USA drohen nach Angriff mit Vergeltung
Update 29.1., 7 Uhr: Während die Gespräche über eine Feuerpause im Gaza-Krieg nach israelischen Angaben "konstruktiv" verlaufen sind, hat ein tödlicher Angriff auf US-Soldaten in Jordanien neue Ängste vor einer Ausweitung der Krise im Nahen Osten geschürt. US-Präsident Joe Biden drohte mit Vergeltung, nachdem drei US-Soldaten in Jordanien nahe der syrischen Grenze bei einem Drohnenangriff getötet worden waren. "Haben Sie keinen Zweifel - wir werden alle Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, zu einem Zeitpunkt und in einer Weise, die wir wählen", teilte Biden mit.
Pro-iranische Kämpfer in Syrien sollen laut CNN für den Drohnenangriff auf den kleinen Stützpunkt Tower 22 in Jordanien an der syrischen Grenze verantwortlich sein. Das US-Zentralkommando teilte mit, dass mindestens 34 Soldaten verletzt worden seien.
Nach dem tödlichen Angriff forderte der britische Außenminister David Cameron den Iran zur Deeskalation auf. "Wir verurteilen die Angriffe der mit dem Iran verbündeten Milizen auf die US-Streitkräfte auf das Schärfste. Wir drängen den Iran weiterhin, die Situation in der Region zu deeskalieren", schrieb Cameron auf der Plattform X (ehemals Twitter).
US-Zeitung: Geisel-Deal könnte näher rücken
Update 28.1., 7.30 Uhr: In den Verhandlungen über eine Freilassung weiterer israelischer Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas rückt einem Bericht zufolge eine mögliche Übereinkunft näher.
US-Verhandler hätten einen Entwurf auf Grundlage von Vorschlägen Israels und der Hamas ausgearbeitet, der an diesem Sonntag in Paris besprochen werde, berichtete die „New York Times“ in der Nacht zum Sonntag unter Berufung auf US-Regierungskreise. Der Deal könnte demnach vorsehen, dass die Hamas mehr als 100 Geiseln freilässt und Israel dafür sein militärisches Vorgehen im Gazastreifen für etwa zwei Monate einstellt.
Verglichen mit der siebentägigen Feuerpause im November, während der Geiseln und in Israel inhaftierte Palästinenser ausgetauscht wurden, würden die Kampfhandlungen nun deutlich länger ruhen. Die Hamas hatte bei ihrem brutalen Angriff auf Israel am 7. Oktober etwa 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Geschätzt 1200 weitere Menschen verloren bei dem Massaker ihr Leben. Israel geht seitdem mit einer großen Boden- und Luftoffensive im Gazastreifen gegen die Hamas vor. Schätzungen zufolge befinden sich noch etwas mehr als 130 Menschen in der Gewalt der Islamisten.
Noch unklare Punkte
In einer ersten Phase sollten die Kämpfe für 30 Tage pausieren, hieß es in dem Bericht. In dieser Zeit solle die Hamas weibliche, ältere und verletzte Geiseln freilassen. Parallel dazu sollten beide Seiten über eine zweite Phase verhandeln, in der als Geiseln genommene israelische Männer und Soldaten für weitere 30 Tage Feuerpause freigelassen würden.
Die Verhandler seien „vorsichtig optimistisch“, berichtete die US-Zeitung. US-Präsident Joe Biden schickte demnach CIA-Geheimdienstchef William Burns für die Gespräche am Sonntag mit Vertretern Israels, Ägyptens und Katars nach Paris. Jedoch gibt es noch unklare Punkte, etwa wie viele inhaftierte Palästinenser Israel freilassen muss. Die Hoffnung der US-Regierungsbeamten sei aber, dass Israel die Kämpfe nach einer zweimonatigen Feuerpause nicht in der Art wie jetzt wieder aufnehmen werde.
UN-Gericht: Kein Ende von Militäreinsatz in Gaza - Mehr humanitäre Hilfe für Palästinenser
Update 26.1., 14 Uhr: Der Internationale Gerichtshof hat eine Gefahr von Völkermord im Gazastreifen festgestellt, verpflichtet Israel aber nicht zum Ende des Militäreinsatzes. Das höchste Gericht der Vereinten Nationen beauftragte Israel aber am Freitag in Den Haag, mehr Schutzmaßnahmen für Palästinenser zu ergreifen, um Völkermord zu verhindern.
Es ist ein deutliches Signal der Richter. Sie sehen die Gefahr, dass die Völkermord-Konvention verletzt werden könnte. Israel hatte die Vorwürfe Südafrikas als haltlos zurückgewiesen und sich auf das Recht zur Selbstverteidigung nach dem verheerenden Massaker der Hamas und anderer Terrorgruppen vom 7. Oktober berufen.
UN-Gericht entscheidet über Militäreinsatz in Gaza
Update, 26.1., 6.49 Uhr: Inmitten der schweren Kämpfe im Gazastreifen fällt heute vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag eine erste Vorentscheidung im brisanten Völkermord-Verfahren gegen Israel.
Dabei geht es noch nicht um den Hauptvorwurf des Völkermordes, sondern zunächst um einen Eilantrag über Schutzmaßnahmen für die Palästinenser. Dieser ruft die UN-Richter zu einer Anordnung an Israel auf, die militärischen Handlungen im Gazastreifen sofort einzustellen.
Entscheidungen des Gerichtshofs sind bindend. Auch wenn er keine Machtmittel hat, diese durchzusetzen, wäre eine Zurechtweisung durch das höchste UN-Gericht doch eine Schlappe für Israel. Der internationale Druck würde wohl weiter zunehmen. Die Richter können auch anordnen, dass Israel Bericht erstatten muss über Maßnahmen zum Schutz der Palästinenser. Auch das hätte eine beträchtliche Außenwirkung.
Nahost-Krieg: Mehrere israelische Soldaten bei Vorfall getötet
Update, 23.1., 8.45 Uhr: Bei einem schwerwiegenden Vorfall im Gaza-Krieg sind nach Militärangaben 21 israelische Soldaten getötet worden. Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari teilte dies nach Aufhebung einer Nachrichtensperre mit. Den Angaben zufolge kamen sie bei einem Vorfall im Zentralabschnitt des Gazastreifens ums Leben. Es war die höchste Zahl israelischer Soldaten, die seit Kriegsbeginn bei einem einzelnen Vorfall getötet wurden.
Israelische Medien berichteten, die Soldaten seien getötet worden, als zwei Gebäude einstürzten, nachdem Palästinenser Panzerabwehrraketen auf die Truppen abgefeuert hatten.
Besonders im Bereich der Stadt Chan Junis war es zuletzt verstärkt zu heftigen Kämpfen und israelischen Angriffen gekommen, bei denen auch viele Palästinenser getötet wurden. Israel vermutet dort in dem Tunnelnetzwerk die Führung der islamistischen Hamas sowie israelische Geiseln.
Seit Beginn der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen Ende Oktober sind damit nach Militärangaben 220 Soldaten und Soldatinnen getötet worden. Mehr als 1200 weitere wurden verletzt. Seit dem 7. Oktober sind demnach 556 Soldaten und Soldatinnen getötet worden.
Gaza-Krieg: Drohender Flächenbrand
Update 16.1. 23.28 Uhr: Die intensiven Kampfhandlungen der israelischen Streitkräfte gegen die islamistische Hamas im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums beendet. Auch im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens im Bereich der Stadt Chan Junis werde die intensive Phase der Bodenoffensive bald vorüber sein, zitierte die Zeitung „The Times of Israel“ den israelischen Verteidigungsminister Joav Galant.
„Am Ende des Krieges wird es keine militärische Bedrohung aus dem Gazastreifen mehr geben. Die Hamas wird nicht in der Lage sein, den Gazastreifen zu kontrollieren und als militärische Kraft aufzutreten. Die israelischen Streitkräfte werden volle Handlungsfreiheit haben, um alles zu tun, was zur Verteidigung der Bürger Israels erforderlich ist“, sagte Galant. „Es mag lange dauern, aber so wird es enden - mit dem totalen Sieg.“
Auch wenn die Phase der intensiven Kämpfe bald enden werde, müssten die Streitkräfte den militärischen Druck aufrecht erhalten, um die Freilassung der restlichen israelischen Geiseln im Gazastreifen zu erreichen. „Wenn das Feuer eingestellt wird, ist das Schicksal der Geiseln für viele Jahre in der Gefangenschaft der Hamas besiegelt“, sagte Galant. „Ohne militärischen Druck wird niemand mit uns reden. Nur aus einer Position der Stärke können die Geiseln befreit werden.“
Angesichts der zahlreichen zivilen Opfer im Gazastreifen war zuletzt der internationale Druck auf Israel gestiegen, zumindest die Intensität der Angriffe zu reduzieren. Seit Wochen dringt Washington darauf, von der intensiven Phase mit heftigen Bombardierungen zu gezielteren Schlägen gegen die islamistische Hamas überzugehen. Das Nachrichtenportal „Axios“ berichtete, US-Präsident Joe Biden sei „zunehmend frustriert“ über den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und seine Ablehnung der meisten der jüngsten Anfragen der US-Regierung zum Gaza-Krieg.
Israels Armee tötete unterdessen eigenen Angaben zufolge wieder Terroristen im Gazastreifen. In Beit Lahia im Norden des Küstengebiets seien Dutzende Mitglieder palästinensischer Terrororganisationen bei einem Einsatz der Armee ums Leben gekommen, teilte das Militär mit. Soldaten hätten dabei zudem rund 100 Raketenwerfer und 60 einsatzbereite Raketen entdeckt. Die Hamas und andere extremistische Gruppen feuern noch immer hin und wieder Raketen in Richtung Israel ab. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Die Hamas und andere extremistische Gruppen feuern noch immer hin und wieder Raketen in Richtung Israel ab. Auch heute flogen etliche Geschosse aus dem Gazastreifen. Israels Armee meldete Raketenalarm im Süden des Landes. Israelischen Medien meldeten einen Einschlag in einem israelischen Ort in der Nähe des Gazastreifens. Es sei der heftigste Raketenangriff seit mehreren Wochen gewesen, berichtete die „Times of Israel“. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.
Auch die Angriffe der Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf die Schifffahrt im Roten Meer haben das Potenzial, immer weitere Parteien in den Konflikt hineinzuziehen. Die Huthi zählen wie die islamistische Hamas im Gazastreifen und die libanesische Schiitenorganisation Hisbollah zur sogenannten „Achse des Widerstands“, einem Netzwerk im Kampf gegen Israel.
Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei lobte den Kampf der Huthi-Miliz gegen Israel. „Die Nation des Jemen und Ansar Allah (Huthi) haben in der Tat eine große Arbeit geleistet“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Irna den 84-Jährigen. Ihr Werk sei der Beweis für den Kampf auf dem Weg Gottes. „Wir hoffen, dass diese Bemühungen zum Sieg führen werden“, sagte das Staatsoberhaupt laut Irna weiter.
Israels Militär bombardierte zudem nach eigenen Angaben erneut Ziele im Südlibanon. Die israelischen Streitkräfte führten kombinierte Luft- und Artillerieschläge gegen „Terrorziele“ der Schiiten-Miliz Hisbollah in Wadi Saluki aus, wie die Armee mitteilte.
