Dezimierter TuS Haltern in der Krise „Es war klar, dass wir nur dann konkurrenzfähig sind“

Krise beim TuS Haltern: „War klar, dass wir nur dann konkurrenzfähig sind“ - Talent längst weg
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„Nach dem Spiel gegen Bockum-Hövel hatten wir uns genau die umgekehrte Reaktion erhofft“, sagt Lukas Große-Puppendahl über die Situation beim TuS Haltern am See. Mit 4:1 gewann sein Team am 8. Oktober, feierte damals den zweiten Saisonsieg in der Westfalenliga 1. Ein Punkt Rückstand war es damals auf den ersten Nichtabstiegsplatz. Nun sind es fünf – und der TuS ist ganz unten in der Tabelle angekommen.

Die Hoffnung, dass nach dem zweiten Sieg der Knoten geplatzt ist und die Mannschaft einen kleinen Push bekommt, ist verflogen. „Leider war ein bisschen das Gegenteil der Fall“, so der Trainer. „Ich weiß nicht, ob die Erleichterung vielleicht zu groß war und danach die Intensität ein bisschen verloren gegangen ist.“

Ein großes Problem aktuell ist aber vor allem auch der Kader. „Dadurch wird es extrem schwierig, sich auch inhaltlich gut vorzubereiten“, sagt er. „Sonntag war im negativen Sinne der Höhepunkt.“ Beim 0:4 im Kellerduell gegen Aufsteiger FC Nordkirchen hatte Große-Puppendahl gerade mal elf fitte Spieler zur Verfügung. „Neun davon waren Defensivspieler“, stellt er fest. „Das macht sich bemerkbar.“

Kerim Cakalli ist nicht mehr Spieler des TuS Haltern

Die Liste der Ausfälle ist zuletzt nicht unbedingt kleiner geworden. Lorenz Niedrig macht sein Knie weiter zu schaffen, Paul Keller fehlt auch schon länger. Nils Fabisiak muss seit dem Pokal-Aus beim Landesligisten SV Dorsten-Hardt eine Schiene tragen, der Flügelspieler erlitt eine Knochenabsplitterung am Finger. Niyazi Baysan wurde für seine Rote Karte im Pokal für vier Spiele gesperrt, muss noch dreimal zugucken.

Kapitän Jonah Sandkühler (r.) und der TuS Haltern am See, hier im Kreispokal-Duell beim ETuS, haben am vergangenen Spieltag die rote Laterne der Westfalenliga 1 übernommen.
Kapitän Jonah Sandkühler (r.) und der TuS Haltern am See, hier im Kreispokal-Duell beim ETuS, haben am vergangenen Spieltag die rote Laterne der Westfalenliga 1 übernommen. © Blanka Thieme-Dietel (Archiv)

„Es war ja vorher klar, dass wir nur konkurrenzfähig sind, wenn wir überwiegend alle Mann an Bord haben“, sagt Lukas Große-Puppendahl deutlich. „Wir haben uns die letzten Tage zusammengesetzt und offen und ehrlich darüber gesprochen.“ Beim TuS Haltern am See gehe es eben nur über das Kollektiv. „Wir haben ja nicht diese Unterschiedsspieler, wie sie vielleicht andere haben.“

Verletzungen, Arbeit, Privates – Gründe für Ausfälle beim Tabellenletzten gibt und gab es verschiedenste. Im Laufe der bisherigen Hinrunde schrumpfte der Kader auch noch aufgrund zweier Abgänge. Vor wenigen Wochen trennten sich die Wege des Vereins und Torwart Ubeyd Güzel, der im Sommer 2022 nach einer kurzen Phase bei Westfalia Herne zurückgekehrt war.

Schon einige Wochen länger gehört Kerim Cakalli nicht mehr zum Kader, wie nun bekannt geworden ist. Der zentrale Mittelfeldspieler, im Sommer aus der eigenen A-Jugend gekommen, und der TuS haben sich ebenfalls getrennt. „Er hatte privat einiges zu tun, wodurch er fast gar nicht mehr trainieren konnte. Da haben wir gemeinsam, vor allem auch er, gesagt, dass es so keinen Sinn macht.“

Kerim Cakalli half einige Male in der zweiten Mannschaft des TuS Haltern am See aus, doch schon da konnte er kaum trainieren. Mittlerweile haben sich die Wege des Mittelfeldspielers und des Vereins getrennt.
Kerim Cakalli half einige Male in der zweiten Mannschaft des TuS Haltern am See aus, doch schon da konnte er kaum trainieren. Mittlerweile haben sich die Wege des Mittelfeldspielers und des Vereins getrennt. © Blanka Thieme-Dietel (Archiv)

Wie geht es nun weiter bei den Halternern? Zumindest von den Langzeitverletzten kehrt vorerst keiner zurück. Vor dem Heimspiel gegen RW Maaslingen haben sich aber zumindest wieder ein paar Spieler mehr für das Training angekündigt. Lukas Große-Puppendahl weiß aber auch: „Wenn du ein bisschen raus warst oder nur einmal die Woche trainieren kannst, reicht es für die Liga nicht.“

Lukas Große-Puppendahl und Oliver Bautz im Kader

Gegen Nordkirchen stand er sogar aus der Not heraus selbst mal wieder in der Kaderliste. Gespielt hätte er aber nur, wenn es wirklich nicht mehr anders gegangen wäre. Auch Torwarttrainer Oliver Bautz wurde für den absoluten Notfall eingetragen. Denn der zweite Keeper Philipp Hirsch musste vorher noch in der zweiten Mannschaft aushelfen, schaffte es dadurch nicht pünktlich zum Auswärtsspiel des TuS.

Die aktuelle Situation bezeichnet Große-Puppendahl – simpel, aber eben auch passend – als schwierig. „So ein bisschen sind uns da ja auch die Hände gebunden, das ist wohl das Schlimmste.“ Dass es auch anders laufen kann, habe man – trotz einiger Niederlagen – zu Beginn der Saison gesehen.

„Bis Mitte September hatten wir durchgehend 18 bis 20 Leute. Da war die Leistung ziemlich gut.“ Damals scheiterte es beim TuS eher an der fehlenden Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor, gespielt wurde grundsätzlich durchaus überzeugend. Nicht wie zuletzt beim 0:4 gegen den FC Nordkirchen.

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