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Verkehrswende in Lünen: 200.000 Euro teures Konzept soll helfen
Zukunfts-Verkehr
Neben einem Konzept zur Umgestaltung der Kurt-Schumacher-Straße hat die Stadt Lünen auch ein Mobilitätskonzept in Auftrag gegeben. Das war Thema im Mobilitätsausschuss.
Wie bekommt man das Gros der Lüner raus aus dem Auto, rein in Bus und Bahn, auf das Fahrrad oder schlichtweg dazu, öfters mal zu Fuß zu gehen?
Antworten auf diese Frage soll das von der Stadt Lünen in Auftrag gegebene „Integriertes Mobilitätskonzept Lünen 2035“ liefern. Verantwortlich dafür zeichnet das Institut für Raumentwicklung und Kommunikation „raumkom“ mit Firmensitz in Trier.
Beirat für Mobilität
Dem Institut steht der von der Verwaltung ins Leben gerufene „Beirat für Mobilität“ beratend zur Seite. Dem Beirat gehörten Vertreter aus der Verwaltung, aus den Fraktionen, von der IHK, dem ADFC und anderen Interessensgruppen an.
Das 200.000 Euro teure Konzept kostet die Lippestadt 115.000 Euro, vom Land NRW fließen 85.000 Euro. Anfang 2022 soll es auf dem Tisch liegen.
Dass es bis dahin noch ein weiter Weg und ein hartes Stück Arbeit ist, wurde Donnerstagabend (15. April) in der digitalen Konferenz des Mobilitäts-Ausschusses deutlich.
Dort stellte raumkom-Geschäftsführer Dr. Christian Muschwitz neben der Herangehensweise eine erste Analyse der zurzeit vornehmlich genutzten Verkehrsträger, Ergebnisse von Ortsbegehungen - von der Innenstadt bis hin zu jedem Stadtteil - unter mobilitäts- und verkehrstechnischen Gesichtspunkten sowie Erkenntnisse der Online-Umfrage „Meine Mobilität Lünen“ vor.
An der Umfrage von Mitte November 2020 bis Ende Januar dieses Jahres nahmen 1172 Lünerinnen und Lüner teil. Von den Teilnehmern füllten 699 den Fragebogen komplett aus, 473 nur zum Teil.
Auf Nachfrage unserer Redaktion räumten Lünens Technischer Beigeordneter Arnold Reeker und raumkom-Geschäftsführer Christian Muschwitz ein, dass die Online-Umfrage „nicht repräsentativ“ ist. Sie betonten vielmehr, dass die Umfrage ein gutes Stimmungsbild liefere.
Dazu gehört laut Reeker auch, dass sich die Nutzung der Verkehrsmittel corona-bedingt moderat verändert hat. Den Angaben zufolge werden Bus und Bahn (noch) weniger genutzt, während der Anteil von Fuß-, Fahrrad- und PKW-Nutzung relativ konstant geblieben ist.
Ohne Pandemie überwiegen der PKW- und Fußverkehr, deutlich darunter liegt der Radverkehr und noch weiter abgeschlagenen folgen Bus und Bahn.
Die vielleicht interessanteste Frage der Online-Umfrage - „Welche Anteile der Verkehrsmittel wünschen Sie sich im Jahr 2035?“ - ergab hingegen folgendes Bild:
- Zu Fuß: Jahr 2035 17 Prozent - heute 13 Prozent
- Fahrrad: Jahr 2035 28 Prozent - heute 17 Prozent
- PKW: Jahr 2035 30 Prozent - heute 58 Prozent
- ÖPNV: Jahr 2035 26 Prozent - heute 12 Prozent
Auffällig dabei, laut Muschwitz, der deutliche Rückgang beim PKW-Verkehr von heute 58 Prozent auf 30 Prozent in 2035. Womit sich für ihn, aber auch für Lünens Technischen Beigeordneten wieder die Eingangsfrage stellt: „Wie kriegen wir das hin?“
Wobei beiden ganz klar ist, dass es ohne die Bürgerschaft nicht geht. „Wir müssen die Menschen mitnehmen und ihnen alternative Wege zum Auto aufzeigen. Wir wollen das Auto nicht verdammen“, sagte der raumkom-Geschäftsführer in der Digital-Konferenz: „Rom wurde auch nicht an einem Tage erbaut. Das geht nur Schritt für Schritt, dafür braucht es einen komplexen Fahrplan. “ Und genau den sollen und wollen Muschwitz und sein Team liefern.
Bürger-Beteiligung
Vorher aber, und um die Bürger mit ins Boot zu holen, soll es womöglich nach den Sommerferien eine inhaltlich breit angelegte Mobilitätsveranstaltung in der Innenstadt und später dann auch noch Work-Shops geben.
Groß zu diskutieren gab es für die Ausschussmitglieder an diesem Abend nichts, handelte es sich doch vornehmlich um eine Bestandsaufnahme. Den Hinweis eines Ausschussmitglieds, dass der Lüner Hauptbahnhof keineswegs barrierefrei ist, sondern nur, „wenn der Aufzug dort auch einsatzbereit ist“, nahm Muschwitz dankend an.
Jahrgang 1968, in Dortmund geboren, Diplom-Ökonom. Seit 1997 für Lensing Media unterwegs. Er mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen.
