
© Golfclub Nordkirchen
Coronavirus: Golfclub Nordkirchen meldet Kurzarbeit für Angestellte an
Coronavirus
Harte Zeiten für den Golfclub Nordkirchen, der infolge der Corona-Pandemie die Greens schließen musste. Der Verein hat mehrere Vereinsmitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Der Golflehrer hat ein Berufsverbot.
Beim Blick über den Zaun sieht man, dass der Rasen kurz gemäht ist. Die ersten Bäume bekommen Blätter. Das Wetter ist herrlich für Ende März. Doch Frühlingsgefühle kommen bei den Golfern des GC Nordkirchen dennoch nicht auf. Kleine weiße Golfbälle suchen derzeit nicht den Weg ins Loch. Der Nordkirchener Golfplatz ist wie alle anderen Sportstätten wegen der Corona-Krise geschlossen. „Ich war gestern noch an der Anlage. Mir hat etwas das Herz geblutet“, sagt Präsident Jan Preuß.
Normalerweise würde sich der Golfplatz und das schicke Vereinsheim mit Gaststätte und Terrasse jetzt, bei so guten Bedingungen, langsam mit Leben füllen. Die Anlage ist zwar ganzjährig offen und viele Hartgesottende spielen auch das ganze Jahr, doch es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass der Frühling der eigentliche Saisonstart ist. Aber: „Für uns heißt es Stillstand“, sagt Jan Preuß. Nachdem der Platz wegen Regenfällen einige Wochen geschlossen war, eröffnete er erst am Samstag, 14. März, wieder, um dann drei Tage später zwangsweise wieder zu schließen.
Warum dürfen Golfer nicht alleine an der frischen Luft spielen?
Das mag zunächst verwundern. Denn ihre Runden könnten die Golfer einzeln statt in Gruppen spielen. Und auf der 60 Hektar großen Anlage wären die Distanzen zwischen den 18 Loch naturgemäß gegeben. Trotzdem ist der Golfplatz dicht. Der Golfplatz ist eine Sportanlage - und die muss gemäß der Behördenauflagen geschlossen bleiben.

Vergangenes Jahr litt der Golfplatz in Nordkirchen arg unter der Trockenheit. Dieses Jahr wird er wegen des Coronavirus gar nicht erst bespielt. © Goldstein
Kein Protest von den Golfern: „Wir fühlen uns der sozialen Verantwortung verpflichtet“, erklärt Preuß. Der Präsident lebt in Dülmen in unmittelbarer Nähe des Sportplatzes der dort ansässigen DJK Sportfreunde Dülmen mit 20 Mannschaften. „Da kicken viele Jugendliche, da herrscht eigentlich reges Treiben. Auch wenn Golfer isolierter Sport treiben, kann man das Golfspielen da nicht ausnehmen. Es ist ein Akt der Solidarität“, sagt Preuß.
Andreas Rössler trifft das Berufsverbot für Golflehrer
Zu einschneidenden Konsequenzen musste der Verein sich mit seinen 900 Mitgliedern, davon 660 zahlenden, trotzdem zum Wochenstart durchringen. Für die Verwaltungsangestellten und Golftrainer Andreas Rössler, der unter einem Berufsverbot leidet, hat der Verein vorerst Kurzarbeit angemeldet. Geschlossen sind auch die verpachteten Bereiche: der Golfshop, die Driving Range und die Gastronomie.
Doch für Andreas Rössler, der seit 35 Jahren im Golfclub Nordkirchen spielt, geht die Welt nicht unter. „Der Verein ist mehr oder weniger meine Heimat. Es geht nicht nur um das Geld“, sagt er. Normalerweise verbringt Rössler oft Sechs-Tage-Wochen mit weit mehr als 40 Stunden auf der Anlage, derzeit sind es deutlich weniger.
Mehrere Standbeine, aber alle haben mit Golf zu tun
Das Einkommen des Vereinsangestellten, bei dem viele Fäden zusammenlaufen, resultiert aus mehreren Geschäften, die alle die gleiche Säule haben: Golf. Rössler betreibt die Driving Range zum Training von Abschlägen, gibt Trainerstunden, organisiert Veranstaltungen, betreut Gäste und vertreibt zudem Schläger.

Golflehrer Andreas Rössler befindet sich wegen des Coronavirus unfreiwillig in Kurzarbeit. © Malte Woesmann (A)
Doch derzeit fehlt einfach der Sport als Grundlage. Wie hoch seine Einbußen sind, könnte Rössler zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht überblicken. Doch die meisten seiner Standbeine seien „auf null“ heruntergefahren.
Verein entgeht die Platzmiete durch Gäste
Dem Verein selbst gehen auch Einnahmen verloren. Etwa das Greenfee, eine Abgabe, die auswärtige Golfer für das Spielen von 18 Loch zahlen. Die Gebühr liegt bei 50 Euro an Wochentagen, bei 70 Euro am Wochenende. Existenzbedroht sieht der Vereinschef seinen Golfclub aber nicht: „Es ist eine Krise, die wir hoffentlich gut wegstecken.“
Die Vorbereitungen auf eine baldige, aber nicht datierbare Wiedereröffnung laufen unterdessen. Die sechs Greenkeeper, die der Verein zur Platzpflege beschäftigt, sind weiter im Dienst. „Das Gras wächst ja weiter“, scherzt Preuß - und schließlich will der Club dann, wenn es wieder losgeht, optimale Platzverhältnisse bieten können.
Preuß geht davon aus, dass die Anlagen nicht ewig zu bleiben. Auch, weil er Sport als Ventil sieht. „Ich sehe uns früher öffnen, als Fußballfans in die Stadien gehen“, sagt Preuß. Der promovierte Internist zeigt sich optimistisch: „Wir müssen den Kopf oben halten und dürfen nicht in eine Depression verfallen.“
Sportler durch und durch, der auch für alle Sportarten außerhalb des Fußballs viel übrig hat. Von Hause aus Leichtathlet, mit einer Faszination für Extremsportarten, die er nie ausprobieren würde. Gebürtig aus Schwerte, hat volontiert in Werne, Selm, Münster und Dortmund.
