Das sind die 17 Kohle-Ausstellungen im Revier

Ruhr-Kunst-Museen

Zum Ende des Steinkohlenbergbaus in diesem Jahr haben sich 17 Ruhr-Kunst-Museen zu einem einzigartigen Projekt zusammengeschlossen: Sie präsentieren alle bis Herbst Ausstellungen zum Thema „Kunst und Kohle“. 150 Künstler zeigen auf 20.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in 13 Städten ihre Positionen zur Kohle, zum Bergbau und zu einer Zukunft in der Region nach dem Steinkohlenbergbau, der mit der Schließung der letzten Zeche, Prosper Haniel in Bottrop, im Dezember Geschichte ist. Die Fotostrecke gibt einen Überblick.

Dortmund

, 07.05.2018, 15:05 Uhr / Lesedauer: 1 min
Das Ende des Steinkohlenbergbaus ist Anlass für die 17 Ausstellungen zu „Kunst und Kohle“. Foto: dpa

Das Ende des Steinkohlenbergbaus ist Anlass für die 17 Ausstellungen zu „Kunst und Kohle“. Foto: dpa

Das verhüllte Schloss Strünkede in Herne, der Duft der Kohle in Mülheim, eine sehr menschliche Schau in Duisburg und die kluge Kritik in Marl stechen aus dem großen Angebot heraus. Wer diese Adressen besucht, gewinnt schon einen guten Überblick. Die Fotostrecke zeigt alle 17 Ausstellungen.

