Krieg in Israel US-Bürger unter Geiseln der islamistischen Hamas

Israel: Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen : Hamas startet „Militäroperation“ gegen Israel
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UN fordern in Nahost Einhaltung des Völkerrechts

Update, 10.10., 20.15 Uhr: Angesichts des Angriffs von Hamas-Terroristen auf Israel und israelischer Gegenschläge im Gazastreifen haben die Vereinten Nationen die Einhaltung des humanitären Völkerrechts gefordert. Es gebe klare Anzeichen für Kriegsverbrechen, betonte eine Kommission des UN-Menschenrechtsrates in Genf. „Zivilisten als Geiseln zu nehmen und als menschliche Schilde zu benutzen sind Kriegsverbrechen.“

Nach Angaben der israelischen Armee hat die Hamas etwa 150 Menschen in den Gazastreifen entführt. Die Hamas ist von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuft.

Palästinenser füllen an einem UN-Zentrum im Gazastreifen Flaschen mit Trinkwasser aus einem Wasserhahn. Foto: Abed Rahim Khatib/dpa
Palästinenser füllen an einem UN-Zentrum im Gazastreifen Flaschen mit Trinkwasser aus einem Wasserhahn. Foto: Abed Rahim Khatib/dpa © Abed Rahim Khatib/dpa

UN kritisieren Abriegelung des Gazastreifens durch Israel

Update, 10.10., 15.30 Uhr: Die Vereinten Nationen haben Israel vor einer vollständigen Abriegelung des Gazastreifens gewarnt. Israel hatte dies angesichts des verheerenden Angriffs palästinensischer Hamas-Terroristen aus dem Küstenstreifen mit rund 900 israelischen Toten und mehr als 2600 Verletzten angeordnet.

Die Vereinten Nationen betonten dennoch, die Unterbrechung aller Lieferungen von Wasser, Strom oder Benzin in den Gazastreifen sei unter dem humanitären Völkerrecht verboten. Menschen dürfe nicht das vorenthalten werden, was sie zum Überleben brauchen, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, in Genf.

Kritik kommt auch vom Roten Kreuz

Auch das Rote Kreuz kritisierte die von Israel verfügte komplette Abriegelung des Gazastreifens von der Nahrungsmittel- und Wasserversorgung. „Kritische Infrastruktur, die Menschen zum Überleben brauchen, darf nicht ins Visier genommen werden“, teilte die Präsidentin des Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), Mirjana Spoljaric, in Genf mit. „Unabhängig von einer militärischen Belagerung müssen Behörden sicherstellen, dass Zivilisten Zugang zum Nötigsten haben, einschließlich sauberem Trinkwasser, Nahrungsmittel und medizinischer Versorgung.“

Sie verurteilte die Geiselnahme von Israelis, die von Terroristen der islamistischen Hamas in den Gazastreifen verschleppt worden sind. Dies sei nach dem humanitärem Völkerrecht verboten.

Sie sorge sich um alle Menschen, die Kontakt mit ihren Angehörigen verloren haben, teilte Spoljaric mit. Das IKRK stehe als neutraler Vermittler bereit, um zu helfen.

Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorangriffen durch Hamas

Update 10.10 12:10 Uhr: Die Bundesanwaltschaft hat Ermittlungen gegen unbekannte Mitglieder der islamistischen Hamas wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung eingeleitet. Das sagte eine Sprecherin der Anklagebehörde am Dienstag in Karlsruhe. Hintergrund seien die Entführungen und mutmaßlichen Tötungen deutscher Staatsbürger nach dem Großangriff der Hamas auf Israel.

Abriegelung des Gazastreifens verstößt gegen Völkerrecht; WHO drängt auf humanitären Korridor

Update 10.10 11:45 Uhr: Die Vereinten Nationen kritisieren Israels Beschluss, alle Lieferungen von Nahrungsmitteln, Wasser, Strom oder Benzin in den Gazastreifen einzustellen. Es sei unter dem humanitären Völkerrecht verboten, Menschen das vorzuenthalten, was sie zum Überleben brauchen, teilte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, am Dienstag in Genf mit.

"Belagerungen, die das Leben von Zivilisten gefährden, indem sie ihnen überlebenswichtige Güter vorenthalten, ist nach dem humanitären Völkerrecht verboten", teilte Türk mit. "Bei einer Belagerung die Bewegungsfreiheit von Menschen und Gütern einzuschränken kann nur durch militärische Notwendigkeit gerechtfertigt werden, sonst kommt dies einer kollektiven Bestrafung gleich."

Derweil forderte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen humanitären Korridor zur Versorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Es müsse möglich sein, die Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen, sagte ein WHO-Sprecher in Genf. Die WHO habe vor der jüngsten Eskalation Materiallager im Gazastreifen unterhalten, aber alles sei inzwischen aufgebraucht. Die Krankenhäuser könnten die hohe Zahl der Verwundeten ohne weitere Unterstützung nicht bewältigen.

