Der überwucherte Gethmannsche Garten verliert an Charme
Serie Gartenkunst - Folge 5
Als der Gethmannsche Garten 1808 in Hattingen angelegt wurde, ging er als einer der ersten öffentlichen Gärten, die den Bürgern frei zugänglich waren, in die Geschichte ein. Es war ein Landschaftsgarten, dessen Panorama Besucher bis nach Dortmund blicken ließ. Heute ist von dem Charme nicht mehr viel übrig.

Die Skulptur "WOZ" ziert den Eingang, rechts ein erst vor wenigen Jahren angelegtes Blumenbeet.
Der neu angelegte Eingang zum Gethmannschen Garten lässt erahnen, wie es früher mal ausgesehen haben muss. Ein über die Wiese gepflasterter Weg wird flankiert von einer Skulptur aus den 1970er-Jahren und einem kleinen Blumenbeet. Davor steht ein Denkmal zu Ehren Gethmanns.
Rechts davon ist der ursprüngliche Eingang, hinter dem Besuchern schon nach wenigen Metern Brennesseln und Wald entgegenschlagen. Das Besondere des Gartens ist die Topografie. Er liegt am Hang zur Ruhr, die sich 70 Meter abwärts ihren Weg durch den Talkessel zwischen Blankenstein und Bochum-Stiepel bahnt. Diese Höhengliederung machte den Garten im 19. Jahrhundert, nach der Fertigstellung 1855, so beliebt.
Gethmannscher Garten wird zu besserem Wald
Früher waren die Sichtachsen eine Augenweide – bis sie sich dem Wald geschlagen geben mussten. „Der Garten ist zu einem besseren Wald mit großer Wiese geworden“, sagt Peter Grote, Heimatforscher und Besitzer eines naheliegenden Grundstücks, „und ein Wald ist kein Landschaftsgarten mehr.“ Erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Garten seine Landschaft verloren.
Der Gethmannsche Garten in Hattingen
Die Bäume seien früher mal Gestaltungselemente gewesen. Heute bestimmen sie die Gestalt des Gartens ein. An den „Steinernen Tischen“, von denen aus Besucher einen schönen Blick Richtung Ruhr und der benachbarten Burg Blankenstein haben, wird das Problem des Gartens sichtbar. Denn die Sicht ist stark eingeschränkt, lediglich ein kleiner Teil der Bäume sind zurechtgeschnitten.
Das soll sich ändern, versichert Solveig Holste, Landschaftsarchitektin und Fachbereichsleiterin für Stadtbetriebe und Tiefbau der Stadt Hattingen: „Wir erarbeiten momentan ein Parkpflegwerk, mit dem die Strukturen des Gartens wieder ausgearbeitet werden sollen.“ Alte Sichtachsen sollen hergestellt werden. 2018 soll das Parkpflegewerk vorgestellt werden.
Garten ist überwuchert und verliert Bäume
Über den Schneckengang, der dem Garten der Medici nachempfunden ist, ist die Obstbaumallee zu erreichen, an der sich tatsächlich noch Bäume aneinanderreihen. Doch Obst gibt es dort schon lange nicht mehr. Genau so wenig gibt es Tannen an der Tannenallee.
Einzig Lärchen und Kastanien, namensgebend für den Lärchenplatz und die Kastanienlaube, haben sich ins 21. Jahrhundert gerettet. Und während auch Rhododendren hier ausgestorben sind, besiedeln jede Menge Rotbuchen und Stieleichen den Garten.
Über geschwungene Wege sind die Lauben und Plätze verbunden. Der wichtigste Weg, die Obstbaumallee, verbindet Friedrichsberg und Wilhelmshöhe, auch Abendhügel genannt, die beiden größten Erhebungen des Gartens. Sie sind nach Gethmanns Söhnen benannt.
Wunderbarer Blick vom Garten auf die Ruhr
Über den gewölbten Buchengang erreicht der Besucher den Höhepunkt des Gartens. Es ist der Punkt, an dem die Sicht beinahe ursprünglich ist. Der Belvedere ist eine Aussichtsplattform, von der aus der Verlauf der Ruhr über Kilometer zu sehen ist.
Über die Ostseite des Gartens, die parallel zur Ruhr verläuft, erreichen die Besucher den ursprünglichen Teil, der nur 1400 Quadratmeter misst. Heute ist das Gelände über fünf Hektar groß. Der Königsplatz, früheres Herzstück des Gartens, ist überwuchert. Dort war mal eine Büste, die jetzt im Stadtmuseum steht.
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