Die iranischen Revolutionswächter (IRGC) feuerten nach eigenen Angaben mehrere ballistische Raketen auf Ziele im Irak und in Syrien ab. Die Angriffe seien Rache unter anderem für den verheerenden Anschlag in der südiranischen Stadt Kerman Anfang Januar sowie die Tötung eines hochrangigen IRGC-Offiziers Ende Dezember, teilte das IRGC-Webportal in der Nacht (Ortszeit) mit.
UN-Chef Guterres zeigte sich mit Blick auf die Lage an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon bereits zuvor in großer Sorge über einer Ausweitung des Gaza-Kriegs auf die weitere Region. „Ich bin zutiefst besorgt von dem, was sich da entfaltet“, sagte Guterres. „Es ist meine Pflicht, allen Seiten diese einfache und direkte Botschaft zu überbringen: Hört auf, an der blauen Linie mit dem Feuer zu spielen, deeskaliert und bringt die Gewalt zu einem Ende.“
Die blaue Linie markiert die Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es dort immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der vom Iran unterstützten Hisbollah. Sie ist mit der Hamas verbündet, gilt aber als deutlich schlagkräftiger. Neben einem sofortigen Waffenstillstand forderte Guterres zudem erneut die Freilassung aller Geiseln und eine Untersuchung der von der Hamas und anderen bei dem Massaker am 7. Oktober verübten sexuellen Gewalt.
Update, 14.1., 8.05 Uhr: Während im zerbombten Gazastreifen der 100. Kriegstag anbricht und das grauenvolle Leiden der Bevölkerung wie auch der im Untergrund festgehaltenen Geiseln weitergeht, geben sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die Armeeführung siegessicher. "Niemand wird uns stoppen", sagte der unter Druck stehende Regierungschef in Tel Aviv.
Bei einer am selben Abend dort begonnenen Massenkundgebung warfen Angehörige der Geiseln Netanjahus Regierung vor, nicht genug für ihre Freilassung zu tun, wie die Zeitung "Times of Israel" berichtete. Währenddessen forderten Tausende bei pro-palästinensischen Protestmärschen in Washington, London, Paris und anderen Städten ein Ende der Kämpfe.
"Wir werden den Krieg bis zum Ende fortsetzen - bis zum vollständigen Sieg, bis wir alle unsere Ziele erreicht haben: Die Beseitigung der Hamas, die Rückgabe aller unserer Geiseln und die Gewährleistung, dass der Gazastreifen nie wieder eine Bedrohung für Israel darstellen wird", sagte Netanjahu. Der Generalstabschef der israelischen Armee, Herzi Halevi, sagte am selben Abend, der militärische Druck auf die Hamas müsse aufrechterhalten werden, um die Geiseln freizubekommen.
USA und Großbritannien greifen Huthi-Stellungen im Jemen an
Update 12.1. 7 Uhr: Die USA und Großbritannien haben mit der Unterstützung Verbündeter in der Nacht "erfolgreich" Stellungen der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen angegriffen. Der Militärschlag sei eine "direkte Reaktion auf die beispiellosen Angriffe der Huthi" auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer, teilte US-Präsident Joe Biden in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Er werde nicht zögern, bei Bedarf weitere Maßnahmen anzuordnen.
Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthi immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Große Reedereien meiden zunehmend die Route. Die Huthi greifen Israel auch immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an. Eine Reaktion der USA, Großbritanniens und Verbündeten hatte sich zuletzt immer stärker angedeutet.
Neben den USA und Großbritannien hätten sich auch Australien, Bahrain, Kanada und die Niederlande an dem Militärschlag beteiligt, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter in Washington. Die Angriffe hätten sich auf jene Stellungen konzentriert, die für die Rebellen bei ihren Angriffen auf Handelsschiffe von besonderer Bedeutung seien, weil sie dort etwa Raketen, Radartechnik oder Drohnen lagerten. Ziel sei es gewesen, die Huthi zu schwächen, nicht aber, die Situation zu eskalieren, betonte er.
Die Angriffe der Rebellen auf die internationale Schifffahrt entbehrten jeder Grundlage und seien unrechtmäßig, sagte der Regierungsvertreter weiter. Der "wahllose Beschuss" von Schiffen habe auch nichts mit Israel zu tun - und selbst wenn, gebe es keine Rechtfertigung, Schiffe auf internationalen Gewässern anzugreifen. Die USA, Großbritannien und die Verbündeten hätten sich nach sorgfältigen Überlegungen und diplomatischen Bemühungen zu dem Schritt entschieden.
Auch der britische Premierminister Rishi Sunak sprach von "gezielte Angriffen". "Trotz der wiederholten Warnungen der internationalen Gemeinschaft haben die Huthis weiterhin Angriffe im Roten Meer durchgeführt, darunter auch gegen britische und amerikanische Kriegsschiffe, erst diese Woche. Dies kann nicht hingenommen werden", hieß es in einer von der britischen Nachrichtenagentur PA veröffentlichten Erklärung.
Das britische Verteidigungsministerium teilte mit, die verbündeten Streitkräfte hätten wichtige Huthi-Einrichtungen identifiziert. Die detaillierten Ergebnisse der Angriffe würden derzeit ausgewertet, aber es gebe Anzeichen dafür, dass man den Fähigkeiten der Huthi, die Handelsschifffahrt zu bedrohen, einen Schlag versetzt habe.
Tesla muss wegen Lage im Roten Meer Produktion aussetzen
Update, 11.1., 22.35 Uhr: Der Elektroauto-Hersteller Tesla muss die Produktion in Grünheide bei Berlin wegen der Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen im Roten Meer auf Schiffe für rund zwei Wochen weitgehend stoppen. Da sich die Transportwege verschieben, ist eine Lücke in den Lieferketten entstanden, wie Tesla mitteilte.
"Aufgrund fehlender Bauteile sind wir daher im Zeitraum zwischen dem 29. Januar und 11. Februar dazu gezwungen, die Fahrzeugfertigung in der Gigafactory Berlin-Brandenburg mit Ausnahme einiger weniger Teilbereiche ruhen zu lassen", erklärte das Unternehmen. Vom 12. Februar an werde die Produktion wieder voll aufgenommen.
Seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthi-Rebellen im Jemen immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Bisher gab es 27 Angriffe auf internationale Handelsschiffe.
Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Große Reedereien meiden die wichtige Handelsroute aber zunehmend. Nach US-Angaben nahmen mehr als 2000 Schiffe einen Umweg. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung ist jedoch wesentlich länger.
Brisantes Völkermord-Verfahren: Israel vor dem UN-Gericht
Update 11.1. 7 Uhr: Israel muss sich wegen der Angriffe im Gazastreifen erstmals wegen des Vorwurfs des Völkermordes vor dem Internationalen Gerichtshof verantworten. Südafrika hat das Land verklagt. Beide Regierungen werden hochrangige Delegationen in den Friedenspalast in Den Haag schicken.
In der 84 Seiten langen Klageschrift beschreibt Südafrika die Gewalt Israels gegen Palästinenser im Gazastreifen als Taten mit dem Charakter eines Völkermords. Israel töte Palästinenser, "füge ihnen schweren geistigen und körperlichen Schaden zu und schaffe Lebensumstände, die auf ihre physische Zerstörung zielen".
Südafrika nennt die hohe Zahl von mehr als 21.000 Todesopfern im Gazastreifen, israelische Bombenangriffe, erzwungene Flucht, Angriffe auf Krankenhäuser und Geburtskliniken sowie die Blockade des Gebiets, die zu einem Mangel an Nahrungsmitteln und Trinkwasser geführt hat. Das Land zitiert UN-Experten, Zeugen und Hilfsorganisationen. Inzwischen ist die Opferzahl nach Angaben der Behörden, die von der islamistischen Hamas kontrolliert werden, bereits auf mehr als 23.000 angestiegen, Zehntausende wurden demnach verletzt.
Auch werden Äußerungen israelischer Minister als Beleg für die Absicht des Völkermords angeführt. Südafrika spricht von "direkter und öffentlicher Anstiftung zum Völkermord". Zitiert werden Drohungen, Gaza unbewohnbar zu machen, sowie Forderungen von rechtsextremen Ministern, Palästinenser dauerhaft zu vertreiben. Unter dem Eindruck des Massakers vom 7. Oktober, bei dem Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Gruppierungen in Israel mehr als 1200 Menschen getötet und rund 250 verschleppten, hatte Verteidigungsminister Joav Galant etwa von "menschlichen Tieren" gesprochen und erklärt: "Wir werden alles auslöschen."
Südafrika beruft sich auf die UN-Völkermordkonvention. Beide Staaten haben diese Konvention unterzeichnet und sich damit nicht nur verpflichtet, keinen Völkermord zu begehen, sondern auch diesen zu verhindern und zu bestrafen. In der Konvention wird Völkermord definiert als eine Handlung, "die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören".
Israel ist durch diese Beschuldigung im Kern getroffen: Der Staat war schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg als Folge des Völkermordes an den Juden durch die deutschen Nazis gegründet worden.
Israel weist die Vorwürfe entschieden zurück und beruft sich auf das Recht zur Selbstverteidigung nach den Angriffen vom 7. Oktober. "Die Vergewaltigungsmaschine der Hamas trägt volle moralische Verantwortung für alle Opfer in diesem Krieg." Alles werde getan, um zivile Bürger zu schützen, hieß es.
Großangriff der Huthi-Rebellen im Roten Meer
Update 10.1. 6:40 Uhr: Kurz vor den Gesprächen von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock im Libanon haben die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen einen ihrer bisher größten Angriffe auf den Schiffsverkehr im Roten Meer unternommen.
Das zuständige US-Regionalkommando teilte am Dienstagabend mit, 18 Drohnen und drei Raketen seien von Einheiten der USA und Großbritanniens abgefangen worden. Verletzte oder Schäden seien nicht gemeldet worden, hieß es. Unterdessen hat Israel die Tötung eines weiteren Kommandeurs der Hisbollah-Miliz im Libanon bestätigt.
Die Geschosse der Huthis seien aus den von den Rebellen kontrollierten jemenitischen Gebieten in das südliche Rote Meer in Richtung internationaler Schifffahrtswege mit Dutzenden Handelsschiffen abgefeuert worden, teilte das US-Regionalkommando weiter mit.
Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greifen die Huthis immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Auch greifen die Rebellen Israel auch immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an.
Hisbollah bestreitet Tod von Kommandeur
Es besteht die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts in Gaza auf andere Länder der Region - insbesondere auch auf den Libanon. Im dortigen Grenzgebiet zu Israel haben die Auseinandersetzungen zwischen Israel und der ebenfalls vom Iran unterstützten Hisbollah deutlich zugenommen. Die Hisbollah ist mit der Hamas verbündet.
"Heute haben wir im Norden den Hisbollah-Kommandeur der Flugeinheit im südlichen Libanon, Ali Hussein Berdschi, mit Hilfe eines Flugzeugs eliminiert", sagte der israelische Armee-Sprecher Daniel Hagari am Dienstag. Ein Hisbollah-Sprecher bestätigte seinen Tod, bestritt aber, dass es sich um den Anführer ihrer Drohneneinheit handelte. Erst am Vortag war ein Hisbollah-Kommandeur im Süden getötet worden. Laut Israels Außenminister stand sein Land auch hinter dem Angriff.