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

17 Ausstellungen "Kunst & Kohle"

07.05.2018
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Das spektakulärste Projekt der 17 „Kunst und Kohle“-Ausstellungen in den Ruhr-Kunst-Museen ist die Verhüllung des Wasserschlosses Strünkede in Herne. Der ghanaische Künstler Ibrahim Mahama hat drei Seiten des Schlosses mit 2000 Quadratmetern Stoff aus Jutesäcken verhängt. Die Installation „Coal Market“ ist Pflichtprogramm für die Freunde moderner Kunst. Eine ganz ähnliche Arbeit war ein großer Hit der documenta in Kassel. Bis 16. 9., Karl-Brandt-Weg 5, Rittersaal: Di-Fr 10-13 und 14-17 Uhr, Sa 14-17 Uhr, So 11-17 Uhr. Foto: Schaper
Ebenfalls einen super-spannenden Ansatz hat das Kunstmuseum Mülheim mit der multimedialen Schau „Helga Griffiths. Die Essenz der Kohle“ gewählt. Weg vom Bergbau, den Kumpeln und Zechen, hin zur Kraft, die in der Kohle gespeichert ist. Deren Geruch hat Griffiths mit Hilfe der Technischen Universität Darmstadt herausdestillieren können. Ein Meisterwerk. Bis 16. 9., Synagogenplatz 1, Di-So 11-18 Uhr. Foto: Thiemann
„Mit viel Herzblut“, so Klaus Maas, hat sich das private Museum DKM in Duisburg der menschlichen Aspekte des Bergbaus angenommen. „Die schwarze Seite“ haben die Museumsgründer Maas und Dirk Krämer die Ausstellung genannt. In einem Raum der Künstlerin Claudia Terstappen steht ein Altar aus Figuren der Schutzpatronin der Bergleute, der Heiligen Barbara. Die Figuren stammen aus Privatbesitz. Eine rundum gelungene Schau. Bis 16. 9., Güntherstraße 13-15, Sa/So 12-18 Uhr, erster Freitag im Monat und Feiertage 12-18 Uhr. Foto: Lepkowski
Ob dagegen die Ausstellung im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl der RAG-Stiftung als Hauptsponsor gefällt? Die pumpt immerhin insgesamt 750.000 Euro in 17 Ausstellungen. Der Marler Museumsdirektor Georg Elben hat sich davon für seine Schau „The battle of coal“ (Der Kampf um die Kohle) nicht Bange machen lassen. Der Berliner Aktivist Andreas Siekmann fragt hier, wer die Zeche zahlt. Eine multimediale Schau, die viel Spaß macht, aber auch extrem klug und kritisch ist. Bis 16. 9., Creiler Platz, Rathaus, Di-Fr 11-17, Sa/So 11-18 Uhr. Foto: Jäger
Ein Berg aus Neonröhren, eine atmende Wolke und eine Videoarbeit kombiniert das Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna mit keramischen Plastiken. Unter dem Titel „Down here – up there“ sind raumgreifende Installationen von drei Künstlerinnen zu sehen. Bis 16. 9., Lindenplatz 1, Di-Fr 13/15 und 17 Uhr, Sa/So 12-17 Uhr stündlich, ab 1.6. geänderte Öffnungszeiten. Foto: Technau
Das Lehmbruck Museum in Duisburg zeigt in der Schau „Reichtum: Schwarz ist gold“, wie die Kohle in den 1960er-Jahren von der zeitgenössischen Kunst entdeckt wurde. Kohlehaufen verbinden die Arbeiten. So fährt in David Hammons‘ „Chasing the Blue Train“ (Foto) eine blaue Modelleisenbahn zu Jazzmusik um Klavierdeckel und durch einen Kohle-Tunnel. Auf der großen Fläche wirkt die Schau etwas spartanisch. Bis 7. 10., Friedrich-Wilhelm-Str. 40, Di-Fr 12-17 Uhr, Sa/So 11-17 Uhr. Foto: Pauwels
Weil das Museum Küppersmühle in Duisburg umgebaut und erweitert wird, eröffnet es seine Schau erst am 8. Juni. Geplant ist eine „Hommage an Jannis Kounellis“, den Pionier der Arte-Povera-Bewegung. Neben Stahl, Stein und Stoff ist Kohle eines der Hauptelemente, aus denen der 2017 gestorbene Künstler seine Installationen geschaffen hat. 8. 6. bis 28. 10., Philosophenweg 55, Mi 14-18 Uhr, Do-So 11-18 Uhr. Foto: VG Bild-Kunst
Der britische Holzbildhauer David Nash zeigt in den Flottmann-Hallen Herne Dialoge zwischen Künstler und Natur. Verkohlte Skulpturen und eine Arbeit aus Grubenholz sind in der Schau „Holz und Kohle“ zu sehen. Für Besucher des Schlosses Strünkede lohnt der Abstecher. Bis 16. 9., Straße des Bohrhammers 5, Di-So 14-18 Uhr. Foto: Museum Art.Plus
Das Herzstück von Andreas Golinskis Ausstellung „In den Tiefen der Erinnerung“ im Kunstmuseum Bochum ist spektakulär und unbedingt sehenswert, ein echter Überraschungs- und Aha-Moment: Im Obergeschoss des Museums versperrt dem Besucher eine drei Meter hohe, dunkel und metallisch schimmerende Wand den Weg. Hat er den schmalen Weg vorbei gefunden und ist dem kurzen labyrinthischen Eingangspfad gefolgt, findet er sich plötzlich in einem offenen und lichten Raum. Bis 16. 9., Kortumstraße 147, Di/Do-So 10-17, Mi -20 Uhr. Foto: VG Bild-Kunst