Bis Montagnachmittag seien im Gazastreifen durch israelische Angriffe 13 Gesundheitseinrichtungen unter Beschuss gekommen, sagte der Sprecher. Sechs Mitarbeiter seien getötet, vier verletzt worden. Nach israelischen Angaben sei in Israel bei den Angriffen von Palästinensern ein Sanitäter ums Leben gekommen. Unter humanitärem Völkerrecht müssten Gesundheitseinrichtungen geschützt und vor Angriffen bewahrt werden, sagte der Sprecher.

Grenzorte zu Gaza fast komplett evakuiert

Update 10.10 10:50 Uhr: Vor einer möglichen Bodenoffensive im Gazastreifen hat Israel die Grenzorte am Rande des Palästinensergebiets fast vollständig evakuiert. Man habe fast alle Einwohner der Grenzorte in sicherere Gebiete gebracht, sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari am Dienstag. "Es gibt einige wenige Menschen, die bleiben wollten, oder die in den Orten gebraucht werden" sagte er.

Die Grenze zum Gazastreifen sei wieder gesichert. Er sprach von einer "eisernen Mauer" mit Schutz durch Panzer und Luftwaffe. Jeder Palästinenser, der sich der Sperranlage mit Israel nähere, werde erschossen.

Iran weist Verstrickung in Hamas-Angriff zurück

Update 10.10 10:30 Uhr: Irans Staatsoberhaupt Ali Chamenei hat eine Verstrickung in den Hamas-Terrorangriff auf Israel zurückgewiesen. "Unterstützer des zionistischen Regimes" hätten unsinnige Worte verbreitet, sagte der Ajatollah am Dienstag während einer Rede in Teheran. Sie hätten die Verantwortlichkeit für die Angriffe dem Iran zugeschrieben. "Sie machen einen Fehler", sagte Chamenei.

"Natürlich verteidigen wir Palästina. Natürlich verteidigen wir die Kämpfe", sagte der 84-Jährige. "Wir küssen die Stirn und die Arme der einfallsreichen und intelligenten Designer und der mutigen palästinensischen Jugend, wir sind stolz auf sie», sagte Chamenei. "Natürlich ist die gesamte islamische Welt verpflichtet, die Palästinenser zu unterstützen und wird sie mit Gottes Erlaubnis unterstützen, aber das ist das Werk der Palästinenser selbst."

Chamenei gilt als mächtigster Mann im Iran und hat in allen strategischen Belangen das letzte Wort. Wenige Tage vor den Angriffen hatte der Religionsführer alte Drohungen gegen Israel bekräftigt. "Dieses Krebsgeschwür wird, so Gott will, durch das palästinensische Volk und die Widerstandskräfte in der gesamten Region endgültig ausgerottet werden", sagte Chamenei vor einer Woche.

Grenze wieder gesichert; 1.500 Leichen der Hamas entdeckt

Update 10.10. 8:30 Uhr: Drei Tage nach dem verheerenden Hamas-Terrorangriff auf israelische Ortschaften hat Israels Armee die Grenze nach eigenen Angaben wieder unter Kontrolle gebracht. Der israelische Armeesprecher Richard Hecht sagte am Dienstag: "Seit gestern Abend ist niemand mehr reingekommen." Es sei aber immer noch möglich, dass weitere Terroristen eindringen. Es könnten auch noch Angreifer in Israel unterwegs sein. In grenznahen Orten wie Saad und Kisufim habe es noch Schusswechsel gegeben.

"Wir konzentrieren uns jetzt auf unsere Offensive im Gazastreifen", sagte Hecht. Die Armee hatte binnen 48 Stunden rund 300.000 Reservisten mobilisiert - die größte Mobilisierung in der Geschichte des Landes. An der Grenze richtete das Militär seinen Angaben zufolge auch eine "Infrastruktur für künftige Operationen" ein.

Der Militärsprecher bestätigte, in Israel befänden sich die Leichen von rund 1.500 Terroristen. Hunderte weitere palästinensische Angreifer wurden gefangen genommen.

Derweil bombardierte die israelische Armee nach eigenen Angaben in der Nacht mehr als 200 Terrorziele. Unter anderem seien ein Waffenlager der Palästinenserorganisation Hamas und Einrichtungen der militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad angegriffen worden.

Anzeichen für Bodenoffensive Israels

Update 10.10. 6 Uhr: Nach den verheerenden Angriffen von Hamas-Terroristen auf Israel mehren sich Anzeichen für eine bevorstehende Bodenoffensive Israels im Gazastreifen. Israel ordnete die komplette Abriegelung des nur 40 Kilometer langen und sechs bis zwölf Kilometer breiten Gebietes an, während die Armee 300.000 Reservisten mobilisiert. "Was die Hamas erleben wird, wird hart und fürchterlich sein. Wir sind erst am Anfang", hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gesagt und Rache geschworen.

Die Menschen in Israel wurden angewiesen, sich mit ausreichend Nahrung, Wasser und Medikamenten einzudecken. Die Vorräte sollten mindestens 72 Stunden reichen, teilte das Militär mit. Deutschland, die USA, Großbritannien, Frankreich und Italien versicherten dem angegriffenen Land gemeinsam ihre Solidarität. Zusammen würden "unsere unerschütterliche und vereinte Unterstützung" für Israel zum Ausdruck gebracht "und die Hamas und ihre schrecklichen Terrorakte unmissverständlich" verurteilt, hieß es in einer in der Nacht veröffentlichten Mitteilung der Bundesregierung.

Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf X (ehemals Twitter): "Unsere 5 Länder werden sicherstellen, dass Israel sich und seine Bürger gegen die abscheulichen Angriffe verteidigen kann." Die Hamas drohte unterdessen, für jeden von Israel ausgeführten Angriff eine zivile Geisel hinzurichten, wie ein Sprecher sagte. Sie hatte rund 150 israelische Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Darunter sind auch Bürger mehrerer westlicher Staaten, darunter eine Deutsche.

Israels Armee nahm eigenen Angaben zufolge Hunderte Hamas-Mitglieder in Gefangenschaft. Die von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas teilte dem arabischen Sender Al-Dschasira mit, die Gruppe sei offen für Vermittlungen. Schon zuvor hatte die islamistische Organisation einen Gefangenenaustausch sowie die Freilassung von 36 inhaftierten Palästinenserinnen in Israel für die Übergabe von älteren entführten Israelinnen gefordert.

Beim am Wochenende begonnenen Angriff der Hamas-Terroristen wurden mindestens 900 Menschen getötet und 2600 Menschen verletzt. Unter den Toten befänden sich auch mindestens elf amerikanische Staatsbürger, erklärte US-Präsident Joe Biden auf der Plattform X.

Deutschland und Frankreich versichern Israel volle Solidarität

Update, 9.10., 19.52 Uhr: Deutschland und Frankreich haben Israel nach dem Großangriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas gemeinsam ihre volle Solidarität versichert. „Dieser Überfall der Hamas auf Israel ist furchtbar, und er ist barbarisch“, sagte Kanzler Olaf Scholz zum Auftakt der ersten deutsch-französischen Kabinettsklausur in Hamburg. Er betonte: „Der Terror wird nicht gewinnen, der Hass wird nicht siegen, die Gewalt wird nicht triumphieren.“ Deutschland und Frankreich stünden fest an der Seite Israels.

„Ich drücke erneut meine volle und ganze Solidarität mit Israel aus“, sagte auch Macron. „Der Kampf gegen den Terrorismus ist eine gemeinsame Aufgabe, die wir mit Israel und unseren Alliierten und internationalen Partnern fortsetzen werden. Nichts rechtfertigt ihn, nichts erklärt ihn.“

Nach dem gemeinsamen Abendessen der beiden Kabinette wollten Scholz und Macron sich vom Tagungshotel aus gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden, dem britischen Premier Rishi Sunak und der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zusammenschalten, um über die Lage in Israel und im Gaza-Streifen zu beraten.

UN-Hilfswerk befürchtet Verschärfung der humanitären Lage

Update, 9.10., 18.40 Uhr: Das UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) befürchtet, dass sich die humanitäre Lage für die Menschen im Gazastreifen weiter verschärfen wird. Ein UNRWA-Sprecher in Gaza sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Gaza ist überfüllt. Die Lage der Menschen ist sehr schwer.“

Seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am Samstagmorgen bombardiert die israelische Luftwaffe Ziele der Hamas im Gazastreifen, in dem gut zwei Millionen Menschen leben.

Rund 74.000 Menschen haben den Angaben zufolge seit dem Wochenende Zuflucht in UNRWA-Gebäuden im Gazastreifen gesucht. Es wird erwartet, dass die Zahl weiter steigt. „Die Menschen suchen Zuflucht in den UN-Gebäuden, weil sie denken, sie sind sicher“, sagte der Sprecher. „Erfahrungen aus vorigen Kriegen zeigen aber, dass auch schon Menschen in UN-Gebäuden ums Leben gekommen sind.“

Laut einem UNRWA-Lagebericht vom Sonntag wurden bisher insgesamt 14 Einrichtungen der Vereinten Nationen in Gaza von israelischen Geschossen getroffen. Dabei sei es zu Sachschäden gekommen.

Die UN-Organisation hat Schulen für den Unterricht geschlossen und die Ausgabe von Lebensmitteln eingestellt. Knapp 113.000 Familien warten demnach nun auf ihre Nahrungsmittelhilfe. Im Gazastreifen sind knapp 1,5 Millionen Menschen als Flüchtlinge bei dem UN-Hilfswerk registriert.

Zahl der Toten steigt auf rund 800

Update, 9.10., 17.55 Uhr: Nach dem Großangriff der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen ist die Zahl der Toten in Israel auf rund 800 Menschen gestiegen. Das teilte das Pressebüro der Regierung am Montag mit. Rund 2600 Menschen seien verletzt worden.

Israel greift Ziele im Libanon an

Update, 9.10., 16.22 Uhr: Israels Armee hat mit Kampfhubschraubern Ziele im Libanon angegriffen. Das teilte das Militär mit. Soldaten hatten zuvor eigenen Angaben nach mehrere bewaffnete Verdächtige erschossen, die vom nördlichen Nachbarland aus nach Israel vorgedrungen waren.

Man suche nach weiteren Verdächtigen, hatte das Militär zuvor mitgeteilt. Nach israelischen Medienberichten kam es zu Schusswechseln. Das israelische Fernsehen berichtete, Einwohner im Norden des Landes seien angewiesen worden, in Schutzräumen zu bleiben.