Berdschi sei in einem Auto auf dem Weg zur Beerdigung des am Montag bei einem israelischen Angriff getöteten Hisbollah-Kommandeurs Wissam al-Tauil in dem Ort Kherbet Selem im Südlibanon gewesen, als eine Rakete in das Fahrzeug einschlug, sagten Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur. Israels Armee veröffentlichte dazu ein von einem Flugzeug aufgenommenes Video, in dem die Explosion eines Fahrzeugs zu sehen ist.
Berdschi soll bei Dutzenden Drohnenangriffen auf Israel das Kommando gehabt haben, hieß es. Wissam al-Tauil wiederum war nach Angaben der israelischen Zeitung "Haaretz" ebenfalls verantwortlich für mehrere Angriffe auf Israel. Angesichts der gespannten Lage in der Region betreiben Deutschland und die USA eine intensive Pendeldiplomatie.
Tod von Hamas-Anführer erschwert offenbar Geisel-Deal
Update 7.1. 11:35 Uhr: Die Tötung des Hamas-Anführers Saleh al-Aruri erschwert aus Sicht des im Nahost-Konflikt vermittelnden Golfemirats Katar die weiteren Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln mit der islamistischen Organisation. Das berichtete das Nachrichtenportal "Axios" unter Berufung auf eine nicht näher genannte israelische Quelle und einen katarischen Beamten in der Nacht.
Demnach sagte Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani mehreren Familien israelischer Geiseln, die ihn in der Hauptstadt Doha trafen, dass ein neuer Deal nun schwieriger werde.
Katar und Ägypten hatten zuletzt daran gearbeitet, Gespräche zwischen Israel und der Hamas über die Freilassung weiterer Geiseln wieder in Gang zu bekommen. Die Terrororganisation hatte bei ihrem blutigen Anschlag am 7. Oktober rund 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. 105 Geiseln kamen zwischenzeitlich im Austausch für in Israel inhaftierte Palästinenser frei. Die israelische Armee schätzt, dass im Gazastreifen derzeit noch rund 135 Menschen festgehalten werden.
Al-Aruri kam am vergangenen Dienstag bei einer Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut ums Leben. Die mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz im Libanon vermutet Israel hinter der Aktion. Nach dem Tod bestand die Sorge einer weiteren Eskalation im Nahost-Konflikt.
Israel: Hamas-Struktur im Norden demontiert
Update 7.1. 7:40 Uhr: Israel hat mit seiner Offensive im Gazastreifen nach eigenen Angaben die militärische Struktur der islamistischen Terrororganisation Hamas im Norden des Küstengebiets demontiert. Bei den Einsätzen gelangte das Militär außerdem in den Besitz wichtiger geheimdienstrelevanter Informationen. Unterdessen arbeiten westliche Chefdiplomaten mit Ländern in der Region weiter an einer Deeskalation des Konflikts. Ein Deal über die noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln könnte aus Sicht des vermittelnden Golfemirats Katar nach der Tötung eines wichtigen Hamas-Anführer im Libanon schwieriger werden, wie es in einem Bericht heißt.
In der Nacht zum Sonntag griff die israelische Luftwaffe unterdessen die Stadt Dschenin im Westjordanland an. Ersten Berichten vom Morgen zufolge gab es dabei mehrere Todesopfer.
Sechs Palästinenser kamen bei dem Luftangriff auf Dschenin ums Leben, wie mehrere Medien am Sonntagmorgen übereinstimmend unter Berufung auf die palästinensische Gesundheitsbehörde in Ramallah berichteten. Der Angriff traf demnach eine Zusammenkunft von mehreren Anwohnern. Laut lokalen Berichten kam es dort zuvor zu Gefechten zwischen Palästinensern und der israelischen Armee.
In Dschenin und auch Nablus, die beide von der palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet werden und als Hochburgen von Terrorgruppen gelten, finden regelmäßig Razzien des israelischen Militärs statt. Seit Beginn des Gaza-Krieges führt die israelische Armee derartige Razzien im Westjordanland noch häufiger durch.
Grausige Zustände in den Gaza-Krankenhäusern
Update, 6.01., 8.11 Uhr: Ausländische Hilfsorganisationen haben von grausigen Zuständen in den wenigen noch im Gazastreifen arbeitenden Krankenhäusern berichtet. "Wir sehen Verletzungen, die überwiegend durch Explosionen und Splitter verursacht wurden", wird der Leitende Chirurg des Universitätskrankenhauses Oxford und Klinischer Leiter des Medizinischen Notfallteams, Nick Maynard, in einer Mitteilung der privaten Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) mit Hauptsitz in New York zitiert.
"Viele Erwachsene, Kinder und Babys werden mit traumatischen Amputationen von Armen und Beinen eingeliefert. Wir haben kleine Kinder mit den furchtbarsten Verbrennungen im Gesicht gesehen", fügte Maynard hinzu.
Flure, Treppenhäuser, Empfangsbereiche, Stationen - auf jedem Quadratzentimeter des Krankenhauses lägen Patienten auf dem Boden, sagte er. Viele seien zudem schwer unterernährt.
UN: Gazastreifen ist "unbewohnbar" geworden
Update 6.01., 7.55 Uhr: Drei Monate nach Beginn des Kriegs im Gazastreifen zwischen Israel und der islamistischen Hamas herrscht dort nach Beschreibung von Hilfsorganisationen der blanke Horror. "Gaza ist zu einem Ort des Todes und der Verzweiflung geworden", sagte der Chef des UN-Nothilfebüros OCHA, Martin Griffiths, am Freitag. Das schwer zerbombte Gebiet sei "unbewohnbar" geworden. Eine Hungersnot drohe.
Israels Armee erklärte dagegen, es gebe dort "hinreichend" Nahrung. Südafrika zerrt Israel nun gar vor den Internationalen Gerichtshof: wegen Völkermords. Eine mögliche Gerichtsanordnung zur einstweiligen Einstellung der Kämpfe will Israel einem Bericht zufolge abwenden.
Nasrallah macht Israel verantwortlich
Update, 3.1., 19.36 Uhr: Der Generalsekretär der Hisbollah im Libanon, Hassan Nasrallah, hat Israel für die Tötung des Hamas-Anführers Saleh al-Aruri verantwortlich gemacht. Er sprach am Mittwoch in einer Rede von einem „eklatanten israelischen Angriff“ auf den südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut. „Israel hat versucht, durch die Ermordung von Al-Aruri ein Siegesbild zu vermitteln“, sagte Nasrallah.
Al-Aruri war als Vize-Leiter des Politbüros der Hamas der zweithöchste Anführer der islamistischen Palästinenserorganisation im Ausland. Er war am Dienstagabend bei einer Explosion ums Leben gekommen. Nasrallahas Ansprache war schon vorher geplant. Anlass war der vierte Jahrestag der Tötung des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani, der 2020 im Irak von den USA durch einen Drohnenangriff getötet wurde.
Vor dem Hintergrund der Tötung Al-Aruris war die Rede Nasrallahs mit Spannung erwartet worden. Es gibt Sorgen, dass es zu einer weiteren Eskalation des Konflikts mit Israel kommen könnte. Nasrallah kündigte an, sich am Freitag erneut an die Öffentlichkeit wenden zu wollen. „Bestimmte aktuelle Themen werde ich am Freitag statt heute Abend besprechen“, sagte er.
Die Hamas macht ebenfalls Israel für den gewaltsamen Tod von Al-Aruri verantwortlich. Israels Armee wollte die Tötung des hochrangigen Hamasvertreters auf Anfrage nicht kommentieren.
Nach Tod von Hamas-Anführer droht Eskalation
Update, 3.1.2024, 10.50 Uhr: Die Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon hat zu einer weiteren gefährlichen Eskalation des Konflikts mit Israel geführt und die Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln im Gazastreifen torpediert.
Während Israels Militär Berichte über eine gezielte Tötung von Saleh al-Aruri nicht kommentieren wollte, kündigte die Hisbollah-Miliz im Libanon am Dienstagabend Vergeltung an: „Dieses Verbrechen wird niemals ohne Antwort oder Strafe vorübergehen.“ Fortschritte, um einen Geisel-Deal zu erreichen, seien nun nicht mehr möglich, meldete die israelische Zeitung „Haaretz“ unter Berufung auf arabische Diplomatenkreise.
Hisbollah-Kreise: Hamas-Anführer Al-Aruri ums Leben gekommen
Update, 2.1.2024, 19.20 Uhr: Bei einer Explosion in Beirut soll der stellvertretende Leiter des Politbüros der islamistischen Hamas, Saleh al-Aruri, ums Leben gekommen sein. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Hisbollah-Miliz nach der Explosion am Dienstagabend. Auch der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar berichtete, dass Al-Aruri tot sei. Insgesamt wurden mindestens drei Menschen getötet, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete.
Die Explosion ereignete sich vor einem Büro der Hamas und Polizeikreisen zufolge in einem südlichen Stadtteil Beiruts, in dem die Hisbollah stark vertreten ist. Die genauen Hintergründe der Explosion blieben zunächst unklar. Schnell kam aber der Verdacht auf, dass es sich um eine gezielte Tötung handeln könnte - möglicherweise durch Israels Armee oder im Auftrag Israels. Israels Militär wollte die Berichte auf Anfrage nicht kommentieren.
Der libanesische Militärexperte und frühere General Chalil Hilo bezeichnete die Situation unterdessen als „sehr gefährlich“. Die Hisbollah werde einen „Angriff in ihrer Hochburg in Beirut nicht tolerieren“.
Al-Aruri, den Israel als Drahtzieher von Anschlägen im Westjordanland sah, galt schon länger als mögliches Ziel für einen Anschlag. Er soll für die Aktivitäten des militärischen Hamas-Arms im Westjordanland zuständig gewesen sein. Israel und die Hamas hatten im Sommer - schon vor Beginn ihres laufenden Kriegs - Drohungen ausgetauscht. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte dabei, Al-Aruri wisse „sehr genau, warum er und seine Freunde sich versteckt halten“.
Israels neuer Außenminister sieht sein Land im „Dritten Weltkrieg“
Update, 2.1.2024, 16.59 Uhr: Der neue israelische Außenminister Israel Katz sieht sein Land „mitten in einem Dritten Weltkrieg“ gegen den Iran. „Dieser Feind erinnert an die dunkelsten Perioden in der Geschichte der Menschheit, und wir sind entschlossen, unser Ziel zu erreichen, die Hamas zu stürzen“, sagte Katz bei der Amtsübernahme von seinem Vorgänger Eli Cohen, wie die israelische Nachrichtenseite ynet und die Zeitung „Times of Israel“ berichteten.
„Dies ist der Dritte Weltkrieg mit den heutigen Möglichkeiten, und wir stehen an vorderster Front für die ganze Welt“, sagte Katz weiter. Irans Staatsführung hatte den Großangriff der Hamas gelobt, eine direkte Verwicklung aber entschieden zurückgewiesen. Seit der Revolution von 1979 ist Israel der erklärte Erzfeind der Islamischen Republik. Teheran hat seit den Neunzigerjahren seine politischen und militärischen Beziehungen in der Region ausgebaut, um mit der Unterstützung schiitischer Milizen eine „Achse des Widerstands“ gegen Israel zu schaffen. Der Iran unterhält auch gute Beziehungen zur Hamas. Selten war der Konflikt zwischen den verfeindeten Ländern so angespannt wie derzeit.
