Paar heiratet in verhülltem Schloss Strünkede

Ausstellungen „Kunst & Kohle“

Schon vor der Verhüllung von Schloss Strünkede gab es Kritik – von Brautpaaren. Auch Ivonne und Michael Althoff (43 und 46) hatten sich ihre Hochzeitsfotos vor einer anderen Kulisse vorgestellt. Aber es gibt auch positive Reaktionen von Besuchern des Schlosses.

Herne

, 25.06.2018, 16:12 Uhr / Lesedauer: 1 min
Ivonne und Michael Althoff (43 und 46) haben im „Kunst und Kohle“-verhangenen Schloss Strünkede geheiratet.

Ivonne und Michael Althoff (43 und 46) haben im „Kunst und Kohle“-verhangenen Schloss Strünkede geheiratet. © Tobias Wurzel

Drei Seiten der barocken Schlossfassade sind bis 16.9. mit 2000 Quadratmetern Stoff von Jutesäcken verkleidet. „Coal Market“ heißt das Projekt des ghanaischen Künstlers Ibrahim Mahama, das Teil der Ausstellungsreihe „Kunst und Kohle“ ist. Es soll auf das Ende des deutschen Bergbaus und die Folgen hinweisen: Import-Kohle aus Afrika wird in den Säcken geschleppt – Kritik am Welthandel. „Ich glaube nicht, dass das bis Afrika dringt“, so der Bräutigam. Andere Reaktionen zum Kunstwerk gibt es in der Fotostrecke:

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

So sehen Besucher das verhüllte Schloss Strünkede

25.06.2018
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Eine brütende Kanadagans hat die ohnehin verzögerten Arbeiten am Wasserschloss lange behindert. So war die rechte Seite von Schloss Strünkede fast einen Monat nach Eröffnung nicht vollständig mit Jute bedeckt. Die Gans hat ihr Nest verlassen und die Verhüllung ist vollendet. „Die Eier waren offenbar erkaltet“, so Christoph Hüsken, Stadtsprecher von Herne.© Tobias Wurzel
Beate Kurda geht mit Hund Lucky oft im Park um Strünkede spazieren. „Wenn ich das Schloss nicht kennen würde, würde ich denken: Wow, was ist das für eine Spielattraktion? Das passt ja eher zu Halloween“, spekuliert die Frührentnerin lachend. Aktionen wie diesen stehe sie grundsätzlich offen gegenüber. Den Aufbau hat sie mit Interesse verfolgt: „Da waren Kletterer und einer mit Gummistiefeln im Wasser.“© Tobias Wurzel
Die Freundinnen Ursula Haas (80, l.) und Christiane Dörge (75) haben einen Ausflug zum verhangenen Schloss gemacht. „Erst hat mich das abgestoßen“, sagt Christiane Dörge. Die Bielefelderin hatte eine mittelalterliche Kulisse erwartet. Doch die Damen haben dann den klärenden Ausstellungsraum im Innern besucht. „Jetzt sehe ich das ganz anders, es macht Sinn“, so Ursula Haas. Sie hätte gerne mehr über den Künstler erfahren.© Tobias Wurzel
Aufwendiger Brandschutz, Tag und Nacht Sicherheitsdienst – für Dirk Zilgen (49) ist die Verhüllung Geldverschwendung: „Schwachsinnig, das Geld kann man woanders gebrauchen.“ Nach der Arbeit spielt der Schweißer gerne „Pokémon Go“ im Park und hat sich gefragt was hinter der Kunst steckt. Die Botschaft kennt er nun – trotzdem: „Mein Opa war auch unter Tage, dem hat keiner ein Denkmal gesetzt.“© Tobias Wurzel
Keinen Nutzen sieht Raeed El-Jaddouh (28) in der Verhüllungsaktion. „Ich hab mich erschrocken“, so der Busfahrer. „Da hat jemand ein paar Säcke gesammelt und über das wunderschöne Schloss gehängt.“ El-Jaddouh bemängelt, dass die gesellschaftskritische Nachricht hinter der Kunst nicht ankommt. „Da müsste ein Plakat hängen: Stoppt die Ausbeutung“, so der 28-Jährige. „Aber so werde ich kein Selfie davon posten.“© Tobias Wurzel