeinsam mit den Nachbarorten Ascheberg, Lüdinghausen, Senden und Werne, Anm. d. Red.) an einer gemeinsamen Broschüre, die Sehenswürdigkeiten oder Freizeittipps für den Touristen übersichtlich zusammenführt. Wir möchten dem Gast direkt die entsprechenden Informationen zur Verfügung stellen – sei es online oder in einem Printprodukt.
Darüber hinaus arbeiten wir daran, unsere Erlebnisbausteine zu erweitern. Aktuell haben wir Kutschen- und Planwagenfahrten aufgenommen. Wir haben auch speziell bei unseren Einzelhändlern vor Ort nachgefragt, womit man das Angebot noch abrunden könnte. Beispiele dafür sind bereits der „Buchgenuss nach Ladenschluss“ und die Weinprobe.
Außerdem wollen Sie eine App an den Start bringen.
Ja, wir arbeiten an diesem Projekt und die Entwicklung wird sich im Laufe des Jahres zeigen. Genauso wie andere Projekte, die wir gerade erarbeiten.
Welche sind das?
Aktuell arbeiten wir an einer neuen Imagebroschüre, die später auch auf Englisch erscheinen soll. Zusätzlich wird die Pättkestour-Radkarte neu aufgelegt und die Touren sollen auch als GPX-Tracks direkt online zur Verfügung gestellt werden, sodass Radfahrer die Routen über ihr Handy abfahren können. Außerdem sind wir in guten Gesprächen mit der VHS und der Münsterland Akademie um das Projekt „Ortsführungen“ auf den Weg zu bringen.
Bezieht sich Ihre Planung dabei auf alle drei Ortsteile?
Ja. Natürlich fokussiert sich touristisch viel auf den Ortsteil Nordkirchen – alleine durch das Schloss und die Schlossanlage – aber zum Beispiel im Fall der Ortsführer versuchen wir, das Angebot auch auf Capelle und Südkirchen auszuweiten.
Auch das Netzwerken war eines der ersten Ziele, das Sie sich vorgenommen hatten, als Sie in Nordkirchen mit Ihrer Arbeit gestartet sind. Wie sieht Ihr Netzwerk jetzt nach einem Jahr aus?
Sehr gut! Das mag daran liegen, dass wir hier ein kleiner Ort sind, jeder jeden kennt, ich relativ einfach zu jedem hingehen und nachfragen kann und viele auch zu mir in die Tourist-Information kommen, um mir mitzuteilen, wenn es ein neues Angebot gibt. Das ist klasse und sehr wichtig für die Arbeit. Aber Netzwerkarbeit ist ein kontinuierlicher Prozess.
Wie profitiert die Schlossgemeinde konkret von den Besuchern?
Die Touristen, die uns besuchen, sind eine große Wirtschaftskraft. Im Durchschnitt gibt ein Tagestourist bei seinem Besuch um die 30 Euro aus. Freizeitangebote, die für Touristen entwickelt werden, sind ja auch interessant für Bürger vor Ort.
Große Publikumsmagneten sind auch immer die Veranstaltungen und Märkte in Nordkirchen. Zum Beispiel soll der Hollandmarkt wiederholt werden. Wann ist das geplant?
Der Hollandmarkt wird am Sonntag, 19. März, wieder bei uns im Ortskern stattfinden. Zusätzlich wird es einen verkaufsoffenen Sonntag geben. Sowohl von den Holland-Marktstandbetreibern als auch vom Einzelhandel wurde der Wunsch an uns herangetragen, den Hollandmarkt wieder nach Nordkirchen zu holen.
Wird das eine feste Veranstaltung?
Das können wir noch nicht sagen. Wenn es eine feste Veranstaltung werden soll, müssten wir uns auf einen festen Termin einigen. Wir müssen aber erst einmal gucken, wie der Markt angenommen wird und auch, wie die Einzelhändler das wollen.
Und das Schloßstraßenfest?
In der Form, wie im letzten August, ist es im nächsten Jahr nicht geplant.
In Nordkirchen soll ein neues Hotel mit über 100 Zimmern entstehen. Was bedeutet das aus touristischer Sicht?
Aus touristischer Sicht ist das mit Sicherheit ein großer Gewinn für Nordkirchen. Es wird sich für den Ort rentieren, wenn die Besucher hier vor Ort bleiben. Aktuell ist es so, dass viele Besucher nicht hier übernachten, sondern stattdessen nach Ascheberg, Lüdinghausen oder sogar weiter bis nach Münster fahren.
Nur Gäste, die hierbleiben, bummeln auch nach dem Ausflug noch einmal durch den Ort. Auch die Hochzeitsgesellschaften werden nicht mehr so häufig abwandern, sondern ihre Feiern hier organisieren.
Zusätzlich profitieren wir durch ein großes Unternehmen auch im Marketing-Bereich, da das Hotel natürlich nicht nur sich selbst, sondern auch die Schlossgemeinde vermarktet.
Das Projekt wirkt gewaltig für einen kleinen Ort wie Nordkirchen.
Das an Familien orientierte Konzept passt sehr gut zu uns und ich glaube auch, dass es sich mit den vorhandenen Hotels und Gästewohnungen gut ergänzen und für alle eine große Bereicherung sein wird.