
SuS-Boss Eckart Stender (l.) erlebte eine unvergessene Saison mit dem SuS Kaiserau, die für ihn dank des späten Last-Minute-Klassenerhalts noch emotionaler war als der Aufstieg in die Landesliga. © Palschinski
SuS Kaiseraus Eckart Stender nach Klassenerhalt: „Krank! Das ist höher zu werten als der Aufstieg“
Fußball
Der SuS Kaiserau bleibt nächste Saison Landesligist. Auch mit etwas Abstand ist dem Vorsitzenden des Kamener Klubs die Freude darüber deutlich anzuhören. Dabei weiß er genau, bei wem er sich bedanken kann.
Zwei völlig wahnsinnige Endspiele hat der SuS Kaiserau in der abgelaufenen Saison hingelegt. Unvergessen bleibt der 6:4-Sieg nach 0:4-Rückstand am vorletzten Spieltag beim SV Brackel. Und dann natürlich die späte Aufholjagd am letzten Spieltag gegen den SV Horst-Emscher. Erst in der Nachspielzeit schaffte der Fußball-Landesligist durch den 2:2-Ausgleich von Marvin Schuster den Klassenerhalt. Ohne den Treffer wäre der SuS abgestiegen. Eckart Stender war auch Tage nach dem Klassenerhalt noch völlig baff von der Leistung seiner Mannschaft.
„Wir standen die ganze Saison über nicht auf einem Abstiegsplatz. Das wäre so bitter gewesen, wenn wir abgestiegen wären“, sagt er. Nach dem 0:2-Rückstand machte sich bei ihm Wehmut breit. „Da dachte ich: Noch 20 Minuten, dann ist die Landesliga Geschichte...“
Nach Frohlinde-Führung wird es ganz ruhig am Sportplatz des SuS Kaiserau
Die Nacht vor dem Spiel habe Stender vor Aufregung schon ziemlich schlecht geschlafen. „Wir hatten ja richtig was zu verlieren. Wir bekommen mit Patrick Kulinski ja einen neuen Coach zur neuen Saison. Der war am Montag auch da und hat so mitgefiebert. Ich habe es den Jungs so gegönnt“, so Stender.
Er weiß: Der SuS wäre selbst schuld gewesen, er hatte schließlich alles in der eigenen Hand. Doch irgendwann kam aus dem Nichts die Nachricht aus dem Liveticker des Parallelspiels: Frohlinde - Kaiseraus ärgster Konkurrent um den Nichtabstieg - führte, der SuS lag mit 0:2 zurück. „Da ist es plötzlich ganz kurz richtig still geworden am Platz“, sagt Stender.
Felix Hülsmann sorgt für neue Hoffnung - und das Volk tobte wieder
Bis zur 78. Minute. Da besorgte Felix Hülsmann den wichtigen Anschlusstreffer zum 1:2. „Da tobte das Volk wieder“, sagt Stender. Selbst durch das Telefon kann man sein Strahlen nicht überhören und seine Gänsehaut praktisch spüren. Die rund 400 Zuschauer am Sportplatz peitschten ihre Mannschaft nach vorne. Und die Mannschaft gab es den Fans zurück.
Doch zunächst wurden die Fans auf die Folter gespannt: Das vermeintlich 2:1 durch Marvin Schuster, das wegen Abseits keine Anerkennung fand, ein nicht gegebener Elfmeter (Stender: „Das war für mich auch keiner“), ein geklärter Ball auf der Linie und dann die Nachspielzeit: Vier Minuten waren angezeigt. Schuster war es dann, der den Ball mit seiner letzten Amtshandlung im Kaiserauer Trikot über die Linie drückte.
Er wechselt zur neuen Saison zum Ligakonkurrenten Hombrucher SV. Danach war noch zwei Minuten zittern angesagt. „Bei jeder Flanke in unseren Strafraum ist mir das Herz in die Hose gerutscht“, sagt Stender. Dann endlich der Abpfiff. Kaiserau war gerettet und der Jubel kannte keine Grenzen mehr.
Marvin Schuster hat „Respekt eines jeden Zuschauers verdient“
Stender weiß, wem ein Sonderlob nach dem Last-Minute-Ausgleich gebührte. „Wir werden Marvin (Schuster, Anm. d. Red.) unfassbar vermissen. Sein Abgang reißt ein riesiges Loch in unsere Mannschaft. Gerade für ihn wäre es bitter gewesen, wenn wir es nicht geschafft hätten“, sagt Stender. Und weiter: „Er hat eine unfassbare Saison gespielt, drei Viererpacks und vier Dreierpacks geschnürt. Diese Saison hat er mit dem Ausgleich gekrönt. Er hat den Respekt eines jeden Zuschauers verdient.“
Für Stender war der Klassenerhalt laut eigener Aussage noch emotionaler als der Aufstieg in die Landesliga in der Saison 2017/18. „Ja“, sagt er, „das ist noch höher zu werten als der Aufstieg. Das war krank, völlig irrsinnig, was da am Montag abging.“
Viele Zuschauer ärgerten sich über ihre lange Abstinenz
Auch die Nacht nach dem Klassenerhalt bekam Eckart Stender kaum ein Auge zu. „Bis 9 Uhr morgens hatte ich am Dienstag schon 100 Whatsapp-Nachrichten mit Glückwünschen“, sagt er. Und auch die Resonanz der Fans ist ihm positiv aufgefallen. Es seien Menschen am Sportplatz gewesen, die er viele Jahre schon nicht mehr dort gesehen hatte. „Die haben sich richtig geärgert, dass sie so lange nicht mehr da waren und meinten, dass sie jetzt erst wissen, wie geil Amateurfußball sein kann.“
Womöglich kommen diese Leute in Zukunft wieder häufiger. Sie dürfen sich zumindest auf eine weitere Saison Landesliga-Fußball beim SuS Kaiserau freuen. In erster Linie aber der Vereinsboss, der das Strahlen im Gesicht wohl die gesamte Sommerpause nicht verlieren dürfte.
Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