Die eng mit dem Iran verbündete Schiitenorganisation Hisbollah dementierte eine Beteiligung an dem Vorfall, auf den Israel mit Beschuss von Zielen im Süden des Nachbarlandes reagierte. Sicherheitskreise im Libanon vermuten, dass militante Palästinenser hinter dem Angriff auf Israel stehen. Hisbollah hatte am Sonntag die Verantwortung für einen Raketenbeschuss aus dem Südosten Libanons auf israelisches Grenzgebiet übernommen.

Israel und der Libanon befinden sich offiziell im Kriegszustand.

Libanesische Soldaten blicken an der Landesgrenze Richtung Israel. Israels Armee hat mit Kampfhubschraubern Ziele im Libanon angegriffen.
Libanesische Soldaten blicken an der Landesgrenze Richtung Israel. Israels Armee hat mit Kampfhubschraubern Ziele im Libanon angegriffen. © Hussein Malla/AP/dpa

EU friert Entwicklungshilfezahlungen an die Palästinenser ein

Update, 9.10., 15.38 Uhr: Die EU friert angesichts des Angriffs der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel sämtliche Entwicklungshilfezahlungen an die Palästinenser vorerst ein. Das kündigte der zuständige EU-Kommissar Oliver Varhelyi in Brüssel über den Kurznachrichtendienst X an. Ein Sprecher der Behörde bestätigte die Entscheidung.

Es könne kein „Business as Usual“ geben, erklärte Varhelyi. Als größter Geber der Palästinenser stelle die Europäische Kommission nun ihr gesamtes Entwicklungsportfolio im Wert von insgesamt 691 Millionen Euro auf den Prüfstand. Alle Projekte würden untersucht, alle neuen Haushaltsvorschläge bis auf Weiteres verschoben.

Eine Sprecherin der Kommission hatte ursprünglich gesagt, schon heute sei sehr klar, dass die EU weder direkt noch indirekt die Aktivitäten der Hamas oder anderer Terrororganisationen finanziere. Die EU habe sehr strenge Regeln zur Überprüfung der Empfänger. Alle müssten versichern, dass diese weder direkt noch indirekt an Unternehmen, Organisationen oder Personen mit Verbindung zur Hamas gingen.

Mit der EU-Hilfe für die Palästinenser wurde nach Angaben der Sprecherin bislang vor allem die Finanzierung wichtiger Unterstützungsleistungen für die palästinensische Bevölkerung sowie die der Autonomiebehörde gefördert. Als konkrete Beispiele nannte sie den Gesundheitssektor, Sozialhilfeleistungen für arme Familien sowie Entwicklungsprojekte in Bereichen wie demokratische Regierungsführung, Rechtsstaatlichkeit, Wasser, Energie und wirtschaftliche Entwicklung. Zudem werde auch das Hilfswerk der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten unterstützt, hieß es.

Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen aus dem vergangenen Jahr sind die EU und ihre Mitgliedstaaten mit einem Beitrag von rund 600 Millionen Euro pro Jahr der größte Geldgeber der Palästinenser. Allein aus dem EU-Haushalt waren für den Zeitraum 2021 bis 2024 Finanzhilfen in Höhe von 1,18 Milliarden Euro vorgesehen.

Israel bombardiert weitere Ziele der Hamas im Gazastreifen

Update, 9.10., 12.30 Uhr: Auch zwei Tage nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die israelische Luftwaffe bombardierte weitere Ziele der Hamas im Gazastreifen, wie Israels Verteidigungskräfte (IDF) am frühen Montagmorgen in ihrem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mitteilten. Der Weltsicherheitsrat konnte sich bei einer Dringlichkeitssitzung am Sonntag (Ortszeit) laut US-Medienberichten auf keine einmütige Verurteilung der islamistischen Hamas verständigen.

Die USA verlegen als Reaktion auf den Konflikt den Flugzeugträger „USS Gerald R. Ford“ und weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer. Außerdem seien Vorbereitungen getroffen worden, um Luftwaffengeschwader der Air Force mit ihren Kampfjets in die Region zu verlegen, teilte das US-Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Israels Streitkräften werde zusätzliche Ausrüstung und Munition zur Verfügung gestellt, erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin.

Operative Einrichtung der Hamas im Visier

Man habe unter anderem ein Gebäude angegriffen, in dem Angehörige der Hamas untergebracht waren, teilten die IDF mit. Zugleich seien mehrere Kommandozentralen der Hamas attackiert worden, darunter eine von Mahmad Kaschta, einem hochrangigen Mitglied der Marine. Zudem sei eine operative Einrichtung der Hamas ins Visier genommen, die sich in einer Moschee in der Stadt Dschabalia befunden habe, hieß es.

Erneut Raketenalarm in Tel Aviv

Update, 9.10., 12.15 Uhr: In der israelischen Küstenstadt Tel Aviv, in Jerusalem und anderen Städten Israels hat es am Montag wieder Raketenalarm gegeben. Es gab zunächst keine Angaben zu möglichen Verletzten. Das israelische Fernsehen berichtete, eine Rakete sei auf offenem Gebiet nahe Tel Aviv eingeschlagen.