Israel wirft Teheran vor, heimlich den Bau von Nuklearwaffen anzustreben und sieht sich dadurch in seiner Existenz bedroht. Der Iran beteuert, sein Nuklearprogramm nur für zivile Zwecke zu nutzen.
Unterdessen berichtete das palästinensische Bildungsministerium von bisher mehr als 4000 im Gazastreifen getöteten Schülern. Die Zahl der bei israelischen Angriffen auf die islamistische Hamas getöteten Bewohner des Gazastreifens steigt nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde derweil auf mehr 22.000.
Raketenalarm in Israel zu Neujahrsbeginn
Update, 1.1.2024, 6.50 Uhr: In Israel hat es in der Neujahrsnacht erneut in mehreren Städten Raketenalarm gegeben. An der Grenze zum Gazastreifen und im Landesinnern hätten die Sirenen geheult, teilte die israelische Armee in der Nacht zum Montag mit. Wie die Zeitung „Times of Israel“ berichtete, schoss die islamistische Hamas aus dem Gazastreifen mehr als 20 Raketen Richtung Israel ab. Die meisten seien von Israels Raketenabwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) abgefangen worden. Nach Angaben des Rettungsdienstes seien zunächst keine Verletzten durch den Beschuss gemeldet worden, hieß es weiter.
Israel lässt einige Reservisten nach Hause
Drei Monate nach Beginn des Krieges gegen die Hamas im Gazastreifen passt Israels Militär seine Truppenaufstellung in Erwartung noch länger andauernder Kämpfe jetzt an und erlaubt einigen Reservisten die einstweilige Rückkehr ins Zivilleben. „Die Ziele des Krieges erfordern einen längeren Kampf, und wir bereiten uns entsprechend vor“, sagte Israels Armeesprecher Daniel Hagari am Sonntagabend. Das Militär hält es der „Times of Israel“ zufolge für wahrscheinlich, dass der Gaza-Krieg noch das ganze Jahr 2024 hindurch andauern wird.
„Wir passen unsere Art der Kriegsführung und die erforderlichen Kräfte für jedes Gebiet im Gazastreifen an, um den Auftrag bestmöglich zu erfüllen, da jedes Gebiet andere Merkmale und andere operative Notwendigkeiten hat“, sagte Hagari. Ein Teil der Reservisten werde diese Woche „zu ihren Familien und an ihren Arbeitsplatz zurückkehren“. Dies werde Israels Wirtschaft entlasten und den Reservisten erlauben, „Kraft für die bevorstehenden Aktivitäten“ im neuen Jahr zu sammeln.
Update, 31.12., 10.11 Uhr: Fast drei Monate nach Beginn des Gaza-Krieges setzt Israels Armee ihre intensivierten Angriffe in dem schwer zerbombten Küstenstreifen fort und meldet militärische Erfolge. Wie die Armee mitteilte, seien im Norden und Süden Gazas weitere Terroristen von Kampfflugzeugen ausgeschaltet und Tunnelschächte freigelegt worden. Im umkämpften Chan Junis im Süden des von Israel abgeriegelten Küstengebiets wurde nach Armeeangaben das Hauptquartier der islamistischen Hamas in der Stadt gestürmt.
Darin habe sich auch die Geheimdienstzentrale der Terrororganisation befunden, sagte der Armeesprecher Daniel Hagari am Vorabend. Es seien in Gaza bereits „mehr als 8000 Terroristen eliminiert“ worden, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am selben Abend nach Mitteilung seines Büros. Unabhängig konnten diese Angaben nicht geprüft werden.
Update, 30.12., 11.53 Uhr: In den vorübergehenden Unterkünften im Gazastreifen mit Zehntausenden Vertriebenen auf engstem Raum nehmen Krankheiten nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA weiter zu. Gesundheitsdienste seien schon lange überfordert, und immer wieder neue, von Israel angeordnete Vertreibungen machten ihre Aufgabe noch schwieriger.
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, listete auf der Online-Plattform X, früher Twitter, die Krankheitsfälle auf. Danach litten bereits 180.000 Menschen an Atemwegsentzündungen, mehr als 136.000 Kinder unter fünf Jahren an Durchfall. Es gebe mehr als 55.000 Fälle von Läusen und Krätze.
Durchfall ist für Kinder unter fünf Jahren lebensgefährlich, wenn sie nicht behandelt werden, weil der Körper Wasser und wichtige Mineralstoffe verliert.
Das UN-Kinderhilfswerk hat nach Angaben von OCHA am Freitag 600.000 Impfdosen in den Gazastreifen geliefert. Damit sollen kleine Kinder trotz des Krieges im nächsten Jahr ihre Routineimpfungen erhalten. Dazu gehören zum Beispiel Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten.
Israel weitet Einsätze im Süden des Gazastreifens aus
Update, 29.12., 22.10 Uhr: Israels Armee weitet nach eigenen Angaben ihre Einsätze in der Gegend um die Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens aus. Das teilte das Militär in einer Erklärung mit. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen gab unterdessen an, innerhalb eines Tages seien 187 Menschen getötet worden. Unabhängig überprüfen lässt sich diese Angabe zur Stunde nicht.
Nach einem Jahr im Amt stehen Israels Regierung und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unter großem Druck.
Israel vermutet Hamas-Führungsspitze in Chan Junis
Zu den Einsätzen in der Gegend um Chan Junis hieß es von Israels Armee: „Die Soldaten eliminierten Terrorzellen mit Hilfe von Artillerie-, Luft- und Panzertruppen.“ In Wohnungen von Mitgliedern der islamistischen Hamas hätten Einsatzkräfte dort zudem Sprengstoff gefunden. Mit Sprengsätzen versehene Gebäude seien zerstört worden. In der Gegend fanden Soldaten den Angaben nach auch etliche Tunnel und Waffen. Die Angaben des Militärs lassen sich bisher nicht unabhängig überprüfen.
Israel vermutet, dass sich in Chan Junis die Führungsspitze der islamistischen Hamas versteckt hält. Das Militär hatte die Einwohner der Stadt zuvor aufgefordert, sich weiter südlich in Rafah nahe der ägyptischen Grenze in Sicherheit zu bringen.
Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und begann Ende Oktober mit einer Bodenoffensive. Angesichts der katastrophalen humanitären Lage in dem abgeriegelten Küstengebiet und der hohen Zahl ziviler Opfer ist Israel inzwischen international immer mehr in die Kritik geraten.
Hamas-Behörde: Viele Opfer an einem Tag
Bei israelischen Angriffen wurden nach Darstellung der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen, die der Hamas untersteht, innerhalb eines Tages 187 Menschen getötet. 312 Palästinenser seien zudem verletzt worden, teilte die Behörde mit. Die Zahl der insgesamt seit Kriegsbeginn im Gazastreifen getöteten Palästinenser stieg demnach auf 21.507. Zuletzt war die Zahl am Donnerstag mit 21.320 angegeben worden. Den jüngsten Angaben zufolge wurden zudem 55.915 weitere Menschen im Gaza-Krieg verletzt.
Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht bestätigen, doch verweisen die UN und andere Beobachter darauf, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten. Vor dem Weltsicherheitsrat in New York betonte ein UN-Vertreter indessen, dass sich die humanitäre Situation trotz der vor einer Woche verabschiedeten UN-Resolution zur Verstärkung der Hilfe für den Gazastreifen weiter verschlechtert habe.
Israel bedauert zivile Tote bei Angriff auf Gaza
Update, 28.12., 21 Uhr: Nach schweren Luftangriffen im Gazastreifen mit Dutzenden Toten an Heiligabend hat Israel Bedauern über den Tod von Zivilisten zum Ausdruck gebracht. Ungeachtet dessen gab es auch in den vergangenen Tagen Angriffe, bei denen Dutzende Zivilisten zu Tode gekommen sein sollen. Viele der Geiseln, die am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt wurden und später freikamen, sind einem Bericht zufolge schwer traumatisiert. Die iranischen Revolutionswächter schwören Rache für den in Syrien wohl durch Israel getöteten General.
Angriff an Heiligabend soll mehr als 70 Menschen getötet haben
Am 24. Dezember waren bei Luftangriffen in dem Flüchtlingsviertel Al-Maghasi nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mehr als 70 Menschen getötet worden. Auch Frauen und Kinder waren demnach unter den Opfern. In UN-Berichten war sogar die Rede von 86 Toten. Nach UN-Angaben leben in Al-Maghasi mehr als 33.000 Menschen auf einem Gebiet von 0,6 Quadratkilometern. Man arbeite daran, Schlussfolgerungen aus dem Vorfall und Lehren daraus zu ziehen, teilte ein israelischer Armeesprecher mit. Israel wirft der Hamas jedoch auch vor, Zivilisten gezielt als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Bei den Luftschlägen am 24. Dezember hätten israelische Kampfjets „als Teil der Operationen der israelischen Armee im Gazastreifen gegen Hamas-Terrorziele zwei Ziele angegriffen, neben denen sich Hamas-Kämpfer aufhielten“, teilte die israelische Armee mit. Vor den Angriffen seien Schritte unternommen worden, um den Schaden an unbeteiligten Zivilisten in dem Gebiet zu verringern. Eine erste Untersuchung habe ergeben, dass weitere Gebäude neben den Zielen getroffen worden seien. Dies habe vermutlich „Schaden an weiteren unbeteiligten Zivilisten verursacht“. Mit dem Vorfall befasse sich nun ein besonderes Gremium innerhalb der Armee, das für die Untersuchung „außergewöhnlicher Vorfälle“ zuständig sei.
Israels Botschafter warnt vor Anschlägen der Hamas in Deutschland
Update 28.12. 7 Uhr: Der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hat vor Anschlägen der Terror-Organisation Hamas in Deutschland gewarnt. Die Handlanger der Hamas seien längst in Deutschland angekommen, sagte Prosor den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). „Deutschland muss wachsam bleiben: Der internationale Terrorismus rüstet ständig auf - auch während der Feiertage“, warnte der Botschafter.
Das Betätigungsverbot für die radikal-islamische Hamas und pro-palästinensische Netzwerk Samidoun in Deutschland sei richtig, reiche aber nicht, monierte Prosor. So müssten Finanzströme besser überwacht werden. „Kein Cent deutschen Steuergeldes darf für Tunnel, Waffen oder Terror verwendet werden“, unterstrich der Botschafter. Zugleich würdigte der israelische Botschafter die Solidarität Deutschlands mit Israel nach dem Terror-Anschlag der Hamas vom 7. Oktober. Die bilaterale Beziehung zwischen Deutschland und Israel sei in jüngster Zeit „stärker, tiefer und vielfältiger“ geworden.
Prosor begrüßte, dass Kanzler Olaf Scholz, Präsident Frank-Walter Steinmeier und alle demokratischen Parteien gesagt hätten, dass der Platz Deutschlands in diesem Moment an der Seite Israels sei. „Die Ideologie der Hamas ist nicht nur eine Gefahr für Israel, sondern für alle demokratischen Staaten“, erklärte Prosor. Die Hetze der Hamas und anderer palästinensischer Organisationen sei zu lange verharmlost worden, kritisierte er.
Israel kämpft an mehreren Fronten
Update 28.12. 6:40 Uhr: Während Israels Armeeführung die Kampfeinheiten im Süden des Gazastreifens weiter verstärkt, hat sie ihre Soldaten an der Grenze zum Libanon wegen bedrohlich zunehmender Attacken der Hisbollah in "sehr hohe" Alarmbereitschaft versetzt.