Es ist noch nicht lange her, da konnten sich die meisten Menschen von außerhalb das Ruhrgebiet nur in Grautönen denken. Die Farbe „Schwarz“ ist auch Titelgeber der Ausstellung im Bochumer Museum unter Tage. Die Fahrt dorthin lohnt wegen der tollen Museums-Architektur immer, die aktuelle Ausstellung ist allerdings herausfordernd. Alle Arbeiten sind in Schwarzweiß und viele abstrakt. Wenn man sich darauf einlässt, bringen sie höchsten Kunstgenuss. Bis 16. 9., Nevelstr. 29c, Mi-Fr 14-18 Uhr, Sa-So 12-18 Uhr. Foto: Coolidge
Trotz des überschaubaren Ausstellungsraumes beeindruckt die Schau „Alicja Kwade mit Dirk Bell, Gregor Hildebrandt und Rinus van de Velde“ im Kunstmuseum Gelsenkirchen mit gestalterischer Vielfalt und imposanten Werken. Großformatige Kohle-Zeichnungen von van de Velde sind zu sehen oder Werke von Bell und Hildebrandt, gefertigt aus verschiedensten Materialien: eine Leinwand etwa mit Vinyl-Quadraten (Hildebrandt), dazu eine Installation aus Blechrohren, die an Posaunen erinnern (Kwade). Bis 16. 9., Horster Str. 5-7, Di-So 11-18 Uhr. Foto: Wurzel
Eigentlich ist Kohle kein typisches Thema für das Medium Comic. Entsprechend klein fällt die Schau in den beiden Räumen neben dem Museumsshop der Ludwiggalerie aus. Neben den „Ducks im Ruhrgebiet“ gibt es auch nette Wortspiele: zum Beispiel den „Kohlibri“ (Bild) mit Helm von Ulrike Martens. Eine weite Anfahrt lohnt sich für Comic-Freunde wohl erst ab 10. Juni in Kombination mit der Schau „Fix und Foxi“ über den Zeichner Rolf Kauka. Bis 9. 9., Konrad-Adenauer-Allee 46, Di-So 11-18 Uhr. Foto: VG Bild-Kunst
Wer das Steigerlied nicht mehr hören kann und auf Ruhrgebietsnostalgie keine Lust hat, dem sei die Schau „auf“ in der Kunsthalle Recklinghausen empfohlen. Denn das Zwillingspaar Gert und Uwe Tobias hat zwar eine Grubenfahrt gemacht, diese Erfahrung aber in pure Poesie verwandelt. Elemente wie das Gitterwerk eines Förderkorbes tauchen nur noch als rätselhafte Zeichen auf. Wunderschön – ebenso wie der Weg, den der Betrachter über drei Etagen vom düsteren Erdgeschoss ins Licht geht. Bis 9.9., Große-Perdekamp-Str. 25-27, Di-So 11-18 Uhr. Foto: Jäger
So viele Fördergerüste zeigt sonst niemand. Rund 300 Türme sind in der Schau „Bernd und Hilla Becher. Bergwerke“ im Bottroper Quadrat zu sehen – Klassiker der Industriefotografie. Zu Typologien von jeweils einem Dutzend Aufnahmen zusammengefasst, hängt in Bottrop alles vom prächtigen Doppelbock-Förderturm bis hin zu traurigen Ruinen, die es in den USA schon 1966 gab. Das Manko: Wer sich für die Bechers interessiert, hat vieles davon schon gesehen. Bis 16. 9., Im Stadtgarten 20, Di-Sa 11-17 Uhr, So 10-17 Uhr. Foto: Jäger
Das Museum Ostwall im Dortmunder U-Turm (6. Etage) würdigt den Bergmann als Künstler. In der Ausstellung „Schichtwechsel“ ist Naive Malerei, die Gründungsdirektorin Leonie Rygers gesammelt hat, Werken zeitgenössischer Künstler gegenüber gestellt. Eindrucksvoll ist die Fotomontage von Andreas Gursky von einer Waschkaue in Hamm. Rauminstallationen und Mitmachaktionen (eine Kette aus Kohle basteln) machen die Schau auch für Kinder spannend. Bis 12. 8., Leonie-Rygers-Terrasse, Di/Mi 11-18 Uhr, Do/Fr 11-20 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr. Foto: Spiler
So schön kann Industrie sein. Hermann Kätelhön porträtierte die „Zeche Minister Stein, Dortmund“ 1932 inmitten von Wiesen und Bäumen. Das Essener Folkwang Museum würdigt den zu Unrecht vergessenen Grafiker und beweist, dass er von der klassischen Landschaftsdarstellung beeinflusst war. Eine zauberhafte, aber sehr kleine Schau. Am besten mit einer anderen Ausstellung kombinieren! Bis 5.8, Museumsplatz 1, Di/Mi 10-18 Uhr, Do/Fr 10-20 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr. Foto: Museum Folkwang
„Vom Auf- und Abstieg“ erzählen die grundverschiedenen und alle für sich sehr sehenswerten Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Märkischen Museum Witten. Höhepunkte sind die von einer historischen Schachtsicherung inspirierte, raumfüllende Skulptur von Clemens Botho Goldbach und die Fotostrecke Alexander Chekmenevs, der erstaunliche Einblicke in das Arbeitsleben in einem Kohleabbaugebiet in der Donbass-Region in der Ukraine gibt. Bis 16. 9., Husemannstraße 12, Mi/ Fr-So 12-18 Uhr, Do 12-20 Uhr. Foto: Clemens Botho-Goldbach

  • Das Kombiticket zum mehrmaligen Besuch aller Ausstellungen bis 16. September kostet 25 Euro, ermäßigt 15 Euro. Erhältlich ist es in den teilnehmenden Museen.
  • Der allgemeine Katalog kostet 15 Euro. Bis Juli erscheinen in allen Museen eigene Kataloge. Beim Kauf eines dieser Kataloge kostet der allgemeine Katalog nur 5 Euro. Der Schuber mit allen Katalogen erscheint im Juli und kostet 100 Euro.
  • Es gibt kostenlose Bustouren, ein Booklet in den Museen und im Internet sowie ein Rahmenprogramm.