Militante Palästinenser haben seit Samstag Tausende von Raketen auf Israel abgefeuert. Die meisten davon zielten auf die Grenzorte zum Gazastreifen.

Komplette Abriegelung des Gazastreifens angeordnet

Update 9.10. 11:50 Uhr: Israel hat nach dem verheerenden Großangriff der islamistischen Hamas eine komplette Abriegelung des Gazastreifens angeordnet. Verteidigungsminister Joav Galant sagte am Montag: "Es wird keinen Strom, keine Lebensmittel und keinen Treibstoff geben."

Israel mobilisiert 300.000 Reservisten

Update, 9.10., 10.55 Uhr: Israel mobilisiert wegen des Kriegs mit der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas rund 300.000 Reservisten. Dies sei die größte Mobilisierung in der israelischen Geschichte in so kurzer Zeit, bestätigte ein Armeesprecher am Montag.

Die Hamas hatte am Samstag bei einem Großangriff auf das israelische Grenzgebiet unter Zivilisten das schlimmste Blutbad seit der israelischen Staatsgründung angerichtet. Dabei wurden knapp 1000 Menschen getötet und rund 2400 weitere verletzt. 367 Menschen erlitten schwere oder lebensgefährliche Verletzungen.

Israelische Soldaten in einem Militärfahrzeug im Grenzort Sderot. Foto: Ilia Yefimovich/dpa
Israelische Soldaten in einem Militärfahrzeug im Grenzort Sderot. Foto: Ilia Yefimovich/dpa © Ilia Yefimovich/dpa

Weitere Ziele der Hamas im Gazastreifen bombardiert

Update, 09.10., 6 Uhr: Auch fast zwei Tage nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die israelische Luftwaffe bombardierte weitere Ziele der Hamas im Gazastreifen.

Man habe unter anderem ein Gebäude angegriffen, in dem Angehörige der Hamas untergebracht waren, teilten Israels Verteidigungskräfte (IDF) in ihrem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Zugleich seien mehrere Kommandozentralen der Hamas attackiert worden, darunter eine von Mahmad Kaschta, einem hochrangigen Mitglied der Marine. Die IDF habe ferner eine operative Einrichtung der Hamas ins Visier genommen, die sich in einer Moschee in der Stadt Dschabalia befunden habe, hieß es.

Israel habe im Süden rund 100.000 Reservisten zusammengezogen, erklärte ein Sprecher der IDF in der Nacht zum Montag. Die Aufgabe sei, dass die Hamas am Ende des Krieges militärisch nicht mehr in der Lage sein werde, Israelis zu bedrohen. Zugleich werde man dafür sorgen, dass die Hamas den Gazastreifen nicht mehr regieren könne.

Ungefähr 700 israelische Zivilisten und Soldaten seien getötet worden, mehr als 2100 weitere Menschen erlitten Verletzungen, teilte der Militärsprecher mit. Viele befänden sich in einem kritischen Zustand, weswegen die Zahl der Todesopfer weiter steigen könnte. Bei den Gegenangriffen des israelischen Militärs kamen im Gazastreifen mindestens 413 Menschen ums Leben, wie das Gesundheitsministerium in Gaza am Sonntagabend mitteilte.

Ein israelischer Militärsprecher bezifferte die Zahl der nach Israel eingedrungenen bewaffneten Palästinenser in der Nacht zum Montag auf etwa 1000. Sie waren am jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) in Orte eingedrungen und gingen auf der Suche nach Opfern von Haus zu Haus. Auf einem Festival-Gelände in der Negev-Wüste fanden Einsatzkräfte mindestens 260 Leichen, wie die Nachrichten-Website Ynet unter Berufung auf den Rettungsdienst Zaka am Sonntagabend berichtete. Die Palästinenser töteten nicht nur Hunderte Israelis, sondern verschleppten nach israelischen Angaben auch mehr als 100 Menschen, darunter Frauen, Kinder und Alte, in den Gazastreifen.

USA verlegen Flugzeugträger und Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer

Update, 20.30 Uhr: Die USA verlegen als Reaktion auf den Großangriff auf Israel durch die islamistische Hamas einen Flugzeugträger und weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer. Das teilte das US-Verteidigungsministerium am Sonntag in Washington mit.

Mindestens 700 Tote

Update, 19.40 Uhr: Bei dem Großangriff der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen sind mindestens 700 Menschen in Israel getötet worden. Dies berichteten mehrere israelische Medien unter Berufung auf medizinische Kreise. Nach jüngsten Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 2243 Menschen verletzt.

Auswärtiges Amt geht von Deutschen unter von Hamas Verschleppten aus

Update, 17.50 Uhr: Die Bundesregierung geht davon aus, dass sich unter den von der islamistischen Hamas aus Israel Verschleppten auch deutsche Staatsangehörige befinden. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hieß es am Sonntag, nach Erkenntnissen des Außenministeriums handele es sich um Menschen, die alle neben der deutschen auch die israelische Staatsangehörigkeit hätten.

Mehr als 100 Menschen in Israel entführt

Update, 16.50 Uhr: Bei den Großangriffen der islamistischen Hamas sind nach israelischen Angaben mehr als 100 Menschen in Israel entführt worden. Das teilte das Pressebüro der Regierung auf Facebook mit.

