
Tim Strotmann wird nach seinem Wechsel vom HSC Haltern-Sythen zur PSV Recklinghausen das blaue Trikot mit dem hellgrünen tauschen - und so manchen alten Bekannten wiedertreffen. © Thomas Braucks
Tim Strotmann über Wechsel zur PSV: Mit Brüderchen und mit Bock auf die Liga
Handball
Für die PSV Recklinghausen kommt seine Verpflichtung einem Königstransfer gleich: Tim Strotmann verlässt den Handball-Oberligisten HSC Haltern-Sythen und wechselt zum künftigen Landesligisten.
Lange war er weg, irgendwie. Studium und Coronapause im westfälischen Handball sorgten dafür, dass Tim Strotmann sich rar machte. Im Januar tauchte der 27-Jährige wieder auf und bot seine Dienste im Halterner Schulzentrum an. Der HSC hatte in der Oberliga in die Abstiegsrunde gemusst, war verletzungsgeplagt - da war jeder Spieler von Klasse willkommen. Vor allem, wenn er aus dem Rückraum für Torgefahr sorgen kann.

Tim Strotmann hatte 2019 großen Anteil am Oberliga-Aufstieg des HSC Haltern-Sythen und in dieser Saison am Klassenerhalt. © Blanka Thieme-Dietel
Der Rest ist mittlerweile Geschichte: Als Tabellenzweiter beendete der HSC die Runde, blieb sicher in der Liga. Trotz etlicher Corona-Fälle im Team, trotz Spielausfällen und englischen Wochen mit einigen weiten Fahrten ins Ostwestfälische. Und alles obwohl der Verein frühzeitig mitgeteilt hatte, nicht mit Trainer Gerard Siggemann über die Saison hinaus zu planen, und obwohl ebenfalls frühzeitig festgestanden hatte, dass eine Reihe von Leistungsträger den Klub in Richtung des neuen Drittligisten VfL Gladbeck verlassen werden.
Tim Strotmann war einer der Aufstiegshelden, die den HSC Haltern-Sythen im Frühjahr 2019 in die Oberliga warfen. Heute sagt er mit Blick auf die ganzen Umstände der abgelaufenen Spielzeit: „Ich glaube, der Klassenerhalt in dieser Saison ist ein größerer Erfolg als der Aufstieg damals.“ Alle seien in dieser schwierigen wie turbulenten Zeit beim HSC noch einmal zusammengerückt. „Was die Mannschaft trotz der Ausfälle geleistet hat, war eine wahnsinnige Leistung“, sagt Tim Strotmann.
Nun also geht auch der Noch-27-Jährige. Es sind keine rein sportlichen Gründe, die ihn zur PSV führen: „Oberliga traue ich mir ja durchaus weiter zu“, sagt er. Aber sein Leben hat sich verändert: Strotmann ist in einer Unternehmensberatung in Düsseldorf tätig. Aus Münster, von wo es verhältnismäßig leicht war, nach Haltern zu fahren, ist er wieder in seine Heimatstadt Recklinghausen gezogen, wohnt nur ein paar hundert Meter von der Halle Nord entfernt.
Aber die wichtigsten Gründe für einen Wechsel seien die gewesen: „Endlich kann ich mal mit meinem Bruder Nico zusammenspielen. Und auch, dass Klaus Steinkötter Trainer wird in Recklinghausen, hat eine Rolle gespielt.“ Steinkötter war Trainer in Haltern, als Strotmann vom damaligen HSC Eintracht Recklinghausen an den Stausee wechselte. „Kontakt haben wir immer gehalten“, berichtet Strotmann. „Er ist ein top Trainer - einer, der zur PSV passt.“
In Recklinghausen spielen bereits die in Haltern ausgebildeten Berg-Brüder Philipp und Simon, demnächst also auch die Strotmann-Brüder Tim und Nico. Tim Strotmann freut sich, sagt: „Berufsbedingt muss ich halt zusehen, was geht. Aber die Liga ist mir eigentlich egal. Ich glaube, wir haben schon eine gute und junge Mannschaft und den richtigen Trainer. Das wird eine coole Zeit.“
Machen die Spielplaner keinen Strich durch die Rechnung, dürfte die kommende Landesliga-Saison eine aus Sicht des Handballkreises Industrie hoch spannende werden. Neben der PSV dürften HSG Rauxel-Schwerin, FC Erkenschwick und HSC Haltern-Sythen II dabei sein.
Nicht zu vergessen Aufsteiger ETG Recklinghausen, bei dem es ein Wiedersehen mit Nick Andersen geben dürfte, mit dem Tim Strotmann lange Zeit zusammengespielt hat. „Aber da ist ja nicht nur Nick, da sind auch noch viele andere in anderen Vereinen. Die Handballwelt ist klein, man kennt sich eben“, sagt Tim Strotmann, dem man die Vorfreude bereits anhört: „So schön und erfolgreich das letzte halbe Jahr Oberliga auch war: Aktuell fahre ich lieber samstags 20 Minuten nach Erkenschwick, als an einem Sonntag zwei Stunden nach Mennighüffen.“
Sport ist Mord? Vielleicht. Garantiert ist Sport gesellig, spannend und spaßig - und damit berichtenswert. Wenn nicht gerade die Halbzeitwurst mit Senf lockt, geht’s vorzugsweise in Laufschuhen an die eigenen überzähligen Kalorien. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg - wie der Sport eben so ist.
