Manfred Schnieders, FLVW-Vizepräsident, hat sich zu den jüngsten Entwicklungen geäußert. © imago/foto2press

Amateurfußball

Aufstiegsaspiranten ärgern sich nach FLVW-Empfehlung: Folgt eine Klagewelle?

Der FLVW hat am Donnerstag eine Empfehlung herausgegeben, wie die aktuell unterbrochene Spielzeit gewertet werden soll. Einige Vereine wollen dagegen vorgehen und haben ein klares Ziel.

Dortmund

, 01.05.2020 / Lesedauer: 5 min

Die ersten Weichen für eine Entscheidung, wie mit der aktuell unterbrochenen Saison im Amateurfußball in Westfalen verfahren wird, hat der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) mit seiner Empfehlung am Donnerstag gestellt. So schreibt der Verband in der Empfehlung, dass die Saison 2019/20 abgebrochen werden und nicht annulliert, sondern gewertet werden solle. In die Wertung fließt mit ein, dass es dabei keine Absteiger geben solle.

Zur Wertung der Saison 2019/20 und zur Ermittlung der Aufsteiger wird der Verbandsfußballausschuss bis kommenden Dienstag (5. Mai) eine Beschlussvorlage an das Präsidium geben. Für die Wertung gibt es noch drei zu diskutierende Varianten: Hier kommt entweder die Quotientenregel zur Anwendung, alternativ wird die Hinrundentabelle oder die Tabelle vom 13. März - dem Tag des Abbruches - gewertet.

Erste Teams dürfen jubeln

Jubeln dürfen demnach nun die Teams, die im Abstiegskampf gesteckt haben und jene Klubs, die in den oberen drei genannten Wertungsszenarien jeweils auf Platz eins stünden. Ärgern müssen sich dagegen Vereine, die im Aufstiegskampf stecken, dort allerdings in keinem Szenario den ersten Platz belegen.

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Aus Dortmund ist das der Landesligist TuS Bövinghausen, derzeit Tabellenzweiter der Landesliga 3. Die Bövinghausener haben aktuell sieben Punkte Rückstand auf den Tabellenführer SV Wacker Obercastrop. Dabei hat der TuS ein Spiel weniger als der Spitzenreiter absolviert. Dass nun nur Obercastrop aufsteigen solle, ärgert den Vorsitzenden des TuS Bövinghausen, Ajan Dzaferofski.

TuS Bövinghausen prüft rechtliche Schritte

Der Verein wolle nun ein Schreiben an den Verband aufsetzen, um auf die Problematik in den Ligen aufmerksam zu machen. „Wir prüfen auch rechtliche Schritte. Das Gutachten sagt, dass nicht zum Nachteil eines Vereins entschieden werden darf. Diesen Nachteil hätten wir aber, wenn wir nicht aufsteigen“, sagt Dzaferofski, dessen Ziel es ist, sich eine Wildcard für die Westfalenliga zu erkämpfen.

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Was meint Dzaferofski genau? Der TuS-Vorsitzende verweist damit auf eine Passage der Empfehlungsmitteilung, die der FLVW am Donnerstag auf seiner Homepage veröffentlichte. Dort wird Manfred Schnieders, FLVW-Vizepräsident Amateurfußball, wie folgt zitiert: „Die zuständigen Rechtsexperten haben ganz klar formuliert, dass ein Saisonabbruch – auch bei höherer Gewalt wie der Corona-Pandemie – nicht zum Nachteil der Vereine gewertet werden soll“. Nicht zum Nachteil aller Vereine?

Manfred Schnieders äußert sich

Wir haben Schnieders am Freitagmittag mit dieser Passage der Empfehlungsmitteilung konfrontiert. Schnieders: „Die Aufstiegsregelung ist damit nicht gemeint, sondern die Abstiegsregelung. Wir orientieren uns an der Aufstiegsordnung der vorherigen Saison“, sagt Schnieders. Danach steige der jeweilige Meister auf - nicht der Tabellenzweite oder -dritte.

Gänzlich ausschließen wolle Schnieders es aber nicht, dass es Einzelfalllösungen geben könnte. „Wir müssen uns die Ligen genau anschauen und wollen dann eine Linie finden, um die große Masse abzudecken. Wir wollen ein möglichst geringes Klagerisiko eingehen“, sagt Schnieders, der dann betont: „Es ist eher unwahrscheinlich, dass Tabellenzweite- oder dritte aufsteigen“.