Militante Palästinenser feuerten zudem nach Angaben des israelischen Militärs seit Beginn der Kämpfe mehr als 3200 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Seit Samstagmorgen seien 3255 Raketen gezählt worden, sagte ein Sprecher. Dabei sind mindestens 600 Menschen in Israel getötet worden. Das bestätigten medizinische Quellen. Rund 2048 weitere Menschen wurden nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums verletzt. Mehrere seien in kritischem Zustand.

Die islamistische Hamas hatte am Samstag von Gaza aus überraschend Großangriffe gegen Israel begonnen. Die von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Palästinenserorganisation feuerte mehr als 3000 Raketen auf Israel ab. Gleichzeitig drangen am Samstagmorgen bewaffnete Palästinenser über Land, See und Luft nach Israel vor.

Mehrere Israelis wurden nach Militärangaben in den Gazastreifen verschleppt. Ein Militärsprecher sprach von einer „erheblichen Zahl“, genaue Angaben nannte Israel bisher nicht. Israel kündigte am Sonntag eine Evakuierung seiner Grenzorte zum Gazastreifen an. Die Kämpfe dauern an.

Zahl der Toten steigt auf 600

Update, 16.40 Uhr: Bei den Großangriffen aus dem Gazastreifen sind mindestens 600 Menschen in Israel ums Leben gekommen. Mehr als 2000 weitere seien verletzt worden, teilte das Pressebüro der Regierung am Sonntag auf Facebook mit.

Mindestens 500 Tote in Israel

Update, 14.40 Uhr: Bei den Großangriffen der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen sind mindestens 500 Menschen in Israel getötet worden. Das bestätigten am Sonntag medizinische Quellen. Rund 2048 weitere Menschen wurden nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums verletzt. Mehrere seien in kritischem Zustand.

Die islamistische Hamas hatte am Samstag von Gaza aus überraschend Großangriffe gegen Israel begonnen. Die von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Palästinenserorganisation feuerte mehr als 3000 Raketen auf Israel ab. Gleichzeitig drangen am Samstagmorgen bewaffnete Palästinenser über Land, See und Luft nach Israel vor.

Mehrere Israelis wurden nach Militärangaben in den Gazastreifen verschleppt. Ein Militärsprecher sprach von einer „erheblichen Zahl“, genaue Angaben nannte Israel bisher nicht. Israel kündigte am Sonntag eine Evakuierung seiner Grenzorte zum Gazastreifen an. Die Kämpfe dauerten am Sonntag an.

Israelische Streitkräfte gehen hinter einem Fahrzeug in Sderot in Stellung. Foto: Ilia Yefimovich/dpa
Israelische Streitkräfte gehen hinter einem Fahrzeug in Sderot in Stellung. Foto: Ilia Yefimovich/dpa © Ilia Yefimovich/dpa

Israelisches Sicherheitskabinett ruft Kriegszustand aus

Update, 14.30 Uhr: Das israelische Sicherheitskabinett hat in Israel den Kriegszustand ausgerufen. Dies erlaube „weitreichende militärische Schritte“, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Der Krieg sei Israel „durch eine mörderische Terrorattacke aus dem Gazastreifen aufgezwungen“ worden.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. © GPO/XinHua/dpa/Archivbild

Israelische Flagge vor NRW-Staatskanzlei gehisst: Solidarität

Update, 13 Uhr: Nach dem tödlichen Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel ist vor der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei die israelische Flagge gehisst worden. „Nordrhein-Westfalen steht fest an der Seite von #Israel“, schreibt die NRW-Staatskanzlei dazu auf X, ehemals Twitter. Mit der Flagge solle ein Zeichen der Solidarität gegen den Terror gesetzt werden. Israel gehe durch schwere Stunden und Tage. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) schreibt dazu, ebenfalls auf X: „Unsere Gedanken sind bei unseren Freunden, bei den Opfern & ihren Angehörigen.“

Israel wird seit Samstagmorgen von der Hamas angegriffen. Mit Stand Sonntagmittag wurden bisher mindestens 300 Menschen in Israel getötet, mehr als 1600 seien verletzt worden, hieß es. Im Gazastreifen sollen bis zu diesem Zeitpunkt 313 Menschen gestorben und weitere 2000 verletzt worden sein.

Solidaritätsbekundung mit Israel vor Landtag in Düsseldorf

Update, 11.30 Uhr: Nach dem Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel rufen mehrere Organisationen in Nordrhein-Westfalen zu einer Solidaritätskundgebung auf. Bei der Veranstaltung auf der Wiese vor dem Landtag in Düsseldorf (14.00 Uhr) sprechen Rednerinnen und Redner aus der Stadtgesellschaft, Stadtpolitik, Landespolitik, von jüdischen Organisationen und von Israel unterstützenden Organisationen, wie die deutsch-israelische Gesellschaft Düsseldorf mitteilte. Zugesagt habe auch Stephan Keller (CDU), Oberbürgermeister der Stadt.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hatte am Samstag nach den Großangriffen aus dem Gazastreifen auf Israel auf Weisung des Innenministeriums den Schutz jüdischer Einrichtungen verstärkt. Demnach seien die zuständigen Polizeidienststellen angewiesen worden, unter anderem an Synagogen die Präsenz zu verstärken.

