Frühjahrsputz gegen Nazi-Propaganda
Polizei schützt Kolonnen
Mehrere Teams der Stadt Dortmund befreiten am Donnerstag den Dortmunder Stadtteil Dorstfeld über drei Stunden lang von Nazi-Propaganda. Während Arbeiter mit Chemie, Spachteln, Lappen und Besen etliche Aufkleber entfernten, stand eine Nazigruppe feixend auf dem Marktplatz.

An Ampeln, Laternen, auf Stromkästen und an Mauern kleben immer wieder Aufkleber mit Nazi-Sprüchen. Mitarbeiter des Tiefbauamtes und einer Stadtteilwerkstatt sind nahezug täglich im Einsatz, um das Propagadamaterial zu entfernen.
Nahezu täglich fahren Mitarbeiter des Tiefbauamtes, Teams einer vom Sozialamt betreuten Stadtteilwerkstatt und private Firmen nach Dorstfeld, um Nazi-Propaganda zu entfernen. Unübersehbar hinterlassen Rechtsextremisten an Fassaden, Stromkästen und Masten ihre Spuren.
Aufkleber und Farbschmierereien sollen den Stadtteil als "Nazi-Kiez" brandmarken. Emsig sorgen Rechtsextremisten dafür, dass von Propaganda befreite Flächen schnell wieder beklebt oder beschmiert werden. "Sie bedrohen uns und bedrängen uns", sagt ein Mitarbeiter der Stadt Dortmund über die Arbeitsatmosphäre auf dem Wilhelmplatz.
Wie selbstbewusst die Rechtsextremisten in Dortmund auftreten, zeigte sich wieder am 24. März 2016. Das Tiefbaumt der Stadt Dortmund und mehrere Tochterunternehmen sowie die Dorstfelder Stadtteilwerkstatt waren im Einsatz. Ein Mitarbeiter hatte seinen Urlaub unterbrochen, um an der Aktion teilzunehmen. Mit der Greifzange unterwegs war auch Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Rechtsextremisten nahmen ihn in den Fokus, sie bedrängten und fotografierten ihn. Neonazi Michael Brück wollte begleitet vom Gelächter auch seiner mehrfach vorbestraften Kameraden ein Selfie mit dem Oberbürgermeister aufnehmen.
Von der Polizei beschützt
Die Teams unterbrachen für einen kurzen Moment die Arbeit. Die Gruppe von Rechtsextremisten hatte sich für einige Minuten in den Mittelpunkt gestellt und eher peinlich inszenieren können. Polizisten beobachteten die Szenerie. Das Ordnungsamt und mehrere Streifenwagen der Polizei waren im Einsatz, um den Frühjahrsputz zu beschützen. Auch in der Emscherstraße. "Bullen jagen" stand dort bis Donnerstagmittag in drei Metern Höhe auf einer Fassade. Der Hauseigentümer wollte die Schmiererei entfernen. Allerdings hatte der Besitzer einer Garagenanlage dem Hauseigentümer untersagt, dafür das Garagendach zu betreten. Kein Wunder. Der Garagenbesitzer vermietet Wohnungen an Neonazis. Rechtsextreme Schmierereien an anderen Immobilien kümmern ihn nicht.
Tiefbauamt gegen Nazi-Propaganda
Die Idee für den Frühjahrsputz hatte das Tiefbauamt der Stadt Dortmund. "Wir sind regelmäßig hier unterwegs, denn immer wieder weisen Bürger und auf die Nazi-Propaganda hin. Deshalb fahren wir auch für nur einen Aufkleber raus", sagte ein Sprecher des Tiefbauamtes. Mit der Greifzange unterwegs war auch Oberbürgermeister Ullrich Sierau. "Wenn ich hier unterwegs bin, ist das eine symbolische und solidarische Aktion und auch ein Dankeschön an die Teams, die hier ständig für die Bürger im Einsatz sind. Wer hier arbeitet, ist den Nazis ausgesetzt. Das sind keine guten Bedingungen."
Sierau rechnet damit, dass schon bald neue Aufkleber mit Nazi-Propaganda zu sehen sind - "und wir gehen wieder hinterher."