Im Süden Gazas kämpfe man gegen die islamistische Hamas nun "in mehreren Schlüsselgebieten" und habe in der Stadt Chan Junis die Operation ausgeweitet, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwochabend. "Wir haben heute eine weitere Brigade in dieses Gebiet entsandt und operieren dort weiter mit neuen Methoden der Kriegsführung über und unter der Erde", sagte er mit Bezug auf das Tunnelnetzwerk der Hamas.
Erdogan vergleicht Netanjahu mit Hitler
Update 27.12. 21 Uhr: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan griff den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erneut für das Vorgehen in Gaza an und verglich ihn mit Adolf Hitler. "Wir haben Israels Nazilager in Stadien gesehen, nicht wahr? Was ist das? Wie unterscheidet ihr euch von Hitler?", sagte Erdogan am Mittwoch. Er erläuterte nicht, was er genau meinte, allerdings kursierten in sozialen Medien in den vergangenen Tagen Videos, die palästinensische Gefangene in einem Stadion im Gazastreifen zeigen sollen.
Israel trat Erdogans Äußerungen entschieden entgegen. "Seine Worte sind für jeden Juden auf der ganzen Welt zutiefst beleidigend", sagte Präsident Izchak Herzog am Mittwochabend. Erdogan habe das Andenken an Millionen Juden verletzt, die von den Nazis ermordet wurden.
Krieg dauert viele Monate
Update 27.12. 7:20 Uhr: Während Israels Armee ihren Bodeneinsatz gegen die islamistische Hamas im mittleren und südlichen Gazastreifen ausweitet, gehen im Hintergrund die diplomatischen Bemühungen um eine Deeskalation weiter. Nach Einschätzung von Israels Generalstabschef Herzi Halevi werden die Kämpfe jedoch noch "viele Monate" dauern. Es gebe "keine magischen Lösungen". Auch die Hamas will weiterkämpfen. Ein Vorschlag Ägyptens zur stufenweisen Beendigung des Kriegs ist einem Medienbericht zufolge dennoch nicht vom Tisch. US-Präsident Joe Biden sprach derweil mit dem Emir von Katar über "die dringenden Bemühungen" zur Freilassung aller Geiseln und eine Erleichterung der Hilfslieferungen nach Gaza, wie das Weiße Haus am Dienstag mitteilte.
Die Kämpfe in dem dichtbesiedelten und abgeriegelten Küstenstreifen würden in einem "komplexen" Umfeld ausgetragen, sagte Halevi am Dienstagabend. "Der Krieg wird also noch viele Monate andauern, und wir werden auf verschiedene Weise vorgehen, damit der Erfolg über die Zeit erhalten bleibt", erklärte der israelische Generalstabschef. "Es gibt keine magischen Lösungen oder Abkürzungen bei der grundlegenden Zerschlagung einer terroristischen Organisation, sondern nur einen beharrlichen und entschlossenen Kampf", führte Halevi weiter aus.
Netanjahu stellt drei Bedingungen für Ende des Gaza-Kriegs
Update 27.12. 7:00 Uhr: Israel geht weiter mit militärischer Macht gegen die islamistische Hamas im Gaza-Streifen vor. Die Hamas feuerte wieder Raketen auf das Grenzgebiet zu Israel. Dort heulten die Sirenen. Die humanitäre Lage für Hunderttausende Menschen im Gazastreifen bleibt prekär. Nach dem Tod eines iranischen Generals in Syrien droht der Konflikt sich auszuweiten.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte bei einem Besuch der in Gaza kämpfenden Truppen, Israel werde "den Kampf in den kommenden Tagen vertiefen". In einem Gastbeitrag für das "Wall Street Journal" (Dienstag) nannte er drei Bedingen für Frieden: "Die Hamas muss zerstört werden, der Gazastreifen muss entmilitarisiert und die palästinensische Gesellschaft muss entradikalisiert werden. Dies sind die drei Voraussetzungen für einen Frieden zwischen Israel und seinen palästinensischen Nachbarn im Gazastreifen."
Netanjahu wies internationale Kritik zurück. Israel handele "weiterhin in voller Übereinstimmung mit dem Völkerrecht". Israel unternehme sein Bestes, um die Zahl ziviler Opfer "so gering wie möglich" zu halten.
Auslöser des Kriegs war die Terrorattacke der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober. Sie brachten mehr als 1200 Menschen um. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive, bei der nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher mehr als 20 600 Menschen getötet und mehr als 54 500 verletzt wurden.
Gazastreifen: Wütende Palästinenser protestieren gegen Hamas
Update 24.12. 19:40 Uhr: Nach dem Tod eines Jugendlichen ist es im Süden des Gazastreifens zu Protesten wütender Palästinenser gegen die islamistische Hamas gekommen.
Augenzeugen berichteten von Unruhen in der Grenzstadt Rafah. Daran seien Dutzende Menschen beteiligt gewesen. Hintergrund waren Vorwürfe, bewaffnete Hamas-Mitglieder hätten auf eine Gruppe junger Männer geschossen, die im Grenzgebiet zu Ägypten humanitäre Hilfsgüter ohne Erlaubnis an sich bringen wollten. Dabei seien ein Jugendlicher getötet und weitere Menschen verletzt worden. Bei den Protesten wurde den Berichten zufolge auch eine Polizeistation der Hamas angezündet.
Plünderungen und chaotische Szenen
Die humanitäre Lage im Gazastreifen wird angesichts der israelischen Militäroffensive in dem schmalen Küstenstreifen immer katastrophaler. Es kommt zu Plünderungen und chaotischen Szenen bei der Verteilung von Hilfsgütern. Der UN-Sicherheitsrat hat in einer Resolution eine Aufstockung der humanitären Hilfe verlangt. Israel besteht auf einer Kontrolle der Lieferungen, um Waffenschmuggel zu verhindern. Zugleich betont die Regierung in Jerusalem, die Inspektionen behinderten die Lieferungen nicht. Vielmehr würden die UN-Organisationen bei der Verteilung der Hilfsgüter im Gazastreifen versagen. Die UN weisen wiederum darauf hin, dass es unter Kriegsbedingungen kaum möglich sei, Güter weiter zu transportieren und zu verteilen.
Es gibt auch immer wieder Augenzeugenberichte, denen zufolge bewaffnete Hamas-Mitglieder Hilfslieferungen in ihre Gewalt bringen. Israel geht davon aus, dass diese auch für Terroristen bestimmt sind, die sich im unterirdischen Tunnelsystem verstecken.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza wurden seither mehr als 20.000 Menschen in dem Küstengebiet getötet.
Israels Armee weitet Bodenkampf in Gaza aus
Update 24.12. 15:30 Uhr: Israels Armee hat ihren Bodeneinsatz im Gazastreifen am Weihnachtswochenende nach eigenen Angaben ausgeweitet und konzentriert sich dabei auf das weitverzweigte Tunnelnetz der islamistischen Hamas.
Die Truppen seien in "komplexe Gefechte in dicht besiedelten Gebieten" verwickelt und spürten vor allem in den Tunneln im Untergrund "terroristische Infrastrukturen" auf, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Die Zerstörung der Tunnel in der südlichen Stadt Chan Junis und anderen Gebieten sei zeitaufwendig. Zuvor hatte das Militär erklärt, man nähere sich nun der vollständigen Kontrolle über den Norden des Küstenstreifens.
Biden zu Netanjahu: Zivilisten schützen
Um das grauenhafte Leiden der Zivilbevölkerung zu lindern, hatte der Weltsicherheitsrat am Freitag nach tagelangem Ringen in einer Resolution die Aufstockung der humanitären Hilfe gefordert. Eine unverzügliche Waffenruhe wird in dem aufgeweichten Kompromisstext dagegen nicht gefordert.
Die USA als wichtigster Verbündeter Israels enthielten sich bei der Abstimmung. US-Präsident Joe Biden machte nach Angaben des Weißen Hauses Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in einem Telefonat deutlich, Zivilisten, einschließlich humanitärer Helfer, müssten unbedingt geschützt werden.
Beendigung des Gaza-Kriegs: Ägypten schlägt wohl Plan vor
Update 24.12. 14 Uhr: Ägypten hat arabischen Medienberichten zufolge einen Entwurf zur Beendigung des Gaza-Kriegs in mehreren Stufen erarbeitet. Wie der saudische TV-Kanal Aschark News berichtete, ginge es in der ersten Phase darum, eine mindestens zwei Wochen andauernde Feuerpause durchzusetzen. In dieser Zeit sollten auch 40 im Gazastreifen festgehaltene Geiseln freigelassen werden.
Im Gegenzug sollte Israel 120 palästinensische Gefangene freilassen. Auf beiden Seiten sollte es sich dabei um Frauen, Kinder unter 18 Jahren und ältere, kranke Menschen handeln. Der Bericht bezog sich auf "informierte Quellen", die nicht näher ausgeführt wurden.
Droht Hunderttausenden in Gaza der Hungertod?
Update 22.12., 7.30 Uhr: Angesichts der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen wird die humanitäre Lage in dem abgeriegelten Küstenstreifen immer katastrophaler. Aufgrund der „weltweit beispiellosen“ Situation warnen die Vereinten Nationen vor dem Hungertod von Hunderttausenden Palästinensern.
„So etwas habe ich noch nie gesehen. Das Ausmaß der akuten Ernährungsunsicherheit ist in Bezug auf Schwere, Geschwindigkeit der Verschlechterung und Komplexität beispiellos“, sagte die Sprecherin des Welternährungsprogramms (WFP), Shaza Moghraby.
Eine Resolution des Weltsicherheitsrates zur Linderung der humanitären Not im Gazastreifen lässt indes weiter auf sich warten. Seit Tagen herrscht Uneinigkeit über den Wortlaut einer solchen Erklärung. Eine Abstimmung war wegen eines drohenden US-Vetos mehrmals verschoben worden.
Eine neue Studie mehrerer UN-Agenturen und anderer Institutionen vom Donnerstag kommt zu dem Schluss, dass in dem abgeriegelten Küstenstreifen 577.000 Menschen in die schwerwiegendste Kategorie des Hungers fallen. Im gesamten Rest der Welt zusammen gibt es dagegen gegenwärtig 129.000 Menschen, die der Analyse zufolge ähnlich bedroht sind. Bei den von „katastrophalem“ Hunger bedrohten Menschen handele es sich um mehr als ein Viertel der über zwei Millionen Menschen in dem Gebiet. Fast alle Bewohner seien von Hunger oder Vertreibung betroffen.
Abstimmung über Gaza-Resolution vertagt
Nach tagelangem Ringen im Weltsicherheitsrat um eine Resolution zur Linderung der humanitären Not im Gazastreifen wurde eine Abstimmung erneut vertagt. Mehrere Länder müssten mit ihren Regierungen beraten, nachdem in einem Kompromissentwurf grundlegende Änderungen vorgenommen wurden, hieß es am Donnerstag.
Der Text, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, fordert Israel dazu auf, „unverzüglich einen sicheren und ungehinderten humanitären Zugang“ in den Gazastreifen zu ermöglichen. Auch müssten die Voraussetzungen für eine nachhaltige Einstellung der Gewalt geschaffen werden.