Nach Informationen unserer Redaktion sind derzeit auch 15 Jugendliche aus Dortmund in Israel, und zwar im Rahmen des Austauschprogramms „Building Bridges“ (zu Deutsch: Brücken bauen). Das Programm wird seit vielen Jahren von der Auslandsgesellschaft mit Sitz in Dortmund durchgeführt. Der Präsident Klaus Wegener bestätigt am Abend gegenüber unserer Redaktion, dass 15 Jugendliche aus unterschiedlichen Dortmunder Schulen derzeit in Israel sind.

Erstmeldung: 8.10., 7.30 Uhr: Die israelische Luftwaffe hat nach den überraschenden Großangriffen militanter Palästinenser auch in der Nacht weitere Ziele im Gazastreifen attackiert. Auf beiden Seiten kamen bislang Hunderte von Menschen ums Leben.

Ziel sei es, die militärischen und regierungstechnischen Kapazitäten der islamistischen Hamas und des Islamischen Dschihad so zu zerstören, "dass sie für viele Jahre nicht mehr in der Lage und bereit sind, die Bürger Israels zu bedrohen und anzugreifen", gab das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am frühen Morgen bekannt. Die Einfuhr von Strom, Brennstoff und Waren in den Gazastreifen wurde gestoppt.

"Wir beginnen einen langen und schwierigen Krieg, der uns durch einen mörderischen Angriff der Hamas aufgezwungen wurde", sagte Netanjahu nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts. "Wir werden alle Orte, an denen die Hamas organisiert ist und sich versteckt, in Trümmerinseln verwandeln", hatte er zuvor in einer Ansprache gesagt.

Die Bewohner des Gazastreifens forderte er auf: "Flieht jetzt von dort, denn wir werden überall und mit all unserer Kraft handeln". Israel werde Rache nehmen. "Dieser Krieg wird Zeit brauchen", so der israelische Premier. "Es liegen noch herausfordernde Tage vor uns."

Menschen stehen vor einer Moschee, die bei einem israelischen Luftangriff in Khan Younis im Gazastreifen zerstört wurde.
Menschen stehen vor einer Moschee, die bei einem israelischen Luftangriff in Khan Younis im Gazastreifen zerstört wurde. © picture alliance/dpa/AP

Hamas habe „Tore zur Hölle“ geöffnet

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Samstag zu Beginn einer Sitzung des sogenannten Sicherheitskabinetts in Tel Aviv: „Seit heute Morgen befindet sich der Staat Israel im Krieg.“ Das Land wurde nach Militärangaben auch offiziell in Kriegsbereitschaft versetzt, Tausende Reservisten einberufen. Die israelische Armee nannte ihre Verteidigungsaktion „Iron Swords“ (Eisenschwerter). Ein israelischer Repräsentant warnte, die im Gazastreifen herrschende islamistische Palästinenserorganisation Hamas habe mit ihrem Großangriff auf Israel „die Tore zur Hölle“ geöffnet.

Erstes Ziel sei nun, „das Gebiet von den feindlichen Truppen zu säubern, die eingedrungen sind“, sagte Netanjahu. Die Hamas werde für die Attacke einen „immensen Preis“ zahlen, kündigte er an. Außerdem sei es wichtig, weitere Fronten zu sichern, „damit niemand den Fehler begeht, in diesen Krieg einzutreten“. Israels Armee sicherte vor allem die Nordgrenze aus Sorge vor einem möglichen Angriff der libanesischen Hisbollah-Miliz.

Hunderte Tote nach Angriffen

Unterstützt von einem Hagel Tausender Raketen waren Hamas-Kämpfer aus dem blockierten Gazastreifen am Samstag in nahe gelegene israelische Städte eingedrungen. Dabei töteten sie mehrere Menschen und verschleppten eine unbekannte Zahl Soldaten und Zivilisten, darunter laut Medien auch Kinder, in den Gazastreifen. Die Bundesregierung prüft, ob deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger betroffen sind.

Mehrere israelische Städte, darunter die Küstenmetropole Tel Aviv wurden zum Ziel heftiger Raketenangriffe. Der Sprecher der Hamas, Ghazi Hamad, erklärte unterdessen dem Sender BBC, die Gruppe habe direkte Unterstützung für den Angriff vom Iran erhalten. Der Iran habe sich verpflichtet, "den palästinensischen Kämpfern bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beizustehen". Die Hamas wird von der EU, USA und Israel als Terrororganisation eingestuft.

Bisher sind 313 Menschen getötet worden. 1990 Palästinenser seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza am Sonntag mit. Unter den Toten und Verletzten seien auch Minderjährige.

Israelische Polizei evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde.
Israelische Polizei evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © picture alliance/dpa/AP

Die Angriffe trafen Israel am jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) vollkommen überraschend. Das israelische Militär begann daraufhin mit Gegenschlägen im Gazastreifen. Israelische Einsatzkräfte töteten zudem in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige an einer Polizeistation.

