SSV-Chef Michael Merten wehrt sich gegen die Nutzungsgebühren der Stadt

© Jura Weitzel

SSV-Chef Michael Merten wehrt sich gegen die Nutzungsgebühren der Stadt

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Im Interview begründet Stadtsportverbandsvorsitzender Michael Merten, warum er Selms Sportvereine nicht existenzgefährdet sieht.

Selm

, 20.04.2020, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Michael Merten (59) bildet als Stadtsportverbandsvorsitzender ein Bindeglied zwischen Sportvereinen und Verwaltung. Der Polizist sieht die Selmer Sportvereine wegen ihrer Struktur als stark genug, um ohne Schäden aus der Corona-Krise hervorzugehen. Nicht einverstanden ist er aber damit, dass die Stadt weiter Nutzungsgebühren erhebt und hat sich deswegen eingemischt.

Herr Merten, das Coronavirus hat die Sportwelt im Griff. Wie nehmen Sie die Situation wahr?

Es ist eine einmalige, schlimme Sache, die wir erleben. Die alten Strategen werden so eine Situation zum letzten Mal im 2. Weltkrieg gehabt haben, dass Sport unmöglich war. Sportveranstaltungen sind verboten. Und es wäre auch hochgradig unverantwortlich, etwas zu riskieren. Wann der normale Wettkampfbetrieb wieder aufgenommen werden kann, weiß ich nicht.

Wie wirkt sich die Auszeit auf die Sportvereine in Selm aus, die Sie nach außen hin vertreten?

Ich weiß um die Nöte und die Problematik. In Selm haben wir aber das große Glück, dass wir hier keine Profimannschaften beherbergen. Bei den Fußballern fließt Geld - leider muss ich sagen. Aber ohne Geld ist ein Verein ja kaum noch in der Kreisliga A zu halten. Mit den anderen Amateurvereinen ist das aber nicht zu vergleichen.

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Sie meinen also, dass die Krise Selmer Vereine wegen ihrer beitensportlichen Ausrichtung weniger hart trifft?

Ich glaube, dass es nicht existenzbedrohend ist. Natürlich erleben wir eine Durststrecke und es ist eine große Last. Das will ich gar nicht runterspielen. Aber einen Tischtennis-Bundesligaverein, der Pleite ist, weil ihm ein Drittel des Budgets wegbricht, haben wir hier nicht. Das Geld spielt eine geringere Rolle.

Stimmen Sie zu: Dann bewährt sich ehrenamtliche Arbeit gerade als besonders krisensicher?

Der Vorteil des Ehrenamtes ist sicherlich groß, weil es hier diesen Mammon (Anm. d. Red: Reichtum, auch unredlich erworbener Gewinn) nicht gibt. Wenn man nicht vom Geld abhängig ist, fällt man auch nicht so weit runter.

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Wie verbringen Sie Ihre Zeit derzeit mit Sport?

Ich mache Fahrradtouren und habe auch den Eindruck, dass mehr Leute draußen sind: auf Inlinern, auf Rädern oder joggen gehen. Viele Leute sind an der frischen Luft aktiv. Wir besinnen uns darauf, was in der Natur möglich ist.

Wie beeinflusst das Coronavirus ihre Arbeit als Stadtsportverbandsvorsitzender?

Die Zahl der Anrufe bei mir kann ich genau sagen: Sie lag bei Null! Das liegt daran, dass die Vereine bei ihren Fachverbänden Kontakte haben. Und wenn sie bei mir landen, könnte ich höchstens vermitteln. Ansonsten arbeiten wir weiter an dem Projekt „Moderne Sportstätten“, bei dem jede Stadt ein Kontingent hat und Vereine Anträge stellen können, um Renovierungsarbeiten zu machen.

Wie stehen Sie zu den Sportstättennutzungsgebühren, die die Stadt Selm immer noch erhebt, obwohl die Sportanlagen geschlossen sind?

Ich habe einen Antrag an die Stadt geschickt und gebeten, dass die Vereine in der Zeit der geschlossenen Sportstätten davon befreit werden. Wir sind diesbezüglich mit der Stadt im Gespräch und hatten immer einen guten Draht zum Sportamt. Es gibt ja Vereine, die pro Monat eine Rechnung in dreistelliger Höher bekommen.

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