Eine ganz ähnliche Problematik begleitet auch den A-Ligisten SG Gahmen. Die Lüner sind - ebenso wie der TuS Bövinghausen Tabellenzweiter - und wollen unbedingt aufsteigen. Musa Sagculu ist zweiter Geschäftsführer bei den Gahmenern. Auch die SGG prüfe nun rechtliche Schritte.

„Wir haben schon mit einem Juristen telefoniert. Wir wollen keinen Ärger, wollen aber unsere Rechte prüfen. Wir sind der Meinung, dass wir aufsteigen können. Warum bestraft der Verband Mannschaften, die hart gekämpft haben?“, sagt Sagculu, der ebenso wie Dzaferofski vom TuS Bövinghausen eine Wildcardregelung anstrebt.

Gahmen steht auf dem Relegationsplatz

Die Gahmener stehen derzeit auf dem Relegationsplatz in der Kreisliga A2 Dortmund, liegen acht Punkte hinter dem Spitzenreiter BW Alstedde, der nun laut Empfehlung aufsteigen solle.

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Fan einer Wildcard-Regelung ist man auch beim DSC Wanne-Eickel. Der Tabellenzweite der Westfalenliga 2 hätte sportlich ebenfalls noch die Chance gehabt, Meister zu werden und damit in die Oberliga aufzusteigen. Sechs Punkte trennen den DSC vom Tabellenführer SG Finnentrop/Bamenohl, wobei Wanne-Eickel bislang ein Spiel weniger gespielt hat.

Wanne-Eickel befürwortet Wild-Card-Regelung

„Wir warten die offizielle Aufstiegsregelung ab. Wir wünschen uns aber eine Wildcard-Regelung, analog zum Handball, sodass auch der Zweite die Möglichkeit hat, aufsteigen zu können“, sagt Torsten Biermann, Vorsitzender des DSC. Der Westfalenligist präferiere für die Wildcard-Regelung die Tabelle der Hinrunde. „Die ist nämlich abgeschlossen“, sagt Biermann.

Entscheidet der Verband zum Nachteil des DSC dann wolle sich auch Wanne-Eickel rechtlich beraten lassen. „Wir müssen dann aber auch schauen, inwieweit ein juristischer Schritt Aussicht auf Erfolg hätte“, so Biermann.

Oberliga auf 22 Klubs aufstocken?

Ajan Dzaferofski und sein TuS Bövinghausen schlagen vor, dass der Verband neben den Bezirksliga- und Landesliga-Staffeln auch jene der Westfalenliga erhöht werden. „Man hätte dann drei Westfalenligen. Die Oberliga könnte man danach auf 22 Mannschaften erhöhen“, sagt Dzaferofski und ergänzt: „Die Mannschaften, die pro Saison keine Lust haben, zwei, drei Spiele mehr zu machen, sind fehl am Platz“.

Manfred Schnieders macht auf eine dritte Westfalenliga-Staffel aber nur wenig Hoffnung. „Eine dritte Westfalenliga-Staffel halte ich für unwahrscheinlich. Aus den Landesligen werden nur vier Mannschaften hochkommen. Die Spielrunde in den anderen beiden Ligen wird aber umfangreicher“, sagt Schnieders.

Dröschede wartet weiter ab

Es gibt aber auch Vereine, die die Lage noch entspannt beobachten. Der Landesliga-Klub FC Borussia Dröschede ist Tabellenzweiter in der Staffel zwei, führt aber nach der Hinrundentabelle und nach der Quotientenregel die Tabelle an. „Wir warten die Geschichte ab. Vorher ist es schwierig, eine Prognose abzugeben. Ich kann mir aber vorstellen, dass es auch Einzelfalllösungen geben wird“, sagt Uwe Ginsberg, Vorsitzender der Borussia.

Michael Linke ist Vorsitzender beim ASC 09 Dortmund. Seine Reserve steht momentan im Aufstiegskampf der Kreisliga A1 Dortmund. Die Aplerbecker sind Tabellendritter, haben einen Punkt Rückstand auf Tabellenplatz eins, den die DJK BW Huckarde belegt. Von einer Klage sieht der Verein aber jetzt schon ab. „Wir werden nicht klagen. Wir werden die Entscheidung des Verbandes akzeptieren“, sagt Linke, betont aber auch ganz klar: „Wenn es eine Lösung mit Wildcard gibt, beantragen wir die natürlich.“

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