Immer noch Raketenbeschuss
Trotz der wegen der zivilen Opfer international scharf kritisierten israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen feuert die Hamas immer noch Raketen ab. Am Donnerstag waren in der Metropole Tel Aviv dumpfe Explosionen zu hören. Der bewaffnete Arm der islamistischen Hamas-Organisation, die Kassam-Brigaden, sprachen in einer Stellungnahme von einer „Reaktion auf die zionistischen Massaker an Zivilisten“ im Gazastreifen.
Israelischen Medien zufolge liegt der andauernde Beschuss auch an der Vielzahl von Abschussorten im Gazastreifen. Nach Schätzungen des israelischen Instituts für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) umfasste das Raketenarsenal der Hamas rund 20.000 Geschosse. Laut israelischen Angaben wurden seit Kriegsbeginn rund 12.500 Raketen auf den jüdischen Staat abgefeuert.
Israel gegen Gaza-Verwaltung durch derzeitige Palästinenserbehörde
Israel lehnt eine Verwaltung des Gazastreifens nach einem Ende des Krieges durch die Palästinenserbehörde im Westjordanland ab. Alle Welt wolle das, aber das sei unmöglich, solange die Autonomiebehörde die Menschen anstachele, Israelis zu hassen, und die Kinder dazu erziehe, Israelis zu töten, sagte ein ranghoher Vertreter der israelischen Regierung.
Die USA sehen hingegen die im Gegensatz zur islamistischen Hamas eher moderate Autonomiebehörde von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas für die Zeit nach dem Krieg in einer zentralen Rolle. Der bereits seit 18 Jahren amtierende Abbas ist bei den Palästinensern allerdings sehr unbeliebt. Die Hamas hingegen wird seit dem Beginn des Gaza-Kriegs im Westjordanland immer beliebter.
Israels Armee: Kontrolle über Hamas-Hochburg
Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die „operative Kontrolle“ über das als Hamas-Hochburg geltende Gaza-Stadtviertel Schedschaija hergestellt. „Die Truppen werden in dem Viertel weiterhin begrenzte Einsätze durchführen, um verbliebene Infrastruktur der Hamas zu zerstören und Kämpfer, die sich verstecken, zu töten“, hieß es in einer Mitteilung des Militärs.
Schedschaijia im Norden des Küstenstreifens war bis zuletzt Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen israelischen Soldaten und Terroristen der islamistischen Hamas. Ende letzter Woche hatte das Militär dort versehentlich drei israelische Geiseln erschossen, die der Gewalt ihrer Entführer entkommen waren.
Deutsche Familie in Gaza getötet? Staatsanwaltschaft ermittelt
Update 21.12. 11:40 Uhr: Die Staatsanwaltschaft in Dortmund hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, um Erkenntnisse zum Fall einer mutmaßlich im Gaza-Krieg getöteten deutschen Familie zu gewinnen. Die zuletzt in Dortmund wohnhafte sechsköpfige Familie soll unbestätigten Berichten zufolge bei einem Aufenthalt im Gazastreifen Ende Oktober ums Leben gekommen sein, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag auf Anfrage. Eine Rakete soll das Haus getroffen haben, in dem sich das Ehepaar mit seinen vier Kindern befunden habe. Zuvor hatte der WDR von den aufgenommenen Ermittlungen berichtet.
Der Staatsanwalt erläuterte zu dem Verfahren, man prüfe, ob die Familie tatsächlich zu Tode gekommen sei und welche Umstände im diesem Fall dazu geführt hätten. Ein Bruder des Familienvaters habe angegeben, dass dieser zusammen mit seiner Ehefrau und den vier Kindern im Gazastreifen bei einem Raketenangriff getötet worden sei. Dafür gebe es bisher keine Bestätigung. Die Staatsanwaltschaft versuche nun, dazu neue Erkenntnisse zu erlangen.
Die Generalbundesanwaltschaft habe keinen Anfangsverdacht für eine in ihre Zuständigkeit fallende Straftat gesehen. Sie habe den Fall daher an die Dortmunder Behörde abgegeben, da die Familie zuletzt in der Ruhrgebietsstadt gewohnt habe, schilderte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auch die „Süddeutsche Zeitung“ hatte kürzlich berichtet, die Familie sei Ende Oktober bei einem israelischen Angriff ums Leben gekommen.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden mehr als 1200 Menschen getötet. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Im Gazastreifen sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn fast 20 000 Menschen getötet worden.
Neue Erkenntnisse zu Hamas-Tunneln vorgelegt
Update 21.12., 9:50 Uhr: Das israelische Militär hat neue Erkenntnisse zum weitreichenden Tunnelsystem der islamistischen Hamas im nördlichen Gazastreifen veröffentlicht. Eine entscheidende Rolle spiele der Palästina-Platz im Zentrum der Stadt Gaza, teilte die Armee mit.
Von dort sollen „Büros und Wohnungen der politischen sowie militärischen Hamas-Führung“ unterirdisch erreichbar gewesen sein. Die Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. Am Sonntag hatte die Armee bereits die Freilegung eines Tunnelnetzes im Norden bekannt gegeben.
Nach der Übernahme eines Gebiets in der Stadt Gaza seien weitere Details der „strategischen Tunnelroute“ aufgedeckt worden, hieß es am Mittwoch. Neben Treppen ermöglichten demnach auch Aufzüge den Abstieg in das unterirdische System. In einigen Fällen seien Lebensmittel, Wasser- und elektrische Infrastrukturen gefunden worden. „Auf diese Weise konnten Hamas-Terroristen sowohl fliehen als auch für längere Zeit in ihren Verstecken bleiben“, hieß es.
Das Tunnelnetz soll den Angaben nach von den hochrangigen Funktionären der Organisation, Ismail Hanija, Jihia Sinwar, Mohammed Deif und anderen, genutzt worden sein, „um die operativen Aktivitäten der Hamas zu steuern“. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.
Netanjahu: „Hamas-Terroristen sind dem Tod geweiht“
Update 21.12., 6:55 Uhr: Während die internationale Kritik am Gaza-Krieg angesichts der zahlreichen zivilen Opfer immer weiter zunimmt, schließt Israels Regierungschef ein baldiges Ende der Militäroffensive gegen die Hamas aus. „Wir setzen den Krieg bis zum Ende fort. Er wird weitergehen, bis die Hamas beseitigt ist - bis zum Sieg“, sagte Benjamin Netanjahu in einer Videobotschaft am Mittwoch.
US-Außenminister Antony Blinken forderte unterdessen „gezieltere“ militärische Operationen. „Wir erwarten und wollen eine Verlagerung zu gezielteren Operationen mit einer geringeren Anzahl von Kräften sehen, die sich wirklich auf die Führung der Hamas, das Tunnelnetzwerk (...) konzentrieren“, sagte Blinken in Washington. So werde auch die Zahl der zivilen Opfer im Gazastreifen zurückgehen.
Der israelische Ministerpräsident bekräftigte, dass das Militär die Kampfhandlungen erst einstellen werde, wenn Israel seine Kriegsziele erreicht habe. „Wer glaubt, dass wir aufhören werden, ist fernab jeder Realität“, sagte Netanjahu. Israel werde nicht aufgeben, bis alle Ziele erreicht seien. Diese seien „die Eliminierung der Hamas, die Freilassung unserer Geiseln und die Beseitigung der Bedrohung aus dem Gazastreifen“. Hamas-Terroristen hätten nur zwei Möglichkeiten: „Ergeben oder sterben“, sagte Netanjahu weiter.
Politischer Flügel der Hamas für Ende des Kriegs
Update 20.12., 10:14 Uhr: Nach mehr als zwei Monaten Krieg im Gazastreifen zeichnen sich innerhalb der Führung der islamistischen Hamas einem Medienbericht zufolge zunehmend Differenzen über den weiteren Kurs ab.
Während sich der militärische Arm der Hamas unter Führung von Jihia Sinwar weiter Kämpfe mit Israels Armee liefert, sprichen Vertreter des politischen Arms der Hamas nach einem Bericht des "Wall Steet Journal" über ein Ende des Krieges sowie mit palästinensischen Rivalen über die Zeit danach. "Wir wollen, dass der Krieg beendet wird", sagte Husam Badran, Mitglied des Politbüros der Hamas, der Zeitung in Doha.
Gespräche über die Zeit danach
"Wir kämpfen nicht nur, weil wir kämpfen wollen. Wir sind keine Anhänger eines Nullsummenspiels", sagte Badran der Zeitung am Rande der katarischen Hauptstadt. Während die dort ansässige politische Führung der Hamas nun mit ihren palästinensischen Rivalen Gespräche darüber führe, wie der Gazastreifen und das besetzte Westjordanland nach dem Ende des Krieges regiert werden sollen, führt der militante Arm unter Sinwar in Gaza weiter Krieg. Solche Verhandlungen drohten zu einem Konflikt mit Sinwars militanten Flügel zu werden, hieß es.
"Wir wollen einen palästinensischen Staat im Gazastreifen, im Westjordanland und in Jerusalem errichten", sagte Badran der Zeitung. Die Äußerungen des Hamas-Führers markierten eine deutliche Wende gegenüber dem 7. Oktober, als der militante Flügel ein Massaker in Israel anführte. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf bereits fast 20.000 gestiegen.
Hamas-Chef soll Israels Armee knapp entkommen sein
Update 20.12., 9:50 Uhr: Der Chef der islamistischen Hamas im Gazastreifen soll einem Medienbericht zufolge der israelischen Armee knapp entkommen sein. Soldaten seien einige Male an Orte gelangt, an denen sich Jihia Sinwar bis kurz davor aufgehalten haben soll, meldete der israelische TV-Sender Channel 13 am Dienstagabend.
Dem Bericht zufolge gibt es Hinweise darauf, dass der 61-Jährige nie für lange Zeit an einem Ort bleibt. Laut israelischen Medien flüchtete er zu Beginn des Krieges aus dem Norden des Gazastreifens und hält sich nun in der Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets auf. Diese gilt als Hochburg der Hamas. Die Armee hatte am Dienstagabend angekündigt, ihren Einsatz dort intensivieren zu wollen.
Sinwar gilt als einer der Planer des Massakers in Israel, bei dem rund 1200 Israelis getötet wurden. Er wurde 1988 wegen Mordes an vier mutmaßlichen Kollaborateuren und zwei israelischen Soldaten von Israel verurteilt. Er verbrachte danach mehr als zwei Jahrzehnte in israelischer Haft. 2011 kam Sinwar als einer von mehr als 1000 palästinensischen Häftlingen im Gegenzug für den in den Gazastreifen entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit frei. 2017 wurde Sinwar dann Hamas-Chef im Gazastreifen.
Bericht: Israel bietet neue Feuerpause an
Update, 20.12., 6.40 Uhr: Im Gaza-Krieg mehren sich die Anzeichen für eine neue Feuerpause. Israel hat in den laufenden Verhandlungen über eine Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas einem Medienbericht zufolge eine Kampfpause von mindestens einer Woche angeboten.
Wie das Nachrichtenportal „Axios“ berichtete, erwarte Israel im Gegenzug von der Hamas die Freilassung von mehr als drei Dutzend Geiseln. Israels Präsident Izchak Herzog hatte am Vortag selbst eine neue Kampfpause in Aussicht gestellt. Der UN-Sicherheitsrat verschob unterdessen erneut eine Abstimmung über eine neue Resolution zum Krieg auf Bitten der USA.
