Rainer Schmeltzer (SPD) ist Abgeordneter für das Land NRW. Im Wahlkreis Unna II kandidiert er für den Landtag. Er sagt: "Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum, und die Straßenbaubeiträge müssen abgeschafft werden."

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Rainer Schmeltzer (SPD): Sänger aus Leidenschaft und fährt lieber Bahn

rnLandtagswahl 2022

NRW braucht mehr erneuerbare Energie und einen besseren Nahverkehr, sagt Rainer Schmeltzer von der SPD. In Lünen, Werne und Selm tritt er zur Landtagswahl an. Hürden und Gebühren sollen fallen.

Lünen, Werne, Selm

, 25.04.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Weg in den Landtag nach Düsseldorf ist für Rainer Schmeltzer kein ungewohnter. Seit 22 Jahren ist dort sein Arbeitsplatz. Den Wahlkreis Unna II, für den er 2022 zum sechsten Mal antritt, hat der SPD-Mann bislang fünfmal direkt gewonnen. Von 2015 bis 2017 war Schmeltzer NRW-Arbeitsminister.

Ambitionen auf einen Ministerposten habe der gebürtige Lüner vor der Wahl nicht. „Das ist ein Thema für nach der Wahl“, sagt er beim Treffen mit unserer Redaktion im Café Kanne am Marktplatz. Ein relativ ruhiger Tag für den Abgeordneten, der an diesem Mittwoch in den Osterferien von der örtlichen Parteizentrale aus arbeitet. Der Pendelweg in die Landeshauptstadt entfällt. Überwiegend bewältige er diesen Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Erneuerbare Energien forcieren

„Das ist entspannter, und mit dem Auto bin ich auch nicht unbedingt schneller dort.“ Öffentliche Verkehrsmittel in NRW müssten aber ausgebaut und vor allem kostengünstiger - und somit attraktiver für alle Bürgerinnen und Bürger - werden. „Ein Busticket von Niederaden in die Innenstadt ist mit drei Euro einfach zu teuer.“

Für das Erreichen des „Zwei Grad Ziels“ für den Klimaschutz sei der Nahverkehr aber nur ein Baustein. „Wir bekommen das nicht hin, wenn wir den Ausbau erneuerbarer Energien nicht forcieren.“ Im europaweiten Ranking stehe Deutschland weit hinten. Zwar habe das Land mit dem Klimaschutz angefangen, und ja, „man bekommt nicht alles in fünf Jahren erledigt“, so Schmeltzer. Aber die aktuelle Landesregierung habe viele Hürden in diesem Sektor eingebaut, wie das Abstandsgesetz bei der Windkraft.

Solarenergie statt Mais für Biokraftwerk

Ein interfraktionelles Bündnis hat Anfang April im Rat einen Antrag für Solaranlagen auf Freiflächen in Lünen eingebracht. „Das wird aktuell so nicht genehmigt werden“, sagt Schmeltzer dazu. „Das müsste aber möglich werden.“ Zwischen den Solarfeldern trotzdem etwas anzupflanzen sei ja möglich. „Himbeeren zum Beispiel, hat man mir gesagt. Die mag ich zwar persönlich nicht so gerne, aber das ist ja nicht der Punkt.“ Bislang wird auf den vorgeschlagenen Flächen - überwiegend im Eigentum von SL-Grundbesitz, einer Tochtergesellschaft der Stadtwerke - Mais für Bioenergie angebaut.

Landtagskandidat Rainer Schmeltzer fühlt sich wohl in Lünen. Nicht nur in seinem Heimatstadtteil Niederaden, sondern auch am grünen Ufer der Lippe in der Innenstadt.

Landtagskandidat Rainer Schmeltzer fühlt sich wohl in Lünen. Nicht nur in seinem Heimatstadtteil Niederaden, sondern auch am grünen Ufer der Lippe in der Innenstadt. © Matthias Stachelhaus

Dass vieles möglich sei, zeige das Beispiel der Stadt Bottrop. „Dort ist mit Hilfe von Landesmitteln viel in Solarenergie und das Streckennetz investiert worden.“ Vielfach geäußerte Befürchtungen, dass dadurch alles teurer werde, hätten sich nicht bewahrheitet.

Begeisterung für Singen und dörfliches Leben

Privat ist Rainer Schmeltzer, so oft es die Zeit erlaubt, Sänger, Schütze und Mitglied in drei Fußballvereinen (TuS Niederaden, BV Brambauer und Borussia Dortmund). Selbst auf dem Platz steht der 61-Jährige zwar nie, weil ein kaputtes Knie das nicht zulässt. Dafür singt er mit Begeisterung im Chor, nachdem seine Frau Renate Schmeltzer-Urban ihn 2003 vom passiven zum aktiven Mitglied gemacht hatte.

„Ich hatte damals nicht damit gerechnet, aber es macht mir sehr viel Spaß. Da kann ich abschalten. Politik spielt dann für ein paar Stunden mal keine Rolle.“ Auf Konzerten - abseits der Corona-Pandemie der vergangenen zwei Jahre - werde er öfter angesprochen, wenn er in der typischen Chorjacke unterwegs sei. Warum er die trage, frage sich mancher. Weil er - als zweitjüngstes Mitglied übrigens - eben dazugehöre. Ein gezieltes Engagement? „Ich bin nur da Mitglied, wo ich auch mitmachen will.“ Schmeltzer genieße auch das dörfliche Gefühl in Niederaden. Dauerhaft in der Landeshauptstadt zu leben, käme für ihn nicht in Frage, sagt Schmeltzer, der 1977 mit 16 Jahren in die SPD eingetreten ist.

Chancengleichheit für Familien und Kinder

Noch vor seiner Ausbildung zum Wohnungswirt, dem Beruf, in dem er von 1980 bis 1992 bei der Dortmunder Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (DoGeWo) tätig war, bevor er als Gewerkschaftssekretär der ÖTV bis 1995 im Büro des Hauptvorstandes in Berlin tätig war. Bis zu seinem ersten Einzug in den Landtag bei der Wahl im Jahr 2000 war Schmeltzer Gewerkschaftssekretär der ÖTV in der Kreisverwaltung Unna. „Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum für die Menschen, die hier arbeiten und leben.“

Dazu gehöre auch Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche, etwa durch Gebührenfreiheit von der Kita, über die Ausbildung bis zur Meisterschule. „Auszubildende und Schüler müssen mit Studenten gleichgesetzt werden und ein kostenloses Ticket bekommen“, sagt Schmeltzer. Auch damit werde der Öffentliche Nahverkehr attraktiver.

Wahlalter auf 16 Jahre senken

Geht es nach Schmeltzer, dürften künftig auch Jugendliche ab 16 schon wählen. „Wir können ihnen nicht das politische Engagement und einen Führerschein ab 17 zugestehen, die Wahl dann aber nicht.“ Wichtig sei ihm in diesem Kontext, das Fach Sozialwissenschaften wieder an Schulen einzuführen. „Da wird Demokratie gelehrt.“ Es sei von der Landesregierung durch das Fach Wirtschaft ersetzt worden.

Klar sei auch, dass Straßen und Brücken in NRW vernünftig in Stand gehalten werden müssen. Anders als zur virulenten Lüner Tempo-30-Debatte, an der sich der Landespolitiker nicht beteiligen möchte, sei er aber für Tempo 100 auf der Autobahn. „Klar habe ich früher auch gerne mal Gas gegeben. Heute fahre ich mit Tempomat, auch nach Düsseldorf. Da brauche ich dann vielleicht fünf bis zehn Minuten länger.“ Straßenbaubeiträge hingegen gehörten endgültig abgeschafft.

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