Zudem konnten israelische Soldaten nach Medienberichten Geiseln, die in einem Haus in Ofakim an der Grenze zum Gazastreifen festgehalten worden seien, wieder befreien. Sie hätten das Gebäude gestürmt und zehn Terroristen getötet, berichtete die Nachrichten-Website Ynet und der Sender i24NEWS. Drei israelische Soldaten seien verletzt worden.

Baerbock warnt vor Eskalation

Die erste Phase ende jetzt mit der «Vernichtung des größten Teils der feindlichen Kräfte, die in unser Gebiet eingedrungen sind», hieß es nach der Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts. Zugleich habe man eine Offensivphase eingeleitet, die solange fortgesetzt werde, bis die Ziele erreicht seien. "Wir werden die Sicherheit der Bürger Israels wiederherstellen und wir werden siegen", hieß es.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte vor einer großen Eskalation in der Region. "Dieser Tag ist eine Zäsur, ein präzedenzloser Akt der Eskalation durch die Hamas", sagte die Grünen-Politikern am Samstag in Berlin. "Durch diese Terrorangriffe besteht nun die unkalkulierbare Gefahr einer großen regionalen Eskalation." Sie könne nur "auf das Schärfste davor warnen, dass sich andere diesem Terror anschließen", sagte die Außenministerin.

Unterdessen geht die Gewalt auch im Westjordanland weiter. Bei Zusammenstößen mit der israelischen Armee wurden am Samstag in mehreren Orten sechs Palästinenser getötet, darunter ein 13 Jahre alter Junge, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Ein weiterer Mann wurde palästinensischen Angaben zufolge nach einem versuchten Messerangriff von israelischen Soldaten erschossen.

Im Hintergrund liefen unterdessen in Israel am Abend Gespräche über die Bildung einer Notstandsregierung. Regierungschef Benjamin Netanjahu habe den beiden Oppositionsführern Jair Lapid und Benny Gantz den Eintritt in eine Notstandsregierung angeboten, teilte ein Sprecher von Netanjahus Likud-Partei mit. Zuvor hatte Lapid bereits die Bereitschaft dazu signalisiert. Medienberichten zufolge soll ein Treffen zwischen Lapid und Gantz jedoch ohne Einigung geblieben sein.

Attacke wohl schon länger vorbereitet

Die militanten Palästinenser seien über Land, See und Luft nach Israel eingedrungen, sagte der Armeesprecher Richard Hecht. Es gebe momentan Kämpfe mit israelischen Soldaten an verschiedenen Orten im Umkreis des Gazastreifens. Dazu zählten zwei Militärbasen, der Eres-Übergang zum Gazastreifen sowie mehrere Ortschaften. Das Militär rief die Einwohner der südlichen und zentralen Landesteile auf, in geschützten Bereichen zu bleiben.

Wie genau die militanten Palästinenser trotz strenger Grenzkontrollen nach Israel vordringen konnten, war zunächst unklar. Hecht sagte, es seien unter anderem Gleitflieger eingesetzt worden. Die Zahl der Angreifer konnte er nicht benennen. „Es waren nicht ein oder zwei.“

Die augenscheinlich länger vorbereiteten Attacken aus dem Gazastreifen kamen für Israel unerwartet. Im besetzten Westjordanland hatte sich die Lage allerdings zuletzt wieder zugespitzt. Seit Donnerstag waren dort vier Palästinenser bei eigenen Anschlägen oder Konfrontationen mit der Armee getötet worden.

Palästinenser übernehmen die Kontrolle über einen israelischen Panzer, nachdem sie den Grenzzaun zu Israel in Khan Yunis überquert haben.
Palästinenser übernehmen die Kontrolle über einen israelischen Panzer, nachdem sie den Grenzzaun zu Israel in Khan Yunis überquert haben. © picture alliance/dpa

50 Jahre nach Trauma des Jom-Kippur-Kriegs

Als besonders symbolisch galt, dass der Hamas-Überraschungsangriff genau 50 Jahre nach dem Jom-Kippur-Krieg von 1973 erfolgte. Der damalige überraschende Angriff feindlicher arabischer Staaten auf Israel am höchsten jüdischen Feiertag galt bisher als das schwerste nationale Trauma des Landes. Doch auch die demütigende Hamas-Attacke dürfte als tiefe Zäsur in die Geschichte Israels und der Region eingehen.

Die Sicherheitslage in Israel und dem Westjordanland ist seit langem angespannt. Seit Jahresbeginn wurden 27 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen getötet. Im selben Zeitraum kamen mehr als 200 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen ums Leben.

Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser beanspruchen diese Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.

An der Gaza-Grenze war es im vergangenen Monat mehrfach zu gewaltsamen Protesten gekommen. Dabei wurden auch Sprengsätze auf Soldaten geworfen, mehrere Palästinenser wurden durch Schüsse verletzt. Die israelische Luftwaffe griff angesichts der Vorfälle mehrmals Posten der im Gazastreifen herrschenden militanten Palästinenserorganisation Hamas an.

Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen nach UN-Angaben unter sehr schlechten Bedingungen. Die von EU, USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte 2007 gewaltsam die alleinige Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten mitgetragen wird.

dpa

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