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Kurt-Schumacher-Straße in Lünen: Planer verlegen roten Teppich zum Theater
Stadtentwicklung
Im Auftrag der Verwaltung haben sich verschiedene Büros Gedanken zu einer künftigen Gestaltung und Nutzung der Kurt-Schumacher-Straße samt Umfeld gemacht. Hier ein erstes Ergebnis.
Die Kurt-Schumacher-Straße (KSS) ist eine der, wenn nicht die viel befahrenste Straße Lünens. Mit ihren vier Spuren gleicht sie nach Meinung des Technischen Beigeordneten Arnold Reeker einer Stadtautobahn, die ungünstigerweise auch noch die City von der Kulturinsel, dem Theater, trennt.
Für Dr. Hendrik Jansen vom Dortmunder Planungsbüro „bjp - Bläser Jansen Partner GbR“ ist die Hauptverkehrsader der Lippestadt ein „Relikt der autogerechten Stadt aus der Zeit nach dem Krieg“ - und damit völlig überholt.
Das erklärten Reeker und Jansen Dienstagabend (13. April) in der gemeinsamen digitalen Sitzung von Stadtentwicklungs- und Mobilitätsausschuss.
Hauptredner an diesem Abend war Hendrik Jansen, der erste Entwürfe der von der Stadt Lünen im vergangenen Jahr in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie Kurt-Schumacher-Straße vorstellte.
Daran mitgewirkt haben neben dem Büro bjp auch noch die Ingenieurbüros Orange Edge aus Hamburg und SSP Consult aus Köln.
Ziel der Studie ist es, Ideen für den langfristigen Umgang mit der Straße und deren Umfeld zu entwickeln und auf deren Machbarkeit hin zu prüfen. Dabei sind den Machern erstmal keine Grenzen gesetzt. Das wurde Dienstagabend bei der Präsentation deutlich.
Dabei gibt es drei unterschiedlich weit reichende Szenarien, die laut Jansen unter anderem vorsehen:
- Die KSS wird mit einer Ampelanlage versehen und erhält damit einen „roten Teppich“ von der Innenstadt zum Theater. Daneben soll der Theaterparkplatz gestalterisch aufgewertet werden. Zum Beispiel mit Bäumen.
- Die KSS bekommt eine Umweltspur und breite Fuß- und Radwege. Der Knotenpunkt KSS und Neuberinstraße wird neu geordnet durch eine Entflechtung der Zufahrten zur Tiefgarage des Hotels und des Parkplatzes auf dessen Rückseite.
- Die KSS wird zum Boulevard und wird deshalb komplett für den Durchgangsverkehr geschlossen. Sie dient höchstens noch als als Zufahrt für die Innenstadt und das Theater.
- Daneben gibt es Überlegungen, die Skater-Anlage zu verschieben, den Pfarrer-Bremer-Platz zu bebauen etc.
Die Mehrheit der anwesenden Ausschussmitglieder, egal ob Stadtentwicklungs- oder Mobilitätsausschuss, konnte mit den Entwürfen nicht so viel anfangen.
SPD-Ratsherr Klaus Lamzciek sagte:
„Die Kurt-Schumacher-Straße ist eine Umgehungsstraße. Mir fehlt die Phantasie, wie man aus der Straße eine verkehrsberuhigte Zone machen will.“
GFL-Ratsherr Andreas Dahlke sagte: „Mir fehlt in den Szenarien ein Brückenbau. Mir fehlt die Einbindung der Straße in die Internationale Gartenschau (IGA, 2027).“
CDU-Ratsherr Paul Jahnke sagte: „Für mich sind das keine Visionen.“
Unter dem Strich bemängelte eine Mehrheit, dass bei allen Szenarien nicht klar ist, wie der Verkehr umgeleitet werden kann:
„Wir sehen doch alle, dass wir den Verkehr da nicht wegkriegen. Alle Entwürfe sind nicht realisierbar.“, sagte Klaus Lamzcik und sprach damit für das Gros der Ausschussmitglieder.
Das wollten der Technische Beigeordnete Arnold Reeker und Stadtplaner Thomas Berger so nicht stehen lassen. Unisono erklärten die beiden Verwaltungsangestellten, dass sich etwas in der „Denke“ ändern müsse - weg vom nach wie vor starken Autoverkehr hin zu alternativen und umweltfreundlichen Fortbewegungsmitteln.
Eine Untertunnelung oder aber eine Brückenlösung zur Anhebung des Verkehrs lehnten Reeker, Berger und auch Jansen ebenfalls ab. Das seien Maßnahmen, die lediglich den motorisierten Individualverkehr stärkten.
Apropos Brückenlösung: Seit dem Abriss der Fußgängerbrücke über die Kurt-Schumacher-Straße im Sommer 2018 ist offen, wie eine Querungshilfe über die Straße aussehen könnte, was in Betracht kommt. Dazu hatte Hendrik Jansen Dienstagabend nicht viel zu sagen, außer dass der Bau einer Fuß- und Radwegbrücke etwa 1,5 Millionen Euro kosten würde, der Bau einer Fuß- und Radunterführung ca. 2 bis 3 Millionen Euro und die Installation einer Ampelanlage etwa 70.000 Euro. Damit war das Thema aber auch erstmal erledigt.
Jahrgang 1968, in Dortmund geboren, Diplom-Ökonom. Seit 1997 für Lensing Media unterwegs. Er mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen.
