Durch den Ausfall zahlreicher Einnahmequellen, stehen Sportvereine aktuell vor finanziellen Herausforderungen. Die Vereine der Region scheinen aber gut gerüstet für die sportfreie Zeit zu sein.

von Carl Brose

Selm, Olfen

, 28.03.2020, 11:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Bereits seit knapp zwei Woche ist der Sport in der Region wegen des Coronavirus komplett stillgelegt. Die Sporthallen sind geschlossen, alle Veranstaltungen abgesagt. Das wirkt sich auf die Finanzen der Sportvereine aus. Viele der üblichen Einnahmequellen wie Kursgebühren oder Eintritts- und Sponsorengelder fallen nun weg. Die laufenden Kosten hingegen, bleiben größtenteils bestehen. Deswegen hat inzwischen der Landessportbund reagiert und kündigte finanzielle Hilfe für Vereine in Not an.

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„Wir haben die Vereine genau im Blick. Es fallen momentan viele der üblichen Einnahmen weg, das trifft einige von ihnen extrem. Wir sind uns der gesellschaftlichen Bedeutung von Vereinen bewusst und wollen sie natürlich erhalten“, sagt Frank-Michael Rall, Pressesprecher des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen. So soll ein Teil des Hilfsprogramms der Bundesregierung für die deutsche Wirtschaft auch an die Sportvereine fließen.

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Vereine in finanzieller Not können sich dafür über eine E-Mail-Adresse (Vereinsnotfall@lsb.nrw) an den Landessportbund wenden und dort ihre Notlage melden. „Wir können uns so einen Überblick über die Lage verschaffen. Die Vereine geben kurz und knapp eine Übersicht darüber welche Summe ihnen fehlt. Wir sammeln und sichten das alles zunächst dann“, erklärt Rall.

Erste Vereine melden sich beim LSB

In den ersten vier Tagen habe sich bereits eine Anzahl von Vereinen im „niedrigen dreistelligen Bereich“ beim Landessportbund gemeldet, so der Stand am Dienstag, 24. März. Rall rechnet aber mit einem weiteren Anstieg der Meldungen, da viele Verein sich zunächst erstmal einen Überblick über die finanziellen Ausfälle verschaffen müssten. Im Laufe der Woche sollen bereits die ersten Anträge abgeschlossen werden und die ersten Gelder fließen.

Bisher gehe es bei den Vereinen um „Beträge im Tausender-Bereich bis hin zu 20.000 Euro“, so Rall. Besonders betroffen seien Reitvereine aufgrund der hohen laufenden Kosten sowie Vereine, die sich vor allem über Kursangebote finanzieren.

Die Sportvereine in der Region sind bisher aber noch entspannt angesichts der außergewöhnlichen Lage. Sie profitieren von Finanzierungsmodellen, die sie zumindest vor den direkten Auswirkungen des Ausfalls des Trainings- und Wettbewerbsbetrieb schützen.

So baut beispielsweise die TGE Selm, die ein vielfältiges Angebot im Kinder- und Freizeitsport anbietet, auf Ehrenamtlichkeit und muss deshalb keine Gelder an Übungsleiter oder Vorstand zahlen. „Die vergangenen Tage und Wochen waren für uns natürlich auch aufregend und nicht ganz leicht. Wir haben früh den gesamten Trainingsbetrieb eingestellt. Noch haben wir aber keine großen finanziellen Einbuße zu verzeichnen“, sagt Gisela Groesdonk, stellvertretende Vorsitzende der TGE.

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Ein Großteil der Einnahmen des Vereins komme über die Mitgliedergebühren rein und diese würden bisher weiter bezahlt. So können auch weiter laufende Kosten bezahlt werden. „Wenn uns natürlich jetzt alle Mitglieder weglaufen würden, hätten wir ein Problem. Aber da setzen wir auch darauf, dass sie eine gewisse Solidarität zeigen“, so Groesdonk.

Mitgliedertreue ist die Hoffnung der Vereine

Ganz ähnlich sieht das auch bei anderen Vereinen in Selm aus. So setzt auch das K.1-Boxteam Selm seine Hoffnungen in die Treue ihrer Mitglieder. „Unsere Kredite laufen weiter und auch unsere Sportstätte muss weiter beheizt und gewartet werden. Die laufenden Kosten werden größtenteils noch durch die Mitgliedsbeiträge gedeckt“, erklärt Vorsitzender Ingo Milas.

Bisher sei noch kein Mitglied auf den Verein zugekommen und habe seinen Beitrag zurückgefordert. Auch die Sponsoren würden bisher noch „die Füße stillhalten“. Ein Absprung dieser sei zwar schmerzhaft, aber aktuell noch verkraftbar für den Verein.

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„Aktuell nervt einen vielmehr die Ungewissheit. Keiner weiß so richtig, wie es weitergeht. Das macht es nicht einfach. Als Kontaktsport werden wir den Sportbetrieb bestimmt auch als Letztes wieder aufnehmen“, so Milas. Deswegen habe er für seinen Verein auch weiter das Hilfsangebot des Landessportbunds im Auge, bisher sei ein Antrag für Unterstützung aber nicht notwendig.

Beim SuS Olfen fallen einige Einnahmen weg

Auch beim SuS Olfen fallen in den kommenden Wochen einige Einnahmen aus. Beispielsweise gibt es keine Eintrittsgelder mehr aus den Fußball-, Handball- und Volleyballspielen. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Speisen und Getränken brechen weg und auch aus dem Kursangebot kommt kein Geld mehr für den Verein.

„Diese Ausfälle sind für jeden Verein aktuell ein Problem, aber sie sind für uns nicht von herausragender Bedeutung und nicht für das wirtschaftliche Überleben notwendig. Bisher können wir alle Kosten weiter decken“, sagt Bernhard Bußmann, erster Vorsitzender des SuS Olfen.

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Ob der Verein aber doch noch auf zusätzliche finanzielle Unterstützung angewiesen sein wird, bleibe noch abzuwarten. „Wir müssen in unseren Abteilungen noch genau schauen, wo denn jetzt das Geld fehlt. Es wird auch von der Ausfalllänge abhängig sein. Noch ist das aber sehr hypothetisch“, so Bußmann.

Streitthema Sportstättennutzungsgebühren

In der aktuellen Situation profitieren die Olfener auch noch von einer Sonderregelung, die sie mit der Stadt Olfen abgeschlossen haben. So muss der Verein grundsätzlich keine Sportstättengebühren zahlen. Andere Vereine bleiben nun teilweise auf diesen Ausgaben sitzen, ohne die Sportstätten überhaupt nutzen zu können.

In Selm ist diese Problematik noch nicht endgültig gelöst. Die TGE Selm weiß aktuell noch nicht, ob sie diese Gebühren weiter zahlen muss. „Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass da Forderungen von der Stadt gestellt werden, solange wir die Hallen gar nicht nutzen können“, sagt Gisela Groesdonk. Auch der Landessportbund war bereits an die Kommunen herangetreten mit der Bitte, den Vereinen die Sportstättengebühren in diesen Zeiten zu erstatten.

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