Wärmepumpen: Strombedarf kann Effizienz ins Gegenteil verkehren

Heizung fürs Eigenheim

Raus aus dem Gas, das gilt nicht erst seit dem Ukraine-Krieg als Ziel. Wie aber kann vor allem die Versorgung mit Wärme ohne Öl und Gas funktionieren? Was Sie beim Heizen mit Wärmepumpen wissen müssen.

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14.04.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Wärmepumpen sind als Ersatz für Öl- und Gasheizungen schwer nachgefragt. Das spürt auch Thorsten Schlegel, Geschäftsführer des gleichnamigen Sanitär- und Heizungsbetriebs in Datteln.

Wärmepumpen sind als Ersatz für Öl- und Gasheizungen schwer nachgefragt. Das spürt auch Thorsten Schlegel, Geschäftsführer des gleichnamigen Sanitär- und Heizungsbetriebs in Datteln. © dpa/Wallkötter/Montage westnews

Heizen verbraucht im Haushalt am meisten Energie und ist dort der größte Verursacher von Kohlendioxid (CO₂). Derzeit sind dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zufolge noch fast drei Viertel der rund 43

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Millionen Wohnungen in Deutschland mit einer Öl- oder Gasheizung ausgestattet.

Der Ukraine-Krieg hat den Druck erhöht, das so rasch wie möglich zu ändern. Was sind Chancen und Risiken einer Abkehr vom Fossilen in den eigenen vier Wänden?

Wärmepumpen sind keine komplett neue Erfindung

Eine alternative Wärmequelle vor allem für Ein- und Zweifamilienhäuser sind Elektro-Wärmepumpen. Zum kürzlich vorgestellten zweiten Energieentlastungspaket der Koalition gehört auch eine Wärmepumpenoffensive. Generell soll ab dem Jahr 2024 jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Bernd Molitor in Fröndenberg schwört auf seine Wärmepumpe – allerdings ist es laut Experten vor allem eine Sache der richtigen Justierung, die das Gerät erst effizient macht.

Bernd Molitor in Fröndenberg schwört auf seine Wärmepumpe – allerdings ist es laut Experten vor allem eine Sache der richtigen Justierung, die das Gerät erst effizient macht. © Archiv/Udo Hennes

Vereinfacht gesagt bringen Wärmepumpen Umgebungswärme ins Haus. Sie entziehen einer Quelle – Luft, Boden oder Wasser – Energie in Form von Wärme und bringen sie auf ein höheres Temperaturniveau, um sie dann etwa an das Heizungssystem abzugeben. Einzelne Bauteile der Geräte benötigen Strom – wirklich CO₂-neutral arbeiten die Anlagen daher nur, wenn dieser Strom aus erneuerbaren Quellen stammt.

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Neu ist die zugrundeliegende Technik nicht – auch wenn das manchem so scheinen mag, weil Wärmepumpen erst seit einigen Jahren verstärkt zum Einsatz kommen. Das Wirkprinzip einer Wärmepumpe entspricht dem eines Kühlschranks, „nur dass eben die warme Seite genutzt wird“, sagt Thomas Auer von der Technischen Universität (TU) München.

Richtige Einstellung ist Voraussetzung für energieeffizienten Betrieb

Doch warum zeigen Analysen wie eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP dann immer wieder ein schlechtes Verhältnis der abgegebenen Wärmemenge zur aufgenommenen elektrischen Energie für viele der installierten Anlagen? „Die Regelung ist die große Herausforderung“, erklärt Auer.

Das System richtig einzuregeln und zu justieren sei bei Wärmepumpen von zentraler Bedeutung. „Sonst kann der Strombedarf die eigentliche Effektivität solcher Anlagen komplett ad absurdum führen.“ Stammt der Strom aus fossiler Quelle, ist der mögliche Klimavorteil dahin.

Wärmepumpen sind in privaten Neubauten der neue Heizungsstandard. Für Altbauen sind sie aber noch nicht immer das richtige.

Wärmepumpen sind in privaten Neubauten der neue Heizungsstandard. Für Altbauen sind sie aber noch nicht immer das richtige. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Auch Jens Schuberth vom Fachgebiet Energieeffizienz des Umweltbundesamtes (UBA) sieht als größtes Problem, dass die Anlagen oft einfach mit den Werkseinstellungen wie bei Auslieferung betrieben werden. „Einmal eingeschaltet kümmert sich niemand mehr darum.“

Experten wie die des UBA fordern darum eine Effizienzanzeige der Geräte. „Jede der Heizungen sollte selbst überwachen, wie effizient sie arbeitet“, sagt Schuberth. „Das ist eine ganz grundlegende Funktionalität, die die meisten der Heizungen aber nicht haben.“ Eine Ursache sei, dass Installateure wenig Interesse an derlei Erfolgskontrolle für ihre Arbeit hätten – und die Hersteller in der Folge kein Interesse, so ausgestattete Geräte anzubieten.

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Mit einem Wärmemengenzähler und einem Stromzähler speziell für die Wärmepumpe könne sich ein Nutzer die sogenannte Jahresarbeitszahl zumindest selbst ausrechnen – und gegebenenfalls nachsteuern.

Denn klar ist: Eine ineffizient arbeitende Wärmepumpe kann mit dem höheren Stromverbrauch nicht nur dem Klima schaden, sondern auch hohe Kosten verursachen. Die Effizienz direkt vom Gerät angezeigt zu bekommen und am besten noch aus der Ferne korrigieren zu können, etwa vom Hersteller aus, wäre Schuberth zufolge wichtig auch mit Blick auf die künftige Entwicklung: „Bei vielen Millionen Wärmepumpen ließe sich eine regelmäßige Überprüfung kaum von den Installateuren stemmen.“

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