Die Luftaufnahme zeigt einen Teil des Steag-Geländes in Lünen Ende März nach der Sprengung von Schornstein, Kesselhaus und Kühlturm des ehemaligen Steag-Kraftwerks.

© Goldstein (A)

Entwicklung der Steag-Fläche verschärft Verkehrsprobleme in Lünen

rnGewerbe

Die Zukunft der Steag-Fläche war Thema im Wirtschaftsausschuss. Da wurden nach Meinung eines SPD-Ratsherren Dinge öffentlich besprochen, die man besser nicht-öffentlich besprochen hätte.

Lünen

, 05.05.2021, 17:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die potenzielle Ansiedlung eines Gewerbe- und Industrieparks auf der ehemaligen Steag-Fläche in Lünen wird die Verkehrsprobleme der Lippestadt ohne einschneidende Gegenmaßnahmen gravierend verschärfen. Daran wird auch der Ausbau der B54 nichts ändern.

Das erklärte Lünens Technischer Beigeordneter Arnold Reeker in der jüngsten Sitzung des Wirtschaftsausschusses.

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„Der eigentliche Bebauungsplanverlauf für die Steag-Fläche ist gar nicht so problematisch. Von den Planungsaufgaben her gesehen ist das gar nicht das ganz große Ding“, sagte Reeker. Das Drumherum, die äußere Erschließung des Plangebietes sei wegen des zunehmenden Verkehrsaufkommens viel schwieriger zu bewältigen.

„Selbst nach einem Ausbau der B54 müsste diese Verkehrssituation noch einmal ertüchtigt werden“, sagte Reeker in Anlehnung an eine von der Gütersloher Hagedorn-Gruppe in Auftrag gegebene Verkehrsstudie.

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Die Unternehmensgruppe hat das Steag-Gelände Ende 2019 gekauft. Einen Joint-Venture-Partner für die Entwicklung der Südfläche an der Moltkestraße hat Hagedorn schon gefunden - dabei handelt es sich um die DF Industrial Partners AG (DFI, Düsseldorf). Laut Reeker sollen nach deren Plänen einzelne Flächen vermietet, aber nicht verkauft werden.

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Mehrere Verkehrs-Knotenpunkte müssen umgebaut werden

Im Gegensatz zu der Nordfläche des Kraftwerkareals, die soll verkauft werden. Zu den Kaufinteressenten gehört nach Informationen unserer Redaktion die Stadt Lünen.

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Um das zusätzliche Verkehrsaufkommen in den Griff zu bekommen, müssen nach Angaben des Technischen Beigeordneten Reeker die Verkehrs-Knotenpunkte

  • Brambauerstraße, Brunnenstraße, An der Wethmarheide,
  • Dortmunder Straße (B54), B 236,
  • Dortmunder Straße (B54), An der Wethmarheide,

großspurig umgebaut werden.

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Ohne überhaupt zu wissen, was am Ende des Tages auf dem Gelände angesiedelt wird, kann man laut Reeker verlässlich davon ausgehen, dass entsprechend den zu entwickelnden Flächengrößen der Verkehr auf der Brunnenstraße in Spitzenzeiten um 4550 Kraftfahrzeuge zunimmt, wovon 2300 dem Schwerlastverkehr zuzurechnen sind.

„Da kann sich jeder ausmalen, was das bedeutet. Das wird in Stoßzeiten kein Vergnügen sein“, sagte Reeker. Über die aufkommenden Verkehrsprobleme will die Verwaltung zeitnah mit dem Landesstraßenbaubetrieb Straßen.NRW reden.

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Dem Vorschlag von CDU-Fraktionschef und Ratsherr Christoph Tölle - „werden nicht umherkommen, eine Umgehungsstraße zu bauen“ -, erteilte Arnold Reeker eine Absage. „Das dauert 20 Jahre. Wir müssen mit dem vorhandenen Verkehrssystem klarkommen, es ertüchtigen.“

Auf Nachfrage von Tessa Schächter (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte Arnold Reeker, dass die Stadt bei der Ansiedlung von Betrieben nur begrenzt Einfluss auf Hagedorn und DFI nehmen kann. Für eine Gemeinde sei es am besten, wenn sie selber Eigentümer ist, „dann sucht man sich die Interessenten aus“.

Klimaschutz und ökologische Kriterien beachten

Die Verwaltungsspitze und der Stadtrat wollen auf jeden Fall verhindern, dass sich auf der Steag-Fläche ein Logistik-Unternehmen ansiedelt. Im Juni 2020 hat der Rat dazu einstimmig erklärt:

„Ziel der Stadt Lünen ist die Entwicklung eines zukunftsfähigen Gewerbe- und Industriestandortes auf der bisherigen Steag-Fläche mit qualifizierten Arbeitsplätzen (angestrebt wird dabei eine Größe von mindestens 40 Dauerarbeitsplätzen je Hektar), bei der neben wirtschaftlichen Interessen auch Belange des Klimaschutzes, der Klimaanpassung, der Energieversorgung sowie ökologische Kriterien (Lippeaue) hinreichend beachtet werden müssen. Angesichts der Nähe zum Wohngebiet Geist sollen stark emittierende Betriebe nicht zugelassen werden.“

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Das gesamte Planungsverfahren, von dem laut Reeker die meiste Arbeit auf ein von der Hagedorn-Gruppe beauftragtes Planungsbüro entfällt, mit Ausnahme der hoheitlichen Belange, wird etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen. Zwei Jahre, in denen sich der Wirtschaftsausschuss noch ganz intensiv mit dem Thema Steag-Fläche und Entwicklung beschäftigen will.

Das bekräftigte der langjährige SPD-Ratsherr Martin Püschel dann auch noch einmal in seinem Schlusswort zu dem Tagesordnungspunkt, um dann sein Unverständnis über die Art und Weise der vorhergegangenen Diskussion zu äußern:

Die zweite Geschichte, die ich zumindest anmerken möchte ist, dass wir dieses Projekt auch noch einmal inhaltlich ‚nicht-öffentlich‘ diskutieren müssen. Ich habe gerade immer so ein bisschen Nervenzucken gehabt, weil wir doch in einem öffentlichen Erörterungstermin meines Erachtens nach Dinge besprochen haben, die wir so hätten gar nicht besprechen dürfen.

Weiter sagte Martin Püschel:

Da sind Namen gefallen, da sind Beteiligte gefallen, die hier und heute in diesem Umfange eigentlich nichts zu suchen hatten. Und ich denke, wir sollten darauf in Zukunft entsprechend Rücksicht nehmen.

CDU-Fraktionschef Christoph Tölle konnte „Herrn Püschel nur beistimmen“.