Israel: Für Feuerpause Freilassung von Geiseln
Israel erwarte im Gegenzug für eine neue Feuerpause die Freilassung der restlichen noch in Gaza festgehaltenen Frauen sowie Männer über 60 Jahre und anderer Geiseln, die krank oder schwer verwundet seien und dringend medizinische Hilfe benötigten, berichtete „Axios“ unter Berufung auf zwei israelische Beamte sowie eine weitere informierte Quelle. Bei einer einwöchigen Feuerpause waren im November 105 Geiseln freigekommen. Nach israelischen Schätzungen werden derzeit noch mindestens 109 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Die Hamas gebe zudem Leichen mehrerer entführter Menschen nicht heraus.
Berichte: Islamischer Dschihad veröffentlicht Geisel-Video
Nach der Hamas hat israelischen Medienberichten zufolge nun auch die Terrororganisation Islamischer Dschihad ein Video von israelischen Geiseln veröffentlicht. In dem Video seien ein 79 Jahre alter Mann und ein 47-Jähriger zu sehen, berichtete die „Times of Israel“ am Dienstagabend. Beide Männer würden darin warnen, dass sie aufgrund der Angriffe des israelischen Militärs jeden Moment sterben könnten, hieß es. Unter welchen Umständen das Video entstand und wann es gedreht wurde, war zunächst unklar. Auch die Nachrichtenseite Ynet berichtete über das Video. Demnach waren die Männer am 7. Oktober aus einem Kibbuz im Grenzgebiet in den Gazastreifen verschleppt worden.
Die USA pochen derweil auf den Beginn einer neuen Phase im Gaza-Krieg. Derzeit kämpfe Israels Armee mit „hoher Intensität“, künftig werde es aber gezieltere Einsätze gegen die islamistische Hamas in dem abgeriegelten Küstenstreifen geben, hatte der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, kürzlich bei einem Besuch in Tel Aviv gesagt. Wann genau die neue Phase beginnen soll, sagte er nicht. Laut Medien wird aber damit in den nächsten Wochen gerechnet.
USA gründen Allianz zum Schutz von Schiffen
Update 19.12. 11 Uhr: Vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges und zunehmender Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer schmiedet Israels Verbündeter USA eine militärische Sicherheitsallianz für die Region mit europäischen und anderen Partnern. Die "Operation Prosperity Guardian" soll Handelsschiffe besser vor Angriffen der von Israels Erzfeind Iran unterstützten Huthi-Rebellen schützen, teilte das US-Verteidigungsministerium mit. Deutschland prüft nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius eine Anfrage zur Beteiligung.
Derweil setzt Israel den Krieg gegen die Hamas in Gaza fort, während sich zugleich auch die Lage an seiner Grenze zum Libanon verschärft.
Nach Angaben des US-Militärs kam es erneut zu Angriffen der Huthi-Rebellen auf zwei Schiffe im südlichen Roten Meer. Das Tankschiff "Swan Atlantic" sei am Montag von einer Drohne und einer Rakete angegriffen worden, die aus einem von den Huthis kontrollierten Gebiet im Jemen abgeschossen worden sei. Der Frachter "M/V Clara" habe von einer Explosion im Wasser in seiner Nähe berichtet. Bei keinem der Vorfälle seien Verletzte gemeldet worden.
Die Huthi-Rebellen im Jemen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Kriegs mit Drohnen und Raketen an und attackieren Schiffe im Roten Meer, um sie an einer Durchfahrt in Richtung Israel zu hindern. Auch ein Containerfrachter der deutschen Reederei Hapag-Lloyd wurde attackiert. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, der sich derzeit in der Region aufhält, teilte mit, es handle sich um eine internationale Herausforderung, die gemeinsames Vorgehen erfordere.
Gespräche über Freilassung weiterer Geiseln
Update, 19.12., 6.45 Uhr: Während die Kämpfe mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen erbittert weitergehen, lotet Israel neue Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln aus. Mossad-Chef David Barnea berate mit CIA-Direktor William Burns und dem katarischem Ministerpräsidenten Abdulrahman Al Thani in Warschau, meldete die Zeitung „Haaretz“ am Montag. Katar unterhält gute Beziehungen zur Hamas. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin begann eine mehrtägige Reise in die Region.
US-Präsident Joe Biden hatte Israel aufgerufen, in dem seit mehr als zwei Monaten dauernden Krieg mehr Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen. Die Weltgesundheitsorganisation zeigte sich am Montag entsetzt über die Zerstörung eines Krankenhauses.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Rund 1200 Menschen wurden getötet, mehr als 200 aus Israel in den Gazastreifen verschleppt.
Während einer Feuerpause Ende November ließ die Hamas 105 Geiseln frei, Israel im Gegenzug 240 palästinensische Häftlinge. Nach israelischen Schätzungen werden noch rund 110 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Ob eine neue Vereinbarung zustande kommt, ist offen.
Die Hamas will eigenen Angaben nach Verhandlungen erst nach einem Ende der Kampfhandlungen Israels führen. Israel setzt auf militärischen Druck, um die Freilassung aller Geiseln zu erreichen.
Deutsche Geisel: Wurde in Gaza als Trophäe durch die Straßen geführt
Eine von der Hamas freigelassene deutsch-israelische Frau sprach im US-Fernsehen über ihre Zeit in Geiselhaft. Sie sei nach der Verschleppung wie eine Trophäe durch die Straßen in dem palästinensischen Küstengebiet geführt worden. „Ich war kein Mensch“, sagte Yarden Romann-Gat in einem am Sonntagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Interview dem US-Sender CBS. Viele Leute hätten ihre Zurschaustellung gefeiert.
Proteste nach Tod von drei Geiseln in Gaza
Update, 16.12., 11:12 Uhr: Der Tod von drei Geiseln löste in Israel spontane Proteste Hunderter Menschen aus. Sie warfen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seiner Regierung vor, nicht genug zu tun, um Geiseln freizubekommen.
Wie es zu dem schweren Vorfall kommen konnte, werde untersucht.
Netanjahu: Lernen Lektionen und machen weiter
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete den Tod der drei Geiseln durch eigene Landsleute als „unerträgliche Tragödie“. „Der gesamte Staat Israel trauert heute Abend. Mein Herz ist bei den trauernden Familien in der schweren Zeit ihres Kummers“, schrieb Netanjahu in den sozialen Medien. „Selbst an diesem schwierigen Abend werden wir uns um unsere Wunden kümmern, die Lektionen lernen und mit größter Anstrengung weitermachen, um alle unsere Geiseln sicher nach Hause zu bringen“, so Netanjahu.
Protestierende fordern neuen Geisel-Deal
Während die breite israelische Öffentlichkeit den Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen nach wie vor unterstützt, gibt es unter Familienangehörigen der Geiseln zunehmend Zweifel. Bei den spontanen Protesten in Tel Aviv hieß es, mit einem neuen Geisel-Deal, wie es ihn bereits Ende November gab, würden Vorfälle wie der Tod dreier Geiseln durch die eigenen Soldaten verhindert werden können. „Ihre Zeit wird knapp! Bringt sie jetzt nach Hause“, riefen die Menschen.
Nach israelischen Schätzungen werden derzeit noch 112 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Weiterhin gebe die Hamas die Leichen von 20 Entführten nicht heraus, teilte Netanjahus Büro mit. Woher man weiß, welche Verschleppten tot sind, wurde nicht genannt.
Soldaten töten versehentlich drei Geiseln
Update, 15.12., 20.50 Uhr: Israelische Soldaten haben bei Kämpfen im Gazastreifen versehentlich drei Geiseln getötet. Die Streitkräfte hätten sie während eines Einsatzes in der Hamas-Hochburg Schedschaija im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens fälschlicherweise als Bedrohung identifiziert und auf sie geschossen, teilte der Sprecher des israelischen Militärs, Daniel Hagari, mit.
Zu dem schweren Vorfall kam es an diesem Morgen. Hagari sagt, es sei bisher unklar, wie die drei Geiseln in das Gebiet des Kampfgeschehens geraten konnten. Das Militär geht allerdings nach einer ersten Rekonstruktion der Ereignisse davon aus, dass sie entweder ihren Entführern entkommen oder absichtlich zurückgelassen worden seien.
Kurz nach dem Zwischenfall sei bereits der Verdacht aufgekommen, es könne sich bei den Toten um Geiseln handeln, sagte Hagari. Die Leichen seien daraufhin zur genaueren Untersuchung auf israelisches Territorium gebracht worden. Dabei wurde bestätigt, dass es sich um drei israelische Geiseln handelte.
„Dies ist für uns alle ein trauriger und schmerzhafter Vorfall, und die Armee trägt die Verantwortung für alles, was passiert ist“, sagte Hagari weiter. Das Militär begann demnach sofort mit der Untersuchung des Vorfalls. Hagari betonte, dass es sich bei Schedschaija um ein „aktives Kampfgebiet“ handele, in dem es in den vergangenen Tagen immer wieder zu anhaltenden Kämpfen gekommen sei. Er sprach den Familien der Geiseln sein Beileid aus.
Hamas-Mitglieder in Berlin festgenommen
Update, 14.12., 17 Uhr: In Berlin und Rotterdam sind mutmaßliche Hamas-Terroristen festgenommen worden, die Waffen für Angriffe beschaffen sollten.
Medien: Israel testet Flutung von Hamas-Tunneln
Während die UN-Vollversammlung wegen der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen einen sofortigen Waffenstillstand fordert, testen die israelischen Streitkräfte US-Medienberichten zufolge die Flutung der Tunnel der islamistischen Hamas.
Es werde Meerwasser in einige Tunnel gepumpt, um herauszufinden, ob sich die Methode zur großflächigen Zerstörung des unterirdischen Systems eigne, berichteten der US-Fernsehsender CNN und die Zeitung „The Wall Street Journal“.
Zuletzt hatte Israels Generalstabschef Herzi Halevi die Überlegung, das ausgedehnte Hamas-Tunnelsystem mit Meerwasser zu fluten, als gute Idee bezeichnet. Die Hamas hat nach Angaben des israelischen Militärs unter dem Gazastreifen ein weit verzweigtes Tunnelsystem angelegt. Es wird auf rund 500 Kilometer Länge geschätzt. Die israelische Armee geht allerdings davon aus, dass auch viele der noch 135 aus Israel entführten Geiseln in den Tunneln festgehalten werden.
Bei einer Pressekonferenz wurde US-Präsident Joe Biden am Dienstag zu den Flutungen befragt. Er antwortete: „Es ist sehr schwierig, was die Flutung der Tunnel angeht: Es wird behauptet, dass es ganz sicher keine Geiseln in diesen Tunneln gibt. Aber das weiß ich nicht mit Sicherheit.“ Dann fügte er hinzu: „Was ich sicher weiß: Jeder Tod von Zivilisten ist eine absolute Tragödie.
UN fordert per Resolution Waffenstillstand
Update, 12.12., 22.47 Uhr: Die UN-Vollversammlung hat per Resolution einen sofortigen humanitären Waffenstillstand im Gazastreifen verlangt. Das Papier erreichte am Dienstag in New York eine notwendige Zweidrittelmehrheit, Deutschland enthielt sich. Resolutionen der UN-Vollversammlung sind allerdings nicht rechtlich bindend, sondern gelten als symbolisch.
