Ralf Piekenbrock (56) steht vor dem Amtshaus in Bork. Darin befindet sich auch sein Lieblingsplatz. Das Büro der Familienpartei.

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Ralf Piekenbrock (Familien-Partei) „möchte der Welt etwas zurückgeben“

rnLandtagswahl 2022

Als verdeckter Ermittler jagte er Kriminelle, als Politiker kämpft er für Familien, als Christ hilft er Bedürftigen. Seine Erfahrungen will Ralf Piekenbrock im Düsseldorfer Landtag einbringen.

Selm, Lünen, Werne

, 09.05.2022, 05:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

„Eigentlich dürfte ich gar nicht auf der Welt sein“, sagt Ralf Piekenbrock. Der 56-Jährige ist Generalsekretär und Landtagskandidat der Familien-Partei Deutschlands (Familie) für Selm, Lünen und Werne.

Piekenbrock ist sehr direkt in seiner Ansprache, „auch wenn es mitunter weh tut“.

Je älter er werde, sagt Ralf Piekenbrock weiter, „desto mehr berührt mich das. Ich möchte der Welt etwas zurückgeben“.

Sätze, die nachhallen und die für ein trauriges Ereignis stehen: Piekenbrocks Geburtstag, der 18. Oktober 1965, ist zugleich der Todestag seiner leiblichen Mutter.

Leben und Tod

„Meine Mutter hatte schon drei Kinder per Kaiserschnitt zur Welt gebracht und sich dann auf Anraten der Ärzte sterilisieren lassen - weil sie eine vierte Geburt nicht überleben würde.“ Ralf Piekenbrock atmet kurz durch, spricht dann ruhig weiter:

„Wie das im Leben so ist, wurde sie dann doch mit mir schwanger. Und obwohl meine Mutter wusste, dass sie bei meiner Geburt sterben wird, ließ sie sich nicht davon abbringen, mich zur Welt zu bringen.“ Rückblickend sei das vielleicht der Grund, „warum ich heute so bin wie ich bin. Das beschäftigt mich schon“.

Ralf Piekenbrock sitzt an seinem Schreibtisch im Büro der Familienpartei im Amtshaus Bork.

Ralf Piekenbrock sitzt an seinem Schreibtisch im Büro der Familienpartei im Amtshaus Bork. © Storks

Christliche Erziehung

Ralf Piekenbrock und seine drei Geschwister sind als Kinder eines „erfolgreichen Unternehmers, der später wieder geheiratet hat“, in Ascheberg aufgewachsen und christlich erzogen worden.

„Da war es nur logisch, dass ich mit 15 Jahren in die CDU eingetreten bin und mich dort schon lokal engagiert habe“, sagt Piekenbrock.

Nach dem Abitur zog es ihn 19-jährig nach Selm-Bork. Dort startete er 1985 seine zweieinhalbjährige Ausbildung zum Kommissar-Anwärter beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP NRW).

Spezialeinheit MEK

In den Folgejahren - und nach erfolgreichem Abschluss eines Studiums (1995 bis 1997) zum Diplom-Verwaltungsfachwirtes an der Fachhochschule Dortmund -, war er unter anderem von 1997 bis 2003 für die Spezialeinheit „Mobiles Einsatzkommando“ (MEK, Dortmund) tätig und anschließend für das Landeskriminalamt Düsseldorf als verdeckter Ermittler im Bereich der organisierten Kriminalität unterwegs:

„In dieser Zeit hatte ich bis zu fünf verschiedene Identitäten. Und natürlich gab es die eine oder andere Situation, in der ich nur knapp dem Tode entronnen bin.“

Seit 2013 steht der verheiratete Kriminalhauptkommissar und Vater eines erwachsenen Sohnes (25) in Diensten des Polizeipräsidiums Dortmund.

Partei gegründet

Mit Gründung der Partei „Demokratische Bürger Deutschland“ (DBD) kehrte Ralf Piekenbrock der CDU 2016 endgültig den Rücken. - „Wir hatten uns auseinander gelebt.“

Ziel der DBD war es laut Satzung,

  • „die Bürgerrechte und den demokratischen Rechts- und Sozialstaat zu verteidigen,
  • sich am Aufbau einer vom sozialen Geist getragenen freiheitlichen Gesellschaftsordnung zu beteiligen,
  • die jedem die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe und zur freien Entfaltung bietet
  • sowie die Verantwortung für die Umwelt und nachfolgende Generationen zu übernehmen“.

Nach zwei mehr oder weniger erfolgreichen Jahren DBD-Tätigkeit führt die Kleinstpartei von Anfang 2018 an Gespräche mit der Familien-Partei Deutschlands über einen möglichen Zusammenschluss.

Mitte 2018 lassen Familien-Partei und DBD gegenseitig Doppelmitgliedschaften zu. Am 1. Juni 2019 löst sich die DBD auf und schließt sich der Familien-Partei an. Seitdem ist Ex-DBD-Chef Piekenbrock Generalsekretär der Familien-Partei und „verdammt stolz darauf, seit der Kommunalwahl 2020 im Selmer Rat vertreten zu sein“.

Gelebte Bürgernähe

Da wundert es nicht, dass Piekenbrock das Amtshaus Bork inklusive des spartanisch eingerichteten Parteibüros - Schreibtisch, kleiner Konferenztisch, vier Stühle und ein orangefarbenes Parteibanner - als seinen Lieblingsplatz bezeichnet:

„Für mich hat das alles hier Symbolcharakter. Wir sind sozusagen aus dem Nichts gekommen und haben mit viel Engagement und Bürgernähe bei der Kommunalwahl 2020 gleich Fraktionsstatus erreicht. Das ist wunderbar.“

Weniger wunderbar gestaltet sich mitunter das kommunalpolitische Alltagsgeschäft für die einstige „Verbal-Machete“ Piekenbrock:

„Es ist keineswegs so, dass mir zu viel diskutiert wird. Es wird leider viel zu viel taktiert. Da muss ich schon aufpassen, dass ich mich verbal zurückhalte.“

Mangel an Transparenz

Was dem Kommunalpolitiker ebenfalls übel aufstößt, ist die häufig anzutreffende fehlende Transparenz mit der Entscheidungen, welcher Art auch immer getroffen würden. Dazu zähle nicht zuletzt die Besetzung von den gut honorierten Aufsichtsratsposten.

Weil der Familien-Partei und ihrem Geschäftsführer konsequenterweise familienpolitische Themen besonders am Herzen liegen, investiert Piekenbrock nahezu seine ganze freie Zeit in deren Verbreitung und bestenfalls Umsetzung auf verschiedenen Ebenen: Auf kommunaler, auf landes- und bundespolitischer sowie auf europäischer Ebene. „Wir sind gerade dabei, weitere Landesverbände zu gründen.“

Afghanistan, Ahrtal, Ukraine

Wenn dann doch noch etwas Zeit übrig bleibt, kümmert sich der 56-jährige Christ mit einigen Gleichgesinnten um die Belange von in Not geratenen Menschen:

„Nach dem Abzug unserer Bundeswehr und der Amerikaner aus Afghanistan haben wir zum Beispiel einer Familie aus Angst vor den Taliban die Flucht aus dem Land ermöglicht. Nach der Flutkatastrophe haben wir drei Wochen im Ahrtal verbracht. Anfang März dieses Jahres haben wir Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht und auf dem Rückweg eine ukrainische Familie bei ihrem Onkel in Gelsenkirchen abgeliefert.“

Wie gesagt, Ralf Piekenbrock „möchte der Welt etwas zurückgeben“.

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