80 000 sehen Stücke wie Donnerschläge bei den Ruhrfestspielen
Festivalbilanz
Die magische Marke von 80000 Besuchern haben die Ruhrfestspiele auch in diesem Jahr übersprungen. Genau 80160 Theaterfreunde haben für eine Auslastung des Festivals von 84,24 Prozent gesorgt.

Das Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen.
"Wir waren mutig wie nie zuvor und doch erfolgreich", sagt Festivalleiter Frank Hoffmann am Freitag kurz vor Ende des 70. Festivals. Trotz eines anspruchsvollen Programms, das unter dem Titel "Mittelmeer - Mare Nostrum?" die Flüchtlingsproblematik in den Blick nahm, stürmten die Zuschauer die Kartenstelle.
Gelungene Wutrede
Drei von insgesamt 105 Produktionen stießen auf ein kontroverses Echo: Romeo Castelluccis Inszenierung der "Orestie", Hoffmanns eigene Regiearbeit "Das Leben ein Traum" (zweieinhalb Stunden ohne Pause) und Herbert Fritschs Sicht der biblischen "Apokalypse" seien wie Donnerschläge über das Publikum hereingebrochen, hieß es. "Ein Priester hat mir gesagt, wie fasziniert er von dieser Sicht auf die Apokalypse war", so Hoffmann über den umstrittensten Abend.
Über den meisten Jubel durfte sich die Gelsenkirchener Ballettchefin Bridget Breiner mit "Prosperos Insel" freuen. Auch die schauspielerische Leistung von Edgar Selge in der Theaterversion des Romans "Unterwerfung" hatte Publikum und Kritik begeistert. Hoffmann zeigte sich außerdem sehr berührt von der Brandrede, die "der Wutbürger Peymann" (O-Ton Hoffmann) über das moderne Theater gehalten hatte. "Das war, als spräche der Autor Thomas Bernhard aus dem Grab heraus durch Claus Peymann", sagte Hoffmann.
Blick in die Zukunft
Sauer war auch ein Besucher der Installation "Francois & Claire" in der Vestlandhalle Recklinghausen. Er hatte sich beschwert, dass männliche Gäste dort Frauenkleidung anlegen mussten. Das sei Diskriminierung von Männern!
Und die Zukunft des Festivals? Eine Besucherzahl von 100 000 sei nicht zu erreichen, stellte Hoffmann klar: "Wir sind schon jetzt eines der längsten und größten Festivals bundesweit".