Warum Gewitter im Sommer immer heftiger werden

Interview mit Meteorologen

In den Jahren hat sich die Zahl starker Unwetter erhöht. Im Interview erklärt Guido Halbig vom Deutschen Wetterdienst in Essen, warum es zu mehr starken Gewittern vor allem im Sommer kommt, wie präzise Unwetter vorherzusagen sind und wohin der Trend beim Klima geht.

NRW

, 20.07.2017, 15:54 Uhr / Lesedauer: 2 min
Gewitter werden durch die globale Erdwärmung immer heftiger.

Gewitter werden durch die globale Erdwärmung immer heftiger.

Hat der Klimawandel Einfluss auf die Unwetter in Deutschland? 

Großwetterlagen sind riesige, komplizierte Gebilde, aber wir vermuten, dass die Unwetter durch die globale Erwärmung stärker geworden sind. Dabei erhöht sich die Regenmenge im Sommer jedoch nicht. Die Gesamtmenge der Niederschläge sinkt sogar eher. Vielmehr werden einzelne Regenfälle viel stärker. Außerdem bringen Sommergewitter meist starke Sturmböen mit sich und richten daher großen Schaden an.

Woran liegt es, dass die Unwetter im Sommer häufig so stark sind? 

Meist passiert im Sommer lange nichts, wenn sich ein Hochdruckgebiet über mehrere Wochen hält. Wenn dann aber ein Tiefdruckgebiet eintritt, entsteht oft auch punktuell ein starkes Unwetter. Regenwolken entladen sich durch das ungewöhnlich warme Wetter erst später, da warme Luft wesentlich mehr Wasser speichern kann. Wenn eine Wolke dann niederregnet, kommt es oft zu einem besonders starken Unwetter.  

Wie gut lassen sich Prognosen über solche Unwetter treffen?

Die Wettervorhersage kann solche Ereignisse im Prinzip gut erfassen, wo genau und in welcher Stärke ist aber meist schwierig. Das liegt daran, dass Gewitter immer punktueller und räumlich begrenzter auftreten. Manchmal können einzelne Stadtviertel stark betroffen sein, andere nicht.

Gibt es Regionen, die besonders stark davon betroffen sind? 

Es kann heutzutage alle Regionen treffen - ob Stadt oder Land, Gebirge oder Flachland. Städte wie Münster, die früher aufgrund ihrer Lage im Flachland kaum Probleme mit Überflutungen hatten, müssen sich aber jetzt darauf einstellen, kurzfristig viel Wasser zwischenzuspeichern. Überflutungen von kleinen Bächen und Flüssen sind ein großes Thema, da kurzfristige starke Regengüsse darauf großen Einfluss haben. Beim Rhein etwa merkt man so etwas kaum.  

Was birgt das für Probleme für die Kommunen?

Das ist eine große Herausforderung für die Städte. Es ist eine langfristige Planung erforderlich, um kritische Infrastrukturen herauszufinden und zu stärken.  

Auf welche Entwicklung müssen wir uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einstellen?

Der Trend zu stärkeren Unwettern wird sich fortsetzen, vermuten wir. Denn alle Rechnungen für die globale Erdwärmung gehen von weiterhin steigenden Temperaturen aus. Am Ende des 21. Jahrhunderts könnte sich die Erdatmosphäre binnen 100 Jahren um 4 bis 5 Grad erwärmt haben.

Studien belegen die steigende Gefahr durch schwere Unwetter
Kurz vor dem G20-Gipfel in Hamburg stellten die Fakten zum bereits beobachtbaren Klimawandel vor. Die Studie enthält die wesentlichen Eckpunkte der Veränderungen als Grundlage für politische Entscheidungen und ordnet die wissenschaftlichen Erkenntnisse ein.
Beobachtungen des Potsdam-Instituts für  haben einen klaren Aufwärtstrend solcher zuvor nie da gewesener Regenfälle entdeckt. Diese Zunahme passt zum Anstieg der globalen Mitteltemperatur, die von Treibhausgasen aus dem Verbrennen von Kohle und Öl verursacht wird.