„Wir üben großen Druck aus. Ich denke, dass sie sich ergeben und mit erhobenen Händen heraus kommen, zeigt, dass ihr Kampfgeist gebrochen ist. Das beschleunigt unsere Erfolge, schließlich wollen wir schnell vorankommen“, sagte Halevi bei einem Treffen mit dem Leiter des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ronen Bar. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant erklärte, die letzten Hamas-Hochburgen im nördlichen Gazastreifen seien vor dem Fall. Die Hamas-Kommandozentralen in den Stadtvierteln Dschabalia und Schedschaija seien eingekreist und stünden kurz vor dem Zusammenbruch, sagte Galant.
US-Präsident Joe Biden sicherte Israel weitere Unterstützung im Kampf gegen die Hamas-Terroristen zu. „Wie ich nach dem Anschlag (am 7. Oktober) sagte, ist mein Engagement für die Sicherheit des jüdischen Volkes (...) unerschütterlich“, sagte Biden am Montagabend bei einem Empfang zum jüdischen Chanukka-Fest im Weißen Haus. Die USA würden Israel unterstützen, bis das Land die Hamas losgeworden sei. Biden betonte nach Angaben des Weißen Hauses, die USA setzten sich unermüdlich für die sichere Rückkehr der aus Israel in den Gazastreifen entführten Geiseln ein. „Und ich werde nicht aufhören, bis wir jeden von ihnen nach Hause gebracht haben.“ Er arbeite auch daran, mehr „humanitäre Hilfe für unschuldige palästinensische Zivilisten“ zu bekommen.
Nach einem Besuch in dem abgeriegelten Küstenstreifen postete der Generalkommissar des Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, auf X (ehemals Twitter): „Menschen sind überall, sie leben auf der Straße, sie brauchen alles.“ Sie flehten um Sicherheit. „Von unseren Kollegen wird verlangt, dass sie in einer unmöglichen Situation das Unmögliche tun“, so Lazzarini. Laut Vereinten Nationen hungert inzwischen die Hälfte der Bevölkerung im Gazastreifen. Hunderttausende Palästinenser mussten auf Anweisungen des israelischen Militärs den heftig umkämpften Norden in Richtung Süden verlassen. Aber auch dort gibt es nun Kämpfe.
Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza auf 18.412 gestiegen. Mehr als 50.000 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das Ministerium mit. Zuletzt war die Zahl der Toten auf rund 18.200 beziffert worden. Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht prüfen, die UN und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.
Update 11.12., 7.31 Uhr: Israel will ungeachtet immer mehr getöteter Zivilisten den Krieg im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas weiter intensivieren - und verbreitet Siegesgewissheit. Der Krieg werde noch andauern, "aber das ist der Anfang vom Ende der Hamas" prophezeite Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einer Video-Botschaft am Sonntagabend.
"Zu den Terroristen der Hamas sage ich: Es ist aus. Sterbt nicht für (den Chef der Hamas im Gazastreifen, Jihia) Sinwar. Ergebt euch - jetzt". Unterdessen wächst die internationale Kritik am Vorgehen seiner Regierung angesichts einer immer katastrophaleren Lage für die Zivilisten im Gazastreifen.
Israelische Armee verbreitet Erfolgsmeldungen
Update 10.12. 19.53 Uhr: Angesichts der immer katastrophaleren Lage im Gazastreifen wächst der Druck auf Israel, bei der Bekämpfung der islamistischen Hamas mehr Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen. Die israelische Armee verbreitete Erfolgsmeldungen. „Wir rücken an die Kommandozentralen der Hamas heran“, sagte Israels Nationaler Sicherheitsberater Zachi Hanegbi. Regierungschef Benjamin Netanjahu bekräftigte das Ziel, die Hamas zu zerschlagen und die Geiseln zu befreien. Dafür werde der Krieg „mit größerer Intensität“ fortgesetzt.
Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, forderte bei einer Sondersitzung des WHO-Exekutivrats in Genf jedoch eine neue Feuerpause. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) betonte, es könne kaum noch humanitäre Hilfe für die Bevölkerung leisten. Und Außenministerin Annalena Baerbock warnte vor den Folgen. „Wir sehen auf dramatische Art und Weise nicht nur das Leid, sondern der Hunger nährt auch weiteren Terrorismus“, sagte sie in Dubai. In einem Interview des Deutschlandfunks rief sie arabische Staaten auf, die Hamas dazu zu bewegen, die Waffen niederzulegen.
Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt hatten. Mehr als 1200 Menschen wurden dabei getötet. Durch die darauf folgenden israelischen Angriffe auf den Gazastreifen starben nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums inzwischen 17.700 Menschen.
Israel: Schon 7000 Hamas-Terroristen getötet
Update 10.12. 8.03 Uhr: Der Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen geht auch in der neunten Woche in unvermindert brutaler Härte weiter. In der südlichen Stadt Chan Junis, die als Hochburg der Hamas gilt, sowie in Dschabalia im Norden Gazas habe die israelische Armee ihre Angriffe in der Nacht zum Sonntag fortgesetzt, meldete die „Times of Israel“ unter Berufung auf palästinensische Berichte. Man habe inzwischen etwa 7000 Hamas-Terroristen getötet, hatte am Vorabend Israels Nationaler Sicherheitsberater Zachi Hanegbi dem Sender Channel 12 gesagt. Israel macht Jagd auf Hamas-Chef Jihia al-Sinwar, der wolle, dass die Hamas bis zum bitteren Ende kämpft.
Bundesregierung geht von getöteter deutscher Familie in Gaza aus
Update 9.12. 17 Uhr: Im Gaza-Krieg sind nach Angaben der Bundesregierung wohl auch deutsche Staatsbürger getötet worden. "Wir müssen zum jetzigen Zeitpunkt leider davon ausgehen, dass unter den Opfern der Kämpfe in Gaza auch eine deutsche Familie ist", hieß es auf Anfrage aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Nähere Angaben wurden nicht gemacht.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete unter Berufung auf Informationen von Angehörigen, dass eine sechsköpfige deutsche Familie am 25. Oktober bei einem israelischen Bombenangriff in ihrem Wohnhaus in Gaza getötet worden sei.
Als Anästhesist hätte Yousef Abujadallah in einem Dortmunder Krankenhaus zu arbeiten beginnen sollen, wie die SZ berichtet.
USA lehnen Waffenstillstand in Gaza ab
Update 9.12. 14 Uhr: Trotz der verheerenden Lage der Zivilisten im Gaza-Krieg ist im Weltsicherheitsrat ein Resolutionsentwurf für einen sofortigen humanitären Waffenstillstand gescheitert. 13 der 15 Mitglieder des UN-Gremiums stimmten in New York zwar dafür, aber die USA als Israels Verbündeter legten ihr Veto gegen den von den Vereinigten Arabischen Emiraten eingebrachten Entwurf ein. Großbritannien enthielt sich.
Die Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung mit dem Lebensnotwendigsten steht jetzt nach Darstellung des Welternährungsprogramms (WFP) vor dem Zusammenbruch.
WFP: Versorgung der Menschen in Gaza "nicht mehr haltbar"
Update 9.12. 8 Uhr: Im Gaza-Krieg steht die Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung mit dem Lebensnotwendigsten nach Darstellung des Welternährungsprogramms (WFP) vor dem Kollaps. "Es gibt nicht genug Essen. Die Menschen hungern", schrieb der Vize-Direktor des WFP, Carl Skau auf X.
Daunting visit to #Gaza today. Chaos, desperation, families living on the streets as storms close in.
— Carl Skau (@CarlSkau) December 8, 2023
There's not enough food. People are starving.
WFP has reached over 1 million people, but the situation is untenable. We need to get our supplies in & a humanitarian ceasefire. pic.twitter.com/3izXWjEfey
Sein Team habe mehr als eine Million Menschen erreicht, "aber die Situation ist unhaltbar. Wir brauchen unsere Hilfsgüter und einen humanitären Waffenstillstand", schrieb Skau, nachdem er sich am Freitag in Gaza ein Bild von der katastrophalen Lage gemacht hatte. Es herrsche Chaos und Verzweiflung, Familien lebten auf den Straßen.
Da nur ein Bruchteil der nötigen Nahrungsmittel in das von Israel abgeriegelte Küstengebiet gelange, es an Treibstoff mangele und niemand sicher sei, "können wir unsere Arbeit nicht machen", fuhr Skau in einer Mitteilung des WFP weiter fort. An den Verteilungsstellen für humanitäre Hilfsgüter drängten sich Tausende verzweifelter, hungernder Menschen. In den Lagerstätten herrsche Verwirrung, die Notunterkünfte seien überfüllt. In einem entsprechenden Zustand befänden sich die Toiletten. Dazu jeden Tag im Hintergrund das dumpfe Donnern der Bombenangriffe, schildert Skau.
Waffenstillstands-Resolution zu Gaza gescheitert
Update 8.12 23 Uhr: Im UN-Sicherheitsrat ist ein Resolutionsentwurf für einen sofortigen humanitären Waffenstillstand im Gaza-Krieg gescheitert.
13 der 15 Mitglieder des Gremiums stimmten in New York zwar dafür, aber die USA legten ihr Veto gegen den von den Vereinigten Arabischen Emiraten eingebrachten Entwurf ein. Großbritannien enthielt sich. Zuvor waren bereits ähnliche Vorstöße am Widerstand der USA gescheitert. Die USA hatten sich stets hinter Israel gestellt und angegeben, dass solche Vorstöße per Resolution die laufenden diplomatischen Bemühungen vor Ort gefährden könnten.
Zuvor hatte UN-Generalsekretär António Guterres den Weltsicherheitsrat gedrängt, sich für einen solchen humanitären Waffenstillstand einzusetzen. In einem entsprechenden Brief an den Rat bezog er sich auf Artikel 99 der UN Charta. Dieser erlaubt dem Generalsekretär, den Sicherheitsrat auf «jede Angelegenheit hinzuweisen, die seiner Meinung nach die Gewährleistung von internationalem Frieden und Sicherheit gefährden kann» und ist den UN zufolge seit Jahrzehnten nicht angewandt worden.
Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt hatten. Mehr als 1200 Menschen wurden dabei getötet. Durch die darauf folgenden israelischen Angriffe auf den Gazastreifen kamen nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums inzwischen mehr als 17.400 Menschen ums Leben.
Humanitäre Lage in Gaza immer prekärer
Update 8.12. 21 Uhr: Aufgrund der massiven Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen wird die humanitäre Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung immer dramatischer. In Rafah an der Grenze zu Ägypten und Al-Mawasi an der Mittelmeerküste gibt es Augenzeugenberichten zufolge kaum noch Lebensmittel, Trinkwasser und Unterkünfte für die Schutzsuchenden. Angesichts des Leids und der Vertreibung von Zivilisten wächst international die Kritik am Vorgehen der israelischen Armee.
Die islamistische Hamas missbraucht nach Angaben des israelischen Militärs immer wieder zivile Einrichtungen für Angriffe. So entdeckten Soldaten auf dem Gelände der Al-Azhar-Universität im Gazastreifen Waffen und Tunnel, wie die Streitkräfte mitteilten. Auch aus der von Militärangriffen ausgenommenen «humanitären Zone» in Al-Mawasi feuere die Hamas Raketen Richtung Israel ab. Das israelische Militär setzte seinen Einsatz in der Hamas-Hochburg Chan Junis fort und tötete Dutzende mutmaßliche Kämpfer der islamistischen Organisation.
Krieg in Israel: Unsere vorherige Berichterstattung
Wir berichten kontinuierlich über alle Entwicklungen zum Krieg in Israel.
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